Naja, Cornelia, das ist einfach zu beantworten, was machst du denn bei anderen Methoden?
Wenn du es richtig machst, denkst du „Sch***e“ das war jetzt doof und verbuchst es ohne großes Tamtam als deinen Fehler, wenn er das Reh verfolgt. Da du ein reflektierter Mensch bist, überdenkst deine Managementstrategie, wie du sowas zukünftig vermeiden kannst, denn eine einzige verkorkste Situation wirft dich methodenunabhängig auf den Anfang zurück.
Beim Reh gestehe dir ein, dass dein Hund noch nicht so weit war und ihr wieder zurück zur Schleppleine müsst. Hier sind viele Menschen viel zu ungeduldig und versauen damit ihren Hund, warum bleibt er nicht an der Schlepp, bis man gesehen hat, wie er bei plötzlichem Rehkontakt reagiert? Gerade am Wochenende ist es mir passiert, ich sah das Reh schon parallel des Weges laufen (im Gegensatz zu Pepe, wie meistens), aber statt sich zu entfernen, rennt der dusselige Hirsch direkt vor uns über den Weg. Da ich vorbereitet war, stand ich auf der Schlepp und Pepe hat gezogen, er wäre wohl hinterher. Aber im Gegensatz zu der Zeit, als wir ihn bekamen (da hing er schreiend auf zwei Beinen am Ende der Leine und war danach komplett durch), hat sich schnell wieder runterreguliert. Wir sind mE. auf dem richtigen Weg, aber noch lange nicht angekommen (vllt. werden wir auch nie ankommen, dann ist es eben so und keine Katastrophe)
Und noch vergessen zu erzählen, danach kam Joe aus dem Gebüsch gesprungen und meinte stinkefingerzeigend: „Siehste doch negativer Verstärker“. Und ich: „Selbst wenn es so wäre, was ist besser, dem Kind (du magst ja Menschenvergleiche) die erste Heroinspritze aus der Hand zu nehmen, oder es testen zu lassen? Diese Notfallmaßnahme macht mir doch ein weiteres Vorgehen im intrinsischen Ansatz nicht kaputt?
Wir haben auch schon einen Hirsch aus nächster Nähe beobachten können (der Stand ca. 5m entfernt im Dickicht (keine Ahnung warum), ich konnte ihn sogar filmen, Pepe bei mir an lockerer Schlepp und ist auch bei mir geblieben als sich der Hirsch entfernt hatte, ohne irgendein Kommando (nur dass ich ihn danach überschwänglich gelobt habe, was ich nun nicht mehr machen würde). Aber das war natürlich auch viel einfacher als eine sehr dynamische Situation.
Bei Hundebegegnungen muss man eben aufmerksamer sein, Wege vermeiden wo es keinen Ausweg gibt (umdrehen kann man eigentlich immer) oder wo jemand plötzlich hinter der Ecke auftauchen kann.
Und natürlich kann es trotzdem passieren, Unfälle passieren nunmal. Aber die Herangehensweise sollte immer sein, dass man alles tut, dass es eben nicht passiert und nicht mit der Einstellung herangehen, „ach egal, kann ich ja eh nicht immer verhindern“.
Und gerade bei traumatisierten Hunden ist es doch extrem wichtig eine granuläre Stressampel aufzubauen. Dann gibt man dem Hund den Freiraum und die Zeit, die er braucht um sich dir aus freien Stücken anzunähern.
Das ist doch alles methodenunabhängig und sollte immer so sein.
Die Praxistauglichkeit ist meiner Meinung stark von der Hundmenschkonstellation abhängig. Mit meiner Neufundländerin hätte das sicher nicht funktioniert, meinen ersten Hund habe ich -ohne es bewusst zu wissen- so behandelt.
Pepe hat das Potential dazu und es ist noch ausbaufähig und ich bin durch diesen Thread jetzt viel sensibilisierter/bewusster in der Thematik und werde -dank Maike- stringenter und genauer sein um das intrinsische Kapital meines Hundes nicht zu verschenken und voll zu nutzen, denn das ist mit Sicherheit der beste Umgang miteinander, wenn es funktioniert.