Dein Versuch, Managementmaßnahmen wie Distanzvergrößerung als Strafe zu interpretieren, zeigt eine grundlegende Verwirrung über die Definitionen und Anwendungsbereiche von operanter Konditionierung und Management. Distanzvergrößerung ist keine Strafe, da sie keine Konsequenz auf ein bereits gezeigtes Verhalten ist, sondern ein präventives Mittel, um Überforderung zu vermeiden. Strafen – ob positiv oder negativ – setzen gezielte Eingriffe voraus, die das Ziel haben, ein Verhalten zu reduzieren. Das ist bei Managementmaßnahmen schlicht nicht der Fall.
Du vermischst hier völlig unterschiedliche Ebenen: Dein Beispiel mit Streicheln als angeblicher Belohnung, die vom Hund negativ empfunden wird, gehört eindeutig in den Bereich der extrinsischen Motivation und operanten Konditionierung, nicht ins Management. Es ist lächerlich, diese Beispiele heranzuziehen, um Managementmaßnahmen wie Distanzvergrößerung zu diskreditieren. Management greift vor dem Verhalten ein und verändert die Situation, nicht den Hund. Es schafft einen Rahmen, in dem der Hund ruhig bleiben kann, ohne in eine Stresssituation zu geraten.
Studien wie die von Hiby et al. (2004) und Rooney & Cowan (2011) haben deutlich gezeigt, dass Hunde Managementmaßnahmen wie Distanzkontrolle oder Raumgestaltung überwiegend positiv wahrnehmen – insbesondere, wenn sie in einer sicheren Beziehung zum Halter eingebettet sind. Solche Maßnahmen unterstützen den Hund und nehmen ihm die Last, in herausfordernden Momenten selbst die Situation lösen zu müssen. Es geht hier nicht um Strafe oder Manipulation, sondern um Unterstützung und Orientierung.
Dein Argument, dass „alles, was der Hund negativ empfindet, Strafe sei,“ entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Diese Meinung mag in einer Google-Suche plausibel erscheinen, hat aber mit der Realität und der Komplexität von Verhaltenstraining nichts zu tun. Deine Behauptung, dass Managementmaßnahmen automatisch durch die Bewertung des Hundes, die ja offenbar immer negativ ist, in die Kategorie der operanten Konditionierung fallen, ist schlicht falsch.
Und ehrlich gesagt, deine Unterstellung, ich würde die Grundlagen der operanten Konditionierung nicht verstehen, ist ironisch. Als Psychologin gehört diese Theorie zu meinem Fundament. Vielleicht solltest du, bevor du solche Vorwürfe machst, dein eigenes Verständnis hinterfragen – und dabei nicht alles, was dir nicht in den Kram passt, mit abwegigen Vergleichen durcheinanderbringen.
Die eigentliche Frage bleibt: Geht es dir um eine ehrliche Diskussion oder darum, Konzepte zu vermischen, um dich zu profilieren? Denn aktuell sehe ich nichts, was deine Beiträge substanziell zur Klärung oder Weiterentwicklung der Diskussion beitragen würde.
Du scheinst dich sehr schwer damit zu tun, die kritische Besprechung eines Sachthemas nicht mit der persönlichen Ebene zu vermischen.
Das wundert mich etwas, wo du doch scheinbar so professionell vom Fach bist.
Hinterfragung ist NICHT gleich Diskreditierung und beleidigt zu sein bzw dem Fragenden/Skeptischen niedere Motive zu unterstellen, ist kein diskussionsförderlicher Zugang. Auf dieser Ebene ist inhaltlicher Austausch sehr schwierig...
Strafe und Belohnung im lerntheoretischen Sinn definiert sich ganz klar NICHT durch die Absicht des Ausführenden sondern durch die Bewertung des Rezipienten.
Strafe = ein der Handlung folgender Einfluss, der ein Verhalten vermindert.
Belohnung = ein Einfluss, der Verhalten verstärkt.
Handlungsverstärker und -verminderer können vom Menschen auch gesetzt werden, ohne dass der sich dessen bewusst ist.
Distanzvergrösserung als mögliche Strafe:
Antezedent: Mensch + Hund stehen und beobachten Wild.
Behaviour: Hund zeigt erste Anzeichen/Vorboten von Interesse/Erregung (egal wie mild). (Ohne diese Anzeichen, bei gleichbleibend entspannter Gemütslage würde die folgende Distanzvergrösserung garnicht nötig)
Consequence: Mensch vergrößert Distanz.
Distanzvergrösserung = Konsequenz einer Veränderung im Verhalten des Hundes.
Jede Kommunikation, jede Interaktion, ist eine Abfolge von sich bedingenden und einander auslösenden Events.
Das ausser Acht zu lassen, erzeugt blinde Flecken in der Wahrnehmung von Ursachen und Wirkungen.
Je nachdem, wo man die Interpunktion ansetzt, kann man dementsprechend denken, man würde garnicht auf etwas reagieren, obwohl man es eigentlich doch tut.
Nur weil man etwas "Management" nennt und behauptet, es wäre der Beginn einer Sache, muss das noch lange nicht stimmen.
Dem Management gehen Umstände und Verhaltensweisen voraus, die die Managementmassnahme zur Konsequenz haben und sie damit zum potentiellen Verstärker oder Verminderer machen.
Und wenn die Studien sagen, dass "Managementmassnahmen" überwiegend positiv wahrgenommen werden, impliziert das, dass sie auch nicht positiv oder negativ wahrgenommen werden können, was sie zu einem (unbewusst/ungewollt gesetzten) Verminderer (= Strafe) machen können.
Ausserdem gilt es zu unterscheiden zwischen dem Akt der Distanzvergrösserung und der vergrößerten Distanz.
Auch wenn Letztere als Erleichterung empfunden wird, kann
Erstere als unangenehme Manipulation wahrgenommen werden, wenn der Hund lieber verbleiben oder näher ran will, man ihn aber weg zwingt.
Hier ist imho einfach gleichzeitig ein viel detaillierterer und weitsichtigerer Blick auf das Geschehen anzuwenden, als du es bisher beschrieben hast.
Zum Thema Interpunktion und wie essentiell wichtig ihr Verständnis auf die Auswirkungen von Kommunikation und Interaktion ist, darf ich dich an Bateson und Watzlawick verweisen.