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Chloe
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Anzahl der Antworten 48
zuletzt 27. Feb.

Hund ignorieren um Bindung zu stärken?

Unser 8 Monate alte Rüde ist aus seiner Welpengruppe "ausgewachsen" und wir waren mit ihm jetzt zum zweiten Mal in einer neuen Hundeschule. Er ist momentan ein richtiges "Pubertier", an sich aber eigentlich ganz gut handelbar... solange keine anderen Hunde in der Nähe sind. Dann ist er ultra auf die anderen Hunde fokussiert und wir existieren quasi gar nicht mehr für ihn. Jetzt kann man sich natürlich vorstellen was in der Hundeschule passiert: er zieht nur an der Leine, wenn er sitzen muss fiepst er die ganze Zeit und alle Kommandos werden einfach ignoriert, er schaut nicht mal in meine Richtung wenn ich seinen Namen rufe. Ich finde die Ansätze von manchen Trainern dort ein bisschen naja... Altmodisch ist wahrscheinlich das richtige Wort. Zum Beispiel wurde ihm heute eine Retriever Leine angezogen weil er so gezogen hat. Der Hund wird auch gerne hinterhergeschleppt wenn er in eine andere Richtung zieht und die Korrekturen an der Leine sind auch ziemlich körperlich. Es wird viel von Respekt gegenüber dem Halter erzählt. Die Trainerin meinte heute, dass unser Hund uns zwar sehr gerne hat, aber nicht respektiert (was auch stimmt, da gebe ich ihr Recht). Wir sollen ihn jetzt eine Woche lang ignorieren - nicht mit ihm sprechen, nicht streicheln, nicht spielen, kein Körperkontakt zulassen. Ich will hier Leute mit mehr Erfahrung fragen: ist das ein legitimer Ansatz? Stärkt das wirklich seine Bindung zu uns, oder zerstören wir sie gerade, wenn wir seine emotionalen Bedürfnisse ignorieren? Ich bin hin und her gerissen und weiß nicht was ich machen soll.
 
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Dogorama-Mitglied
17. Feb. 23:22
Ich finde die Grundlage für jede Form von Hundeeziehung ist eine gute Bindung zu meinem Hund. Und die bekomme ich nicht dadurch, dass ich ihn ignoriere.
 
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Sonja
18. Feb. 00:20
Zu der Hundeschule würde ich an Deiner Stelle nicht mehr gehen. Weil Du merkst, dass die Methoden nicht die richtigen für Euch sind. Im Moment würde ich auch keine andere Hundeschule suchen, denn was bringen relativ starre Erziehungskurse, wenn Dein Hund gar nicht aufnahmefähig ist? Wie schon vorgeschlagen wurde: verabrede Dich zu Social Walks, zu individuellem Training mit anderen Hundehaltern in Deiner Nähe. Da könnt Ihr alles abstimmen, was trainiert werden soll, und auch spontan die Pläne ändern, wenn es gerade gar nicht funktioniert. Dein Hund ist nicht problematisch, er entwickelt sich weiter, und das geht zu Lasten seiner Trainierbarkeit. In ein paar Wochen kann das schon wieder ganz anders aussehen. Zu den Methoden: Retrieverleine - wahrscheinlich als Würger - und durch die Gegend ziehen klingt furchtbar. Was noch wichtiger ist: es bringt auch nichts. Das Ignorieren kann ich mir schon eher vorstellen, allerdings nicht eine Woche komplett ignorieren, sondern immer dann ignorieren, wenn Dein Hund etwas von Dir will. Gibt er auf, gehst Du kurze Zeit später auf ihn zu, und stillst seine Bedürfnisse. Aber halt immer als Deine Initiative. So wird er vielleicht lernen, dass es sich lohnen würde, auf Dich zu hören und Dir Aufmerksamkeit zu schenken. Während der Pubertät würde ich das Training aber auf das Nötigste reduzieren und so gut es geht spielerisch gestalten. Hab Geduld mit ihm, setz keine Lernfähigkeit voraus, und versuch, Spaß mit ihm zu haben.
 
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Lisa-Eileen
18. Feb. 01:03
Wir haben auch ein Rückruf Signal eingeführt, es funktionierte letztens sogar bei einem Eichhörnchen... Aber sobald andere Hunde auf dem Horizont sichtbar werden zählt nichts anderes. Ich lese mal über das Klickertraining nach, vielleicht klappt das, wer weiß.
Mir hat Clickern auch sehr geholfen. In der Pubertät ist es normal das sie so auf andere Hunde fixiert sind da sie ja jetzt ihr Sexualleben entdecken, Rivalen und lecker riechende Hündinnen verdrehen ihnen total den Kopf. Schraub da erstmal die Anforderungen runter und mach dir nicht so nen Kopf, das ist grad sau nervig, aber er ist mit sich selbst, der Welt und seinen Hormonen grad selbst total überfordert und machts nicht um dich zu ärgern. Das ist auch ganz wichtig sich da immer wieder in den Kopf zu rufen, anders überlebt man das nicht. Kannst da auch gern auf der DOGs Hundeschule Seite vom Rütter nachgucken, er hat da nen Artikel über die Entwicklung und Pubertät geschrieben, das hat mir sehr geholfen es besser zu verstehen und somit auch entspannter damit umzugehen. Da ist einfach grad Mitgefühl aber auch Konsequenz und Training wichtig. Gucken was kann er grade leisten, was kann ich machen das er es schaffen kann... immer kleinschrittig arbeiten so das es für den Hund machbar ist. Und nicht in die Schiene kommen das der Hund sich nicht benimmt und nicht funktioniert wie er soll sondern gucken wie du ihm grad helfen kannst, er braucht dich jetzt das du ihn an die Hand nimmst und führst durch seine Pubertätsachterbahn.
 
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Joe
18. Feb. 01:39
Einr Woche komplett ignorieren find ich völlig sinnbefreit und daneben in der Praxis auch noch völlig unmöglich. Ich muss ihn doch zumindest mal rufen, anziehen, sauber machen und in unzähligen anderen Kleinigkeiten mit ihm interagieren. Auch ärgere und vor allem dauerhafte Grobheit wird ausser noch mehr Aufregung und Verunsicherung nicht viel bringen. Aber einen gewissen Körpereinsatz darf man sich, sofern der Hund nicht extra sensibel ist, meiner Meinung nach schon erlauben. Es kann durchaus was bringen, dem Hund mal den Weg zu versperren, ihn von etwas abzudrängen oder ihn festzuhalten. Guinness zB hat sich bei Treffen mit seiner Hundefreundin immer in ein sehr ausdauerndes hysterisches Geplärr reingesteigert. Ich arbeite da dagegen, indem ich super belohne, wenn er kurz ruhig ist. Das hat bereits viel gebracht, aber nur in Kombination mit Umdrehen und ihn - ob er will oder nicht - ein paar Schritte auf Abstand bringen bzw einem festen Griff in sein Nackenfell, der den nächsten "Schreianfall" meist erfolgreich abstoppt und mir damit wieder Gelegenheit zum Loben und Belohnen gibt. Nichts davon tut ihm weh oder ängstigt ihn, und es ist tatsächlich das Einzige, das ich gefunden hab, worauf er in der extremen Aufregung reagieren kann.
 
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Franziska
18. Feb. 01:49
Bei solchen Aussagen würde ich den Trainer wechseln. Offenbar hat er keine Ahnung von Hundeerziehung. In welcher Welt würde dieses Verhalten Bindung stärken. So ein Schwachsinn. Er hat scheinbar die völlig falsche Einstellung und es klingt für mich als wäre er völlig ungeeignet als Trainer.
 
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Franziska
18. Feb. 01:54
Hier in der Gegend (20km Umkreis) gibt es nur die zwei Hundeschulen... Naja, es gibt noch eine dritte, aber der Typ präsentiert sich auf seiner Website wie ein Möchtegern-Rambo und ist bei mir automatisch raus. Aber wahrscheinlich ist keine Hundeschule besser als eine schlechte... Mir ist bewusst, dass wir bei der Erziehung Fehler gemacht haben. Wir müssen an seiner Impulsivität arbeiten und es irgendwie hinbekommen, dass er sich besser an uns orientiert. Aber ihr habt natürlich alle Recht, Dauerstress und körperliche Gewalt sind definitiv nicht die Mitteln, mit denen ich das erreichen möchte. Danke, das bestätigt mich, ich habe schon ein bisschen an mir gezweifelt.
Ich würde da eher Online empfehlen. Hier kannst du einem Club beitreten wo es viele Videos gibt. Sie hat auch tolle Videos auf YT: https://hundeerziehung-hundepension.de/ Und das ist die Online-Seite meiner Trainerin. Sie ist super. Hier gibt es viele Kurse bzgl Körpersprache und Hunde verstehen. Das ist aus meiner Sicht die Grundlage jedes Trainings: https://doglifecoaching.de/
 
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Annett
18. Feb. 02:15
Ich denke, sie meinen das vielleicht anders, als du es verstehst, hoffe ich zumindest. 🙈Komplett eine Woche ignorieren geht gar nicht. Ich würde aber tatsächlich immer dann ignorieren, wenn er von euch etwas einfordert, z.B. streicheln, spielen oder Futter. Du kannst und sollst das alles natürlich mit ihm machen, nur halt wenn du es beginnst und auch beendest ( wenn es am schönsten ist) und nicht , wenn der Hund es will und fordert. Wie soll sonst eine Bindung entstehen?Wenn er z.B. ein Spielzeug anschleppt und spielen will, dann ignorierst du das und wartest, bis er vielleicht in sein Körbchen geht und sich hinlegt. Dann drehst du den Spieß um, rufst ihn zu dir und beginnst ein Spiel. Noch besser wäre, vorerst alles Spielzeug ganz wegzuräumen und nur etwas rauszuholen, wenn du ihn zum Spielen aufforderst. Das sollte zumindest vorerst immer so sein und nicht nur eine Woche lang. Klappt das dann, kann man das später natürlich wieder etwas lockern, z.B. von 4 Spielaufforderungen des Hundes ignoriert man 3 und bei einer kann man auch mal nachgeben. Die Hundeschule würde ich aber auch wechseln. Du schreibst, ihm wurde heute die Retrieverleine angezogen…. Also mal abgesehen davon, ob das jetzt sinnvoll ist, oder nicht, ich entscheide, was mit meinem Hund gemacht wird und nicht andere. Die können mir gerne etwas raten und dazu erklären, wie und warum das sinnvoll wäre. Wie wäre es, wenn du dir lieber gleichgesinnte Hundehalter suchst und mit ihnen z.B. regelmäßig gemeinsam Gassi gehst, wenn du keine vernünftige Hundeschule in der Nähe findest? Dabei kann man auch wunderbar unterwegs Übungen ( Sitz, Platz, Bleib usw. ) eingebauen. Ich denke da z.B. daran, dass alle Hunde an der Leine ohne direkten Kontakt miteinander laufen sollen. Dabei lernt dein Hund, dass er eben nicht zu jedem anderen Hund hindarf, wenn er das gerade möchte. Wenn alle in Bewegung sind und in die gleiche Richtung laufen ( und nicht frontal aufeinander zugehen), ist das für die Hunde schonmal wesentlich einfacher. Und wenn es möglich ist, dürfen dann sozusagen nach getaner Arbeit die Hunde dann auch mal ohne Leine miteinander spielen. Schließlich sollen sie ja auch Sozialkontakte haben, aber eben auch wieder dann, wenn du es zulässt und nicht, wenn der Hund es einfordert. Und vergiss dabei nicht, dein Hund ist gerade in der Pubertät und da ist im Kopf nunmal sehr oft bunte Knete. Wenn du Geduld hast und dabei konsequent bist, wird diese Zeit auch vergehen und hinterher funktioniert alles viel besser.
 
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Elfi
18. Feb. 05:26
Super, dass du die Leine nicht her gibst! 👍🏻 In so einer Gruppe fühlt man sich auch schnell unter Druck gesetzt und macht Dinge, die man eigentlich gar nicht mag. Darum - aus der Ferne betrachtet - würde ich die Gruppe verlassen und eine andere Hundeschule suchen oder es ganz ohne probieren. Für mich klingt es auch nicht nach einem Problemhund, sondern einfach nach einem hohen Erregungslevel. Da kann man natürlich immer mehr draufhauen - oder man bringt dem Hund bei, dass die Situation gar nicht so aufregend ist. Mit genug Abstand und Empathie 😉 Vielleicht wären social walks eher was für euch? Da steht ihr nicht mit vielen anderen Hunden auf einem festgelegtem Platz, sondern jeder bekommt die Distanz, die er zum Lernen braucht. Denn ganz im Ernst, was lernt euer Hund aktuell in der Stunde? Nach deiner Beschreibung doch nur, dass es in Anwesenheit anderer Hunde für ihn unangenehm wird und er nicht unterstützt wird, aber immer wieder in die blöde Situation gebracht... Achja: mein Hund würde sich nach einer Woche komplett ignorieren wahrscheinlich denken, auf die dumme Nuss kann ich eh nicht zählen. Und umso mehr sein Ding machen. Es gibt also auch die durchaus realistische Möglichkeit, dass es komplett nach hinten los geht - nicht nur in eurer Beziehung, sondern auch im Training.
Auch ich würde es alleine, mit Deinem Liebling🐾🐾versuchen, irgendwo, wo er erstmal nicht abgelenkt ist! Auf einer Wiese, Feldweg......! Dann langsam wieder mit mit anderen Hunden weitermachen! Das ist aber nur meine Meinung! 🐶🐾
 
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Elfi
18. Feb. 05:32
Ach ja, ich würde es mit einer Woche ignorieren, "Niemals" machen! Aber jeder macht es anders!! 🤔🐾
 
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Michelle
18. Feb. 06:44
Bei uns war auch mal so ein Hund in der Gruppe. Da würde eher darum gebeten so einen Abstand zu halten, dass der Hund es aushalten kann, dass andere Hunde da sind, aber auf dich hört. Da wird dann auch direkt getestet, wie weit die Distanz sein muss und dann nach und nach daran gearbeitet, dass er die Nähe der anderen ertragen kann und gleichzeitig auf dich hört und doch nicht ignoriert. Kompkett ignorieren würde ich auch nicht, eher so wie es Nadine E gesagt hat. Wenn man die Retrieverleine richtig nutzt, finde ich die nicht so schlimm. Es müssen halt diese Stopper dran sein, damit man dem Hund nicht die Luft abschnüren kann.