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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 15:11
https://dogtraining.world/knowledge-base/extrinsic-vs-intrinsic-motivation-in-dog-training/ Den Artikel finde ich als Erklärung recht gut. Hier wird auch nochmal gesagt das es oftmals eine Mischung aus intrinsischer und extrinsischer Motivation bedarf um erfolgreich zu trainieren.
Bei der Bewertung von Quellen ist es für mich entscheidend, den Ursprung genau zu prüfen, um sie richtig einordnen zu können. Andernfalls unterliegt man leicht dem sogenannten Confirmation Bias – der Tendenz, Informationen so auszuwählen oder zu interpretieren, dass sie die eigene Sichtweise bestätigen. Besonders wenn man gezielt nach Inhalten googelt, die eine bestimmte Theorie stützen, läuft man Gefahr, sich in seiner Meinung zu verfestigen, ohne die Seriosität der Quelle kritisch zu hinterfragen.

Die Organisation, die hinter dem Artikel zu intrinsischer und extrinsischer Motivation steht, präsentiert sich als Anbieter von Hundetraining und Unterstützung für Trainer. Dabei erhebt sie den Anspruch, wissenschaftlich fundierte Methoden zu vermitteln. Bei genauer Betrachtung wird jedoch klar, dass dieser Anspruch nicht durch unabhängige Forschung oder evidenzbasierte Konzepte gestützt wird. Vielmehr handelt es sich um eine kommerzielle Plattform, die Mitgliedschaften und Kurse verkauft – was sich deutlich in der Aufmachung und den Inhalten widerspiegelt.

Während die Organisation angibt, auf wissenschaftlicher Integrität zu basieren, fehlen jegliche Anzeichen dafür, dass die Ansätze auf peer-reviewten Studien oder moderner Forschung basieren. Stattdessen scheint der Fokus stark auf subjektiven Erfahrungen und Feedback aus der Community zu liegen. Das bedeutet, dass die Konzepte eher persönliche Ansichten und praktische Erfahrungen widerspiegeln.

Ein weiteres Problem ist die Oberflächlichkeit der dargestellten Inhalte. Der Artikel zu intrinsischer und extrinsischer Motivation behandelt die Konzepte auf einer sehr vereinfachten Ebene und geht nicht auf deren Komplexität ein. Zum Beispiel wird zwar erwähnt, dass rein intrinsisch motivierte Trainingsansätze möglich sind, doch sie werden weder ausreichend erläutert noch in ihrer Bedeutung hervorgehoben. Stattdessen wird die Kombination von extrinsischer und intrinsischer Motivation als universell sinnvoll dargestellt, ohne die langfristigen Vorteile intrinsischer Motivation angemessen zu würdigen. Es geht also nur darum das eigene Trainingsangebot zu zu rechtfertigen.
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 15:18
Ja bin ich total deiner Meinung. Was Maike dabei auch außer Acht lässt ist, dass Belohnungen ja mit der Zeit ausgeschlichen werden und nicht auf ewig in hohen Dosen verabreicht werden sollten. Das größte Verständnisproblem hab ich aber damit, dass bei der intrinsischen Methode wohl generell keinerlei Reaktion auf ein Verhalten des Hundes erlaubt wäre. Das heißt, ich dürfte weder "Aua lass das" tückmelden, wenn er mich als Welpe zwickt noch mich super freuen, wenn er auf mich zugallopiert kommt.
Genau das ist einer der problematischen Aspekte rein extrinsischer Motivation: Der sogenannte Korrumpierungseffekt kann auftreten. Dieser besagt, dass intrinsisch motiviertes Verhalten durch den Einsatz von Belohnungen, wenn diese wegfällt/weniger wird, geschwächt werden kann. Die Motivation für das Verhalten wurde ja zuvor an den äußeren Verstärker geknüpft.

Zu deinem Verständnisproblem: Intrinsisch motiviertes Training bedeutet nicht, dass jegliche Reaktion auf das Verhalten des Hundes verboten wäre. Der Unterschied liegt darin, ob diese Reaktionen gezielt als Verstärker eingesetzt werden oder ob sie situativ und natürlich erfolgen.
Bei rein extrinsischen Methoden würde deine Freude gezielt als Mittel eingesetzt, um das Verhalten zu verstärken.
 
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Katrin
7. Dez. 15:36
Bei der Bewertung von Quellen ist es für mich entscheidend, den Ursprung genau zu prüfen, um sie richtig einordnen zu können. Andernfalls unterliegt man leicht dem sogenannten Confirmation Bias – der Tendenz, Informationen so auszuwählen oder zu interpretieren, dass sie die eigene Sichtweise bestätigen. Besonders wenn man gezielt nach Inhalten googelt, die eine bestimmte Theorie stützen, läuft man Gefahr, sich in seiner Meinung zu verfestigen, ohne die Seriosität der Quelle kritisch zu hinterfragen. Die Organisation, die hinter dem Artikel zu intrinsischer und extrinsischer Motivation steht, präsentiert sich als Anbieter von Hundetraining und Unterstützung für Trainer. Dabei erhebt sie den Anspruch, wissenschaftlich fundierte Methoden zu vermitteln. Bei genauer Betrachtung wird jedoch klar, dass dieser Anspruch nicht durch unabhängige Forschung oder evidenzbasierte Konzepte gestützt wird. Vielmehr handelt es sich um eine kommerzielle Plattform, die Mitgliedschaften und Kurse verkauft – was sich deutlich in der Aufmachung und den Inhalten widerspiegelt. Während die Organisation angibt, auf wissenschaftlicher Integrität zu basieren, fehlen jegliche Anzeichen dafür, dass die Ansätze auf peer-reviewten Studien oder moderner Forschung basieren. Stattdessen scheint der Fokus stark auf subjektiven Erfahrungen und Feedback aus der Community zu liegen. Das bedeutet, dass die Konzepte eher persönliche Ansichten und praktische Erfahrungen widerspiegeln. Ein weiteres Problem ist die Oberflächlichkeit der dargestellten Inhalte. Der Artikel zu intrinsischer und extrinsischer Motivation behandelt die Konzepte auf einer sehr vereinfachten Ebene und geht nicht auf deren Komplexität ein. Zum Beispiel wird zwar erwähnt, dass rein intrinsisch motivierte Trainingsansätze möglich sind, doch sie werden weder ausreichend erläutert noch in ihrer Bedeutung hervorgehoben. Stattdessen wird die Kombination von extrinsischer und intrinsischer Motivation als universell sinnvoll dargestellt, ohne die langfristigen Vorteile intrinsischer Motivation angemessen zu würdigen. Es geht also nur darum das eigene Trainingsangebot zu zu rechtfertigen.
In erster Linie geht es da um eine grobe Zusammenfassung. Ist schließlich keine Doktorarbeit sondern eine Online Seite von Leuten deren Ziel es ist letztendlich Geld zu verdienen. Für mich macht die Kombi von intrinsischer und extrinsischer Motivation allerdings deutlich mehr Sinn (das tat es auch schon bevor ich den Bericht gelesen habe).

Für mich ist wichtig das Ergebnisse in der Erziehung und im Training schnell erreicht werden und das geht meiner Meinung nach so am effektivsten.

Zumindest bei jenen Rassen die für mich und mein Leben in Frage kommen.
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 16:16
In erster Linie geht es da um eine grobe Zusammenfassung. Ist schließlich keine Doktorarbeit sondern eine Online Seite von Leuten deren Ziel es ist letztendlich Geld zu verdienen. Für mich macht die Kombi von intrinsischer und extrinsischer Motivation allerdings deutlich mehr Sinn (das tat es auch schon bevor ich den Bericht gelesen habe). Für mich ist wichtig das Ergebnisse in der Erziehung und im Training schnell erreicht werden und das geht meiner Meinung nach so am effektivsten. Zumindest bei jenen Rassen die für mich und mein Leben in Frage kommen.
Da hast du sicherlich recht, dass die Seite keine Doktorarbeit ist und das Ziel darin besteht, Informationen einfach zugänglich zu machen. Das ist auch völlig legitim, besonders für Menschen, die sich einen ersten Überblick verschaffen wollen.

Allerdings finde ich, dass so eine Seite allein nicht ausreicht, um sie als Beweis dafür anzuführen, dass ein bestimmter Ansatz der „beste“ ist.
 
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Katrin
7. Dez. 17:09
Da hast du sicherlich recht, dass die Seite keine Doktorarbeit ist und das Ziel darin besteht, Informationen einfach zugänglich zu machen. Das ist auch völlig legitim, besonders für Menschen, die sich einen ersten Überblick verschaffen wollen. Allerdings finde ich, dass so eine Seite allein nicht ausreicht, um sie als Beweis dafür anzuführen, dass ein bestimmter Ansatz der „beste“ ist.
Ich hab nicht viele Seiten aufgerufen aber überall hab ich rausgelesen das die intrinsische Motivation lediglich ein Puzzleteil ist um ans Ziel zu kommen. Mit dazu gehört ebenfalls die extrinsische Motivation sowie positive und negative Verstärker. Erst alles zusammen in der richtigen Anwendung macht gutes und schnelles lernen möglich. Während der Läufigkeit zB alleine auf die intrinsische Motivation zu setzen in der Leinenführigkeit fände ich jetzt doch etwas fraglich.
 
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Tina
7. Dez. 17:09
Da hast du sicherlich recht, dass die Seite keine Doktorarbeit ist und das Ziel darin besteht, Informationen einfach zugänglich zu machen. Das ist auch völlig legitim, besonders für Menschen, die sich einen ersten Überblick verschaffen wollen. Allerdings finde ich, dass so eine Seite allein nicht ausreicht, um sie als Beweis dafür anzuführen, dass ein bestimmter Ansatz der „beste“ ist.
Diese Anmerkung ist sehr wertvoll. Ich beobachte aber, daß viele Hundebesitzer "konsumieren" ohne zu hinterfragen. Konfirmatorische Informationssuche ist sehr weit verbreitet. (ist ja oft am einfachsten) Der Thread an sich ist genial. Hier frägt jemand - meiner Meinung nach - nach neuen Methoden. Die Frage nach Training mit Hilfe intrinsischer Motivation hat mich sehr inspiriert. Ich drehe mich aber noch im Kreis inwieweit man beim Hund Trieb, angeborenes Verhalten, Motivation usw. abgrenzen kann. Für die Anregung möchte ich mich aber bedanken.
 
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Katja
7. Dez. 17:15
Da hast du sicherlich recht, dass die Seite keine Doktorarbeit ist und das Ziel darin besteht, Informationen einfach zugänglich zu machen. Das ist auch völlig legitim, besonders für Menschen, die sich einen ersten Überblick verschaffen wollen. Allerdings finde ich, dass so eine Seite allein nicht ausreicht, um sie als Beweis dafür anzuführen, dass ein bestimmter Ansatz der „beste“ ist.
Mal abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass es den einen perfekten Ansatz für alle Hundecharaktere gibt, würde ich auch sehr gerne eine in Deinen Augen vernünftige Quelle zu dem Thema studieren.
Wie gesagt: Ich stehe immer noch ziemlich auf dem Schlauch und kapier‘s einfach nicht…😫
 
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Carola
7. Dez. 18:36
Der Denkanstoß ist ganz interessant ich bin jedoch nicht der Meinung dass man ausschließlich damit mit den meisten Hunden ein erträgliches Zusammenleben schaffen kann.
Eben hatte ich ein sehr schönes Beispiel meine Hunde entdeckten im Garten etwas-was auch immer- jagdbares. Ich konnte es nicht sehen ob es Maus, Ratte oder Vogel war. Und ja ich habe die Hunde abgerufen. Ich habe Glück dass meine Hunde in solchen Situationen abrufbar sind weil erstens der Rückruf einwandfrei funktioniert und zweitens ihr Jagdtrieb nicht so stark ist.
Wenn ich jetzt nach diesem Ansatz streng vorgehe, müsste man die Hunde ja lassen und warten bis sie in ca drei bis vier Stunden nach erfolgreicher Jagd zurückkommen um dann das Interesse daran zu verlieren. Ich weiß dass sie Erfolg gehabt hätten, hätte ich sie gelassen.
So ganz leuchtet mir das nicht ein und ich hätte auch keine Stunde oder länger in der Kälte gewartet denn meine Hunde haben große Ausdauer, arbeiten im Team und gehen taktisch vor. Abgesehen davon halte ich das Ziel dann nur bedingt für erreicht denn ich habe keine Lust irgendein zerfetztes Opfer zu entsorgen was ja dann den Jagdtrieb der Hunde durchaus befriedigt hätte.
Also setze ich in diesem Fall auf die Konditionierung und das bisher erfolgte Training.

Wie geht man dann vor wenn man diesen Ansatz dogmatisch verfolgt?
 
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Kirsten
7. Dez. 18:50
Der Denkanstoß ist ganz interessant ich bin jedoch nicht der Meinung dass man ausschließlich damit mit den meisten Hunden ein erträgliches Zusammenleben schaffen kann. Eben hatte ich ein sehr schönes Beispiel meine Hunde entdeckten im Garten etwas-was auch immer- jagdbares. Ich konnte es nicht sehen ob es Maus, Ratte oder Vogel war. Und ja ich habe die Hunde abgerufen. Ich habe Glück dass meine Hunde in solchen Situationen abrufbar sind weil erstens der Rückruf einwandfrei funktioniert und zweitens ihr Jagdtrieb nicht so stark ist. Wenn ich jetzt nach diesem Ansatz streng vorgehe, müsste man die Hunde ja lassen und warten bis sie in ca drei bis vier Stunden nach erfolgreicher Jagd zurückkommen um dann das Interesse daran zu verlieren. Ich weiß dass sie Erfolg gehabt hätten, hätte ich sie gelassen. So ganz leuchtet mir das nicht ein und ich hätte auch keine Stunde oder länger in der Kälte gewartet denn meine Hunde haben große Ausdauer, arbeiten im Team und gehen taktisch vor. Abgesehen davon halte ich das Ziel dann nur bedingt für erreicht denn ich habe keine Lust irgendein zerfetztes Opfer zu entsorgen was ja dann den Jagdtrieb der Hunde durchaus befriedigt hätte. Also setze ich in diesem Fall auf die Konditionierung und das bisher erfolgte Training. Wie geht man dann vor wenn man diesen Ansatz dogmatisch verfolgt?
Aber was du beschreibst wäre ja eher Laissez-Faire oder nicht 🤔

Wenn ich Maike richtig verstanden habe, ist es durchaus erlaubt Regeln zu haben, Abstand aufzubauen und Hilfsmittel wie Geschirr und Leine zu nutzen.

Also ich hab’s vermutlich auch nicht 100% begriffen, aber was Maike bisher geschrieben hatte hörte sich nicht danach an, dass man den Hund einfach munter machen lässt, sondern durchaus einen Rahmen schafft, in dem es dem Hund möglich ist sich zu regulieren.

Wenn der Hund nun jedem Impuls direkt nachgeben dürfte, würde es keine Selbstregulation benötigen.
 
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Carola
7. Dez. 18:54
Aber was du beschreibst wäre ja eher Laissez-Faire oder nicht 🤔 Wenn ich Maike richtig verstanden habe, ist es durchaus erlaubt Regeln zu haben, Abstand aufzubauen und Hilfsmittel wie Geschirr und Leine zu nutzen. Also ich hab’s vermutlich auch nicht 100% begriffen, aber was Maike bisher geschrieben hatte hörte sich nicht danach an, dass man den Hund einfach munter machen lässt, sondern durchaus einen Rahmen schafft, in dem es dem Hund möglich ist sich zu regulieren. Wenn der Hund nun jedem Impuls direkt nachgeben dürfte, würde es keine Selbstregulation benötigen.
Hmmm also intinistisch im extrinistischen Rahmen 🤔🤔