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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
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SandrA
17. Dez. 10:10
Die Zeit die es braucht ist aber doch methodenunabhängig.
Nicht ganz, weil ich bei der Konditionierung mit Futter arbeite und darüberhinaus Jagdersatzhandlungen anbiete.Ich stille in diesem Fall konkrete Bedürfnisse, die das hündische Handeln antreibt .
 
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Dogorama-Mitglied
17. Dez. 10:16
Nicht ganz, weil ich bei der Konditionierung mit Futter arbeite und darüberhinaus Jagdersatzhandlungen anbiete.Ich stille in diesem Fall konkrete Bedürfnisse, die das hündische Handeln antreibt .
Das Stillen des Bedürfnisses ist nicht die Methode an sich, sondern nur ein Werkzeug innerhalb der Methode. Die Zeit, die ein Hund braucht, um Bedürfnisse wie Jagdverhalten neu zu priorisieren oder Sicherheit und Orientierung zu wählen, hängt meiner Meinung nach primär von den individuellen Erfahrungen des Hundes ab, nicht davon, ob mit Futter oder einer anderen Technik gearbeitet wird.

Auch bei einer Lernmethode, die auf intrinsische Motivation setzt, bleibt der Prozess methodenunabhängig: Es geht darum, dem Hund durch neue Erfahrungen zu zeigen, dass andere Verhaltensweisen oder Ziele für ihn sinnvoller und lohnender sind. Ob ich Futter, Umwelterfahrungen oder situative Orientierung als „Werkzeug“ einsetze, verändert zwar die Herangehensweise, aber nicht die grundlegende Zeit, die es braucht, bis der Hund die Priorisierung seiner Bedürfnisse verändert.

Der Unterschied liegt also darin, wie die neue Priorisierung hergestellt wird – ob durch Konditionierung mit Futter (extrinsisch) oder durch die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen und Sicherheit in der Orientierung zu erleben (intrinsisch). Der individuelle Lernprozess und die benötigte Zeit bleiben letztlich unabhängig davon, welches Werkzeug innerhalb der Methode eingesetzt wird.
 
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SandrA
17. Dez. 10:23
Das Stillen des Bedürfnisses ist nicht die Methode an sich, sondern nur ein Werkzeug innerhalb der Methode. Die Zeit, die ein Hund braucht, um Bedürfnisse wie Jagdverhalten neu zu priorisieren oder Sicherheit und Orientierung zu wählen, hängt meiner Meinung nach primär von den individuellen Erfahrungen des Hundes ab, nicht davon, ob mit Futter oder einer anderen Technik gearbeitet wird. Auch bei einer Lernmethode, die auf intrinsische Motivation setzt, bleibt der Prozess methodenunabhängig: Es geht darum, dem Hund durch neue Erfahrungen zu zeigen, dass andere Verhaltensweisen oder Ziele für ihn sinnvoller und lohnender sind. Ob ich Futter, Umwelterfahrungen oder situative Orientierung als „Werkzeug“ einsetze, verändert zwar die Herangehensweise, aber nicht die grundlegende Zeit, die es braucht, bis der Hund die Priorisierung seiner Bedürfnisse verändert. Der Unterschied liegt also darin, wie die neue Priorisierung hergestellt wird – ob durch Konditionierung mit Futter (extrinsisch) oder durch die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen und Sicherheit in der Orientierung zu erleben (intrinsisch). Der individuelle Lernprozess und die benötigte Zeit bleiben letztlich unabhängig davon, welches Werkzeug innerhalb der Methode eingesetzt wird.
Na klar, das meinte ich doch, dass individuelle Erfahrungen zu berücksichtigen sind und daneben aber sicher auch Herkunft, Genetik und Charakter.
Und ich denke nicht, dass die Bedürfnisbefriedigung die Methode selbst beschreibt sondern dass es eine wichtige Voraussetzung dafür sein kann diese Methode anzuwenden.
 
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Steffi
17. Dez. 10:31
Durch die gezielte Ruhe-/Gelassenheitsübung mit starken Reizen und das langsame steigern der Leinenführung in reizstarke Bereiche.
Also gezielte Übung nicht im Sinne einer konkreten Hilfe für den Hund? Das wäre ja extrinsisch oder? Also ich gebe so lange nur den Rahmen (ausreichend weiter weg vom Reiz oder reizarme Umgebung), bis der Hund merkt 'entspannt fühle ich mich am wohlsten', d.h. bleibt er dann auch, wenn die Reize nach und nach wieder näher rücken?
 
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Dogorama-Mitglied
17. Dez. 10:50
Na klar, das meinte ich doch, dass individuelle Erfahrungen zu berücksichtigen sind und daneben aber sicher auch Herkunft, Genetik und Charakter. Und ich denke nicht, dass die Bedürfnisbefriedigung die Methode selbst beschreibt sondern dass es eine wichtige Voraussetzung dafür sein kann diese Methode anzuwenden.
Damit meinst du jetzt das der Hund zu Hause gegessen hat oder wie soll ich das verstehen?
 
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Dogorama-Mitglied
17. Dez. 10:52
Also gezielte Übung nicht im Sinne einer konkreten Hilfe für den Hund? Das wäre ja extrinsisch oder? Also ich gebe so lange nur den Rahmen (ausreichend weiter weg vom Reiz oder reizarme Umgebung), bis der Hund merkt 'entspannt fühle ich mich am wohlsten', d.h. bleibt er dann auch, wenn die Reize nach und nach wieder näher rücken?
Genau, der Rahmen, den ich setze – also reizarme Umgebungen oder ausreichender Abstand zum Reiz – ist zunächst eine Hilfe, aber nicht im Sinne von „ich führe den Hund aktiv zu einer Lösung“. Ich schaffe lediglich die Voraussetzung.

Sobald der Hund verstanden hat, dass Entspannung in diesen Situationen seine beste Option ist, kann ich den Rahmen schrittweise verändern: Die Reize werden nach und nach näher herangeführt oder die Umgebung wird anspruchsvoller. Der Hund hat aber bereits gelernt, dass er durch eigene Entscheidungen zu einem entspannten Zustand kommen kann – unabhängig von meiner direkten Einwirkung.
 
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SandrA
17. Dez. 10:59
Damit meinst du jetzt das der Hund zu Hause gegessen hat oder wie soll ich das verstehen?
Nein, ich meine dass Bedürfnisse die das Handeln des Hundes, das ich bearbeiten/verändern möchte, antreiben eine wichtige Rolle spielen.
Sprich liegt dem Jagdverhalten das Ziel „Hunger stillen“ (vor dem Hintergrund der Erfahrung existenzieller Bedeutung) zugrunde, muss ich das berücksichtigen. Übergeordnete Ziele wie Sicherheit und Orientierung können in dieser Phase noch nicht priorisiert werden.

Aber ja, als ich mit meiner Hündin daran gearbeitet habe, unsere Hühner solange nicht zu fressen, wie sie befiedert und lebendig sind, war sie selbstverständlich nicht hungrig.
 
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Steffi
17. Dez. 11:01
Genau, der Rahmen, den ich setze – also reizarme Umgebungen oder ausreichender Abstand zum Reiz – ist zunächst eine Hilfe, aber nicht im Sinne von „ich führe den Hund aktiv zu einer Lösung“. Ich schaffe lediglich die Voraussetzung. Sobald der Hund verstanden hat, dass Entspannung in diesen Situationen seine beste Option ist, kann ich den Rahmen schrittweise verändern: Die Reize werden nach und nach näher herangeführt oder die Umgebung wird anspruchsvoller. Der Hund hat aber bereits gelernt, dass er durch eigene Entscheidungen zu einem entspannten Zustand kommen kann – unabhängig von meiner direkten Einwirkung.
Ok, d.h. für den Start in unserem Fall rein ins Auto und in reizarme Umgebung d.h. ohne Hunde.
Dort hinzugehen würde bedeuten erstmal viele Hundebegegnungen managen zu müssen..Das wären ja sehr stressige Erfahrungen, die dann positive intrinsische Einheiten ggf. überlagern bzw. die Lerneffekte zerstören würden.
 
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Dogorama-Mitglied
17. Dez. 11:14
Nein, ich meine dass Bedürfnisse die das Handeln des Hundes, das ich bearbeiten/verändern möchte, antreiben eine wichtige Rolle spielen. Sprich liegt dem Jagdverhalten das Ziel „Hunger stillen“ (vor dem Hintergrund der Erfahrung existenzieller Bedeutung) zugrunde, muss ich das berücksichtigen. Übergeordnete Ziele wie Sicherheit und Orientierung können in dieser Phase noch nicht priorisiert werden. Aber ja, als ich mit meiner Hündin daran gearbeitet habe, unsere Hühner solange nicht zu fressen, wie sie befiedert und lebendig sind, war sie selbstverständlich nicht hungrig.
Ich glaube ich verstehe deinen Punkt jetzt gerade einfach nicht.

Auch wenn man extrinsisch arbeitet – also zum Beispiel mit Futter oder anderen Belohnungen –, würde man doch ohnehin zuerst die basalen Bedürfnisse stillen, um fair zu bleiben und den Hund nicht in einen Konflikt zu bringen.

Wenn der Hund also nicht hungrig war, als du mit ihm an den Hühnern gearbeitet hast, zeigt das für mich, dass das Jagdverhalten auch unabhängig von Hunger bestehen kann, aber nicht zwingend wichtiger ist als Sicherheit. Zumindest wenn man nach Maslow geht.
 
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Dogorama-Mitglied
17. Dez. 11:15
Ok, d.h. für den Start in unserem Fall rein ins Auto und in reizarme Umgebung d.h. ohne Hunde. Dort hinzugehen würde bedeuten erstmal viele Hundebegegnungen managen zu müssen..Das wären ja sehr stressige Erfahrungen, die dann positive intrinsische Einheiten ggf. überlagern bzw. die Lerneffekte zerstören würden.
Die Reizarme Umgebung kann auch bei dir in der Nähe sein. Nicht jeder Hund ist gleich. Wenn du sagst vieles macht deinem Hund nichts aus kann auch das reizarm sein.
Die Übung mit den Reizen hatte ich ja weiter unten schon beschrieben und extra gesagt das der Hund eben nicht in den Stressmodus kommen sollte.