Ich habe auch einen unsicheren Hund, der an der Leine pöbelt. Kommt ein anderer Hund zu uns, geht es trotzdem meistens gut, ist für meinen Hund aber enormer Stress und ich versuche es zu vermeiden. Nach 1,5 Jahren Training kommen wir jetzt mit bisschen Abstand (je nach Tagesform 1-5m) meistens gut dran vorbei. Ausnahmen bestätigen (leider) die Regel.
Im Freilauf sieht es für viele aus, als würde er spielen. Tatsächlich ist es aber bei unbekannten Hunden meist fiddeln, also rumalbern um zu zeigen "ich bin harmlos". Also auch Stress, trotzdem lasse ich solche Begegnungen kontrolliert manchmal zu, denn trotz allem kann er dabei die Erfahrung machen, dass nichts passiert. Allerdings nur mit souveränen Hunden und auf offenem Gelände, und ich gehe wenn nötig dazwischen und verordne Pausen.
Aus meiner Erfahrung ist es sinnvoll, sich erstmal nur an 1 oder 2 souveräne, gut erzogene Hunde zu halten und mit denen spazieren zu gehen. Anfangs ohne direkten Kontakt, danach auch gerne mit, wenn alle entspannt sind. Aber beim ersten Kontakt bitte nicht die Leine kurz halten, sondern dein Hund den Raum geben, den er braucht.
Bei allen anderen Begegnungen kannst du ihm zeigen, dass du sinnvolle Entscheidungen triffst. Also nicht einfach panisch die Leine kürzer greifen und ihm vorbei ziehen, sondern Bögen gehen und ausweichen, sodass ihr nicht in die Konfliktsituation kommt. Dafür kann man auch mal zurück gehen. Und wenn es wirklich nicht möglich ist, musst du schauen, was es für deinen Hund leichter macht, die Situation zu bewältigen. Schnell vorbei gehen, zwischen deinen Beinen sitzen, Kekse am Wegrand suchen (das wirkt auf den anderen Hund auch beschwichtigend, sodass auch er evtl weicher in seiner Körpersprache wird und damit auf deinen wieder weniger bedrohlich wirkt), Tricks ausführen... Meinem Hund hat es anfangs geholfen, wenn ich ihn getragen habe, denn auch das gibt wieder mehr Distanz - nach oben. Ist aber natürlich nur eine Möglichkeit, wenn dein Hund sich auf deinem Arm sicher fühlt und dann nicht von da los keift. Und es muss ordentlich getimed werden, also nicht, nachdem er schon losgelegt hat. Und wie gesagt, nur als letzte Möglichkeit einsetzen.
Es ist ja schonmal super, dass du mit einer Trainerin arbeitest. Bitte sie, dir seine Körpersprache zu erklären, sowohl in Situationen die du als Spiel einordnest, als auch wenn eine "Bedrohung" auftaucht. Wenn du deinen Hund lesen kannst, kannst du besser und früher reagieren und vorhersagen, wie er sich als nächstes verhalten wird.