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Lars
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zuletzt 21. Dez.

Intrinsische Motivation - Leinenführigkeit?

Hallo liebe Hundemenschen, Ich bin durch einen anderen Thread darauf gestoßen, dass man Leinenführigkeit mittels intrinsischer Motivation beibringen kann. Intrinsische Motivation bedeutet das es der Hund von sich aus macht, es macht ihm Spaß und führt es für sich bzw. sein Wohlbefinden aus. Also zum Beispiel ist bei meinem Münsterländer das Jagen eine intrinsische Motivation, die ich mir für die Arbeit zunutze mache. Ich trainiere viel mit meinen Hunden und natürlich auch die Leinenführigkeit. In aller Regel machen das meine Hunde aber nicht aus eigener intrinsische Motivation. Jetzt frage ich mich natürlich, was ich die Jahre falsch gemacht habe, dass meine Hunde anscheinend nicht aus intrinsischer Motivation neben mir her spazieren. Habt ihr eine Idee wie man das aufbaut, dass er Hund das aus intrinsischer Motivation macht? Ist dies überhaupt möglich?
 
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Katja
21. Dez. 11:09
Für mich stellt sich bei solchen Themen immer die Frage, warum mein Hund eine bestimmte Sache tun ‘muss’, wenn es weder seinen Interessen entspricht noch notwendig ist. Meine Hündin mag beispielsweise überhaupt kein Wasser, geschweige denn Schwimmen, und ich würde sie nicht in eine solche Situation bringen, wenn sie einfach unnötig ist. Natürlich gibt es Situationen, die unangenehm sein können, aber notwendig sind – das ist für mich ein ganz anderer Kontext, als wenn es nur darum geht, eine Erfahrung wie Schwimmen ‘angenehm’ zu machen. Natürlich verstehe ich den Ansatz, einen Hund behutsam an etwas Neues heranzuführen, besonders wenn man merkt, dass die Angst oder Unsicherheit unbegründet ist. Das braucht aber, wie du auch beschreibst, viel Fingerspitzengefühl und Geduld. Dennoch empfinde ich es als wichtig, dabei immer zu hinterfragen, ob es sich dabei wirklich um den Wunsch des Hundes handelt oder eher um meinen eigenen. Die Arbeit mit intrinsischer Motivation ist für mich weniger eine Frage der Charakterstärke des Hundes als vielmehr des Menschen, der bereit sein muss, Kontrolle loszulassen und dem Hund Zeit zu geben, eigene Entscheidungen zu treffen.
Schon klar: das ist natürlich immer die erste Frage! Und so kommt z.B. Polli mit Segeln, auch wenn es definitiv nie ihr Lieblingssport werden wird. Aber klar ist auch: solange Polli da ist, wird es nicht so ausgedehnte Segeltörns geben wie früher! Für uns auch ok. Aber es geht für mich ums Zusammenleben und da sind auf beiden Seiten eben Kompromisse nötig: deswegen war bei uns der Hunde-Auswahlprozess auch extrem lang und es kamen nur erwachsene Hunde in Frage, damit man den Charakter auch halbwegs beurteilen kann. Etliche Hunde auf Pflegestellen waren tolle Hunde… passten aber einfach nicht zu uns. Konkret beim Schwimmen war halt die Alternative, dass sie dann im Auto auf uns wartet: wir gehen oft Spazieren und dann auch gerne mal mittendrin 30min Schwimmen. Da lass ich sie nicht alleine am Ufer sitzen. Ob wir je dahin kommen, dass sie 30min mitschwimmt (hab ich letztens echt jemand getroffen!), wage ich nach 2,5 Jahren zu bezweifeln. Aber ne kleine Runde dreht sie inzwischen mit und das reicht auch!😀 Mal abgesehen davon, dass ich das gerne als Option haben wollte, falls sie im Alter doch mal Rückenprobleme entwickelt: Der Schäferhund eines Freundes hat damit seine Rückenprobleme gut um Griff behalten bis er steinalt geworden ist…
 
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Sonja
21. Dez. 12:00
Für mich stellt sich bei solchen Themen immer die Frage, warum mein Hund eine bestimmte Sache tun ‘muss’, wenn es weder seinen Interessen entspricht noch notwendig ist. Meine Hündin mag beispielsweise überhaupt kein Wasser, geschweige denn Schwimmen, und ich würde sie nicht in eine solche Situation bringen, wenn sie einfach unnötig ist. Natürlich gibt es Situationen, die unangenehm sein können, aber notwendig sind – das ist für mich ein ganz anderer Kontext, als wenn es nur darum geht, eine Erfahrung wie Schwimmen ‘angenehm’ zu machen. Natürlich verstehe ich den Ansatz, einen Hund behutsam an etwas Neues heranzuführen, besonders wenn man merkt, dass die Angst oder Unsicherheit unbegründet ist. Das braucht aber, wie du auch beschreibst, viel Fingerspitzengefühl und Geduld. Dennoch empfinde ich es als wichtig, dabei immer zu hinterfragen, ob es sich dabei wirklich um den Wunsch des Hundes handelt oder eher um meinen eigenen. Die Arbeit mit intrinsischer Motivation ist für mich weniger eine Frage der Charakterstärke des Hundes als vielmehr des Menschen, der bereit sein muss, Kontrolle loszulassen und dem Hund Zeit zu geben, eigene Entscheidungen zu treffen.
Gerade was Wasser und Schwimmen angeht habe ich schon oft die Erfahrung gemacht, dass Hunde, die anfangs wasserscheu sind, viel Spaß im Wasser haben, wenn sie sich ein Mal überwunden haben. Wenn ein Hund sanft ins Wasser gezwungen wird und anschließend weiterhin kein Interesse hat, würde ich den Versuch nicht wiederholen. Noch besser ist es natürlich, wenn man es ganz ohne Zwang schafft.
 
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Maike
21. Dez. 12:29
Gerade was Wasser und Schwimmen angeht habe ich schon oft die Erfahrung gemacht, dass Hunde, die anfangs wasserscheu sind, viel Spaß im Wasser haben, wenn sie sich ein Mal überwunden haben. Wenn ein Hund sanft ins Wasser gezwungen wird und anschließend weiterhin kein Interesse hat, würde ich den Versuch nicht wiederholen. Noch besser ist es natürlich, wenn man es ganz ohne Zwang schafft.
Sicherlich, aber auch da ist jeder Hund individuell, und nur weil ein Hund von selbst nicht ins Wasser geht, bedeutet das für mich nicht, dass er Spaß haben muss, wenn ich ihn zwinge. Eine Möglichkeit zu bieten, ist etwas anderes, als zu sagen: ‘Der muss da jetzt rein, weil ich es möchte.’ Meine Hündin zum Beispiel läuft nicht einmal durch Pfützen. Sie findet das einfach richtig doof, und Zwang würde bei ihr definitiv nach hinten losgehen. Das Thema Wasser bei unserer Hündin scheint allerdings alle anderen mehr mitzunehmen als uns selbst – als wäre es ein Muss, dass jeder Hund Wasser lieben muss. Wir haben schon unzählige Tipps bekommen, wie sie es später ‘lieben’ könnte, aber ehrlich gesagt sehen wir da keinen Bedarf, wenn sie es einfach nicht mag. Sie hat jedes Jahr mehrfach die Möglichkeit, findet aber den Sand und die Muscheln besser. Ich finde, dass bei solchen Ansätzen oft die Individualität des Hundes vergessen wird. Nicht jeder Hund muss Wasser mögen oder Spaß daran haben, und das ist für mich auch völlig in Ordnung. Es kommt letztlich darauf an, den Hund so zu akzeptieren, wie er ist, statt ihn an unsere eigenen Vorstellungen anzupassen.
 
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SandrA
21. Dez. 12:58
Ja ich würde sagen das ist der klassische Korrumpierungseffekt - aber wenn ich es richtig verstanden habe, hast du ihn ja hier zum Positiven für dich verwendet. 😃
Genau😃und ich finds einfach so spannend Theorie praktisch zu erleben😅
 
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Babs
21. Dez. 13:26
Sicherlich, aber auch da ist jeder Hund individuell, und nur weil ein Hund von selbst nicht ins Wasser geht, bedeutet das für mich nicht, dass er Spaß haben muss, wenn ich ihn zwinge. Eine Möglichkeit zu bieten, ist etwas anderes, als zu sagen: ‘Der muss da jetzt rein, weil ich es möchte.’ Meine Hündin zum Beispiel läuft nicht einmal durch Pfützen. Sie findet das einfach richtig doof, und Zwang würde bei ihr definitiv nach hinten losgehen. Das Thema Wasser bei unserer Hündin scheint allerdings alle anderen mehr mitzunehmen als uns selbst – als wäre es ein Muss, dass jeder Hund Wasser lieben muss. Wir haben schon unzählige Tipps bekommen, wie sie es später ‘lieben’ könnte, aber ehrlich gesagt sehen wir da keinen Bedarf, wenn sie es einfach nicht mag. Sie hat jedes Jahr mehrfach die Möglichkeit, findet aber den Sand und die Muscheln besser. Ich finde, dass bei solchen Ansätzen oft die Individualität des Hundes vergessen wird. Nicht jeder Hund muss Wasser mögen oder Spaß daran haben, und das ist für mich auch völlig in Ordnung. Es kommt letztlich darauf an, den Hund so zu akzeptieren, wie er ist, statt ihn an unsere eigenen Vorstellungen anzupassen.
Ich bin vom Grundgedanken da ganz bei Dir, außer beim Thema Wasser. Da habe ich sehr drauf geachtet, dass die das nicht "meiden". Im Physiobereich spielt das eine große Rolle. Newton ist Gott sei dank eine Wasserratte (nachdem er gemerkt hat, dass das Spaß macht) und es tut seinem ganzen Körper sehr gut, zu schwimmen (im Schwimmbecken bei der Physio unter Anleitung von Übungen). Yoko hingegen findet Wasser nur bedingt gut. Sie lief hinten zu eng, aber das Unterwasserlaufband hat Wunder gewirkt. Beide kennen das Unterwasserlaufband und sollte es mal medizinisch notwendig sein, haben wir da keine Probleme. Das ist ein Bereich, den ich mit jedem Hund aufbauen würde (rein vorsorglich). Durch Pfützen laufen beide nicht 🤣.
 
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Steffi
21. Dez. 13:59
Sicherlich, aber auch da ist jeder Hund individuell, und nur weil ein Hund von selbst nicht ins Wasser geht, bedeutet das für mich nicht, dass er Spaß haben muss, wenn ich ihn zwinge. Eine Möglichkeit zu bieten, ist etwas anderes, als zu sagen: ‘Der muss da jetzt rein, weil ich es möchte.’ Meine Hündin zum Beispiel läuft nicht einmal durch Pfützen. Sie findet das einfach richtig doof, und Zwang würde bei ihr definitiv nach hinten losgehen. Das Thema Wasser bei unserer Hündin scheint allerdings alle anderen mehr mitzunehmen als uns selbst – als wäre es ein Muss, dass jeder Hund Wasser lieben muss. Wir haben schon unzählige Tipps bekommen, wie sie es später ‘lieben’ könnte, aber ehrlich gesagt sehen wir da keinen Bedarf, wenn sie es einfach nicht mag. Sie hat jedes Jahr mehrfach die Möglichkeit, findet aber den Sand und die Muscheln besser. Ich finde, dass bei solchen Ansätzen oft die Individualität des Hundes vergessen wird. Nicht jeder Hund muss Wasser mögen oder Spaß daran haben, und das ist für mich auch völlig in Ordnung. Es kommt letztlich darauf an, den Hund so zu akzeptieren, wie er ist, statt ihn an unsere eigenen Vorstellungen anzupassen.
Ich freue mich darüber, dass meine Hündin Wasser so mag, weil wir sehr viel im, am und auf dem Wasser sind. Und im Sommer sind ihr Temperaturen über 20 in der Sonne schnell zu warm, außer im Wald. Sie nutzt dann gerne die Gelegenheit sich regelmäßig abzukühlen und schwimmen lastet dann auch gut aus. Ein Muss ist das sicherlich nicht, war nur aber wichtiger als irgendwelche Tricks zB. Da sieht sie keinen Sinn, hat keinen Spaß dran und wird auch nicht trainiert.
 
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Maike
21. Dez. 23:26
Ich bin vom Grundgedanken da ganz bei Dir, außer beim Thema Wasser. Da habe ich sehr drauf geachtet, dass die das nicht "meiden". Im Physiobereich spielt das eine große Rolle. Newton ist Gott sei dank eine Wasserratte (nachdem er gemerkt hat, dass das Spaß macht) und es tut seinem ganzen Körper sehr gut, zu schwimmen (im Schwimmbecken bei der Physio unter Anleitung von Übungen). Yoko hingegen findet Wasser nur bedingt gut. Sie lief hinten zu eng, aber das Unterwasserlaufband hat Wunder gewirkt. Beide kennen das Unterwasserlaufband und sollte es mal medizinisch notwendig sein, haben wir da keine Probleme. Das ist ein Bereich, den ich mit jedem Hund aufbauen würde (rein vorsorglich). Durch Pfützen laufen beide nicht 🤣.
Wir haben auch kein Thema beim Duschen - da ist das Wasser dann warm. Es ist halt bei ihr ein Thema mit der Kälte. Sie friert sehr leicht. Ich bin auch der festen Überzeugung sie würde in das Physio Becken gehen, aber ich sehe nicht wozu ich sie dafür in einen kalten See zum schwimmen zwingen muss.
 
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Babs
21. Dez. 23:35
Wir haben auch kein Thema beim Duschen - da ist das Wasser dann warm. Es ist halt bei ihr ein Thema mit der Kälte. Sie friert sehr leicht. Ich bin auch der festen Überzeugung sie würde in das Physio Becken gehen, aber ich sehe nicht wozu ich sie dafür in einen kalten See zum schwimmen zwingen muss.
Yep, nur, damit der Hund Spaß hat, ist das auch nicht nötig 😉.
 
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Maike
21. Dez. 23:39
Ich freue mich darüber, dass meine Hündin Wasser so mag, weil wir sehr viel im, am und auf dem Wasser sind. Und im Sommer sind ihr Temperaturen über 20 in der Sonne schnell zu warm, außer im Wald. Sie nutzt dann gerne die Gelegenheit sich regelmäßig abzukühlen und schwimmen lastet dann auch gut aus. Ein Muss ist das sicherlich nicht, war nur aber wichtiger als irgendwelche Tricks zB. Da sieht sie keinen Sinn, hat keinen Spaß dran und wird auch nicht trainiert.
Am Ende geht es doch darum, was dem Hund guttut und ihm Spaß macht – egal, ob das Schwimmen, Tricks oder etwas ganz anderes ist.