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Ilona
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zuletzt 23. Nov.

Jagdverhalten, was denkt ihr?

Guten Morgen Ich habe gestern eine Story gehört die mich etwas fassungslos gemacht hat. Eine Frau, Besitzerin eines Jagdhundes, erzählte, daß sie ihren Hund ja nicht unangeleint laufen lassen könne, da er ja jagen würde. Sie sei auf der Suche nach einer Trainerin, damit das klappt irgendwann. Im gleichen Atemzug erzählt sie aber, daß sie sie ihren Hund auf den Spaziergängen nach Mäusen schnüffeln lasse, die lässt den Hund die Nester ausgraben und sogar die Mäuse töten. Das sei doch nicht schlimm. Sind ja nur Mäuse. Ich dachte nur: holla die Waldfee. Kann denn überhaupt ein Training funktionieren, wenn der Hund schon Jagderfolge hatte? Den er ja regelmäßig hat. Mein Gedanke ist; jetzt sind es die Mäuse, später die Hasen und Rehe. Ich erlaube Yuna noch nicht mal, ein Blatt zu jagen, weil ich die kenne. Ich erlaube ihr, nach Mäusen zu schnüffeln, sie darf Wittern und beobachten, aber mehr auch nicht. Der spannende Rest passiert mit mir, das hetzen eines Leckerlis oder futterdummy etc. Ich war echt irritiert über diese Frau und deren Handhabung zum Thema jagen. Wie sieht ihr das denn? Wie handhabt ihr das? Darf euer Hund Mäuse töten? Krähen jagen etc?
 
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Ilona
19. Nov. 18:04
Habe ich bereits vorangehend geschrieben .
Sorry, hab ich auf die Schnelle nicht gefunden.
 
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Ilona
19. Nov. 18:13
Wenn der Hund keine Ahnung vom jagen hat und ich das nicht möchte, muss er keinen Jagderfolg haben...habe ich einen jagdlich ambitionierten Hund ist das Jagdinteresse, in meinen Augen, völlig unabhängig von einem Jagderfolg. Ein Jagderfolg ist es ja im Prinzip schon, wenn das Herz höher hüpft bei einer Spur, beim buddeln, beim glotzen riechen und in der Ferne was ausmachen. Das sind alles Erfolgserlebnisse. Ich glaube nicht, das der Hund jagdsicher wird indem man hofft er übt nie seinen Instinkt umzusetzen... Allerdings was nicht gewünscht ist, würde bei jedem Jagdhund natürlich Fragezeichen bei seinem Halter aufwerfen. So wie Katzen uns mäuse aus unterschiedlichen gründen schenken und Frauchen an die Decke springt, oder sogar bestraft.... Natütlich kann man jagdersatz suchen, es muss nicht das wild sein. Mit dem jagdersatz ist es ein win-win Training. Der Hund hat natürlichen Trieb ausgelebt, der Besitzer kann seinen Hund austoben und nebenbei beim Training besser einschätzen und kontrollieren üben. Hunde können absolut unterscheiden ob sie einer Maus hinterherrennen oder eine Meute Wildschweine treibt. Faktisch ist es aber besser sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Das mit , keinen Jagderfolg haben verstehe ich da gar nicht. Was ist wenn wauz eine fliege schnappt? Was wenn wauz hinter euch die Maus zur Strecke bringt weil er sie euch nicht mehr zeigen darf. Das mit dem verbieten des jagderfolgs verstehe ich nicht?! Tickt ein Jagdhund dann nicht irgendwann aus? Bspw. Im Spiel mit anderen Hunden, wo er dann hetzen darf? ... Gerne darf mir das einer Nahe legen.
Wie ich ja geschrieben habe, darf der Hund mit mir gemeinsam hetzen. Natürlich ist das nicht das gleiche wie ein Reh hetzen. Aber ich versuche adäquate Ersatzspiele zu finden, und auch viel über Dummyarbeit zu machen. Was ja auch als Jagdersatz gilt. Klar kann ich meinen Hund Mäuse ausbuddeln lassen, oder Krähen jagen lassen. Aber ein Hund, der nachher auf Feld und Wald unterwegs ist, dann abbaut, weil er Rehe hinterherrennt, ist ja auch eine Gefahr für die Tiere, evtl. Für Menschen, falls eine Strasse in der Nähe ist. Was ich wissen möchte, ist, ob das Erlauben von Mäusebuddeln, krähen jagen, den Jagdtrieb auf andere Tiere mindert oder eben nicht. Wie das nachher jeder macht, muss er ja mit seinem Gewissen vereinbaren. Aber ich möchte nicht irgendwo rumstehen müssen, und auf meinen Hund warten bis er irgendwann wieder kommt.und jetzt bitte keine Diskussionen über den Rückruf.
 
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Dogorama-Mitglied
19. Nov. 18:35
Wie ich ja geschrieben habe, darf der Hund mit mir gemeinsam hetzen. Natürlich ist das nicht das gleiche wie ein Reh hetzen. Aber ich versuche adäquate Ersatzspiele zu finden, und auch viel über Dummyarbeit zu machen. Was ja auch als Jagdersatz gilt. Klar kann ich meinen Hund Mäuse ausbuddeln lassen, oder Krähen jagen lassen. Aber ein Hund, der nachher auf Feld und Wald unterwegs ist, dann abbaut, weil er Rehe hinterherrennt, ist ja auch eine Gefahr für die Tiere, evtl. Für Menschen, falls eine Strasse in der Nähe ist. Was ich wissen möchte, ist, ob das Erlauben von Mäusebuddeln, krähen jagen, den Jagdtrieb auf andere Tiere mindert oder eben nicht. Wie das nachher jeder macht, muss er ja mit seinem Gewissen vereinbaren. Aber ich möchte nicht irgendwo rumstehen müssen, und auf meinen Hund warten bis er irgendwann wieder kommt.und jetzt bitte keine Diskussionen über den Rückruf.
Also oft ist es so, dass Hunde gewisse Vorlieben haben. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass das erste besondere Jagderlebnis sich dahingehend lebenslang einprägt. Heißt, ein Hund, der als ersten Jagderfolg das Hetzen eines Hasen hatte, wird zeitlebens bei diesem Tier mit großem Interesse dabei sein.

Wenn man einem Hund mit einer solchen Vorliebe dann andere Tierspuren schmackhaft macht, dann sind die sicher toll, doch ändern nichts an dem Gefühl bei einem Hasen (weiterhin beispielhaft) ^^

Ich glaube, dass es dazu beitragen kann, dass der Hund ausgeglichener ist. In manchen Fällen auch dazu, dass er gestresster ist. Durch Ausgeglichenheit wird der Hund bei anderen Tieren dann vielleicht weniger impulsiv handeln. Durch Stress vielleicht sogar noch impulsiver. Es kommt m.M.n. also stark auf das Wie an.

Genauso gut können aber Jagdersatzleistungen dazu beitragen.
 
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Jutta
19. Nov. 18:44
Es geht immer um den Sozialverband und die Entscheidungskompetenz. Die allermeisten Hunde leben in der Situation, viel zu viele eigene Entscheidungen zu treffen. Dabei lernt der Hund, dass der Sozialpartner Mensch nicht als Entscheidungsträger taugt, demzufolge nicht im Sinne des Sozialverbands handeln kann und schlussendlich dessen Wohlergehen dem Hund überlassen muss.

In der Praxis resultieren daraus Dinge wie fehlende Leinenführung, Leinenaggression, nicht funktionierender Freilauf und das Ausleben des Jagdverhaltens.

Ob das Buddeln und Töten von Mäusen das Jagdverhalten hemmt oder fördert, hängt letztlich davon ab, wer darüber entscheidet. Erfolgt Impuls, Freigabe und Beendigung über den Menschen, wird dies unkontrolliertes Jagdverhalten hemmen. Nicht, weil der Hund eine Ersatzbefriedigung hat, sondern weil er seinem Entscheidungsträger Mensch vertraut und folgt. Dazu muss er die Mäuse übrigens nicht zwingend töten, „dürfte“ das aber, wenn der Mensch das für sinnvoll erachtet, weil er beispielsweise keine Mäuse im Keller haben möchte.

Damit der Hund vertraut, muss der Mensch sich des Vertrauens würdig erweisen, indem seine Entscheidungen immer dem Vorteil des Hundes dienen. Heißt zum Beispiel, dass der Mensch Hundebegegnungen so steuert, dass der eigene Hund konfliktfrei bleiben kann.

Hat man verstanden, wie der Sozialverband funktioniert, wird schnell deutlich, dass der Hund keine „Bespaßung“ im Sinne von Futtersuchspielen braucht, um der Entscheidung des Sozialpartners, nicht eigenständig zu jagen, bereitwillig zu folgen.
 
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Bettina
19. Nov. 19:23
Wenn wir mal unsere (menschlichen und durchaus verständlichen) Moralvorstellungen (die arme Maus, das süße Reh....)außer Acht lassen - was würden unsere Hunde wollen? Ich frage mich einfach, warum legen wir uns Hunde zu, die hochspezialisiert sind (Jagdhund, Hütehund...) und sobald wir sie zuhause haben, fangen wir umgehend damit an, sie "umzuerziehen", sie in eine Form zu pressen, deren Umfang wir vorgeben und die oftmals in komplettem Gegensatz zu dem steht, für was sie mal gezüchtet wurden. Da läuft der Magyar Viszla oder der Weimaraner an der schicken Designerleine neben seinem ebenso schicken Frauchen im Stadtpark spazieren.... warum? Weil er so gut zum Geländewagen des Gatten passt? Der Bordercollie trottet neben dem Kinderwagen her, weil man ja eh die Kleine in die Kita bringen muss und dann hat der Hund auch gleich seinen "Auslauf". Der Golden Retriever wird außer seinem Futterbeutel nie etwas anderes "retrieven". Ich schreibe das jetzt bewusst sehr provokant und bevor gleich ein Aufschrei der Empörung durchs Forum schallt 😉 - nein, ich sage ausdrücklich NICHT "Leine ab und Feuer frei". Denn auch ich möchte nicht, dass ein anderes Tier durch unsere Hündin zu Schaden kommt. Mir ist aber auch klar, dass unsere Hündin durch meine Moralvorstellungen ständig mit "angezogener Handbremse" unterwegs sein muss. Denn wenn sie könnte, wie sie wollte .....🙈
Nachfolgend ein Netzfund - vielleicht generell was zum Nachdenken?!
 
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Ilona
19. Nov. 19:40
Wenn wir mal unsere (menschlichen und durchaus verständlichen) Moralvorstellungen (die arme Maus, das süße Reh....)außer Acht lassen - was würden unsere Hunde wollen? Ich frage mich einfach, warum legen wir uns Hunde zu, die hochspezialisiert sind (Jagdhund, Hütehund...) und sobald wir sie zuhause haben, fangen wir umgehend damit an, sie "umzuerziehen", sie in eine Form zu pressen, deren Umfang wir vorgeben und die oftmals in komplettem Gegensatz zu dem steht, für was sie mal gezüchtet wurden. Da läuft der Magyar Viszla oder der Weimaraner an der schicken Designerleine neben seinem ebenso schicken Frauchen im Stadtpark spazieren.... warum? Weil er so gut zum Geländewagen des Gatten passt? Der Bordercollie trottet neben dem Kinderwagen her, weil man ja eh die Kleine in die Kita bringen muss und dann hat der Hund auch gleich seinen "Auslauf". Der Golden Retriever wird außer seinem Futterbeutel nie etwas anderes "retrieven". Ich schreibe das jetzt bewusst sehr provokant und bevor gleich ein Aufschrei der Empörung durchs Forum schallt 😉 - nein, ich sage ausdrücklich NICHT "Leine ab und Feuer frei". Denn auch ich möchte nicht, dass ein anderes Tier durch unsere Hündin zu Schaden kommt. Mir ist aber auch klar, dass unsere Hündin durch meine Moralvorstellungen ständig mit "angezogener Handbremse" unterwegs sein muss. Denn wenn sie könnte, wie sie wollte .....🙈 Nachfolgend ein Netzfund - vielleicht generell was zum Nachdenken?!
Ok. Ich weiss auch, das unsere Hunde stark reglementiert werden. Aber was ist dann nun die Lösung? Du sagst ja selbst: Feuer frei, kommt nicht in Frage.
 
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Sabine
19. Nov. 19:55
Interessante Diskussion. Meinen PRT-MIX mache ich mit Mäusebuddeln einfach glücklich, zufrieden und ausgeglichen. Eine kontollierte Gelegenheit für mich Abruf unter starker Ablenkung zu üben. Töten darf er nicht. Allerdings fangen wir auch Dachbodenmäuse mit Lebendfallen und bringen die 500 m weit weg. Ich frage mich aber grade, warum es bei einer Katze als "naturgegeben" hingenommen wird, beim Hund wird das ebenfalls natürliche Verhalten unterbunden. Oder man ist sogar empört, wenn es zugelassen wird. Fleisch esse ich auch. ABER: ich bin nicht beim Töten dabei. Macht das den "kleinen" Unterschied?
 
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Bettina
19. Nov. 20:02
Ok. Ich weiss auch, das unsere Hunde stark reglementiert werden. Aber was ist dann nun die Lösung? Du sagst ja selbst: Feuer frei, kommt nicht in Frage.
Ich bin weit davon entfernt, eine Patentlösung parat zu haben. Ich kann nur für mich sprechen: im Wald ist Allie grundsätzlich an der Leine, frei laufen darf sie nur, wenn ich ein Gelände gut überschauen kann. Und auch da bin ich auf der Hut, damit ich potentielle Beute vor ihr sehe. Ich bin aber nicht päpstlicher als der Papst: sie darf "mäuseln" und sie darf auch Blätter jagen🤫
 
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Dogorama-Mitglied
19. Nov. 20:05
Yuna hat eine Buddelstelle, wo wir zim buddeln hingehen. Das macht sie da wirklich gerne, sie bleibt da auch abrufbar. An anderen Stellen darf sie die Wiese schon abschnüffeln, aber buddeln unterbinden ich da. Sie ist auch nicht so auf Mäuse aus, eher Vögel, Katzen und auf Feldern eben auch Rehe, wenn sie sie sieht. Ein Freund von mir lässt seinen Hund Vögel jagen auf den Feldern. Er meint, er bekommt die sowieso nicht, und das Interesse daran, wäre schon weniger geworden.ich weiß nicht. Vielleicht gibt's ja jemanden hier, der das so praktiziert. Es wäre schon mal informativ, die unterschiedlichen Herangehensweisen kennen zu lernen.
Bei Maya hab ich Vögel jagen auf Hinweis unseres Trainers mit eben der Begründung "sie kriegt sie sowieso nicht und wird das mit der Zeit merken", irgendwann erlaubt.
Und die Motivation, Vögeln hinterher zu jagen, hat sich wirklich gegeben. Ganz anders übrigens bei Eichhörnchen.
Bei meiner zweiten Hündin, die seit ein paar Wochen bei uns lebt, bin ich mir überhaupt nicht sicher, ob das Jagen der Krähen nicht doch den Jagdtrieb verstärkt. Sie war, als sie zu uns kam, extrem auf Bewegungsreize konditioniert. Und da ist vielleicht auch der Unterschied zu Maya. Wahrscheinlich hat die Möglichkeit zu jagen, ob nun Blatt, Maus, Vogel, Hase, Reh... unterschiedliche Wirkung auf Hunde. Je nach Wesen, Prägung, Konditionierung.
 
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19. Nov. 21:08
Ja, viele Leute sehen keine Zusammenhänge…