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Kenny
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Anzahl der Antworten 355
zuletzt 26. März

Junghund Aggression andere Hunde

Hi zusammen, ich bin seit 1 1/2 Monaten stolzer Besitzer eines 10 monatigen Cane Corso Rüden. Wir sind eine vierköpfige Familie (2 Söhne, 8 und 5) aus dem Sauerland. Sein Name ist Nacho und ich habe ihn von einer Familie mit 4 Kindern und zwei weiteren Hunden (junger Boxer und älterer Spitz-Rudelführer). Was soll ich sagen? Er ist perfekt mit einem Haken: Aggression gegenüber anderen Hunden Er ging in die Leine, bellt manchmal und manchmal auch nicht, fängt an sich auf die Hinterläufe zu stellen etc. Es kam auch schon zu einer Beißerei. Sein Ziel ist es definitiv zuzubeißen. Nach der genannten Beißerei habe ich Konsequenzen gezogen und einen Zahn zugelegt, was Strenge und Disziplin angeht (zu Hause kein Spielzeug, nur auf dem Platz bleiben, nur streicheln, wenn ich es will etc.). Dazu bin ich wesentlich deutlicher mit Kommandos und habe ihm bei 2-3 darauf folgenden Hundebegegnungen, wo er in die Leine ging, deutlich und mit einer gewissen Härte zu verstehen gegeben, dass ich das nicht will und ich der Entscheider bin. Danach hatte er tatsächlich den Fokus bei mir, wenn wir anderen Hunden begegnet sind und nun kann ich auch mit positiver Verstärkung arbeiten. Es ist mit der Kombination viel viel besser geworden und wir können mittlerweile viel entspannter an anderen Hunden vorbei. Er schaut mich automatisch an (hab viel mit ihm geübt) und wird entsprechend belohnt. Was noch bleibt ist eben sein grundsätzlich aggressives Verhalten gegenüber anderen Hunden, zum Beispiel wenn ein anderer Hund fixiert oder bellt, aber auch manchmal eben ohne ersichtlichen Grund. Hierzu übe ich am Rand von eingezäunten Hundewiesen. Ich lasse ihn ca. 1m an den Zaun ran und dann kommen auch meist schon die ganzen Hunde zu uns/ihm. Da reagiert er dann ebenfalls aggressiv (mehrere Hunde, teils frontaler Zulauf von der anderen zwei Seite, teils Hunde mit großer Klappe hinter dem Zaun etc.). Auch hier gebe ich ihm zu verstehen, dass ich das Verhalten nicht dulde, beruhige ihn und arbeite anschließend wieder mit positiver Verstärkung, wenn er in Anwesenheit dieser Hunde ruhig bleibt. Dazu muss man auch noch wissen, dass er nur bei der ersten Begegnung aggressiv reagiert hat: Wenn ich mit dem anderen Halter und Hund für ein paar Minuten parallel laufe bis er sich beruhigt hat, dann geht es wieder. Vereinzelt spielt er dann sogar mit dem anderen Hund, wenn der andere sicher ist und beide von der Leine gelassen werden. Da mache ich zur Sicherheit immer erstmal einen Maulkorb dran, der dann ab kommt, wenn beide Halter sicher sein können, dass er cool bleibt. Manchmal funktioniert es und manchmal eben auch nicht, trotz intensiver Vorbereitung (nebeneinander her laufen, quatschen mit dem andern Besitzer etc.). Das letzte Mal war mit einer Boarder Collie Dame, die als Therapie Hund für Menschen eingesetzt wird. Sie ist die Ruhe selbst, aber auch bei ihr ging er nach ein paar Minuten Ruhe in den Angriffsmodus. Ich lese hier viele Beiträge von Haltern, die das gleiche Problem (Aggression bei anderen Hunden) haben. Drei Fragen dazu: 1. Gibt es unter euch Leute, die das komplett in den Griff bekommen haben? Es geht mir nicht darum, dass der Hund mit jedem spielt sondern nur, dass er nicht mehr (so stark) reagiert. 2. Die Frage gilt sowohl für die, die es komplett in den Griff bekommen haben, aber auch die die, die noch dran arbeiten: Wie trainiert ihr mit den Hunden Hundebegegnungen? Bin für jede Anregung dankbar. 3. Gibt es irgendeinen unter euch, der seinen Cane Corso sorglos fremde Hunde, evtl. auch mehrere gleichzeitig, kennenlernen lassen kann? Er braucht wie gesagt nicht mit ihnen zu spielen und kann sich gerne abwenden oder zeigen, dass er kein Bock hat...Nur soll er halt nicht beißen oder aggressiv werden. Mein ultimatives Ziel ist es, dass er sich durch andere Hunde, egal wie blöd sie sich verhalten (außer natürlich, wenn sie ihn angreifen etc.), nicht aus der Ruhe bringen lässt, bzw. die in ihm brodelnde Aggression durch Neutralität, gesunde Neugier und Offenheit anderen Hunden gegenüber zu ersetzen. Ansonsten ist Nacho einfach ein Traumhund! Freu mich auf eure Rückmeldungen und Tipps! LG Kenny
 
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Julia 🐾Nero
16. März 12:35
Mir ging es nicht darum, dass die Korrektur bei uns schlecht gesetzt war. Das ist mir klar. Sondern, dass man auch ohne harte Korrektur das Ziel erreichen kann, selbst bei einem sehr "aggressiven" Hund. Wir haben unser Ziel weder über komplette Isolation vom Trigger noch über das verhalten Unterbrechende Korrektur erreicht (deine zwei Möglichkeiten). Sondern durch positive Verstärkung und viel Arbeit in dem Bereich, wo der Hund noch verhältnismäßig entspannt ist. Ich habe auch nicht daraus abgeleitet, dass Korrekturen nicht hilfreich sind. Ich habe sogar extra am Ende geschrieben, dass eine sinnvoll vom Profi gesetzte und auf das Tier angepasste Korrektur durchaus sinnvoll sein kann. Ich habe nur gesagt, dass bei MEINEM Typ Hund eine Korrektur in der Situation garantiert nicht zum Ziel führen würde. Der hat nämlich in seiner Vergangenheit gelernt, dann nur noch umso stärker dagegen zu halten.
Ich will mich nicht streiten, aber deine Darstellung von Korrektur als Trainingsansatz ist einfach (absichtlich oder unabsichtlich) dermaßen gefärbt, dass ich da keine ehrliche Auseinandersetzung sehen kann ("richtig stark körperlich verletzen", "nicht verteufeln", "harte Korrektur", "Nerven verlieren") .

Dein Hund wurde nie sinnvoll und strategisch korrigiert, stattdessen über einen längeren Zeitraum höchst emotionalen Ausbrüchen ausgesetzt, die du als Korrektur bezeichnest. Aber du bist fest entschlossen, dass es bei deinem Hund garantiert nicht funktionieren würde. Woher kommt diese Sicherheit?
Das gleicht doch eher einer Ideologie.

Und was machst du mit Hunden, die keinen Wohlfühlbereich zum Trigger haben?
 
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Nadine
16. März 12:56
Ich will mich nicht streiten, aber deine Darstellung von Korrektur als Trainingsansatz ist einfach (absichtlich oder unabsichtlich) dermaßen gefärbt, dass ich da keine ehrliche Auseinandersetzung sehen kann ("richtig stark körperlich verletzen", "nicht verteufeln", "harte Korrektur", "Nerven verlieren") . Dein Hund wurde nie sinnvoll und strategisch korrigiert, stattdessen über einen längeren Zeitraum höchst emotionalen Ausbrüchen ausgesetzt, die du als Korrektur bezeichnest. Aber du bist fest entschlossen, dass es bei deinem Hund garantiert nicht funktionieren würde. Woher kommt diese Sicherheit? Das gleicht doch eher einer Ideologie. Und was machst du mit Hunden, die keinen Wohlfühlbereich zum Trigger haben?
Über einen längeren Zeitraum... Es handelt sich dabei um eine handvoll Ausbrüche über ein gutes Jahr. In Situationen, wo er mich oder meinen Partner gebissen hat - und da auch längst nicht jedes mal.

Ich habe auch in 2-3 Situationen mit mMn sehr gutem Timing "korrigiert", zum Beispiel wenn er an der Leine auf Katzen los wollte oder auf meinen Vater los gesprungen ist, ich dazwischen gesprungen bin und er - als er keinen Ansatz des stoppens gezeigt hat - auch 3m nach hinten geflogen ist.
Auch bei einem Tierarzt, der ihn (ohne mein zutun) "korriert" hat, war die einzige Konsequenz die er daraus gezogen hat, dass er nur noch aggressiver wird dem Mann gegenüber. Dieser Hund reagiert auf Druck mit gegendruck, das ist einfach Fakt. Ich kenne meinen Hund.

Darüber möchte und werde ich auch nicht weiter diskutieren.

Was definierst du als Wolfühlbereich zum trigger? Wir hatten anfangs totale Eskalationen auf 200m, wo er auf nichts mehr reagiert hat. Wie ich daran gearbeitet habe, hab ich bereits vor Tagen beschrieben.

Aber darum geht es doch auch überhaupt nicht. Der einzige Punkt den ich hier machen möchte ist, dass es nicht nur "komplett vermeiden oder (einmalige) kernige Korrektur" gibt, um das Verhalten zu ändern.

Das ist völlig unabhängig davon, ob ich völlig falsch korrigiert habe oder nicht. In jedem Fall war es bei uns nicht das, was ans Ziel geführt hat, sondern eher komplett unnötig und kontraproduktiv. Die Tatsache, dass ich durchaus in mich komplett überfordernden Momenten auch mal (!!!!) körperlich mit meinem Hund geworden bin, habe ich einzig und alleine erwähnt um klar zu machen, dass das jedem passieren kann und zwar nicht fair ist, aber einfach menschlich. Egal ob man sonst positiv trainiert oder nicht.
 
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Julia 🐾Nero
16. März 13:17
Über einen längeren Zeitraum... Es handelt sich dabei um eine handvoll Ausbrüche über ein gutes Jahr. In Situationen, wo er mich oder meinen Partner gebissen hat - und da auch längst nicht jedes mal. Ich habe auch in 2-3 Situationen mit mMn sehr gutem Timing "korrigiert", zum Beispiel wenn er an der Leine auf Katzen los wollte oder auf meinen Vater los gesprungen ist, ich dazwischen gesprungen bin und er - als er keinen Ansatz des stoppens gezeigt hat - auch 3m nach hinten geflogen ist. Auch bei einem Tierarzt, der ihn (ohne mein zutun) "korriert" hat, war die einzige Konsequenz die er daraus gezogen hat, dass er nur noch aggressiver wird dem Mann gegenüber. Dieser Hund reagiert auf Druck mit gegendruck, das ist einfach Fakt. Ich kenne meinen Hund. Darüber möchte und werde ich auch nicht weiter diskutieren. Was definierst du als Wolfühlbereich zum trigger? Wir hatten anfangs totale Eskalationen auf 200m, wo er auf nichts mehr reagiert hat. Wie ich daran gearbeitet habe, hab ich bereits vor Tagen beschrieben. Aber darum geht es doch auch überhaupt nicht. Der einzige Punkt den ich hier machen möchte ist, dass es nicht nur "komplett vermeiden oder (einmalige) kernige Korrektur" gibt, um das Verhalten zu ändern. Das ist völlig unabhängig davon, ob ich völlig falsch korrigiert habe oder nicht. In jedem Fall war es bei uns nicht das, was ans Ziel geführt hat, sondern eher komplett unnötig und kontraproduktiv. Die Tatsache, dass ich durchaus in mich komplett überfordernden Momenten auch mal (!!!!) körperlich mit meinem Hund geworden bin, habe ich einzig und alleine erwähnt um klar zu machen, dass das jedem passieren kann und zwar nicht fair ist, aber einfach menschlich. Egal ob man sonst positiv trainiert oder nicht.
Ich verurteile deine Reaktionen doch gar nicht.

Mir geht es nur darum klar zu differenzieren, dass zwischen Kragen platzen und körperlich werden und Korrektur im Training Welten liegen. Es wird aber immer vermischt.

Also man ist sauer und schreit den Hund an, Lerneffekt Null und dann heißt es, Korrekturen oder positive Strafe funktionen nicht.

Das ist aber kein Training, sondern ein emotionaler Ausbruch, das sollte man einfach nicht in einen Topf werfen.

Und natürlich passiert es jedem. Dir und mir und allen, die sich ehrlich äußern.
Wenn ein TA einmal einen fremden Hund zu korrigieren glaubt, hat das wieder und wieder nichts mit sinnvollem Training zu tun.

Ich finde wenn man etwas ablehnt, wozu man jedes Recht hat, dann sollte man aber auch wissen, was man da ablehnt.
Und sehr oft schreiben Leute, sie hätten den Hund erfolglos korrigiert oder es noch schlimmer gemacht und es ist eigenlich offensichtlich, dass das was passiert ist gar nichts mit Training zu tun hatte.
Den Hund zur Abwehr eines Angriffs 3 Meter nach hinten zu schleudern hat doch auch nichts mit Training zu tun (es ist aber eine absolut nachvollziehbare Notfallreaktion)? Was habt ihr da trainiert?

Training zeichnet sich durch Planung, Strategie, einem Ziel und Wiederholung aus.
 
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Julia 🐾Nero
16. März 13:51
Nadine ich finde es schade, dass du dich persönlich angegriffen fühlst und ich habe sicher durch meine Wortwahl dazu beigetragen.
Meine Absicht war es nicht dich auf einer persönlichen Ebene zu verärgern oder zu verletzen. Da entschuldige ich mich auch ganz ehrlich bei dir. Glaub mir, keiner hatte so viele emotionale Ausbrüche wie ich mit meinem Hund (steile Behauptung) und es hat nie was gebracht und ja, es oft schlimmer gemacht.

Ich kann vielleicht ein persönliches Beispiel von, aus meiner Sicht, sinnvollem Training mit Korrektur berichten.

Hintergrund ist katastrophales Leinenziehen. Einer der Hauptgründe, aus denen sich die erste Familie meines Hundes von ihm getrennt hat.
Also 40kg Hund hängt dauerhaft in der Leine, vom ersten bis zum letzten Schritt. Auf Dauer wirklich schmerzhaft. Also zum heulen schmerzhaft und zwar nicht nur akut sondern chronisch. Wie viele Nächte ich nicht schlafen konnte, weil ich chronisch Schmerzen in Ellbogen und Rücken hatte.

Ich habe zwei Jahre lang Leinenführigkeit ohne Korrektur trainiert. Stehen bleiben, Richtungswechel, längere Leine (er hing auch in 10 Metern drin), Halsband/Geschirr System, Aufmerksamkeitssignal, Leckerchen, Leberwurst, mit Anleitung durch Trainer.
Es hat nichts gebracht (und ich habe auch oft die Nerven verloren und habe den Hund bestraft, ebenfalls ohne Lerneffekt).

Der letzte Trainer, bei dem ich war hat dann ein Training mit Korrektur eingeführt.
Eigentlich recht simpel.
Lange Leine (2 Meter), keine verbale Warnung, Hund soll die Möglichkeit haben den Fehler zu machen. Sobald er einen verlässt und ans Ende der Leine kommt, in den toten Winkel treten, einen Leinenruck am Halsband (aber seitlich und nicht nach hinten/oben, da schonender für Halswirbel), wenn der Hund sich umdreht, ein paar Schritte rückwärts gehen und den Hund einladen, dann in die andere Richtung gehen. Hund rennt wieder vor und man wiederholt das ganze. Das Training wird mit einem Signalwort angefangen und beendet.
So haben wir 3 mal 5 Minuten am Tag angefangen, dann 3 mal 10 Minuten und immer weiter gesteigert.

So, was unterscheidet dieses "Training mit Korrektur" von den Hund bestrafen, weil man die Nerven verliert.
Der Hund weiß, dass wir Trainieren, der Hund weiß, was von ihm erwartet wird und was passiert, wenn er es nicht tun, ich korrigere ohne Emotionen und immer gleich, ich korrigere konsequent, also nicht jedes 10 mal, wenn mir der Kragen platzt.

Ich hoffe das ist verständlicher, was ich mit sinnvollen Korrekturen meine.
 
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Kirsten
16. März 14:41
Korrekturen führen rasch dazu, dass unerwünschtes Verhalten weniger gezeigt wird bzw. abgebrochen wird. Korrigiert wird aber eben nur das Verhalten, nicht die Stimmung, die das Verhalten auslöst! Wichtiger als die Korrekturmaßnahmen selbst, deren Erforderlichkeit eigentlich immer anzeigt, dass der Hund eben noch nicht soweit ist, ist also der Rahmen, den Du erzeugst, damit Dein Hund - vor allem nach Anspannung - entspannen kann. Dass Dein Hund Kommandos (noch) ausführt, weil Du ihn körpersprachlich bedrohst (anstarren, starre Körperhaltung) erzeugt Druck und kann - wie schon von Jörg erwähnt wurde - je nach Erregungslage des Hundes, das Fass zum überlaufen bringen und nach hinten losgehen - mein Rüde ist so ein Kandidat. Situationen zu schaffen, in denen Dein Hund Kommandos freiwillig, ohne Druck und gerne ausführt sind geeigneter, um Gehorsam zu trainieren und zu festigen. Beziehungsarbeit und Vertrauensbildende Maßnahmen sollten die Weichen einer souveränen Führung stellen, nicht Korrekturen. Diese fördern im ungünstigen Fall Misstrauen, Hilflosigkeit und Unsicherheit.
Die Grundsatzdiskussion tut mir jetzt ein wenig leid 🫣
Mir ging es unter anderem um die Härte der genannten Maßnahmen, die ich persönlich zu ausufernd finde, um sinnvoll sein.
Nicht darum, ob auch zusätzlich nett mit den Hund gearbeitet wird (da geh ich doch von aus, dass das getan wird!), oder wie man nun „korrekt straft“.

Worauf ich eigentlich hinauswollte wird schreibt Sandra in ihrem Post sehr deutlich.
In meinen Augen nachhaltiger, weil es nicht danach ausgerichtet ist, dass der Hund sich in den Griff bekommt, sondern, dass er gar nicht erst übermäßig reagieren muss.

Der Post (und der nachfolgende von Sandra) ist klasse und absolut lesenswert.
 
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SandrA
16. März 15:02
Die Grundsatzdiskussion tut mir jetzt ein wenig leid 🫣 Mir ging es unter anderem um die Härte der genannten Maßnahmen, die ich persönlich zu ausufernd finde, um sinnvoll sein. Nicht darum, ob auch zusätzlich nett mit den Hund gearbeitet wird (da geh ich doch von aus, dass das getan wird!), oder wie man nun „korrekt straft“. Worauf ich eigentlich hinauswollte wird schreibt Sandra in ihrem Post sehr deutlich. In meinen Augen nachhaltiger, weil es nicht danach ausgerichtet ist, dass der Hund sich in den Griff bekommt, sondern, dass er gar nicht erst übermäßig reagieren muss. Der Post (und der nachfolgende von Sandra) ist klasse und absolut lesenswert.
Oh, vielen lieben Dank ☺️
 
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Dogorama-Mitglied
16. März 16:48
Ich verurteile deine Reaktionen doch gar nicht. Mir geht es nur darum klar zu differenzieren, dass zwischen Kragen platzen und körperlich werden und Korrektur im Training Welten liegen. Es wird aber immer vermischt. Also man ist sauer und schreit den Hund an, Lerneffekt Null und dann heißt es, Korrekturen oder positive Strafe funktionen nicht. Das ist aber kein Training, sondern ein emotionaler Ausbruch, das sollte man einfach nicht in einen Topf werfen. Und natürlich passiert es jedem. Dir und mir und allen, die sich ehrlich äußern. Wenn ein TA einmal einen fremden Hund zu korrigieren glaubt, hat das wieder und wieder nichts mit sinnvollem Training zu tun. Ich finde wenn man etwas ablehnt, wozu man jedes Recht hat, dann sollte man aber auch wissen, was man da ablehnt. Und sehr oft schreiben Leute, sie hätten den Hund erfolglos korrigiert oder es noch schlimmer gemacht und es ist eigenlich offensichtlich, dass das was passiert ist gar nichts mit Training zu tun hatte. Den Hund zur Abwehr eines Angriffs 3 Meter nach hinten zu schleudern hat doch auch nichts mit Training zu tun (es ist aber eine absolut nachvollziehbare Notfallreaktion)? Was habt ihr da trainiert? Training zeichnet sich durch Planung, Strategie, einem Ziel und Wiederholung aus.
Da frag ich mich dann aber, was Korrektur in strategisch geplantem Training zu suchen hat...

Korrektur braucht man, wenn man entweder die Alternativen davor übersehen hat, oder wenn man den Hund absichtlich in den Fehler laufen lässt.

Erstes ist suboptimal, Zweites ist fies.

Ich lass Guinness übrigens auch manchmal in die Leine rennen wenn ich erschöpft/genervt bin und kein Hirn für gute Strategie hab, find es aber trotzdem fies und keinen guten Trainingsansatz.
 
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Julia 🐾Nero
16. März 17:59
Da frag ich mich dann aber, was Korrektur in strategisch geplantem Training zu suchen hat... Korrektur braucht man, wenn man entweder die Alternativen davor übersehen hat, oder wenn man den Hund absichtlich in den Fehler laufen lässt. Erstes ist suboptimal, Zweites ist fies. Ich lass Guinness übrigens auch manchmal in die Leine rennen wenn ich erschöpft/genervt bin und kein Hirn für gute Strategie hab, find es aber trotzdem fies und keinen guten Trainingsansatz.
Ich habe im letztes Beitrag erklärt, wie Korrektur z.B. im Leinenführigkeitstraining eingesetzt wurde.

Das war das einzige, was bei uns nach 2 Jahren endlich funktioniert hat (und ich habe auch über eine Abgabe nachgedacht, weil der Zustand unerträglich war).

Vielleicht erläuterst du, was am Trainingsansatz suboptimal oder fies ist, dann kann ich da besser darauf antworten 👍🏼.

Den Einsatz der Wasserflasche kann man natürlich auch diskutieren, wobei das explizit kein Training war, sondern eine Maßnahme UM Training zu ermöglichen.

Aber vielleicht eins nach dem andern und nicht beides gleichzeitig, da es doch sehr verschiedene Situationen waren. Vielleicht auch in einem separaten Thread, damit man nicht Kennys Thread zuspamt?
 
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Dogorama-Mitglied
17. März 02:06
Ich habe im letztes Beitrag erklärt, wie Korrektur z.B. im Leinenführigkeitstraining eingesetzt wurde. Das war das einzige, was bei uns nach 2 Jahren endlich funktioniert hat (und ich habe auch über eine Abgabe nachgedacht, weil der Zustand unerträglich war). Vielleicht erläuterst du, was am Trainingsansatz suboptimal oder fies ist, dann kann ich da besser darauf antworten 👍🏼. Den Einsatz der Wasserflasche kann man natürlich auch diskutieren, wobei das explizit kein Training war, sondern eine Maßnahme UM Training zu ermöglichen. Aber vielleicht eins nach dem andern und nicht beides gleichzeitig, da es doch sehr verschiedene Situationen waren. Vielleicht auch in einem separaten Thread, damit man nicht Kennys Thread zuspamt?
Ganz allgemein gesprochen - und das sollte auch für Kenny relevant sein:

Um korrigieren zu können/müssen, muss man den Hund zuerst einen Fehler machen lassen.

Wenn das ungewollt passiert, was ja selbst bei bestem Management ohnehin fast unvermeidbar ist, ist Korrektur voll ok.

Wenn man es als bewussten Trainingsansatz wählt, den Hund in die Fehler laufen zu lassen, um ihn dann korrigieren zu können, ist das suboptimal und fies.

Wenn "der Fehler" eine Art Dauerzustand ist, wird es natürlich deutlich schwieriger und Korrektur sicher auch viel häufiger nötig.

Und keine Kritik, nur ein (möglicherweise auch falscher) Eindruck - was mir in der kurzen Beschreibung deiner Trainingsversuche auffällt ist, dass offenbar ziemlich viel herumprobiert wurde und die generelle Entspannung und Entstressung des Hundes in dem Zusammenhang nicht erwähnt ist.

Ich hätte das nicht einen Deut besseren machen können, bin aber ziemlich sicher, dass es besser geht, wenn sowas von einer erfahrenen Person gehändelt wird.

Ich glaube Kristen hat das gesagt - Korrektur verändert erstmal nur das Verhalten, nicht die zugrundeliegende Ursache für das Verhalten.

Wenn man Glück hat, ergibt sich aus der Verhaltensänderung retrograd auch zufällig eine innere Einstellungsveränderung, wenn nicht hat man womöglich nix Anderes erreicht als situative erlernte Hilflosigkeit, unter der immer noch Stress liegt.
 
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Julia 🐾Nero
17. März 07:05
Ganz allgemein gesprochen - und das sollte auch für Kenny relevant sein: Um korrigieren zu können/müssen, muss man den Hund zuerst einen Fehler machen lassen. Wenn das ungewollt passiert, was ja selbst bei bestem Management ohnehin fast unvermeidbar ist, ist Korrektur voll ok. Wenn man es als bewussten Trainingsansatz wählt, den Hund in die Fehler laufen zu lassen, um ihn dann korrigieren zu können, ist das suboptimal und fies. Wenn "der Fehler" eine Art Dauerzustand ist, wird es natürlich deutlich schwieriger und Korrektur sicher auch viel häufiger nötig. Und keine Kritik, nur ein (möglicherweise auch falscher) Eindruck - was mir in der kurzen Beschreibung deiner Trainingsversuche auffällt ist, dass offenbar ziemlich viel herumprobiert wurde und die generelle Entspannung und Entstressung des Hundes in dem Zusammenhang nicht erwähnt ist. Ich hätte das nicht einen Deut besseren machen können, bin aber ziemlich sicher, dass es besser geht, wenn sowas von einer erfahrenen Person gehändelt wird. Ich glaube Kristen hat das gesagt - Korrektur verändert erstmal nur das Verhalten, nicht die zugrundeliegende Ursache für das Verhalten. Wenn man Glück hat, ergibt sich aus der Verhaltensänderung retrograd auch zufällig eine innere Einstellungsveränderung, wenn nicht hat man womöglich nix Anderes erreicht als situative erlernte Hilflosigkeit, unter der immer noch Stress liegt.
Hm ok ich versuche so gut es geht darauf einzugehen, wobei es für mich leichter wäre, wenn man konkrete Schritte im Training kritisieren würde und aufzeigt was die bessere Alternative gewesen wäre.

Wenn ich es richtig verstehe missfällt es dir, dass man den Hund vorlaufen lässt und dann korrigiert, ohne vorher zu warnen oder den Hund davon abzuhalten, ans Ende der Leine zu laufen.
Das hatte ich früher mit einem Aufmerksamkeits und Umorientierunssignal versucht, es war aber nicht erfolgreich. Also ja er hat sich umgedreht oder ist zu mir zurück gelaufen und dann direkt wieder nach vorne in die Leine gerannt. Und es wurde ihm auch nicht zu blöd, zwichen zu mir kommen und in die Leine knallen Ping Pong zu spielen. Ich würde sogar sagen es hat ihn mehr erregt bzw auch aufgeregt.

Dass ich vor der Korrektur kein verbale Warnung geben sollte wurde mir so erklärt, dass mein Hund lernen sollte, sich selbstständig räumlich im Verhältnis zu mir zu orientieren. Also er muss darauf achten, wo bin ich und wo ist Frauchen. Dass erfordert natürlich Aufmerksamkeit, die er nicht aufwenden muss, wenn ich immer "Ende" o.ä. sagen würde. Die Möglichkeit den Fehler zu machen soll ihm außerdem die Entscheidungsfreiheit geben, ihn nicht zu tun. Also ich manage nicht seine Umgebung für ihn, sondern er soll selber entscheiden, dass es besser/schöner ist, sich räumlich an mir zu orientieren.

Ich bin übrigens absolut davon überzeugt, dass körperliche Haltung/Verhalten einen starken Einfluss auf den emotionalen Zustand hat. Das ist die Grundlage von Meditation, autogenem Training und jeglichen Entspannungsübungen (Bsp Hände mit offenen Handflächen auf die Oberschenkel legen, anstatt die Fäuste zu ballen, wenn man wütend ist). Also nicht nur unsere Emotionen beeinflussen unsere Körperreaktion, sondern unser Körper beeinflusst unsere Emotionen. Wer Yoga macht kennt das sicher sehr gut.
Natürlich geht das nicht sofort, aber langfristig bilde ich mir ein, dass Leinenführigkeit meinem Hund beim Entspannen/Entschleunigen hilft.

An der Schleppleine gebe ich ihm natürlich ein Signal, wenn die Leine zu Ende ist. Erstens, weil da die Länge dauernd variiert und zweitens soll es da ja ganz bewusst nicht bzw weniger darauf achten, wo ich bin und was ich mache, sondern seinen Interessen nachgehen.

Im Übrigen war sein Ziehen kein Flucht oder Stressziehen, denn wenn ich die Leine abgemacht oder fallen gelassen habe (was ich oft nicht hätte tun sollen), ist er stehen geblieben.
Woher seine endlose Liebe fürs Ziehen kommt weiß ich nicht. Er hätte eine tolle Karriere als Schlittenhund hingelegt. Seine Werkseinstellung im Hirn ist "Leine dran, Vollgas".
Und da verfällt er auch immer noch rein, wenn ich das Training aussetze.

Er wurde übrigens von vielen verschiedenen Personen geführt und zog bei allen gleich (außer halt beim Typ Druck und Angst, aber da hat er ja nur temporär nicht gezogen, Lerneffekt Null). Und jetzt durch Training zieht er bei keinem.
Daher glaube ich nicht an die "Führungsqualität/Ausstrahlung " wenn es um dieses Thema geht.

Wie man einen Hund entstressen soll, der ab Sekunde eins in der Leine hängt weiß ich nicht. Vielleicht auf der Treppe sitzen, bis es sich beruhigt und dann jeden Meter wieder hinsetzen. Das ist für den Hund aber mit Sicherheit äußerst frustrierend und da sehe ich nicht, was daran angenehmer sein soll, als die Korrektur.

Im Übrigen habe ich gestern Abend extra eine Traningseinheit eingelegt und mal explizit auf die Körpersprache geachtet. Rute oben, Ohren nach vorne aufgerichtet, sieht nicht nach armen Würstchen aus. Aber klar ist er aufmerksam und schaut, wo er ist und korrigiert sich gegenbenfalls selbst, wenn er merkt, dass er zu weit vorne ist.
Ich musste ihn in der Einheit zwei mal korrigieren. Direkt am Anfang und zwischendurch einmal nach einem Leckerchen, da sind kurzzeitig die Sicherungen durchgebrannt. Ansonsten lief er fehlerfrei, so dass keine Korrekturen nötig waren.