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Chloe
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zuletzt 27. Feb.

Hund ignorieren um Bindung zu stärken?

Unser 8 Monate alte Rüde ist aus seiner Welpengruppe "ausgewachsen" und wir waren mit ihm jetzt zum zweiten Mal in einer neuen Hundeschule. Er ist momentan ein richtiges "Pubertier", an sich aber eigentlich ganz gut handelbar... solange keine anderen Hunde in der Nähe sind. Dann ist er ultra auf die anderen Hunde fokussiert und wir existieren quasi gar nicht mehr für ihn. Jetzt kann man sich natürlich vorstellen was in der Hundeschule passiert: er zieht nur an der Leine, wenn er sitzen muss fiepst er die ganze Zeit und alle Kommandos werden einfach ignoriert, er schaut nicht mal in meine Richtung wenn ich seinen Namen rufe. Ich finde die Ansätze von manchen Trainern dort ein bisschen naja... Altmodisch ist wahrscheinlich das richtige Wort. Zum Beispiel wurde ihm heute eine Retriever Leine angezogen weil er so gezogen hat. Der Hund wird auch gerne hinterhergeschleppt wenn er in eine andere Richtung zieht und die Korrekturen an der Leine sind auch ziemlich körperlich. Es wird viel von Respekt gegenüber dem Halter erzählt. Die Trainerin meinte heute, dass unser Hund uns zwar sehr gerne hat, aber nicht respektiert (was auch stimmt, da gebe ich ihr Recht). Wir sollen ihn jetzt eine Woche lang ignorieren - nicht mit ihm sprechen, nicht streicheln, nicht spielen, kein Körperkontakt zulassen. Ich will hier Leute mit mehr Erfahrung fragen: ist das ein legitimer Ansatz? Stärkt das wirklich seine Bindung zu uns, oder zerstören wir sie gerade, wenn wir seine emotionalen Bedürfnisse ignorieren? Ich bin hin und her gerissen und weiß nicht was ich machen soll.
 
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Nadine
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17. Feb. 20:50
Komplett ignorieren würde ich auf keinen Fall machen. Aber du kannst ihn zum Beispiel gezielt zum kuscheln, spielen etc einladen und wenn er ankommt auch mal kommunizieren, dass es gerade nicht passt. Also mehr selbst die Initiative ergreifen. Aber ob das was an euren Problemen ändert... Aber ich würde an eurer Stelle sowieso die Hundeschule wechseln. Dein Text wirkt nicht so, als wärst du glücklich damit, und ich würde auch nicht zulassen, dass mein Hund an der Retrieverleine (oder auch am Halsband) durch die Gegend geschleift wird... Respekt ist natürlich wichtig. Aber den muss ich mir verdienen - und jedenfalls ich mache das nicht, indem ich körperlich bin. Damit erreiche ich bei meinem Hund Meideverhalten, nicht Respekt.
 
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Nadine
17. Feb. 20:50
Komplett ignorieren würde ich auf keinen Fall machen. Aber du kannst ihn zum Beispiel gezielt zum kuscheln, spielen etc einladen und wenn er ankommt auch mal kommunizieren, dass es gerade nicht passt. Also mehr selbst die Initiative ergreifen. Aber ob das was an euren Problemen ändert... Aber ich würde an eurer Stelle sowieso die Hundeschule wechseln. Dein Text wirkt nicht so, als wärst du glücklich damit, und ich würde auch nicht zulassen, dass mein Hund an der Retrieverleine (oder auch am Halsband) durch die Gegend geschleift wird... Respekt ist natürlich wichtig. Aber den muss ich mir verdienen - und jedenfalls ich mache das nicht, indem ich körperlich bin. Damit erreiche ich bei meinem Hund Meideverhalten, nicht Respekt.
 
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Chloe
17. Feb. 21:05
Komplett ignorieren würde ich auf keinen Fall machen. Aber du kannst ihn zum Beispiel gezielt zum kuscheln, spielen etc einladen und wenn er ankommt auch mal kommunizieren, dass es gerade nicht passt. Also mehr selbst die Initiative ergreifen. Aber ob das was an euren Problemen ändert... Aber ich würde an eurer Stelle sowieso die Hundeschule wechseln. Dein Text wirkt nicht so, als wärst du glücklich damit, und ich würde auch nicht zulassen, dass mein Hund an der Retrieverleine (oder auch am Halsband) durch die Gegend geschleift wird... Respekt ist natürlich wichtig. Aber den muss ich mir verdienen - und jedenfalls ich mache das nicht, indem ich körperlich bin. Damit erreiche ich bei meinem Hund Meideverhalten, nicht Respekt.
Das ist auch mein Gedanke: ich möchte nicht, dass mein Hund auf mich hört, weil er Angst hat. Ich glaube ich verstehe was sie damit erreichen möchte: nach einer Woche ignorieren wird der Hund am nächsten Samstag wahrscheinlich so erfreut sein dass wir wieder auf ihn achten, dass er sich endlich auf Training konzentriert. Ich sehe aber die Gefahr, dass er durch das Ignorieren "fremdeln" wird. Um es klar zu stellen: er ist nicht derjenige, der durch den Platz geschleppt wurde, ich habe die Leine nicht abgegeben. Ich fühle mich sehr schlecht damit, dass ich die Retrieverleine nicht sofort abgegeben sondern genommen habe... Aber er ist nicht der einzige "Problemhund" in der Gruppe und andere Halter geben die Leine an die Trainerin. Und man wird ermuntert, den Hund mit Kraft zu korrigieren.
 
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Nadine
17. Feb. 21:11
Das ist auch mein Gedanke: ich möchte nicht, dass mein Hund auf mich hört, weil er Angst hat. Ich glaube ich verstehe was sie damit erreichen möchte: nach einer Woche ignorieren wird der Hund am nächsten Samstag wahrscheinlich so erfreut sein dass wir wieder auf ihn achten, dass er sich endlich auf Training konzentriert. Ich sehe aber die Gefahr, dass er durch das Ignorieren "fremdeln" wird. Um es klar zu stellen: er ist nicht derjenige, der durch den Platz geschleppt wurde, ich habe die Leine nicht abgegeben. Ich fühle mich sehr schlecht damit, dass ich die Retrieverleine nicht sofort abgegeben sondern genommen habe... Aber er ist nicht der einzige "Problemhund" in der Gruppe und andere Halter geben die Leine an die Trainerin. Und man wird ermuntert, den Hund mit Kraft zu korrigieren.
Super, dass du die Leine nicht her gibst! 👍🏻 In so einer Gruppe fühlt man sich auch schnell unter Druck gesetzt und macht Dinge, die man eigentlich gar nicht mag. Darum - aus der Ferne betrachtet - würde ich die Gruppe verlassen und eine andere Hundeschule suchen oder es ganz ohne probieren. Für mich klingt es auch nicht nach einem Problemhund, sondern einfach nach einem hohen Erregungslevel. Da kann man natürlich immer mehr draufhauen - oder man bringt dem Hund bei, dass die Situation gar nicht so aufregend ist. Mit genug Abstand und Empathie 😉 Vielleicht wären social walks eher was für euch? Da steht ihr nicht mit vielen anderen Hunden auf einem festgelegtem Platz, sondern jeder bekommt die Distanz, die er zum Lernen braucht. Denn ganz im Ernst, was lernt euer Hund aktuell in der Stunde? Nach deiner Beschreibung doch nur, dass es in Anwesenheit anderer Hunde für ihn unangenehm wird und er nicht unterstützt wird, aber immer wieder in die blöde Situation gebracht... Achja: mein Hund würde sich nach einer Woche komplett ignorieren wahrscheinlich denken, auf die dumme Nuss kann ich eh nicht zählen. Und umso mehr sein Ding machen. Es gibt also auch die durchaus realistische Möglichkeit, dass es komplett nach hinten los geht - nicht nur in eurer Beziehung, sondern auch im Training.
 
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Tatiana
17. Feb. 21:20
Naja, er wird das ignorieren nicht mit dem Training in Verbindung bringen. Insofern tritt da kein Lerneffekt ein. Ich glaube nicht,dass Hunde respektlos sind. Wild ungestüm fordernd abgelenkt etc. Aber er ist auch in der Pubertät, das ist eben auch normal. "Respektieren" wird dein Hund dich für gute Entscheidungen im Laufe eures Lebens. Niemals für Härte Strafe etc. Wenn du ihn eine Woche lang ignorierst setzt du ihn total unter Stress, du entziehst ihm ja bis auf Nahrung alle Grundbedürfnisse. Das macht ganz bestimmt was mit eurer Beziehung. Ich würde auch wechseln. Er wird ruhiger werden und dann wird das trainieren wieder leichter. Ablenkung ist einfach die Königsklasse für Hunde. Das heißt nicht,dass du jetzt das Training aufgeben und ihn machen lassen sollst. Aber schaue dich um ob es nicht eine Hundeschule gibt,die näher an der Wissenschaft arbeitet. Podcast Empfehlung: 2 Beine vier Pfoen 1000 Fragen " Pubertät"
 
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Daniela
17. Feb. 21:41
Ich fühle mich gerade in die schlimmste Phase mit unserer Kleinen zurückversetzt. Das, was du schilderst, dieses vom Hund total ignoriert werden, alles ist 1000 mal interessanter, das kenne ich nur zu gut. Und das nun in Kombi mit deiner Schilderung, wie es in der Hundeschule läuft - ach du lieber Himmel. Dass mir die Trainerin durchaus mal nahegelegt hat, meinen Hund mal - MAL!!!!! - zuhause zu ignorieren, dass auch ich eine Ressource bin, die ich dem Hund etwas wohl dosierter überlasse, das ist ja das eine. Aber eine ganze Woche? Da würde ich auch denken, dass da Zuviel Vertrauen verloren geht. Und Bindung und Interesse an deiner Person ist ja gerade das, was ganz besonders gefragt ist. Mir und der Kleinen hat ungeheuer viel das Klickern gebracht, hast du das schon probiert, so mit deinem Hund zu trainieren? Und ich habe das Rückruf-Signal „zu mir!“ aufgebaut. Mit kiloweise Leckerlies. 5 x am Tag zuhause 10 Leckerlies reingeschoben mit jeweils den Worten „zu mir!“ Das „zu mir!“ so ein bisschen wie ein wiehern, lachend sprechen. Dann auch draußen an der lockeren Leine immer wieder „zu mir!“ sagen, Blick, Leckerlies rein. Dann schleppleine, „zu mir!“, Arme weit auf, lachen, Hund saust an, Leckerlies rein. Dieses „zu mir!“ ist echt magisch und hat bei uns ganz viel in der Bindung positiv geändert.
 
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Chloe
17. Feb. 22:23
Hier in der Gegend (20km Umkreis) gibt es nur die zwei Hundeschulen... Naja, es gibt noch eine dritte, aber der Typ präsentiert sich auf seiner Website wie ein Möchtegern-Rambo und ist bei mir automatisch raus. Aber wahrscheinlich ist keine Hundeschule besser als eine schlechte... Mir ist bewusst, dass wir bei der Erziehung Fehler gemacht haben. Wir müssen an seiner Impulsivität arbeiten und es irgendwie hinbekommen, dass er sich besser an uns orientiert. Aber ihr habt natürlich alle Recht, Dauerstress und körperliche Gewalt sind definitiv nicht die Mitteln, mit denen ich das erreichen möchte. Danke, das bestätigt mich, ich habe schon ein bisschen an mir gezweifelt.
 
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Chloe
17. Feb. 22:27
Ich fühle mich gerade in die schlimmste Phase mit unserer Kleinen zurückversetzt. Das, was du schilderst, dieses vom Hund total ignoriert werden, alles ist 1000 mal interessanter, das kenne ich nur zu gut. Und das nun in Kombi mit deiner Schilderung, wie es in der Hundeschule läuft - ach du lieber Himmel. Dass mir die Trainerin durchaus mal nahegelegt hat, meinen Hund mal - MAL!!!!! - zuhause zu ignorieren, dass auch ich eine Ressource bin, die ich dem Hund etwas wohl dosierter überlasse, das ist ja das eine. Aber eine ganze Woche? Da würde ich auch denken, dass da Zuviel Vertrauen verloren geht. Und Bindung und Interesse an deiner Person ist ja gerade das, was ganz besonders gefragt ist. Mir und der Kleinen hat ungeheuer viel das Klickern gebracht, hast du das schon probiert, so mit deinem Hund zu trainieren? Und ich habe das Rückruf-Signal „zu mir!“ aufgebaut. Mit kiloweise Leckerlies. 5 x am Tag zuhause 10 Leckerlies reingeschoben mit jeweils den Worten „zu mir!“ Das „zu mir!“ so ein bisschen wie ein wiehern, lachend sprechen. Dann auch draußen an der lockeren Leine immer wieder „zu mir!“ sagen, Blick, Leckerlies rein. Dann schleppleine, „zu mir!“, Arme weit auf, lachen, Hund saust an, Leckerlies rein. Dieses „zu mir!“ ist echt magisch und hat bei uns ganz viel in der Bindung positiv geändert.
Wir haben auch ein Rückruf Signal eingeführt, es funktionierte letztens sogar bei einem Eichhörnchen... Aber sobald andere Hunde auf dem Horizont sichtbar werden zählt nichts anderes. Ich lese mal über das Klickertraining nach, vielleicht klappt das, wer weiß.
 
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Karin
17. Feb. 23:09
Hi, die Methode den Hund zu ignorieren kommt auf das Problem und die Situation an. Ich persönlich würde das nur in einer Kombination machen, z.b. Thema Eifersucht: einen anderen Hund streicheln und den eigenen ignorieren...dann aber auch wieder einladen... Ich hinterfrage gerne bei verschiedenen Ansätzen ob und was der Hund davon lernt und ob das genau die richtige Lösung für unser Problem ist. Mittlerweile weiß ich das es für ein Problem nicht genau nur DIE eine Lösung gibt sondern evtl für uns eine andere Methode besser geeignet wäre. Dazu muss man auch stehen. Wenn du in dieser Hundeschule ein schlechtes Gefühl hast, ich kann das durchaus verstehen, so würde ich dort nicht mehr hin gehen. Zum Vertrauen gewinnen und Respekt erlangen gehört es auch den Hund zu schützen und ihn definitiv nicht zu bedrängen und verängstigen. 🙄 Mir jedenfalls würde es widerstreben und davon abgesehen würde ich das eh nicht durchziehen können. 1 Woche lang meinen Hund nicht beachten? Da bin ich raus 🤣🫡
 
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Nadine
17. Feb. 23:15
Bitte mach das keinesfalls! Du schickst deinen Hund damit in die soziale Isolation. Das schadet eurer Beziehung/Bindung und ist eine völlig veraltete Methode bei der der Hund leidet.
 
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Tatiana
17. Feb. 23:19
Hier in der Gegend (20km Umkreis) gibt es nur die zwei Hundeschulen... Naja, es gibt noch eine dritte, aber der Typ präsentiert sich auf seiner Website wie ein Möchtegern-Rambo und ist bei mir automatisch raus. Aber wahrscheinlich ist keine Hundeschule besser als eine schlechte... Mir ist bewusst, dass wir bei der Erziehung Fehler gemacht haben. Wir müssen an seiner Impulsivität arbeiten und es irgendwie hinbekommen, dass er sich besser an uns orientiert. Aber ihr habt natürlich alle Recht, Dauerstress und körperliche Gewalt sind definitiv nicht die Mitteln, mit denen ich das erreichen möchte. Danke, das bestätigt mich, ich habe schon ein bisschen an mir gezweifelt.
Ach Chloe, Ich weiß nicht ob ihr da Fehler gemacht habt. Aus der Ferne höre ich da eine typische Junghund Beschreibung. Er frisst ja nicht die Kaninchen vom Nachbarn oder beisst kleine Kinder! Das Schöne ist doch wir können uns alle immer die Ergebnisse unseres Handelns ansehen, überprüfen und verändern. Auch Hunde lernen ihr Leben lang. Wenn man dabei freundlich bleibt, hat es dem Hund nicht geschadet, dann passt man die Methode an und weiter geht es. Mit 8 Monaten ist kein Hund top erzogen und folgsam. Das dauert eher zwei Jahre. Ich finde Clicker auch eine gute Idee und vielleicht probiert ihr mal leichte Tricks oder intensives Spiel? Bei beiden ist Kooperation wichtig und er kann lernen,dass es sich lohnt auf dich zu achten. Das kann man dann gut ins Training mitnehmen.