Aber immer wieder diese Kernfrage - kann man denn darauf bauen, daß Hund sich in jeder Situation für die Nähe zum Menschen und das Nichtstun entscheiden wird?
Gerade Hunde in sicherer Bindung haben mehr Mut zum und Interesse am eigenständigen Exlorieren, die müssen nicht ständig am Rockzipfel der Menschen hängen.
Wie kann ich also zu Prämisse machen, dass sie das aus eigener Entscheidung nicht tun?
Ich habe ja 2 Hunde. Meine Hündin ist unsicher und mein Rüde strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und war schon als Welpe der Auffassung, dass er keinen Mensch zum überleben braucht.
Wenn ich mit beiden ohne Leine spazieren gehe, dann entfernt sich meine Hündin sehr selten von mir. Mein Rüde hingegen läuft weiter voraus und macht sein Ding, aber er schaut sehr oft zu mir rüber (alle 7 - 10 Sekunden). Bleibe ich stehen, lässt er alles stehen und liegen und kommt von sich aus zu mir zurück. Das verstehe ich unter Orientierung und zeigt mir, dass er nicht ohne mich weitergehen möchte (es ist intrinsisch motiviert, aber warum, kann ich nicht sagen. Ich denke mal aus seinem Sozialbedürfnis heraus). Natürlich gibt es in einem Hundeleben auch noch andere schöne Dinge 😉 und es spricht ja gar nichts dagegen, dass Hunde diesen in einem bestimmten Rahmen (schon alleine aus Sicherheitsgründen) nachgehen können, aber dennoch stehen m. E. die Grundbedürfnisse drüber. Und wenn man diese unterstützt, also das Sicherheitsbedürfnis (bei meiner Hündin mehr als bei meinem Rüden), Sozialbedürfnis (bei beiden gleich nur unterschiedlich sichtbar), Nahrung (bei meinem Rüden stark ausgeprägt 🤣), Entspannung/Ruhe (Hunde schlafen und dösen auch sehr gerne) ... , dann hat für mich ein Hund keinen Grund, sich von seinem Sozialpartner fernzuhalten.
Kleines Beispiel: Mein Rüde hat eine Individualdistanz zu mir von ca. 20 Metern. Sieht er mich nicht mehr, kommt er sofort zurück und verringert danach seine Distanz merklich. Jetzt könnte man noch anbringen, dass er mich möglicherweise hütet, aber das kann ich definitiv ausschließen.
Ich habe viel Bindungsarbeit auf der Basis von Befriedigung der Grundbedürfnissen gemacht (kuscheln, gemeinsam spielen, ernähren, ruhen/schlafen lassen, gemeinsam arbeiten (sind ja Arbeitslinien), aber auch meine Hunde Hund sein lassen. Nur weil sie weiter weg sind und sich andersweitig beschäftigen, bedeutet es ja nicht, dass die Bindung dann schwächer wird. Sie wissen wo sie hingehören.
Ich kann das leider nicht besser erklären.