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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
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Dogorama-Mitglied
15. Dez. 12:12
Was eigentlich meine Frage war: Wann kann man das gesprochene Wort als Kommunikation deklarieren und wann läuft es eher unter extrinsisch? Du schriebst zuvor einmal extrinsisch ungleich Kommunikation Mir geht es hier nicht um Wortklaubereien und ich will auch niemanden ärgern. Vielleicht könntest du ein paar Beispiele für Kommunikation geben. Also wenn du Zeit und Lust hast natürlich ☺️ Ich denke, dass würde mir sehr helfen. Ich habe es bis jetzt so verstanden, dass man sich generell eher zurückhält und den Hund machen lässt. Für mich passt Kommunikation nicht so ganz darein. Ich dachte ich hab’s verstanden und seitdem hab ich wieder viele Fragezeichen über dem Kopf 🤭
Genau das ist eben das Problem wenn man sich in theoretischen Diskussionen befindet, die eben so noch nicht auf Hunde übertragen wurden. 😃

Es gibt theoretisch neutrale Kommunikation, die allein auf der Sachebene stattfindet, ohne dass eine Steuerung oder Erwartung formuliert wird. Das Konzept der Sachebene stammt aus dem Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun (Miteinander reden, Band 1, 1981). Dieses Modell beschreibt, dass jede Nachricht einen oder mehrere dieser Aspekte enthält:

Sachebene: Reine Information oder Daten über einen Sachverhalt.
Beziehungsebene: Informationen darüber, wie der Sender zum Empfänger steht.
Selbstoffenbarung: Was der Sender über sich selbst preisgibt.
Appellebene: Was der Sender vom Empfänger erwartet oder wünscht.

Wenn eine Botschaft ausschließlich auf der Sachebene bleibt und der Empfänger sie ebenfalls nur auf dieser Ebene versteht, kann die Kommunikation als neutral gelten.
Beispiel:
Du sagst: „Ich gehe jetzt los.“
Auf der Sachebene ist dies eine reine Mitteilung.
Der Empfänger könnte es ebenfalls auf der Sachebene verstehen und keine weiteren Bedeutungen oder Aufforderungen hineinlesen. In diesem Fall ist die Kommunikation neutral.

Obwohl neutrale Kommunikation existiert, würde ich sie im Hundetraining wenn möglich weglassen. Deci und Ryan beschreiben in ihrer Selbstbestimmungstheorie (Self-Determination Theory), dass intrinsische Motivation durch Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit gestärkt wird. Äußere Steuerung untergräbt die intrinsische Motivation, weil sie den Fokus von eigenen Entscheidungen auf äußere Signale verschiebt.
Wenn ich sage: „Ich bleibe stehen,“ könnte meine Hündin dies als Appell verstehen, obwohl es neutral gemeint ist. Ihr Verhalten würde dann durch meine Worte beeinflusst, statt durch eigene Erfahrungen. Um ihre Autonomie zu fördern, verzichte ich daher auf solche Äußerungen und lasse sie durch die Situation lernen.
Zitat:
“Intrinsische Motivation wird maximiert, wenn Handlungen frei von äußerer Kontrolle oder Erwartung erfolgen” (Deci & Ryan, 1985).
“Autonomie ist ein zentraler Bestandteil intrinsischer Motivation. Sie wird untergraben, wenn äußere Faktoren das Verhalten kontrollieren oder beeinflussen” (Deci & Ryan, 1985).
 
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Katja
15. Dez. 12:37
Genau das ist eben das Problem wenn man sich in theoretischen Diskussionen befindet, die eben so noch nicht auf Hunde übertragen wurden. 😃 Es gibt theoretisch neutrale Kommunikation, die allein auf der Sachebene stattfindet, ohne dass eine Steuerung oder Erwartung formuliert wird. Das Konzept der Sachebene stammt aus dem Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun (Miteinander reden, Band 1, 1981). Dieses Modell beschreibt, dass jede Nachricht einen oder mehrere dieser Aspekte enthält: Sachebene: Reine Information oder Daten über einen Sachverhalt. Beziehungsebene: Informationen darüber, wie der Sender zum Empfänger steht. Selbstoffenbarung: Was der Sender über sich selbst preisgibt. Appellebene: Was der Sender vom Empfänger erwartet oder wünscht. Wenn eine Botschaft ausschließlich auf der Sachebene bleibt und der Empfänger sie ebenfalls nur auf dieser Ebene versteht, kann die Kommunikation als neutral gelten. Beispiel: Du sagst: „Ich gehe jetzt los.“ Auf der Sachebene ist dies eine reine Mitteilung. Der Empfänger könnte es ebenfalls auf der Sachebene verstehen und keine weiteren Bedeutungen oder Aufforderungen hineinlesen. In diesem Fall ist die Kommunikation neutral. Obwohl neutrale Kommunikation existiert, würde ich sie im Hundetraining wenn möglich weglassen. Deci und Ryan beschreiben in ihrer Selbstbestimmungstheorie (Self-Determination Theory), dass intrinsische Motivation durch Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit gestärkt wird. Äußere Steuerung untergräbt die intrinsische Motivation, weil sie den Fokus von eigenen Entscheidungen auf äußere Signale verschiebt. Wenn ich sage: „Ich bleibe stehen,“ könnte meine Hündin dies als Appell verstehen, obwohl es neutral gemeint ist. Ihr Verhalten würde dann durch meine Worte beeinflusst, statt durch eigene Erfahrungen. Um ihre Autonomie zu fördern, verzichte ich daher auf solche Äußerungen und lasse sie durch die Situation lernen. Zitat: “Intrinsische Motivation wird maximiert, wenn Handlungen frei von äußerer Kontrolle oder Erwartung erfolgen” (Deci & Ryan, 1985). “Autonomie ist ein zentraler Bestandteil intrinsischer Motivation. Sie wird untergraben, wenn äußere Faktoren das Verhalten kontrollieren oder beeinflussen” (Deci & Ryan, 1985).
Ich glaube, genau deswegen haben wir hier alle solche Probleme!
Klar, „ich bleibe stehen“ wird vom Hund nicht neutral aufgefasst. Aber ebenso die Tatsache, dass ich einfach stehenbleibe… Polli steht dann eben auch neben mir, ohne dass ich was gesagt oder sie auch nur angeguckt habe. Trotzdem ist ihr stehenbleiben nach dieser Defintion meiner Meinung nach nicht wirklich intrinsisch motiviert!

Deswegen sagt der Trainer ja auch zu der Hundehalterin im Video, dass sie sich, solange der Hund um eine Lösung ringt, komplett raushalten soll: Nix sagen, gar keine Gesten und auch nicht anschauen.
Für mich nehme ich mit: es kommt echt drauf an, was im Hundehirn grad vorgeht… und da sich das sehr schnell ändern kann, ist da wohl das richtige Timing das A&O… sowohl mit Äußerungen, aber auch mit Gesten und Blicken…
 
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Dogorama-Mitglied
15. Dez. 12:46
Ich glaube, genau deswegen haben wir hier alle solche Probleme! Klar, „ich bleibe stehen“ wird vom Hund nicht neutral aufgefasst. Aber ebenso die Tatsache, dass ich einfach stehenbleibe… Polli steht dann eben auch neben mir, ohne dass ich was gesagt oder sie auch nur angeguckt habe. Trotzdem ist ihr stehenbleiben nach dieser Defintion meiner Meinung nach nicht wirklich intrinsisch motiviert! Deswegen sagt der Trainer ja auch zu der Hundehalterin im Video, dass sie sich, solange der Hund um eine Lösung ringt, komplett raushalten soll: Nix sagen, gar keine Gesten und auch nicht anschauen. Für mich nehme ich mit: es kommt echt drauf an, was im Hundehirn grad vorgeht… und da sich das sehr schnell ändern kann, ist da wohl das richtige Timing das A&O… sowohl mit Äußerungen, aber auch mit Gesten und Blicken…
In meinen Augen entstehen genau diese Probleme häufig, wenn das Training von Anfang an überwiegend extrinsisch aufgebaut wurde.
Wenn ich aber die Leinenführigkeit von Anfang an intrinsisch aufbaue, gehe ich anders vor.
Auch wenn ich dann stehenbleibe, darf mein Hund theoretisch entscheiden, weiterzulaufen – aber das funktioniert nur, wenn eine entsprechend lange Leine verwendet wird. Eine kurze Leine gibt dem Hund bei der Leinenführung gar nicht die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, weil er physisch eingeschränkt ist.

Aber das ist eben ein anderer Baustein aus dem Bereich. Ich glaube ich bin da einfach so tief drin das ich es gar nicht richtig erklären kann ohne alles zu erklären. Und da bin ich mir noch nicht sicher, ob ich das möchte, weil ich es mir auch hart erarbeitet habe. Meine Motivation hier alles mitzuteilen ist dann doch nicht hoch genug. Der Nutzen überwiegt in meinen Augen nicht. 😕
 
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Jochen
15. Dez. 13:29
Ich glaube, genau deswegen haben wir hier alle solche Probleme! Klar, „ich bleibe stehen“ wird vom Hund nicht neutral aufgefasst. Aber ebenso die Tatsache, dass ich einfach stehenbleibe… Polli steht dann eben auch neben mir, ohne dass ich was gesagt oder sie auch nur angeguckt habe. Trotzdem ist ihr stehenbleiben nach dieser Defintion meiner Meinung nach nicht wirklich intrinsisch motiviert! Deswegen sagt der Trainer ja auch zu der Hundehalterin im Video, dass sie sich, solange der Hund um eine Lösung ringt, komplett raushalten soll: Nix sagen, gar keine Gesten und auch nicht anschauen. Für mich nehme ich mit: es kommt echt drauf an, was im Hundehirn grad vorgeht… und da sich das sehr schnell ändern kann, ist da wohl das richtige Timing das A&O… sowohl mit Äußerungen, aber auch mit Gesten und Blicken…
Warum meinst du denn, dass es nicht intrinsisch ist? Sie folgt keinem Kommando und extrinsische Reize gab es sicher auch genügend, also warum sollte sie trotzdem neben dir stehen? Ich glaube jetzt mal nicht, dass du mit aversiven Strafen gearbeitet hast.

Zum Thema „Rahmen etablieren“ ist mir noch ein wichtiger Punkt eingefallen, bleibt der Hund zurück, unbedingt immer stehenbleiben, wenn die Schleppleine ausgereizt ist. Viele Trainer raten ja dazu, dann einfach ohne Rücksicht weiter zu gehen. Über das Zurückbleibendürfen wird der Rahmen positiv konnotiert und die Distanz abgespeichert und dann auch nach vorne nicht überschritten. Überdies wird dem Hund bedeutet, dass ihr ein Verbund seid, eine Partnerschaft, in der immer gegenseitig Rücksicht genommen wird und beiderseitige Achtsamkeit herrscht. Und Hunde sind oft sehr gut im Einschätzen der Distanzen, Pepe weiß genau wann die Schlepp am Ende ist. Und im Freilauf geht er auch nicht über diesen Rahmen hinaus.
 
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Dogorama-Mitglied
15. Dez. 14:02
Das klappt aber so wie ich es verstehe nur im kontrollierten Rahmen. Und das find ich auch einen sehr sinnvollen Zugang. Schön wäre jetzt noch ein Management oder gar eine Adaption für die unkontrollierten Situationen zu haben, wo man sich das Training eben zumindest nicht wieder versaut.
Ich glaube, dass wir alle, die (noch) nicht nach diesem Ansatz trainiert haben oder noch nie zuvor davon (bewusst) gehört haben, dass wir zu „kurz“ denken, zu sehr nach „der“ Lösung suchen. Meine Gassi-Bekanntschaft hat dieses Training bereits hinter sich und wahrlich phantastische Ergebnisse erzielt. Das, was Maike hier geschildert hat, das sehe ich bei dem Hund meiner Bekannten- mit großem Neid, echt. Ich kenne das „vorher“ und das „danach“ live & in Farbe. Mich hat bisher das wirklich (für mein Empfinden, meine Persönlichkeit) ätzende Training abgeschreckt. Dieses ewige rumstehen an unterschiedlichen Orten unterschiedlicher Reize. Wochen- und monatelang. Aber das Ergebnis ist ein absolut ruhiger Vizsla, ein an Frauchen orientierter Hund. Ein Hund der total entspannt die Nähe zum Halter sucht.
Der Alltag mit dem Hund funktioniert nun nicht nur an den Orten, wo trainiert wurde, z.B. beim EDEKA, bei der Kita, an einer Hunde-Freilauffläche, sondern grundsätzlich.
Du bringst dem Hund scheinbar durch das Training an sich bei, dass die Nähe zum Menschen schön ist. Beruhigend ist. Und das lässt sich dann auf andere Bereiche übertragen, auch auf die echten „Endgegner“. ABER das dauert. Dafür gibt es keine kfr. Lösung. Da bleibt dann erstmal nur Management.

Falls ICH nun etwas falsch verstanden haben sollte möge man mich entsprechend korrigieren.
 
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* ᴀʟᴇxᴀꜱ ꜱᴄʜɴᴀᴜᴢᴇʀᴛʀᴜᴘᴘ
15. Dez. 17:50
Ich glaube, dass wir alle, die (noch) nicht nach diesem Ansatz trainiert haben oder noch nie zuvor davon (bewusst) gehört haben, dass wir zu „kurz“ denken, zu sehr nach „der“ Lösung suchen. Meine Gassi-Bekanntschaft hat dieses Training bereits hinter sich und wahrlich phantastische Ergebnisse erzielt. Das, was Maike hier geschildert hat, das sehe ich bei dem Hund meiner Bekannten- mit großem Neid, echt. Ich kenne das „vorher“ und das „danach“ live & in Farbe. Mich hat bisher das wirklich (für mein Empfinden, meine Persönlichkeit) ätzende Training abgeschreckt. Dieses ewige rumstehen an unterschiedlichen Orten unterschiedlicher Reize. Wochen- und monatelang. Aber das Ergebnis ist ein absolut ruhiger Vizsla, ein an Frauchen orientierter Hund. Ein Hund der total entspannt die Nähe zum Halter sucht. Der Alltag mit dem Hund funktioniert nun nicht nur an den Orten, wo trainiert wurde, z.B. beim EDEKA, bei der Kita, an einer Hunde-Freilauffläche, sondern grundsätzlich. Du bringst dem Hund scheinbar durch das Training an sich bei, dass die Nähe zum Menschen schön ist. Beruhigend ist. Und das lässt sich dann auf andere Bereiche übertragen, auch auf die echten „Endgegner“. ABER das dauert. Dafür gibt es keine kfr. Lösung. Da bleibt dann erstmal nur Management. Falls ICH nun etwas falsch verstanden haben sollte möge man mich entsprechend korrigieren.
Ne alles richtig verstanden.
Ich nutze diese Trainingsmethoden seit Jahren.
Und wie du bereits sehr gut beschrieben hast. Auch an anderen Orten, fremden Orten. Kein Problem.
Die Erfahrung mach ich dann wenn ich ganz spontan mal ins Bauhaus rein bin und die 3 mitgenommen habe. Als hätten sie das Ganze schon 37383 mal gemacht, dabei war es das erste Mal für 2 von 3 😊
 
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Katja
15. Dez. 20:18
Warum meinst du denn, dass es nicht intrinsisch ist? Sie folgt keinem Kommando und extrinsische Reize gab es sicher auch genügend, also warum sollte sie trotzdem neben dir stehen? Ich glaube jetzt mal nicht, dass du mit aversiven Strafen gearbeitet hast. Zum Thema „Rahmen etablieren“ ist mir noch ein wichtiger Punkt eingefallen, bleibt der Hund zurück, unbedingt immer stehenbleiben, wenn die Schleppleine ausgereizt ist. Viele Trainer raten ja dazu, dann einfach ohne Rücksicht weiter zu gehen. Über das Zurückbleibendürfen wird der Rahmen positiv konnotiert und die Distanz abgespeichert und dann auch nach vorne nicht überschritten. Überdies wird dem Hund bedeutet, dass ihr ein Verbund seid, eine Partnerschaft, in der immer gegenseitig Rücksicht genommen wird und beiderseitige Achtsamkeit herrscht. Und Hunde sind oft sehr gut im Einschätzen der Distanzen, Pepe weiß genau wann die Schlepp am Ende ist. Und im Freilauf geht er auch nicht über diesen Rahmen hinaus.
Ich find‘s echt immer weiter fürchterlich, wenn Hunde einfach so hinterhergeschleift werden! Sieht man hier in Berlin sehr viel.

Ich versuch‘s immer, wenn die Leine dran ist, diese eigentlich nicht zu benutzen… denn eigentlich soll sie ebenjener Partnerschaft folgen, nicht dem Strick.
Ich hab mich dazu allerdings immer (meist akustisch) irgendwie in Erinnerung gebracht. Gar nicht über ein Kommando, mehr a la „ich bin übrigens auch noch da“.

Polli ist halt der Typ Hund, der so rumschlumpft: gestern ist Herrchen unerwarteterweise 2m an ihr vorbeigelaufen, als ich mit ihr Gassi war… sie hat’s echt nicht gepeilt! Erst als ich ihn begrüßt habe…

Klar, wenn ich mich einfach hinstellen würde und warten, bis sie kommt, würde das auch irgendwann passieren. Aber, je mehr ich drüber nachdenke, wäre‘s von meinem Gefühl her für sie gefühlsmäßig das Gleiche, ob ich mich räuspere oder einfach warte.

Glaube, wir, oder zumindest ich (mein Freund ist eher autoritär unterwegs), habe in der Vergangenheit schon ziemlich viel intrinsisch motiviert gemacht: mir wäre nie was anderes eingefallen! Ist doch schließlich ein Lebewesen mit eigenen Ideen & Vorstellungen. Hab vom klassischen Hundetraining auch noch nie viel gehalten.

PS: Würde auch erklären, warum Polli einfach ohne Probleme überall mit dabei ist… und von den Meisten noch nichtmal wahrgenommen wird.
Es sei denn natürlich, es gibt was zu essen… das verfressene Stück!😉
 
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Dogorama-Mitglied
16. Dez. 08:17
In meinen Augen entstehen genau diese Probleme häufig, wenn das Training von Anfang an überwiegend extrinsisch aufgebaut wurde. Wenn ich aber die Leinenführigkeit von Anfang an intrinsisch aufbaue, gehe ich anders vor. Auch wenn ich dann stehenbleibe, darf mein Hund theoretisch entscheiden, weiterzulaufen – aber das funktioniert nur, wenn eine entsprechend lange Leine verwendet wird. Eine kurze Leine gibt dem Hund bei der Leinenführung gar nicht die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, weil er physisch eingeschränkt ist. Aber das ist eben ein anderer Baustein aus dem Bereich. Ich glaube ich bin da einfach so tief drin das ich es gar nicht richtig erklären kann ohne alles zu erklären. Und da bin ich mir noch nicht sicher, ob ich das möchte, weil ich es mir auch hart erarbeitet habe. Meine Motivation hier alles mitzuteilen ist dann doch nicht hoch genug. Der Nutzen überwiegt in meinen Augen nicht. 😕
Das ist ein gutes Beispiel, ich sehe es allerdings nur in solchem Umfeld umsetzbar, in dem die autonomen Entscheidungen keine Gefahr erzeugen können.

Wenn ich um städtischen Bereich ohne Einwirkung auf den Hund darauf warte, dass er intrinsisch jedes Mal mit mir an der Bordsteinkante stehen bleibt, hab ich doch bis zur theoretischen Erreichung dieses Zustandes ein massives Risiko, das er doch auf die Straße steigt und angefahren wird.

Und was, wenn seine intrinsische Entscheidung zu einem Thema sich generell nicht kompatibel zu meinen Vorstellungen oder den Umweltnotwendigkeiten entwickelt?

Lässt sich das tatsächlich auch in gefahren- und begrgnungsdichtem Lebensraum so durchgängig und berechenbar gestalten?
 
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Dogorama-Mitglied
16. Dez. 08:26
Ich glaube, dass wir alle, die (noch) nicht nach diesem Ansatz trainiert haben oder noch nie zuvor davon (bewusst) gehört haben, dass wir zu „kurz“ denken, zu sehr nach „der“ Lösung suchen. Meine Gassi-Bekanntschaft hat dieses Training bereits hinter sich und wahrlich phantastische Ergebnisse erzielt. Das, was Maike hier geschildert hat, das sehe ich bei dem Hund meiner Bekannten- mit großem Neid, echt. Ich kenne das „vorher“ und das „danach“ live & in Farbe. Mich hat bisher das wirklich (für mein Empfinden, meine Persönlichkeit) ätzende Training abgeschreckt. Dieses ewige rumstehen an unterschiedlichen Orten unterschiedlicher Reize. Wochen- und monatelang. Aber das Ergebnis ist ein absolut ruhiger Vizsla, ein an Frauchen orientierter Hund. Ein Hund der total entspannt die Nähe zum Halter sucht. Der Alltag mit dem Hund funktioniert nun nicht nur an den Orten, wo trainiert wurde, z.B. beim EDEKA, bei der Kita, an einer Hunde-Freilauffläche, sondern grundsätzlich. Du bringst dem Hund scheinbar durch das Training an sich bei, dass die Nähe zum Menschen schön ist. Beruhigend ist. Und das lässt sich dann auf andere Bereiche übertragen, auch auf die echten „Endgegner“. ABER das dauert. Dafür gibt es keine kfr. Lösung. Da bleibt dann erstmal nur Management. Falls ICH nun etwas falsch verstanden haben sollte möge man mich entsprechend korrigieren.
Ich erinnere mich, dass du das schon mal erwähnt hast...

Ich frag mich halt nach wie vor - ist es tatsächlich innerste Motivation eines Hundes, (etwas überspitzt formuliert) neben einem Menschen runzustehen, oder lernt er das, weil er durch die Leine halt trotzdem keine nennenswerten Alternativen hat?

Wäre ja jetzt auch nicht verdammenswert, aber halt vielleicht doch ein etwas anderer Lernvorgang...?

In Geschäfte kann ich G übrigens auch schon immer problemlos mitnehmen.
 
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Dogorama-Mitglied
16. Dez. 08:53
Das ist ein gutes Beispiel, ich sehe es allerdings nur in solchem Umfeld umsetzbar, in dem die autonomen Entscheidungen keine Gefahr erzeugen können. Wenn ich um städtischen Bereich ohne Einwirkung auf den Hund darauf warte, dass er intrinsisch jedes Mal mit mir an der Bordsteinkante stehen bleibt, hab ich doch bis zur theoretischen Erreichung dieses Zustandes ein massives Risiko, das er doch auf die Straße steigt und angefahren wird. Und was, wenn seine intrinsische Entscheidung zu einem Thema sich generell nicht kompatibel zu meinen Vorstellungen oder den Umweltnotwendigkeiten entwickelt? Lässt sich das tatsächlich auch in gefahren- und begrgnungsdichtem Lebensraum so durchgängig und berechenbar gestalten?
Der Ort wäre viel zu reizvoll um eine gute Leinenführung aufzubauen. Das Beobachten und die Leinenführung sind zwei unterschiedliche Bausteine. Ich glaube das kam in meinem Beitrag nicht so ganz raus.