Home / Forum / Erziehung & Training / Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Verfasser
Dogorama-Mitglied
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 1029
zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
18. Dez. 12:42
Du brauchst gar nicht die Straßenhunde als Beispiel für Gruppenzugehörigkeit. Wenn die Labbi-Gruppe Spazieren geht, weitgehend mit Freilauf, entfernt sich kein Einzelhund weit von der Gruppe. Läuft ein Hund zu seinem Menschen zurück, laufen die Hunde in seiner Nähe mit. Pudelchen Lucy ist extrem selbständig, hat als Welpe keinen Folgetrieb gezeigt, quetscht sich für Alleingänge ab und zu durch den Zaun. Auf Spaziergängen in einer XS-Hundegruppe läuft sie im Freilauf gerne voraus, hat dabei einen größeren Radius, kommt aber selbständig, ohne Rufen zurück. Allerdings oft nur bis zu den Teilnehmenden, die am weitesten vorne laufen, nicht unbedingt zu mir. Es reicht ihr, die Verbindung zur Gruppe zu halten. Bei beiden Gruppen war das von Anfang an so, die Hunde müssen sich dafür nicht näher kennen.
Jain. In der Sache gebe ich dir Recht, das ist so, wenn man mit einer Hundegruppe spazieren geht, auch alleine als Mensch. Was aber sehr deutlich variiert ist die Distanz. Ich kann dir sagen, daß die Distanz zwischen Huskies auch mal locker 100 m betragen kann, auch wenn die Gruppe an sich zusammen bleibt. Bei Windhunden ist es so, dass die sich irgendwie immer gegenseitig im Auge behalten, sobald einer durchstartet ist die Hatz eröffnet. Das kann man auch bei Coursings sehr gut beobachten, wenn immer einer treibt und der andere den Flügel sichert. Dabei wechseln sich die Hunde ab. Jagen Schlittenhunde, dann ähnelt das eher einem Treiben wie bei einem Wolfsrudel. Für das Thema insofern relevant, als dass Nähe und Gruppensicherheit für unterschiedliche Hunde ganz unterschiedlich interpretiert wird. Auch Border arbeiten mit dem Schäfer ja über eine große Distanz mit viel individuellem Freiraum, auch im Tun selbst. Ich kann mir schon vorstellen, dass es für solche Hunde sogar eher stressig empfunden wird, so nah mit und beim Menschen zu agieren. Ganz anders dagegen die Zwerge, ich habe jetzt den dritten und musste keinem von ihnen beibringen, nicht allzu weit von mir weg zu sein. Bei uns sieht das so aus wie in dem Video von Alexa, mühelos.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Sonja
18. Dez. 12:54
Jain. In der Sache gebe ich dir Recht, das ist so, wenn man mit einer Hundegruppe spazieren geht, auch alleine als Mensch. Was aber sehr deutlich variiert ist die Distanz. Ich kann dir sagen, daß die Distanz zwischen Huskies auch mal locker 100 m betragen kann, auch wenn die Gruppe an sich zusammen bleibt. Bei Windhunden ist es so, dass die sich irgendwie immer gegenseitig im Auge behalten, sobald einer durchstartet ist die Hatz eröffnet. Das kann man auch bei Coursings sehr gut beobachten, wenn immer einer treibt und der andere den Flügel sichert. Dabei wechseln sich die Hunde ab. Jagen Schlittenhunde, dann ähnelt das eher einem Treiben wie bei einem Wolfsrudel. Für das Thema insofern relevant, als dass Nähe und Gruppensicherheit für unterschiedliche Hunde ganz unterschiedlich interpretiert wird. Auch Border arbeiten mit dem Schäfer ja über eine große Distanz mit viel individuellem Freiraum, auch im Tun selbst. Ich kann mir schon vorstellen, dass es für solche Hunde sogar eher stressig empfunden wird, so nah mit und beim Menschen zu agieren. Ganz anders dagegen die Zwerge, ich habe jetzt den dritten und musste keinem von ihnen beibringen, nicht allzu weit von mir weg zu sein. Bei uns sieht das so aus wie in dem Video von Alexa, mühelos.
Die Gruppenzugehörigkeit ist aber ohne jedes Training und ohne Einflussnahme des Menschen da. Die Nähe zu halten scheint selbstbelohnend zu sein.
Die gewünschte Distanz einzuhalten muss man dann trainieren, kann aber auf das Gruppenzugehörigkeitsgefühl als intrinsische Motivation zurückgreifen.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
SandrA
18. Dez. 13:03
Die Gruppenzugehörigkeit ist aber ohne jedes Training und ohne Einflussnahme des Menschen da. Die Nähe zu halten scheint selbstbelohnend zu sein. Die gewünschte Distanz einzuhalten muss man dann trainieren, kann aber auf das Gruppenzugehörigkeitsgefühl als intrinsische Motivation zurückgreifen.
Aber ich denke, es ist schon gut, die individuellen Unterschiede zu berücksichtigen. Insofern finde ich Cornelias Einwand wichtig.
Denn die Wohlfühlzone eines Schlittenhundes ist eben nicht die Wohlfühlzone eines Labradors. Ich muss das also bei der Gestaltung des Rahmens beachten.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Steffi
18. Dez. 14:03
Aber ich denke, es ist schon gut, die individuellen Unterschiede zu berücksichtigen. Insofern finde ich Cornelias Einwand wichtig. Denn die Wohlfühlzone eines Schlittenhundes ist eben nicht die Wohlfühlzone eines Labradors. Ich muss das also bei der Gestaltung des Rahmens beachten.
Das denke ich auch..Im Sommer habe ich im Wald eine völlig aufgelöste Dame getroffen, die hinter ihrem Beagle her war.. Der verfolgte eine Spur und zeigte permanent durch Bellen an, wo er gerade war..Frauchen rief auch. Ich denke, der Hund fühlte sich wohl, die Distanz ohne Sicht war fein für ihn und er hätte sie auch jederzeit wiedergefunden.. Für Frauchen war es nicht so entspannt😅
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
18. Dez. 23:31
Du brauchst gar nicht die Straßenhunde als Beispiel für Gruppenzugehörigkeit. Wenn die Labbi-Gruppe Spazieren geht, weitgehend mit Freilauf, entfernt sich kein Einzelhund weit von der Gruppe. Läuft ein Hund zu seinem Menschen zurück, laufen die Hunde in seiner Nähe mit. Pudelchen Lucy ist extrem selbständig, hat als Welpe keinen Folgetrieb gezeigt, quetscht sich für Alleingänge ab und zu durch den Zaun. Auf Spaziergängen in einer XS-Hundegruppe läuft sie im Freilauf gerne voraus, hat dabei einen größeren Radius, kommt aber selbständig, ohne Rufen zurück. Allerdings oft nur bis zu den Teilnehmenden, die am weitesten vorne laufen, nicht unbedingt zu mir. Es reicht ihr, die Verbindung zur Gruppe zu halten. Bei beiden Gruppen war das von Anfang an so, die Hunde müssen sich dafür nicht näher kennen.
Ok...das bestätigt ja, dass grosser Radius und auch Alleingänge - individuell bzw auch je nach Lebensumständen - zum normalen Verhalten gehören und einer Gruppenzugehörigkeit nicht entgegen stehen.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Sonja
18. Dez. 23:37
Ok...das bestätigt ja, dass grosser Radius und auch Alleingänge - individuell bzw auch je nach Lebensumständen - zum normalen Verhalten gehören und einer Gruppenzugehörigkeit nicht entgegen stehen.
So formuliert verdrehst Du, was ich geschrieben habe. Die Alleingänge von Lucy finden nicht in der Gruppe statt. Da ist die Gruppenzugehörigkeit höherwertig.
Beim Radius hast Du Recht.
Zu bemerken wäre noch, dass wir das mit Lucy bisher kaum trainiert haben.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
18. Dez. 23:47
Die Gruppenzugehörigkeit ist aber ohne jedes Training und ohne Einflussnahme des Menschen da. Die Nähe zu halten scheint selbstbelohnend zu sein. Die gewünschte Distanz einzuhalten muss man dann trainieren, kann aber auf das Gruppenzugehörigkeitsgefühl als intrinsische Motivation zurückgreifen.
Gruppenzugehörigkeit ist beim Hund aber eben nicht automatisch mit räumlicher Nähe gleichzusetzen.

Hunde, die die Möglichkeit haben, wandern auch durch die Gegend, durch die Ortschaft, besuchen andere Hunde in der Umgebung und kommen dann wieder zu ihrem Zuhause zurück.

Die fühlen sich weder unsicher noch orientierungslos, sind ihrer Gruppe zugehörig, haben aber einen intrinsischen Radius, der meist nicht alltagstauglich ist.

Auch mein Border Collie hat keinen inneren Antrieb, ständig neben mir zu gehen. Er ist in so gutem Austausch mit mir, dass er oft sogar in der Stadt ein wenig kontrolliert frei laufen kann, aber das hat er konkret gelernt.
Ich weiss, dass er mir nie ernsthaft abhauen würde, an mir zu kleben, ist ihm umgekehrt aber auch kein angelegtes Bedürfnis.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
18. Dez. 23:51
So formuliert verdrehst Du, was ich geschrieben habe. Die Alleingänge von Lucy finden nicht in der Gruppe statt. Da ist die Gruppenzugehörigkeit höherwertig. Beim Radius hast Du Recht. Zu bemerken wäre noch, dass wir das mit Lucy bisher kaum trainiert haben.
Wieso verdreh ich das?
Du hast das selbst so beschrieben.

Auch zu Hause ist sie ja im Unkreis ihrer Gruppe und geht von dort bzw von euch weg und kommt später wieder zu euch zurück... oder nicht?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Sonja
19. Dez. 00:01
Wieso verdreh ich das? Du hast das selbst so beschrieben. Auch zu Hause ist sie ja im Unkreis ihrer Gruppe und geht von dort bzw von euch weg und kommt später wieder zu euch zurück... oder nicht?
Nicht, wenn die Gruppe zusammen unterwegs ist.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
19. Dez. 00:10
Nicht, wenn die Gruppe zusammen unterwegs ist.
Jo...Lucy macht es beim Spaziergang vielleicht nicht, ein anderer Hund vielleicht schon.
Grundsätzlich bestätigt es die Tatsache, dass sich von der Gruppe Entfernen erstmal nichts ist, was gegen die hündische Natur läuft.

Und ihren Radius beschreibst du auch beim Spazierengehen als so groß, dass er mit direkt bei dir bzw in einem normalen Leinenradius Bleiben nichts zu tun hat.

Wie baut man daraus intrinsisch eine Leinenführigkeit auf, wenn der Radius, den der Hund ok findet, viel größer wäre?