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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
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Ulrich
7. Dez. 10:17
Das Kommando für den Hund am linken Bein ist: "Bei Fuss"
Das reicht völlig aus.
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 10:22
Natürlich tun Hunde das, was für sie einen Vorteil bringt. Aber ich bin auch der Meinung eine äußere Belohnung kann nie wirklich besser sein als ein selbstbelohntes Verhalten, weil das selbstbelohnte Verhalten aus einem inneren Bedürfnis heraus kommt und für den Hund unmittelbar Sinn macht.
Da kommt man aber über Beziehungsgestaltung bzw ganz allgemeine Verhaltensgrundlagen nie hinaus.

Wirklich selbstbelohnend ist nur, was an Grundbedürfnissen (körperlich wie sozial-emotional) natürlich vorhanden ist.

Nicht zu jagen ist nicht selbstbelohnend und wenn ich ausser nicht näher rangehen (wobei ich den Hund aber extrinsisch beschränke) nichts machen darf, wie komm ich dann auf ein konkretes Ergebnis?
Wie soll der Hund dann überhaupt wissen, dass ein konkretes Ergebnis erwünscht wäre, wenn Feedback nicht erlaubt ist?

Ich bitte jetzt nochmals um eine konkrete Beschreibung des intrinsischen Trainings - gerne in Bezug auf Jagen, weil das bei uns ein Thema ist und ich um jede Hilfe froh bin.
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 10:26
Das bedeutet nicht, dass ich seine intrinsische Motivation komplett ausschließe. Es geht nicht darum, dass der Hund völlig losgelöst von meiner Präsenz agiert – das wäre unrealistisch und gefährlich. Vielmehr schaffe ich einen Rahmen, innerhalb dessen der Hund eigenständig Entscheidungen treffen kann. Die Kontrolle von Distanz oder Position ist keine direkte Manipulation seines Verhaltens, sondern eine Unterstützung, damit der Hund in einer Situation nicht überfordert wird. Was der Hund dann innerhalb dieses Rahmens macht – z. B. ruhig bleiben oder sich an mir orientieren – kann sehr wohl aus intrinsischer Motivation entstehen, weil er die Erfahrung macht, dass es für ihn angenehmer ist.
Die Kontrolle von Distanz und Position ist keine direkte Manipulation🫨🫨🫨???

Ich kann mir kaum mehr direkte Manipulation vorstellen, als ein Lebewesen in seiner physischen Bewegungsfreiheit zu beschneiden.
 
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Michi
7. Dez. 10:28
Da kommt man aber über Beziehungsgestaltung bzw ganz allgemeine Verhaltensgrundlagen nie hinaus. Wirklich selbstbelohnend ist nur, was an Grundbedürfnissen (körperlich wie sozial-emotional) natürlich vorhanden ist. Nicht zu jagen ist nicht selbstbelohnend und wenn ich ausser nicht näher rangehen (wobei ich den Hund aber extrinsisch beschränke) nichts machen darf, wie komm ich dann auf ein konkretes Ergebnis? Wie soll der Hund dann überhaupt wissen, dass ein konkretes Ergebnis erwünscht wäre, wenn Feedback nicht erlaubt ist? Ich bitte jetzt nochmals um eine konkrete Beschreibung des intrinsischen Trainings - gerne in Bezug auf Jagen, weil das bei uns ein Thema ist und ich um jede Hilfe froh bin.
Da schließe ich mich an. Habe bisher hier nur mitgelesen, aber gerade in Bezug auf Jagdverhalten würde mich das auch sehr interessieren.
Bei einem Hund , der ein sehr eigenständiges Wesen hat ( wie meiner ) geht ohne klare Regeln garnix. Und die Regeln muss ich vorgeben. Ich habe niemals eine Art von Jagdersatztrainig gemacht, aber ihm beigebracht, dass er den Weg nicht verlassen darf.
In ihm selber ist das Jagdverhalten sehr stark verankert und das hat ja nichts mit mangelnder Bindung zu tun.
 
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Steffi
7. Dez. 10:31
Die Kontrolle von Distanz und Position ist keine direkte Manipulation🫨🫨🫨??? Ich kann mir kaum mehr direkte Manipulation vorstellen, als ein Lebewesen in seiner physischen Bewegungsfreiheit zu beschneiden.
Kaum weniger?
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 10:39
Kaum weniger?
Sorry ja, ist korrigiert
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 10:46
Da schließe ich mich an. Habe bisher hier nur mitgelesen, aber gerade in Bezug auf Jagdverhalten würde mich das auch sehr interessieren. Bei einem Hund , der ein sehr eigenständiges Wesen hat ( wie meiner ) geht ohne klare Regeln garnix. Und die Regeln muss ich vorgeben. Ich habe niemals eine Art von Jagdersatztrainig gemacht, aber ihm beigebracht, dass er den Weg nicht verlassen darf. In ihm selber ist das Jagdverhalten sehr stark verankert und das hat ja nichts mit mangelnder Bindung zu tun.
Ich frage mich auch, ob man über Bindung und Orientierung (wie genau definiert sich das überhaupt?) ein solch tief verwurzeltes Verhaltensbedürfnis wie das Jagen überhaupt konterkarieren kann.
Vor allem, weil es ja vom Hund nicht als falsch eingeordnet wird, es bei einem Kleintierjäger kein Rudel zum Jagen braucht, Hunde ohnehin nicht in eigentlichen Rudeln leben und der kurze Alleingang nach dem Kanickel damit auch absolut nichts mit mangelnder Zusammengehörigkeit zu tun hat.
 
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Mary-Lou
7. Dez. 10:52
Auch Umweltverstärker sind ja Belohnung und damit extrinsische Motivation. In meinem Verständnis fällt da auch jegliche Reaktion auf ein Verhalten darunter, weil die ja fast zwangsläufig entweder einen zustimmenden oder ablehnende Anklang hat. Ich verstehe Maike aber so, dass eben genau das zu unterbleiben hätte und damit dem Hund kein Feedback gegeben werden kann. Der Mensch soll da wohl keine Meinung zum hündischen Tun äussern. In einem gewißen Radius um den Menschen bleiben ist für mich übrigens noch keine Leinenführigkeit. Wie ich es dem Hund intrinsisch machen soll, dass er sich zB an der Leine lieber nicht zum läufigen Pipi streckt, seh ich zB auch nicht klar.
Ja, genau, Umweltbelohnungen sind extrinsisch. Ich wollte damit auch nur sagen, dass nicht jede extrinsische Motivation Suchtpotential hat.
Maike sagt ja, dass extrinsische Motivation zu Erwartung und Abhängigkeit führt. Das sehe ich anders. Natürlich kann man seinen Hund von Lob und Leckerlis abhängig machen, aber nur weil man diese Bestätigung benutzt, wird nicht jeder Hund davon abhängig, wenn es richtig eingesetzt und wohl dosiert wird.
 
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Steffi
7. Dez. 11:00
Ich denke, man sollte offen und flexibel für verschiedene Methoden und Meinungen sein und im Umgang mit seinem Hund mischen.
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 11:02
Ja, genau, Umweltbelohnungen sind extrinsisch. Ich wollte damit auch nur sagen, dass nicht jede extrinsische Motivation Suchtpotential hat. Maike sagt ja, dass extrinsische Motivation zu Erwartung und Abhängigkeit führt. Das sehe ich anders. Natürlich kann man seinen Hund von Lob und Leckerlis abhängig machen, aber nur weil man diese Bestätigung benutzt, wird nicht jeder Hund davon abhängig, wenn es richtig eingesetzt und wohl dosiert wird.
Ja bin ich total deiner Meinung.

Was Maike dabei auch außer Acht lässt ist, dass Belohnungen ja mit der Zeit ausgeschlichen werden und nicht auf ewig in hohen Dosen verabreicht werden sollten.

Das größte Verständnisproblem hab ich aber damit, dass bei der intrinsischen Methode wohl generell keinerlei Reaktion auf ein Verhalten des Hundes erlaubt wäre.
Das heißt, ich dürfte weder "Aua lass das" tückmelden, wenn er mich als Welpe zwickt noch mich super freuen, wenn er auf mich zugallopiert kommt.