Ist nach aussen gewandtes Interesse mit Stress gleichzusetzen?
Welche positiven Erfahrungen? Ich dachte situativ im intrinsischen Training dürfen keine positiven Rückmeldungen kommen?
Gerade beim sicheren Bindungstyp wäre doch aber die Motivation zur Exploration und damit zum sich weiter Entfernen stärker ausgeprägt, oder nicht? Dementsprechend wäre sichere Bindung in Bezug auf direkt beim Menschen Bleiben eher kontraproduktiv...?
Wenn der Hund auch langfristig selbst jedesmal situativ entscheiden darf, die baut man dann die Verlässlichkeit auf, dass er sich nicht häufig für's Entfernen entscheidet?
Wie gesagt, ich hab nix gegen Habituation und Desensibilisierung, ganz im Gegenteil.
Wie man sich aber über keine Rückmeldung im Training und keinerlei "Kommandos" bzw Lenkmöglichkeiten für konkrete Situationen, rein im Gottvertrauen auf des Hundes "richtige" Entscheidung, in Gebieten mit hohem Gefahren- und Ablenkungspotential sicher bewegen soll, seh ich in der Praxis nicht recht.
Konkretes Szenario - Freilauf in Grüngebiet mit vielen Hunden, Joggern, Radfahrern, ev auch mal ein anderes Tier.
Wie schafft man es, dass der eigene Hund intrinsisch nie oder nur wenn es mit passt auf etwas davon reagiert, zu etwas hinläuft?
Ein Hund bleibt auch in entspannten, stressfreien Situationen oder während Erkundungen bei seinem Menschen, wenn er gelernt hat, dass die Nähe nicht einschränkend ist, sondern Teil einer harmonischen Beziehung. Hunde sind von Natur aus soziale Tiere, die darauf ausgelegt sind, in Gruppen zu agieren und sich aneinander zu orientieren. Selbst in Momenten, in denen es keine akute Bedrohung oder Unsicherheit gibt, bleibt die Nähe zum Menschen oft attraktiv, weil sie Teil einer gewohnten und positiven Verbindung ist.
Die positive Erfahrung, die den Hund dazu bringt, sich am Menschen zu orientieren, entsteht nicht durch klassische positive Verstärkung wie Leckerchen oder Lob, sondern durch das Gefühl, dass Nähe und Orientierung das Leben einfacher und angenehmer machen. Ein Beispiel: Wenn ein Hund in einer schwierigen Begegnung – etwa mit anderen Hunden oder Joggern – erlebt, dass bei seinem Menschen bleiben die Situation für ihn überschaubarer macht und er keinen zusätzlichen Stress oder Konflikte erleben muss, ist das eine intrinsische positive Erfahrung. Es geht nicht um eine Belohnung, die vom Menschen kommt, sondern um den inneren Zustand des Hundes, der durch Orientierung Ruhe, Klarheit oder Entspannung empfindet.
Ein Hund, der die Nähe seines Menschen während der Erkundung sucht, tut das nicht unbedingt aus Sicherheitsbedürfnis, sondern weil die Orientierung zur Normalität geworden ist – ähnlich wie bei einem Spaziergang mit einem guten Freund. Er kann sich frei bewegen und erkunden, kehrt aber immer wieder zurück, weil diese Wechselwirkung aus Eigenständigkeit und Nähe für ihn Sinn ergibt.
Wichtig ist auch, dass der Hund in solchen Momenten oft nicht bewusst entscheidet, ob er bei seinem Menschen bleibt oder sich entfernt. Die Nähe entsteht aus einer Mischung aus Gewohnheit, positiver Erfahrung und sozialem Verhalten. Selbst wenn der Hund seine Umgebung erkundet, bleibt er in Reichweite, weil er gelernt hat, dass die Orientierung keine Einschränkung bedeutet, sondern eine natürliche Basis für seinen Bewegungsradius darstellt.