Home / Forum / Erziehung & Training / Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Verfasser
Dogorama-Mitglied
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 1029
zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Britta
16. Dez. 09:54
was mich an dem ganzen thema irritiert, dass die ganze zeit darüber gesprochen wird,einem hund unterbewusst dinge beizubringen,

ohne genauer darauf einzugehen, dass jeder hund einen anderen charakter hat, nicht alle gleich intelligent sind und alle hunde verschiedene lebensphasen durchmachen,

psychisch wie physisch.

ein ängstlicher hund wäre sicherlich viel motivierter, in der nähe seines halters zu bleiben,als ein selbstständiger,selbstbewusster hund.

ein entspannter oder älterer hund trifft sicher eher die gewünschten entscheidungen, als ein junger hund, der stark auf reize reagiert.

warum ist es in den ersten 3 jahren so ein auf und ab?

weil sich zb das gehirn ausbildet und die hormone verrückt spielen.

das macht einigen hunden extremer zu schaffen, leicht ist das für alle nicht.

die kleinen sind in dieser zeit selbst stark verwirrt, umso wichtiger, dass ihnen jemand orientierung bietet, wenn sie gerade mal wieder im tunnel sind oder einfach drauf los wollen.

ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie ein hund, der noch in der entwicklung ist, von allein auf die idee kommen soll,dinge zu mögen, die ihm von natur aus widerstreben, zumal und vor allem, weil er sich zu diesem zeitpunkt auch noch selbst viel ausprobieren will.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
16. Dez. 10:06
was mich an dem ganzen thema irritiert, dass die ganze zeit darüber gesprochen wird,einem hund unterbewusst dinge beizubringen, ohne genauer darauf einzugehen, dass jeder hund einen anderen charakter hat, nicht alle gleich intelligent sind und alle hunde verschiedene lebensphasen durchmachen, psychisch wie physisch. ein ängstlicher hund wäre sicherlich viel motivierter, in der nähe seines halters zu bleiben,als ein selbstständiger,selbstbewusster hund. ein entspannter oder älterer hund trifft sicher eher die gewünschten entscheidungen, als ein junger hund, der stark auf reize reagiert. warum ist es in den ersten 3 jahren so ein auf und ab? weil sich zb das gehirn ausbildet und die hormone verrückt spielen. das macht einigen hunden extremer zu schaffen, leicht ist das für alle nicht. die kleinen sind in dieser zeit selbst stark verwirrt, umso wichtiger, dass ihnen jemand orientierung bietet, wenn sie gerade mal wieder im tunnel sind oder einfach drauf los wollen. ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie ein hund, der noch in der entwicklung ist, von allein auf die idee kommen soll,dinge zu mögen, die ihm von natur aus widerstreben, zumal und vor allem, weil er sich zu diesem zeitpunkt auch noch selbst viel ausprobieren will.
Ich denke nicht das Sicherheit und Orientierung einem Hund von Natur aus widerstreben.
Und der Ansatz gibt ja Orientierung. Genau das was du sagtest was wichtig ist.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Babs
16. Dez. 10:20
Vielleicht ist es auch wichtig, die Bedürfnisse von Hunden zu betrachten. Einerseits wurde ja schon oft erwähnt, dass die Triebe in der Genetik verankert sind. Ebenso aber auch die Bedürfnisse wie essen, trinken, schlafen (Grundbedürfnisse). Darüber hinaus aber auch das Sicherheits- und Sozialbedürfnis.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
17. Dez. 09:08
Der Ort wäre viel zu reizvoll um eine gute Leinenführung aufzubauen. Das Beobachten und die Leinenführung sind zwei unterschiedliche Bausteine. Ich glaube das kam in meinem Beitrag nicht so ganz raus.
Ok, dann ist das wohl wirklich nicht für jede Situation geeignet.

Leinenführigkeit ist ja zumindest bei heranwachsenden Hunden auch nicht so ein fixes Ding.

Guinness zB geht grundsätzlich voll ok an der Leine, wenn er aber aufgeregt ist oder was sehr Spannendes sieht oder riecht, zieht er auch mal.

Ich bin jedenfalls schon der Grundannahme gegenüber skeptisch, dass Hunde immer Sicherheit und Orientierung durch den Menschen ihren eigenen Interessen vorziehen würden.

Hunde können problemlos ohne Menschen leben und Entscheidungen treffen und auch wenn die, die von Welpe an mit Menschen leben, sicherlich enge Verbindungen zu uns eingehen, heisst das ja nicht, dass sie von sich aus nur untätig neben uns stehen und auf unsere Bewegungen und Entscheidungen warten wollen.

Das sieht man doch auch im Freilauf, dass Hund mal hier, mal dort hin geht und nicht immer im 2 Meterradius neben mir kleben will.

Eigenständigkeit ist doch ebenso ein intrinsisches Bedürfnis, das auch schön und wünschenswert ist, dem angeblichen intrinsischen Orientierungsbedürfnis aber schon irgendwie entgegen steht.

Und dort, wo viele konkrete Benimm- und Sicherheitsregeln zu befolgen sind, kann ich da warten, welches die Oberhand gewinnen wird?

🤔
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
17. Dez. 09:15
Vielleicht ist es auch wichtig, die Bedürfnisse von Hunden zu betrachten. Einerseits wurde ja schon oft erwähnt, dass die Triebe in der Genetik verankert sind. Ebenso aber auch die Bedürfnisse wie essen, trinken, schlafen (Grundbedürfnisse). Darüber hinaus aber auch das Sicherheits- und Sozialbedürfnis.
Aber immer wieder diese Kernfrage - kann man denn darauf bauen, daß Hund sich in jeder Situation für die Nähe zum Menschen und das Nichtstun entscheiden wird?

Gerade Hunde in sicherer Bindung haben mehr Mut zum und Interesse am eigenständigen Exlorieren, die müssen nicht ständig am Rockzipfel der Menschen hängen.

Wie kann ich also zu Prämisse machen, dass sie das aus eigener Entscheidung nicht tun?
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
17. Dez. 09:50
Ok, dann ist das wohl wirklich nicht für jede Situation geeignet. Leinenführigkeit ist ja zumindest bei heranwachsenden Hunden auch nicht so ein fixes Ding. Guinness zB geht grundsätzlich voll ok an der Leine, wenn er aber aufgeregt ist oder was sehr Spannendes sieht oder riecht, zieht er auch mal. Ich bin jedenfalls schon der Grundannahme gegenüber skeptisch, dass Hunde immer Sicherheit und Orientierung durch den Menschen ihren eigenen Interessen vorziehen würden. Hunde können problemlos ohne Menschen leben und Entscheidungen treffen und auch wenn die, die von Welpe an mit Menschen leben, sicherlich enge Verbindungen zu uns eingehen, heisst das ja nicht, dass sie von sich aus nur untätig neben uns stehen und auf unsere Bewegungen und Entscheidungen warten wollen. Das sieht man doch auch im Freilauf, dass Hund mal hier, mal dort hin geht und nicht immer im 2 Meterradius neben mir kleben will. Eigenständigkeit ist doch ebenso ein intrinsisches Bedürfnis, das auch schön und wünschenswert ist, dem angeblichen intrinsischen Orientierungsbedürfnis aber schon irgendwie entgegen steht. Und dort, wo viele konkrete Benimm- und Sicherheitsregeln zu befolgen sind, kann ich da warten, welches die Oberhand gewinnen wird? 🤔
Ein Punkt, der hier vielleicht noch nicht ganz klar ist: Leinenführung und Beobachtungsübungen sind bei mir getrennte Bausteine. Die Leinenführung baue ich bewusst in reizarmen Umgebungen auf, damit der Hund das Konzept ohne Ablenkung verinnerlichen kann. Wenn die Basis sitzt, übertrage ich das Ganze durch kontextbezogenes Lernen in den Alltag, wo es Schritt für Schritt an schweren Reizen gefestigt wird. Das bedeutet nicht, dass die Leinenführung weniger alltagstauglich ist – im Gegenteil: Ich nutze genau das, was mir im Alltag begegnet, und ermögliche dem Hund so, in verschiedensten Situationen souverän und eigenständig zu agieren.

Der wichtige Punkt dabei ist, dass die Orientierung des Hundes an mir nicht durch Druck oder Stress oder Leckerlies entsteht. Es geht nicht darum, dass der Hund nur dann zu mir schaut oder sich an mir orientiert, wenn die Situation schwierig oder unangenehm für ihn ist. Er entscheidet sich für die Orientierung an mir, weil diese Verbindung für ihn sinnvoll und angenehm ist. Das kann der Fall sein, weil gemeinsames Gehen sich harmonisch anfühlt, weil es ihm Sicherheit vermittelt oder weil er die Erfahrung gemacht hat, dass er sich bei mir wohlfühlen kann. Es ist also eine freiwillige Entscheidung, die auf Vertrauen und positiven Lernerfahrungen basiert.

Das bedeutet auch, dass der Hund in reizarmen Momenten die Wahl hat: Er könnte eigenständig etwas erkunden oder sich an mir orientieren – beides ist möglich und legitim. Der Punkt ist, dass die Orientierung nicht durch äußeren Druck, sondern durch gemeinsame positive Erlebnisse und Erfahrungen entsteht. Dadurch bleibt der Hund in seiner Eigenständigkeit gestärkt, entscheidet sich aber freiwillig für die Zusammenarbeit.

Für mich ist das der Kern der Leinenführigkeit: Es geht nicht darum, den Hund durch Regeln oder Kontrolle einzuschränken, sondern ihm zu zeigen, dass die Orientierung am Menschen etwas Gutes ist, das sich für ihn lohnt – nicht durch Leckerchen oder äußere Einwirkung, sondern weil es für ihn im Alltag sinnvoll wird. In der Praxis zeigt sich dann, dass der Hund diese Orientierung gerne mitbringt, egal ob die Situation ruhig oder anspruchsvoll ist. Gleichzeitig bleibt immer Raum für Eigenständigkeit, weil der Hund eben nicht nur passiv neben mir klebt, sondern sich bewusst für die Zusammenarbeit entscheidet.
Es ist also eine Entscheidung innerhalb der Eigenständigkeit des Hundes.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
SandrA
17. Dez. 10:04
Vielleicht ist es auch wichtig, die Bedürfnisse von Hunden zu betrachten. Einerseits wurde ja schon oft erwähnt, dass die Triebe in der Genetik verankert sind. Ebenso aber auch die Bedürfnisse wie essen, trinken, schlafen (Grundbedürfnisse). Darüber hinaus aber auch das Sicherheits- und Sozialbedürfnis.
Ich finde es auch wichtig zu berücksichtigen, dass Bedürfnisse eben auch individuell unterschiedlich priorisiert sein können. Mal kurz gesagt: bis das internistisch motivierte Jagdverhalten meiner Ex Strassenhunde nicht mehr mit dem überlebensnotwendigen Ziel „Hunger stillen“ verknüpft sein kann (oder sogar darf) sondern übergeordnete Ziele, wie Sicherheit und Orientierung priorisiert werden können, muss auf vielen anderen Ebenen jede Menge Vorarbeit geleistet werden.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Steffi
17. Dez. 10:07
Ein Punkt, der hier vielleicht noch nicht ganz klar ist: Leinenführung und Beobachtungsübungen sind bei mir getrennte Bausteine. Die Leinenführung baue ich bewusst in reizarmen Umgebungen auf, damit der Hund das Konzept ohne Ablenkung verinnerlichen kann. Wenn die Basis sitzt, übertrage ich das Ganze durch kontextbezogenes Lernen in den Alltag, wo es Schritt für Schritt an schweren Reizen gefestigt wird. Das bedeutet nicht, dass die Leinenführung weniger alltagstauglich ist – im Gegenteil: Ich nutze genau das, was mir im Alltag begegnet, und ermögliche dem Hund so, in verschiedensten Situationen souverän und eigenständig zu agieren. Der wichtige Punkt dabei ist, dass die Orientierung des Hundes an mir nicht durch Druck oder Stress oder Leckerlies entsteht. Es geht nicht darum, dass der Hund nur dann zu mir schaut oder sich an mir orientiert, wenn die Situation schwierig oder unangenehm für ihn ist. Er entscheidet sich für die Orientierung an mir, weil diese Verbindung für ihn sinnvoll und angenehm ist. Das kann der Fall sein, weil gemeinsames Gehen sich harmonisch anfühlt, weil es ihm Sicherheit vermittelt oder weil er die Erfahrung gemacht hat, dass er sich bei mir wohlfühlen kann. Es ist also eine freiwillige Entscheidung, die auf Vertrauen und positiven Lernerfahrungen basiert. Das bedeutet auch, dass der Hund in reizarmen Momenten die Wahl hat: Er könnte eigenständig etwas erkunden oder sich an mir orientieren – beides ist möglich und legitim. Der Punkt ist, dass die Orientierung nicht durch äußeren Druck, sondern durch gemeinsame positive Erlebnisse und Erfahrungen entsteht. Dadurch bleibt der Hund in seiner Eigenständigkeit gestärkt, entscheidet sich aber freiwillig für die Zusammenarbeit. Für mich ist das der Kern der Leinenführigkeit: Es geht nicht darum, den Hund durch Regeln oder Kontrolle einzuschränken, sondern ihm zu zeigen, dass die Orientierung am Menschen etwas Gutes ist, das sich für ihn lohnt – nicht durch Leckerchen oder äußere Einwirkung, sondern weil es für ihn im Alltag sinnvoll wird. In der Praxis zeigt sich dann, dass der Hund diese Orientierung gerne mitbringt, egal ob die Situation ruhig oder anspruchsvoll ist. Gleichzeitig bleibt immer Raum für Eigenständigkeit, weil der Hund eben nicht nur passiv neben mir klebt, sondern sich bewusst für die Zusammenarbeit entscheidet. Es ist also eine Entscheidung innerhalb der Eigenständigkeit des Hundes.
Was mir nicht klar ist, ist das wie..In reizarmer Umgebung habe ich -gefühlt- kein Problem mit der Leinenführung. Verkehr, Weidetiere statisch, Vögel, Menschen auch vieke, Roller, Kinder...alles locker.
Reizen sind laufende Pferde, Katzen, Eichhörnchen ..wird aber besser.
Riesenreiz sind andere Hunde...Wie kann ich Ruhe in reizarmer Umgebung darauf übertragen..
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
17. Dez. 10:08
Ich finde es auch wichtig zu berücksichtigen, dass Bedürfnisse eben auch individuell unterschiedlich priorisiert sein können. Mal kurz gesagt: bis das internistisch motivierte Jagdverhalten meiner Ex Strassenhunde nicht mehr mit dem überlebensnotwendigen Ziel „Hunger stillen“ verknüpft sein kann (oder sogar darf) sondern übergeordnete Ziele, wie Sicherheit und Orientierung priorisiert werden können, muss auf vielen anderen Ebenen jede Menge Vorarbeit geleistet werden.
Die Zeit die es braucht ist aber doch methodenunabhängig.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
17. Dez. 10:09
Was mir nicht klar ist, ist das wie..In reizarmer Umgebung habe ich -gefühlt- kein Problem mit der Leinenführung. Verkehr, Weidetiere statisch, Vögel, Menschen auch vieke, Roller, Kinder...alles locker. Reizen sind laufende Pferde, Katzen, Eichhörnchen ..wird aber besser. Riesenreiz sind andere Hunde...Wie kann ich Ruhe in reizarmer Umgebung darauf übertragen..
Durch die gezielte Ruhe-/Gelassenheitsübung mit starken Reizen und das langsame steigern der Leinenführung in reizstarke Bereiche.