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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
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Takumi
6. Dez. 18:51
Ohne das unterstellen zu wollen, wäre das ja ein Beispiel für Strafe, denn dem Hund ist es unangenehm in die Leine zu laufen. Damit wäre das auch ein externer Reiz.
Ja, so kann man das durchaus sehen. Er ist da einfach sehr feinfühlig und mochte von Anfang an keinerlei druck, selbst Schleppleine ist ihn unangenehm, sodass wir sie äußerst selten nur benutzen.

Und nein, er hat nie negativen Leinenerfahrung oder ähnliches gehabt.
 
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Katja
6. Dez. 18:52
Wenn man das selbst gezeigte Verhalten verstärkt, motiviert man etwas intrinsisches extrinsisch. 😃 Bedenken sollte man hier den Korrumperierungseffekt, den ich unten weiter schon mal mit den malenden Kindern beschrieben habe.
Da frag ich mich: Wenn Kinder malen und niemand irgendwann mal sagt, dass das, was sie da tun, toll ist… malen sie dann auch über längere Zeit oder tun sie dann eher andere Dinge?🤔
 
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Katrin
6. Dez. 19:01
Aber was sollte den Hund motivieren, uns zu folgen? Wir riechen Nix, hören Nix und sind generell an völlig falschen Dingen interessiert, z.B. diesen komischen Kästchen, die wir immer mit uns rumschleppen. Und körpersprachlich sind wir wahrscheinlich in seinen Augen die absoluten Grobmotoriker… und haben noch nichtmal nen Schwanz! Wäre ich Hund, würde mich da maximal fernhalten!
Das kommt unter anderen auf das Alter an. Bei Welpen nutzt man den Folgetrieb. Ohne zeitgleichen Bindungsaufbau wird es später dann aber echt schwer. Deswegen arbeiten/trainieren wir ja mit den Hunden und machen sie letztendlich abhängig von uns. Wir erfüllen ihre Bedürfnisse nach Nähe, Schutz, Futter. Dazu kommt noch eine große Portion an Bindungsarbeit die wir auf uns nehmen sowie Konditionierung.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Dez. 19:06
Da frag ich mich: Wenn Kinder malen und niemand irgendwann mal sagt, dass das, was sie da tun, toll ist… malen sie dann auch über längere Zeit oder tun sie dann eher andere Dinge?🤔
Kinder, die intrinsisch motiviert malen, tun das, weil ihnen der Prozess des Malens selbst Spaß macht – unabhängig davon, ob jemand ihre Arbeit lobt oder nicht. Natürlich kann Lob kurzfristig motivierend sein, aber sobald ein Kind malt, um Lob zu erhalten, wird die Motivation extrinsisch.

Kurzes Gedankenexperiment:
Überlege einmal, wen wir überwiegend loben: Kinder, Tiere oder auch Menschen, die uns in irgendeiner Weise untergeordnet sind – sei es durch Alter, Hierarchie oder Abhängigkeit. Es ist selten, dass wir Gleichgestellte oder gar Übergeordnete loben, zumindest nicht in der gleichen Art und Weise.

Lob setzt voraus, dass der Lobsagende in der Position ist, das Verhalten des anderen zu beurteilen und zu bewerten. Das schafft eine gewisse Asymmetrie: Ich lobe dich, also bestätige ich nicht nur dein Verhalten, sondern positioniere mich gleichzeitig als jemand, der beurteilen kann, ob das Verhalten gut oder richtig ist. Es ist ein subtiler Ausdruck von Macht, selbst wenn es gut gemeint ist.

Das macht Lob natürlich nicht per se schlecht, aber es zeigt, dass es oft mehr als nur eine Verstärkung von Verhalten ist. Es kann auch eine Form sein, die eigene Rolle als Autorität zu untermauern. Bei Kindern und Tieren ist das besonders offensichtlich, weil sie von uns abhängig sind und wir entscheiden, was „richtig“ oder „gut“ ist.

Einigen Menschen ist aus dem Grund auch Lob unangenehm.
 
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Jochen
6. Dez. 19:11
In diesem Filmchen ist Pepe augenscheinlich jagdlich motiviert und trotzdem nutzt er bei weitem nicht die 10m Leine oder verlässt den Weg. Ich grübele noch über den Gedanken von Olli, dass es immer angstmotiviert ist.
 
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Bettina
6. Dez. 19:12
Kinder, die intrinsisch motiviert malen, tun das, weil ihnen der Prozess des Malens selbst Spaß macht – unabhängig davon, ob jemand ihre Arbeit lobt oder nicht. Natürlich kann Lob kurzfristig motivierend sein, aber sobald ein Kind malt, um Lob zu erhalten, wird die Motivation extrinsisch. Kurzes Gedankenexperiment: Überlege einmal, wen wir überwiegend loben: Kinder, Tiere oder auch Menschen, die uns in irgendeiner Weise untergeordnet sind – sei es durch Alter, Hierarchie oder Abhängigkeit. Es ist selten, dass wir Gleichgestellte oder gar Übergeordnete loben, zumindest nicht in der gleichen Art und Weise. Lob setzt voraus, dass der Lobsagende in der Position ist, das Verhalten des anderen zu beurteilen und zu bewerten. Das schafft eine gewisse Asymmetrie: Ich lobe dich, also bestätige ich nicht nur dein Verhalten, sondern positioniere mich gleichzeitig als jemand, der beurteilen kann, ob das Verhalten gut oder richtig ist. Es ist ein subtiler Ausdruck von Macht, selbst wenn es gut gemeint ist. Das macht Lob natürlich nicht per se schlecht, aber es zeigt, dass es oft mehr als nur eine Verstärkung von Verhalten ist. Es kann auch eine Form sein, die eigene Rolle als Autorität zu untermauern. Bei Kindern und Tieren ist das besonders offensichtlich, weil sie von uns abhängig sind und wir entscheiden, was „richtig“ oder „gut“ ist. Einigen Menschen ist aus dem Grund auch Lob unangenehm.
Meine erste hündin hat jeden befehl top ausgeführt...loben durfte man sie allerdings dann nicht dafür...das sah sie dann als auflösung des ganzen...falsch verknüpft😂😂😂
 
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Olli
6. Dez. 19:37
Das kommt unter anderen auf das Alter an. Bei Welpen nutzt man den Folgetrieb. Ohne zeitgleichen Bindungsaufbau wird es später dann aber echt schwer. Deswegen arbeiten/trainieren wir ja mit den Hunden und machen sie letztendlich abhängig von uns. Wir erfüllen ihre Bedürfnisse nach Nähe, Schutz, Futter. Dazu kommt noch eine große Portion an Bindungsarbeit die wir auf uns nehmen sowie Konditionierung.
Und der Folgetrieb - wenn der Welpe ihn denn hat - ist ja letztlich auch wieder 'nur' verlustangstmotiviert, was man natürlich nutzen kann, was dann aber wieder externe Stimulation zur Folge hat.

Warum sollte ein Hund freiwillig dem Menschen folgen, doch nur weil es sich lohnt. Strassenhunde dackeln einem ja auch nicht hinterher, weil Mensch so gut streicheln kann - vielleicht auch, aber nicht nur.
 
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Olli
6. Dez. 19:42
In diesem Filmchen ist Pepe augenscheinlich jagdlich motiviert und trotzdem nutzt er bei weitem nicht die 10m Leine oder verlässt den Weg. Ich grübele noch über den Gedanken von Olli, dass es immer angstmotiviert ist.
Nein muss es nicht, das wäre ja auch schrecklich. Pepe wird gelernt haben, dass es sich lohnt in deiner Nähe zu bleiben.

Bei Hütehunden ist die Motivation ja auch nicht Angst, sondern ihre 'Arbeit' alles zusammen zu halten und außerdem verlangen die Workoholics intrinsisch nach einer extrinsischen Aufgabe. :-)

Nachtrag:
Ich habe mir spasseshalber mal Läufigkeitspipi der Pudelinen 'gezapft' und an meine Hosenbeine geträufelt. Da brauchte ich dann lange Strecken auch keine Leine, weil meine geilen Böckchen an mir klebten, aber ist eben auch wieder zwar intrinsisch motiviert, aber extern stimuliert. :-)
 
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Dogorama-Mitglied
6. Dez. 19:59
Najaaaa… in dem Video geht es ja drum, dass der Hund folgen WILL, weil man einfach spannend ist und es ihm auf dem Spaziergang Spaß macht, ständig zu verfolgen, was man so tut. Viel spannender als die Reize drumherum! Das würde ich schon irgendwie als intrinsisch bezeichnen…🤔
Also das Interesse an Spass ist intrinsisch, das Interesse an Futter aber nicht...?
 
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Dogorama-Mitglied
6. Dez. 20:07
Das ist ein interessanter Punkt, aber leider wird der Begriff intrinsisch falsch verwendet. Wenn Leckerlies, ein Spiel oder sogar eine gemeinsame Suche eingesetzt werden, um die Aufmerksamkeit des Hundes zu erregen, dann handelt es sich immer um extrinsische Motivation – der Hund tut etwas, weil er von einem äußeren Reiz (Belohnung, Aktivität) gelenkt wird. Intrinsische Motivation bedeutet hingegen, dass der Hund ein Verhalten zeigt, weil es ihm selbst Freude bereitet oder für ihn Sinn ergibt, unabhängig von äußeren Anreizen. Ein Hund, der von sich aus schnüffelt oder ruhig bleibt, weil es für ihn entspannter ist, handelt intrinsisch motiviert. Sobald wir jedoch etwas einsetzen, um das Verhalten auszulösen, sei es ein Spiel, eine Suche oder Leckerlies, sprechen wir von extrinsischer Motivation – denn wir lenken das Verhalten aktiv. Dass es Spaß machen soll, ist natürlich ein wichtiger Aspekt im Training, aber das allein macht es nicht intrinsisch.
Dann wäre also i intrinsisch nur etwas, worauf der Mensch und/oder die Umwelt keinerlei auslösenden Einfluss hatte?

Wie kann man denn aber mit/über etwas trainieren, worauf man keinerlei Einfluss nehmen darf?