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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
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Steffi
17. Dez. 11:21
Die Reizarme Umgebung kann auch bei dir in der Nähe sein. Nicht jeder Hund ist gleich. Wenn du sagst vieles macht deinem Hund nichts aus kann auch das reizarm sein. Die Übung mit den Reizen hatte ich ja weiter unten schon beschrieben und extra gesagt das der Hund eben nicht in den Stressmodus kommen sollte.
Der Reiz ist jeder Hund..Leider generalisiert, d.h. ich muss durch reizstarke Umgebung um in reizarme Umgebung zu kommen.
 
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Babs
17. Dez. 11:21
Aber immer wieder diese Kernfrage - kann man denn darauf bauen, daß Hund sich in jeder Situation für die Nähe zum Menschen und das Nichtstun entscheiden wird? Gerade Hunde in sicherer Bindung haben mehr Mut zum und Interesse am eigenständigen Exlorieren, die müssen nicht ständig am Rockzipfel der Menschen hängen. Wie kann ich also zu Prämisse machen, dass sie das aus eigener Entscheidung nicht tun?
Ich habe ja 2 Hunde. Meine Hündin ist unsicher und mein Rüde strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und war schon als Welpe der Auffassung, dass er keinen Mensch zum überleben braucht.

Wenn ich mit beiden ohne Leine spazieren gehe, dann entfernt sich meine Hündin sehr selten von mir. Mein Rüde hingegen läuft weiter voraus und macht sein Ding, aber er schaut sehr oft zu mir rüber (alle 7 - 10 Sekunden). Bleibe ich stehen, lässt er alles stehen und liegen und kommt von sich aus zu mir zurück. Das verstehe ich unter Orientierung und zeigt mir, dass er nicht ohne mich weitergehen möchte (es ist intrinsisch motiviert, aber warum, kann ich nicht sagen. Ich denke mal aus seinem Sozialbedürfnis heraus). Natürlich gibt es in einem Hundeleben auch noch andere schöne Dinge 😉 und es spricht ja gar nichts dagegen, dass Hunde diesen in einem bestimmten Rahmen (schon alleine aus Sicherheitsgründen) nachgehen können, aber dennoch stehen m. E. die Grundbedürfnisse drüber. Und wenn man diese unterstützt, also das Sicherheitsbedürfnis (bei meiner Hündin mehr als bei meinem Rüden), Sozialbedürfnis (bei beiden gleich nur unterschiedlich sichtbar), Nahrung (bei meinem Rüden stark ausgeprägt 🤣), Entspannung/Ruhe (Hunde schlafen und dösen auch sehr gerne) ... , dann hat für mich ein Hund keinen Grund, sich von seinem Sozialpartner fernzuhalten.

Kleines Beispiel: Mein Rüde hat eine Individualdistanz zu mir von ca. 20 Metern. Sieht er mich nicht mehr, kommt er sofort zurück und verringert danach seine Distanz merklich. Jetzt könnte man noch anbringen, dass er mich möglicherweise hütet, aber das kann ich definitiv ausschließen.

Ich habe viel Bindungsarbeit auf der Basis von Befriedigung der Grundbedürfnissen gemacht (kuscheln, gemeinsam spielen, ernähren, ruhen/schlafen lassen, gemeinsam arbeiten (sind ja Arbeitslinien), aber auch meine Hunde Hund sein lassen. Nur weil sie weiter weg sind und sich andersweitig beschäftigen, bedeutet es ja nicht, dass die Bindung dann schwächer wird. Sie wissen wo sie hingehören.

Ich kann das leider nicht besser erklären.
 
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Dogorama-Mitglied
17. Dez. 11:26
Der Reiz ist jeder Hund..Leider generalisiert, d.h. ich muss durch reizstarke Umgebung um in reizarme Umgebung zu kommen.
Wenn du lieber fahren würdest, ist das natürlich dir überlassen und total ok. ☺️
Aber du kannst auch zwischen Halsband und Geschirr unterscheiden. Das hatte ich Joe unten weiter schon vorgeschlagen. Das nimmt dir den Druck und Hunde können das sehr gut unterscheiden.
 
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SandrA
17. Dez. 11:29
Ich glaube ich verstehe deinen Punkt jetzt gerade einfach nicht. Auch wenn man extrinsisch arbeitet – also zum Beispiel mit Futter oder anderen Belohnungen –, würde man doch ohnehin zuerst die basalen Bedürfnisse stillen, um fair zu bleiben und den Hund nicht in einen Konflikt zu bringen. Wenn der Hund also nicht hungrig war, als du mit ihm an den Hühnern gearbeitet hast, zeigt das für mich, dass das Jagdverhalten auch unabhängig von Hunger bestehen kann, aber nicht zwingend wichtiger ist als Sicherheit. Zumindest wenn man nach Maslow geht.
Ich versuche es nochmal zu erklären:
Ich meine jetzt nicht explizit die generelle Stillung der Grundbedürfnisse, um einen Boden zu bereiten, der Bedürfnishierarchie nach oben folgen zu können. Sondern ich meine am Beispiel meiner Strassenhunde, dass Handlungen zur Deckung zb physiologischer Bedürfnisse in einem höheren Maße selbstbelohnt mit entsprechenden Botenstoffen internalisiert sein können als bei einem Hund, der nie jagen musste um satt zu werden.
 
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Dogorama-Mitglied
17. Dez. 11:31
Ich versuche es nochmal zu erklären: Ich meine jetzt nicht explizit die generelle Stillung der Grundbedürfnisse, um einen Boden zu bereiten, der Bedürfnishierarchie nach oben folgen zu können. Sondern ich meine am Beispiel meiner Strassenhunde, dass Handlungen zur Deckung zb physiologischer Bedürfnisse in einem höheren Maße selbstbelohnt mit entsprechenden Botenstoffen internalisiert sein können als bei einem Hund, der nie jagen musste um satt zu werden.
Das habe ich schon verstanden nur verstehe ich jetzt den Bezug zum Training mittels intrinsischer Motivation nicht.
 
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SandrA
17. Dez. 11:37
Das habe ich schon verstanden nur verstehe ich jetzt den Bezug zum Training mittels intrinsischer Motivation nicht.
Das verstehe ich jetzt nicht.
Ich sagte doch bereits, dass ich eine Berücksichtigung dessen und eine entsprechende Vorarbeit je nach Individuum als eine wichtige Voraussetzung ansehe, um mittels intrinsischer Motivation überhaupt arbeiten zu können.
 
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Steffi
17. Dez. 14:00
Das verstehe ich jetzt nicht. Ich sagte doch bereits, dass ich eine Berücksichtigung dessen und eine entsprechende Vorarbeit je nach Individuum als eine wichtige Voraussetzung ansehe, um mittels intrinsischer Motivation überhaupt arbeiten zu können.
Meinst Du damit, dass Training mit i.M. nur mit einem 'unbeschriebenes Blatt' / nicht vorbelastetem Hund möglich ist?
 
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Dogorama-Mitglied
17. Dez. 14:08
Meinst Du damit, dass Training mit i.M. nur mit einem 'unbeschriebenes Blatt' / nicht vorbelastetem Hund möglich ist?
So wie ich es verstanden habe geht Sandra davon aus, dass man bei ihrem Hund zunächst die Erfahrung von Hunger und die damit verknüpfte Jagdmotivation „bearbeiten“ oder ausgleichen musste, bevor der Hund in der Lage war, andere Bedürfnisse (wie Sicherheit und Orientierung) als übergeordnete Ziele zu erkennen.
Vielleicht habe ich es aber auch völlig falsch verstanden, was ich glaube, weil wir hier auch irgendwie ein Missverständnis haben. 😃
 
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* ᴀʟᴇxᴀꜱ ꜱᴄʜɴᴀᴜᴢᴇʀᴛʀᴜᴘᴘ
17. Dez. 14:12
Meinst Du damit, dass Training mit i.M. nur mit einem 'unbeschriebenes Blatt' / nicht vorbelastetem Hund möglich ist?
Ich meine es nicht, ich habe ein lebendiges Beispiel dafür. Es geht dauert nur bisschen was "länger" 😊
 
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SandrA
17. Dez. 14:21
Meinst Du damit, dass Training mit i.M. nur mit einem 'unbeschriebenes Blatt' / nicht vorbelastetem Hund möglich ist?
Natürlich nicht. Aber je nachdem ist Vorbereitung nötig und sich der individuellen Bedürfnislage zu vergewissern ist sicherlich hilfreich.