Um mitwirkend und beeinflussend in und beeinflusst von einem Interaktionssystem zu sein, braucht es keine Fähigkeit zur abstrakten Reflexion. Es braucht nur das involviert Sein.
Wäre dem nicht so, müsste man auch Kinder zumindest bis zum vollumfänglichen Spracherwerb, eher noch darüber hinaus, und geistig nicht voll ausgefertigte Jugendliche und Erwachsene aus den systemischen Modellen und Therapieansätzen ausklammern.
Und das ist ja definitiv nicht der Fall.
Und wären Hunde nicht ebenso fähig, in einem Interaktionssystem mitzuwirken, könnten sie nichts lernen, egal ob in- oder extrinsisch.
... Hund kackt in die Wohnung - wir schreien ihn an - Hund knurrt - wir scheuern ihm eine - Hund beisst - wir geben ihn ins Tierheim ...
Simplifizierter Detailausschnitt eines de facto natürlich viel komplexeren, sich wechselseitig beeinflussenden Interaktionssystems - mit Hund.
... Ich stehe mit Hund irgendwo rum und beobachte Wild - Hund zuckt mit einem Ohr - Ich beordere ihn weiter zurück - Hund denkt sich "Ach Mist, wenn's nach mir ging würden wir in die andere Richtung." - Ich stehe weiter rum und strahle Zen-Ruhe aus - Hund entspannt sich auch und denkt "ach was, vielleicht garnicht so doof hier." ...
Interaktionssystem mit Hund.
Es ist wirklich bemerkenswert: Wir diskutieren hier kritisch über die Förderung intrinsischer Motivation bei Hunden, eine Methode. Gleichzeitig wird aber ein familientherapeutisches System, das explizit für Menschen entwickelt wurde, auf Hunde übertragen, ohne dass dessen Anwendbarkeit hinterfragt wird. Das ist nicht nur schräg, sondern auch gefährlich.
Die Grundlage systemischer Theorien wie der strukturellen Familientherapie oder Watzlawicks Modellen liegt in der Fähigkeit der Beteiligten, kognitive Prozesse wie Selbstreflexion, strategisches Handeln und den sozialen Kontext zu verstehen. Das sind Fähigkeiten, die Hunde schlichtweg nicht besitzen. Hunde handeln reaktiv, instinktiv und durch assoziatives Lernen – nicht durch bewusste Reflexion oder strategisches Mitwirken in einem “Interaktionssystem”.
Die geringe Rücksicht auf deren fundamentale Unterschiede zeigt aus meiner Sicht ein gefährliches Missverständnis. Einfach Theorien aus der Psychologie auf Hunde zu übertragen, ohne ihre wissenschaftliche Anwendbarkeit auf Tiere zu prüfen, zeugt von geringer Fachkompetenz.