In fast allen Fällen, in denen ich die letzten 15 Jahre als Hundtrainer und Jagdhundeausbilder zurückblicke, ist anfänglich eine Führungsschwäche vorausgegangen, man merkt das häufig, wenn das beschriebene Verhalten anfangs gar nicht da war, dann leicht begann und sich dann immer weiter bis zum entsprechend hohen Leidensdruck des Hundeführers steigert. Das Fatale daran ist, dass der Hund mit diesem Verhalten Erfolg hat, sich also selbst motiviert, es wieder zu tun.
Achtung Verhaltenskette: 1. Hund sieht anderen Hund, 2. Hund bellt, geht nach vorne, will Situation klären, 3. Besitzer des anderen Hundes geht weiter mit seinem Hund, 4. Hund hat erfolgreich den anderen Hund "vertrieben".
Wenn wir jetzt auf den Hund von hinten einreden oder mit Belohnung arbeiten oder umlenken, verstärken wir in vielen Fällen diese Verhalten. Man könnte auch sagen, wir machen mit oder spenden Applaus.
Ein kleiner Teufelskreislauf.
Wenn man sich die Verhaltenskette anschaut, kann man sehr gut erkennen, dass der Hundeführer hier gar keine Rolle spielt.
Es funktioniert in den meisten Fällen tatsächlich nur, indem die Verhaltenskette durchbrochen wird.
Die Vorgehensweise ist dabei wie folgt:
1. Saubere Leinenführung durcharbeiten. Dabei gilt es, sehr pingelig und genau zu sein, Hunde sind nicht in der Lage aus Fehlern zu lernen, also fehlerfreies Üben ist angesagt.
2. Situationen herausfordern, dabei das fehlerhafte Verhalten bereits im Ansatz von VORNE korrigieren. Verhinderung/Abbruch muss erzeugt werden, das Alternativerhalten "saubere Leinenführung" verlangen, wenn gezeigt, sofort belohnen.
3. Weiterführend häufig üben, die Belohnung dabei immer weiter hinauszögern.
4. Ziel ist erreicht, wenn das Fehlverhalten nicht mehr korrigiert werden muss.
Wichtig, üben mit 68er Puls, auch wenn es schwer fällt.
Zielorientiert arbeiten, der Hund des anderen ist der Hund des anderen. Konzentration nur auf die eigene Situation.
Noch zwei Anmerkungen: Wenn der Hund ein Bällchenjunkie ist, mag das funktionieren, arbeitet aber nicht an der Ursache. Sicher in einigen Fällen aber möglich.
Das Absitzen lassen bei Hundebegegnungen ist kritisch zu betrachten. Man bringt den Hund in eine ziemlich missliche Lage, angeleint und "festgetackert", die schlechteste Position, die man als Hund haben kann in dieser Situation und evtl. hat der andere Hundebesitzer auch die gleiche Idee 😉.