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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
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Elena
19. Dez. 10:03
Ich lese hier schon lange mit und ich will wirklich glauben dass das intrinsische funktioniert, ABER irgendwie erklärt hier wirklich niemand wie der Weg dahin funktioniert. Ich finde die Diskussion übrigens auch unnötig und will keinesfalls jemanden angreifen, ich möchte es nur verstehen. Leider sagen hier einige dass sie es umgesetzt bekommen haben aber irgendwie nicht wie man das trainiert 🙈
Ein Beispiel ich hoffe ich bin nicht am Thema vorbei:

Am Wochenende war ich mit Levi zu Gast und dort war ein sehr aufdringliches Kind. Ich habe ihn dann eine Decke hingelegt und machen lassen, davor habe ich ihn einige Male vor dem Kind geschützt und mit leckerli bestärkt, wenn er statt Kontakt zum Kind Kontakt zu mir aufgenommen hat. Er ist dann einen kurzen Moment durch den Raum gelaufen, hatte alles benschnuppert und als das Kind rumgerannt ist kam er freiwillig (also intrinsich??) zu mir zurück und hat sich auf seine Decke gelegt und Schutz gesucht. Der Weg dahin war aber ja nicht intrinsisch, wie hätte ich das denn sonst machen können?
 
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Elena
19. Dez. 10:05
Nochmal: Es wurde hier erklärt. Von mindestens drei Personen. Da man dort nicht mehr hinspringen kann bleibt interessierten Leuten nichts anderes übrig, als auf die Suche zu gehen. Maike hat es beschrieben, eine weitere Frau und ein Mann. Da Männer hier in der Minderheit sind sollte der Beitrag relativ leicht gefunden werden können.
Ich hab es gelesen, aber so richtig mit Training konnte ich nichts finden. Was ich mitgenommen habe war den Hund einen Rahmen zu geben und machen zu lassen, aber das ist irgendwie ja kein richtiges Training 🤔 vielleicht gibt es auch einfach keine genauere Antwort, nur finde ich es so schwer in den Alltag einzubauen wenn man sonst mit Bestärkung trainiert
 
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Dogorama-Mitglied
19. Dez. 10:05
Die Forschung war an Rhesusaffen, die uns mehr ähneln als Hunde. Der Schlüssel dazu nennt sich Vertrauen - auf beiden Seiten. Ich habe nie behauptet, dass Nähe allein ein Zeichen für sichere Bindung ist oder dass Distanz ein Problem darstellt. Was ich jedoch gesagt habe, ist, dass Nähe genauso eine freiwillige, intrinsische Wahl eines sicher gebundenen Hundes sein kann, ohne dass dies auf Unsicherheit hinweist. Entscheidend ist nicht die Distanz, sondern die Flexibilität des Hundes, beides stressfrei wählen zu können.
Erst kürzlich der Neurologe am Symposium: Hundehirn - Menschenhirn - frappierende Ähnlichkeit in Aufbau, Entwicklung, Funktionsweise, mannigaltigste Parallelen, Vergleiche absolut zulässig.

Wenn der Hund jederzeit eigene Entscheidungen treffen kann, darf er sich also auch langfristig jederzeit gegen das bei mir Bleiben entscheiden und jagen gehen?
 
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* ᴀʟᴇxᴀꜱ ꜱᴄʜɴᴀᴜᴢᴇʀᴛʀᴜᴘᴘ
19. Dez. 10:05
Der Thread heisst Intrinsische Motivation- Leinenführigkeit. Leinenführigkeit sind ca 2 Meter locker am Menschen. Maike sagte, Leinenführigkeit kann rein intrinsisch trainiert werden. Wie? Einen schönen Rapport im Freilauf hab ich bei Guinness auch, sogar rein auf Handzeichen (Du kennst das Video). Ich hab neben etlichen anderen Ausbildungen auch einen langen, teuren Trainerkurs gemacht. Dennoch teile ich gerne meine Infos, wenn jemand um Rat fragt. Ich finde es auch keine gute Verkaufssteategie, ein Geheimnis aus seiner Methode zu machen. Fast jeder weiss, wie positive Verstärkung theoretisch funktioniert, trotzdem brauchen und wollen viele aktive Hilfe. Ich kann diese Geheinisktämerei nicht recht nachvollziehen. Die Vorgehensweisen der anderen Teilnehmer im Thread waren meiner Erinnerung nach alle nicht sortenrein intrinsisch sondern eine mal so, mal so gewichtete Gemengelage.
Weißt du es gibt Sachen da reicht keine einfache Einleitung und jemand schreibt dir auf 1 step, 2 step zur intrinsische Motivation gehört ein bisschen mehr.
 
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Dogorama-Mitglied
19. Dez. 10:08
Wer redet den von 2 Metern? Intrinsisch hat keinen vorgegeben Radius. Auf die Leinenführigkeit überträgt sich das Ganze automatisch, genau wie auf viele andere Bereiche wie jagttrieb, nicht zu jedem Hund laufen und und und.
Was ist "das Ganze"? Was genau überträgt sich?

Dass der Hund grundsätzlich meine Gegenwart gut findet, situationsabhängig aber mal lieber direkt neben mir steht oder auch mal zig Meter vor mir läuft?
 
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Elena
19. Dez. 10:10
Weißt du es gibt Sachen da reicht keine einfache Einleitung und jemand schreibt dir auf 1 step, 2 step zur intrinsische Motivation gehört ein bisschen mehr.
Vielleicht ist es das 😂 muss man dann vielleicht akzeptieren. 🙈
 
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Dogorama-Mitglied
19. Dez. 10:14
Weißt du es gibt Sachen da reicht keine einfache Einleitung und jemand schreibt dir auf 1 step, 2 step zur intrinsische Motivation gehört ein bisschen mehr.
Zu jeder Trainingsmethode gehört mehr und die schaffen es auch, das nachvollziehbar zu machen.

Ich brauche keine Backanleitung bis aufs letzte Gramm, aber eine Vorstellung vom groben Ablauf muss doch vermittelbar sein, oder?
 
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Dogorama-Mitglied
19. Dez. 10:14
Erst kürzlich der Neurologe am Symposium: Hundehirn - Menschenhirn - frappierende Ähnlichkeit in Aufbau, Entwicklung, Funktionsweise, mannigaltigste Parallelen, Vergleiche absolut zulässig. Wenn der Hund jederzeit eigene Entscheidungen treffen kann, darf er sich also auch langfristig jederzeit gegen das bei mir Bleiben entscheiden und jagen gehen?
Ähnlichkeiten im Aufbau und in der Funktionsweise des Gehirns bedeuten nicht automatisch, dass alle Verhaltensweisen oder sozialen Mechanismen 1:1 vergleichbar sind. Bindungen und soziale Dynamiken unterscheiden sich bei Hunden und Menschen deutlich – allein schon durch Unterschiede in Sozialstrukturen und Instinkten.

Das Ziel des Trainings ist, dass er sich freiwillig dafür entscheidet, beim Menschen zu bleiben. Dann bräuchte ich auch nicht mit Reizen trainieren, wenn ich möchte das er jagt.
 
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Dogorama-Mitglied
19. Dez. 10:18
Ähnlichkeiten im Aufbau und in der Funktionsweise des Gehirns bedeuten nicht automatisch, dass alle Verhaltensweisen oder sozialen Mechanismen 1:1 vergleichbar sind. Bindungen und soziale Dynamiken unterscheiden sich bei Hunden und Menschen deutlich – allein schon durch Unterschiede in Sozialstrukturen und Instinkten. Das Ziel des Trainings ist, dass er sich freiwillig dafür entscheidet, beim Menschen zu bleiben. Dann bräuchte ich auch nicht mit Reizen trainieren, wenn ich möchte das er jagt.
Ich wiederum habe nie was von 1:1 gesagt, aber dass Bindungsgeschehen bei Hunden stattfindet ist schon mehr als naheliegend.

Das Ziel habe ich, wie schon unzählige Male gesagt, verstanden .

Wie erreicht man ein zuverlässiges, intrinsisch motiviertes ständig beim Menschen Bleiben?

Und wodurch im Hund ist es motiviert?
Du hast oft gesagt Sicherheit und Orientierung in der Nähe des Menschen.
Das würde heißen, dass der Hund sich beim Entfernen unsicher und desorientiert fühlt...?

Wie definierst du überhaupt Nähe und Entfernung? Von wievielen Metern reden wir da?
 
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Dogorama-Mitglied
19. Dez. 10:25
So, ich hab mir nun die Mühe gemacht und Maikes detaillierte Beschreibung rausgesucht und füge sie hier nochmal an:

Text von Maike von vor 12 Tagen:

Ich kann dir sagen wie ich es bei meiner Hündin gemacht habe. Beim Training für den Freilauf habe ich gezielt mit Reizen wie Rehen, Raben oder Enten gearbeitet. Das kann man aber individuell machen. Auch mit anderen Hunden, wenn die ein Thema sind.
Der erste Schritt war, diese Reize aus einer sicheren Distanz zu beobachten, die für meinen Hund noch gut auszuhalten war, ohne dass er Anzeichen von Stress, Überforderung zeigte oder die Tiere jagen wollte. Diese Distanz habe ich je nach Reaktion meines Hundes flexibel angepasst. Ziel war es, dass mein Hund den Reiz wahrnimmt, sich aber weiterhin auf mich und die Situation konzentrieren kann, ohne sofort zu reagieren.

Im Verlauf des Trainings haben wir uns den Tieren schrittweise genähert, wobei der Hund immer die Möglichkeit hatte, den Reiz in seinem Tempo zu verarbeiten. Die Leine spielte dabei eine wichtige Rolle: Zunächst habe ich mit einer kürzeren Leine gearbeitet, um meinem Hund mehr Sicherheit zu geben. Mit fortschreitendem Training und wachsendem Vertrauen in die Selbstregulation meines Hundes wurde die Leine immer länger, bis hin zur Schleppleine.
Wenn der Hund Anzeichen von Überforderung zeigt, wie Ziehen, Fiepen oder starke Anspannung, wird die Distanz wieder vergrößert, um ihn zu unterstützen.

Der nächste Schritt ist der Freilauf. Sobald mein Hund zuverlässig gelernt hat, sich an mir zu orientieren und Impulse zu kontrollieren, löse ich die Schleppleine, um noch mehr Freiheit zu geben. Das Training bleibt dabei gleich: Der Hund lernt, dass ruhiges Verhalten nicht nur an der Leine, sondern auch ohne Leine die angenehmste Option ist. Es ist ja auch weniger Stress für sie. Sie ist nicht verantwortlich für die Reaktion auf einen Reiz. Wichtig ist, dass dieser Übergang schrittweise erfolgt, damit der Hund die gleichen Verhaltensweisen, die er mit der Schleppleine gezeigt hat, auch im Freilauf beibehält. Durch die vorherige Arbeit mit der Schleppleine hat sie die Fähigkeit entwickelt, Reize selbstständig zu bewältigen, ohne auf äußere Belohnungen oder Korrekturen angewiesen zu sein.
So kann sie z.B. direkt an Enten und Raben vorbei laufen. Wenn sie sich unsicher ist, läuft sie hinter mich. Es ist ähnlich wie das Training was man oft mit Welpen macht, wenn die Schutz suchen beim Menschen. Nur das man es so aktiv fördert.
Ich bediene mich damit quasi am natürlichen Bedürfnis von Sicherheit und Orientierung.