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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
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Dogorama-Mitglied
9. Dez. 12:38
Das ist bedauerlich für eine angehende Psycholigin, dass die systemische Betrachtungsweise als nicht relevant abgetan wird. Tatsächlich ist das nämlich alles nicht "meine" Meinung sondern eben die von Kapazitäten, beginnend mit Ackerman, Minuchin über Bateson, Watzlawick, Mailänder Gruppe, Schulz von Thun etc, etc. Wenn du die für begrenzt und von engem Horizont und hältst, hast du ein bemerkenswertes Selbstbewusstsein. Nichts von dem, was du erzählst, ist mir unbekannt. Auch du kannst gerne die sinnlose Diskussion beenden.
Bei den genannten Geistern würde mich ja wirklich der Zusammenhang zu Hunden interessieren, insbesondere bei Minuchin mit strukturellen Familientherapie.
 
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Dogorama-Mitglied
9. Dez. 12:46
Bei den genannten Geistern würde mich ja wirklich der Zusammenhang zu Hunden interessieren, insbesondere bei Minuchin mit strukturellen Familientherapie.
Der Zusammenhang besteht in der Annahme, dass interagierende Lebewesen sich ständig wechselseitig beeinflussen und dass jede Interaktion in ein strukturelles und zeitliches System eingebunden ist, das es bei der Interpretation der Interaktion zu bedenken gilt.

Jeder Interakteur beeinflusst sich wechselseitig mit den anderen Interakteuren, jede Interaktion wird von den vorangehenden beeinflusst und beeinflusst ihrerseits die folgenden.

Nichts kann isoliert oder willkürlich interpunktiert betrachtet werden.
 
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Dogorama-Mitglied
9. Dez. 12:52
Du bist angehende Psychologin? Ok. Kleine Korrektur ... ich habe Deine Argumentation nicht sofort als irrelevant eingestuft, sondern erst jetzt, weil mir die 5. Wiederholung dann nichts mehr bringt und mich nur ablenkt. Leider. Ich glaube, dass Du viel mehr beitragen könntest, leider sperrst Du Dich aus meiner Sicht dagegen. Wirklich schade und das meine ich nicht ironisch. Insofern beende ich wie gewünscht die Diskussion und werde Deine Beiträge für mich nun ausblenden. Ich habe gerade die entsprechende Funktion gefunden. Dafür vielen Dank.
Oh warte mal, das war ein Missverständnis auf mehreren Ebenen.

Ich bin keine angehende Psycholigin, sondern Maike.

Ich bin habe aber auch eine Ausbildung, in der sich mit diesen Themen eingehend beschäftigt wurde.

Und ich hatte übersehen, dass der Beitrag nicht von Maike sondern von dir kam (ihr habt beide so bläuliche Bildchen). So macht das natürlich nur begrenzt Sinn.

Ich entschuldige mich für den Lapsus.
 
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Dogorama-Mitglied
9. Dez. 12:52
Der Zusammenhang besteht in der Annahme, dass interagierende Lebewesen sich ständig wechselseitig beeinflussen und dass jede Interaktion in ein strukturelles und zeitliches System eingebunden ist, das es bei der Interpretation der Interaktion zu bedenken gilt. Jeder Interakteur beeinflusst sich wechselseitig mit den anderen Interakteuren, jede Interaktion wird von den vorangehenden beeinflusst und beeinflusst ihrerseits die folgenden. Nichts kann isoliert oder willkürlich interpunktiert betrachtet werden.
Hunde agieren zwar in einem sozialen und interaktiven Kontext, aber ihre Verhaltensweisen und ihr Lernen folgen deutlich anderen Mechanismen als die Interaktionen in menschlichen Systemen, auf die Minuchin sich bezieht. Der Ansatz der strukturellen Familientherapie befasst sich mit Rollen, Hierarchien und Beziehungsmustern innerhalb familiärer Systeme – ein Konzept, das in der Mensch-Hund-Beziehung nur begrenzt anwendbar ist, da Hunde weder Rollen im humanen Sinn einnehmen noch über ein vergleichbares Verständnis von Hierarchien verfügen.
 
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Dogorama-Mitglied
9. Dez. 12:57
Hunde agieren zwar in einem sozialen und interaktiven Kontext, aber ihre Verhaltensweisen und ihr Lernen folgen deutlich anderen Mechanismen als die Interaktionen in menschlichen Systemen, auf die Minuchin sich bezieht. Der Ansatz der strukturellen Familientherapie befasst sich mit Rollen, Hierarchien und Beziehungsmustern innerhalb familiärer Systeme – ein Konzept, das in der Mensch-Hund-Beziehung nur begrenzt anwendbar ist, da Hunde weder Rollen im humanen Sinn einnehmen noch über ein vergleichbares Verständnis von Hierarchien verfügen.
Es geht um die Grundlage von Interaktion als nicht beliebig interpunktierbar sondern als sich stetig bedingendes Wechselspiel sowohl auf zeitlicher wie auf sozialer Ebene.

Dafür ist es egal, wie die Interagierenden im Detail gelagert sind, es trifft zu, sobald interagiert wird.
 
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Dogorama-Mitglied
9. Dez. 13:11
Es geht um die Grundlage von Interaktion als nicht beliebig interpunktierbar sondern als sich stetig bedingendes Wechselspiel sowohl auf zeitlicher wie auf sozialer Ebene. Dafür ist es egal, wie die Interagierenden im Detail gelagert sind, es trifft zu, sobald interagiert wird.
Wie lässt sich dieses Prinzip sinnvoll auf Hundetraining übertragen? Die Idee, dass Interaktionen nicht isoliert betrachtet werden können, ist ein Fundament systemischer Theorien, aber Hunde agieren nicht auf der gleichen kognitiven Ebene wie Menschen. Ihnen fehlen das Bewusstsein und die Fähigkeit, zeitliche und soziale Systeme so zu interpretieren, wie wir es tun.

Wenn du sagst, dass die Details der Interagierenden irrelevant sind, frage ich mich, wie du rechtfertigst, die strukturelle Familientherapie oder Watzlawicks Kommunikationsmodelle – die explizit für Menschen entwickelt wurden – auf Hunde anzuwenden. Hunde sind keine rationalen Interakteure. Sie reagieren instinktiv oder auf Grundlage erlernter Muster, ohne die Fähigkeit, abstrakte soziale Dynamiken oder zeitliche Systeme zu durchdenken.
 
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Sophie
9. Dez. 13:17
Aber nehmen wir eine Hundebegegnung als Beispiel und gehen von der Idealsituation aus, also dass man gar nicht erst die Distanz vergrößern muss, sondern man den perfekten Abstand gewählt hat.
Der Hund ist ja ruhig und entspannt, da man gar keinen Stress erst zulässt. Dann soll er intrinsich lernen, dass Ruhe die angenehme Variante ist. Das setzt doch voraus, dass er irgendwie auch Unruhe (also Stress) erlebt haben muss, um für sich zu lernen, dass Ruhe die beste Variante ist? Mich verwirrt es einfach, dass der Hund bei der intrinsichen Trainingsmethode keinen Stress haben soll, nicht einmal ein kleines bisschen. Dann ist der Hund ja so oder so entspannt und lernt eben nicht sich zu regulieren oder mit Stress umzugehen 🤔 das heißt der Reiz hat keinen Einfluss auf den Hund
 
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Dogorama-Mitglied
9. Dez. 16:26
Wie lässt sich dieses Prinzip sinnvoll auf Hundetraining übertragen? Die Idee, dass Interaktionen nicht isoliert betrachtet werden können, ist ein Fundament systemischer Theorien, aber Hunde agieren nicht auf der gleichen kognitiven Ebene wie Menschen. Ihnen fehlen das Bewusstsein und die Fähigkeit, zeitliche und soziale Systeme so zu interpretieren, wie wir es tun. Wenn du sagst, dass die Details der Interagierenden irrelevant sind, frage ich mich, wie du rechtfertigst, die strukturelle Familientherapie oder Watzlawicks Kommunikationsmodelle – die explizit für Menschen entwickelt wurden – auf Hunde anzuwenden. Hunde sind keine rationalen Interakteure. Sie reagieren instinktiv oder auf Grundlage erlernter Muster, ohne die Fähigkeit, abstrakte soziale Dynamiken oder zeitliche Systeme zu durchdenken.
Um mitwirkend und beeinflussend in und beeinflusst von einem Interaktionssystem zu sein, braucht es keine Fähigkeit zur abstrakten Reflexion. Es braucht nur das involviert Sein.

Wäre dem nicht so, müsste man auch Kinder zumindest bis zum vollumfänglichen Spracherwerb, eher noch darüber hinaus, und geistig nicht voll ausgefertigte Jugendliche und Erwachsene aus den systemischen Modellen und Therapieansätzen ausklammern.

Und das ist ja definitiv nicht der Fall.

Und wären Hunde nicht ebenso fähig, in einem Interaktionssystem mitzuwirken, könnten sie nichts lernen, egal ob in- oder extrinsisch.

... Hund kackt in die Wohnung - wir schreien ihn an - Hund knurrt - wir scheuern ihm eine - Hund beisst - wir geben ihn ins Tierheim ...

Simplifizierter Detailausschnitt eines de facto natürlich viel komplexeren, sich wechselseitig beeinflussenden Interaktionssystems - mit Hund.

... Ich stehe mit Hund irgendwo rum und beobachte Wild - Hund zuckt mit einem Ohr - Ich beordere ihn weiter zurück - Hund denkt sich "Ach Mist, wenn's nach mir ging würden wir in die andere Richtung." - Ich stehe weiter rum und strahle Zen-Ruhe aus - Hund entspannt sich auch und denkt "ach was, vielleicht garnicht so doof hier." ...

Interaktionssystem mit Hund.
 
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Jochen
9. Dez. 17:45
Aber nehmen wir eine Hundebegegnung als Beispiel und gehen von der Idealsituation aus, also dass man gar nicht erst die Distanz vergrößern muss, sondern man den perfekten Abstand gewählt hat. Der Hund ist ja ruhig und entspannt, da man gar keinen Stress erst zulässt. Dann soll er intrinsich lernen, dass Ruhe die angenehme Variante ist. Das setzt doch voraus, dass er irgendwie auch Unruhe (also Stress) erlebt haben muss, um für sich zu lernen, dass Ruhe die beste Variante ist? Mich verwirrt es einfach, dass der Hund bei der intrinsichen Trainingsmethode keinen Stress haben soll, nicht einmal ein kleines bisschen. Dann ist der Hund ja so oder so entspannt und lernt eben nicht sich zu regulieren oder mit Stress umzugehen 🤔 das heißt der Reiz hat keinen Einfluss auf den Hund
Es geht nicht um schwarzweiß, Stress ja/nein, das ist doch ein analoger Prozess, den wir an unseren individuellen Hunden an einer Vielzahl von Faktoren im Level deuten können sollten. Also ist nicht eine Totalvermeidung nötig, sondern eine Überforderung durch zu großen Stress, der zB. die Verbindung zum Hund trennt.
Und Ruhe ist ja auch nur ein einzelner Wohlfühlfaktor von vielen, die Bindung des Hundes beispielsweise zum Halter, dass der Hund sich gerne bei dir aufhält usw.
Spürst du nicht manchmal eine immaterielle Verbindung zwischen dir und deinem Hund, dass ihr achtsam miteinander seid?
 
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Dogorama-Mitglied
9. Dez. 18:20
Um mitwirkend und beeinflussend in und beeinflusst von einem Interaktionssystem zu sein, braucht es keine Fähigkeit zur abstrakten Reflexion. Es braucht nur das involviert Sein. Wäre dem nicht so, müsste man auch Kinder zumindest bis zum vollumfänglichen Spracherwerb, eher noch darüber hinaus, und geistig nicht voll ausgefertigte Jugendliche und Erwachsene aus den systemischen Modellen und Therapieansätzen ausklammern. Und das ist ja definitiv nicht der Fall. Und wären Hunde nicht ebenso fähig, in einem Interaktionssystem mitzuwirken, könnten sie nichts lernen, egal ob in- oder extrinsisch. ... Hund kackt in die Wohnung - wir schreien ihn an - Hund knurrt - wir scheuern ihm eine - Hund beisst - wir geben ihn ins Tierheim ... Simplifizierter Detailausschnitt eines de facto natürlich viel komplexeren, sich wechselseitig beeinflussenden Interaktionssystems - mit Hund. ... Ich stehe mit Hund irgendwo rum und beobachte Wild - Hund zuckt mit einem Ohr - Ich beordere ihn weiter zurück - Hund denkt sich "Ach Mist, wenn's nach mir ging würden wir in die andere Richtung." - Ich stehe weiter rum und strahle Zen-Ruhe aus - Hund entspannt sich auch und denkt "ach was, vielleicht garnicht so doof hier." ... Interaktionssystem mit Hund.
Es ist wirklich bemerkenswert: Wir diskutieren hier kritisch über die Förderung intrinsischer Motivation bei Hunden, eine Methode. Gleichzeitig wird aber ein familientherapeutisches System, das explizit für Menschen entwickelt wurde, auf Hunde übertragen, ohne dass dessen Anwendbarkeit hinterfragt wird. Das ist nicht nur schräg, sondern auch gefährlich.

Die Grundlage systemischer Theorien wie der strukturellen Familientherapie oder Watzlawicks Modellen liegt in der Fähigkeit der Beteiligten, kognitive Prozesse wie Selbstreflexion, strategisches Handeln und den sozialen Kontext zu verstehen. Das sind Fähigkeiten, die Hunde schlichtweg nicht besitzen. Hunde handeln reaktiv, instinktiv und durch assoziatives Lernen – nicht durch bewusste Reflexion oder strategisches Mitwirken in einem “Interaktionssystem”.

Die geringe Rücksicht auf deren fundamentale Unterschiede zeigt aus meiner Sicht ein gefährliches Missverständnis. Einfach Theorien aus der Psychologie auf Hunde zu übertragen, ohne ihre wissenschaftliche Anwendbarkeit auf Tiere zu prüfen, zeugt von geringer Fachkompetenz.