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Nadine
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 163
zuletzt 29. Okt.

Hündisch sinnvoll handeln

Ganz oft empfehle ich unter verschiedensten Fragen, hündisch sinnvoll zu handeln. Aber was verbirgt sich eigentlich dahinter? Im Grunde geht es darum, im Sinne des Hundes zu handeln und so, dass es für ihn nachvollziehbar ist. Und dadurch ein verlässlicher Partner zu werden. Ich versuche das mal mit Beispielen zu erklären, es zieht sich allerdings durch das komplette Zusammenleben. Im Grunde fragt man sich, was wäre für einen Hund eine nachvollziehbare, verlässliche, souveräne Reaktion? Und das tut man dann. (Natürlich muss keiner am Hintern von jemandem schnüffeln 😉 und nur, wenn es in unserer Menschenwelt eine Option ist) Im Umkehrschluss tut man aber auch möglichst nichts, was konträr zu hündischem Verhalten ist, und vor allem zwingt man seinem Hund so etwas nicht auf. Natürlich müssen wir alle arbeiten, einkaufen, Menschendinge tun. Aber wenn wir mit unseren Hunden unterwegs sind, macht es Sinn, möglichst "hündisch sinnvoll" und für ihn nachvollziehbar und verlässlich zu sein. Das einfachste Beispiel sind wohl Begegnungen. Nur ein sehr unhöflicher, distanzloser Hund würde frontal auf andere zu laufen. Das ist einfach unhöflich und für das Gegenüber auch unangenehm. Stattdessen werden in der Hundewelt Bögen gegangen oder, wenn sich einer unwohl fühlt, auch weiträumig ausgewichen. Wir Menschen laufen aber meistens auf unseren Straßen und Wegen stur aufeinander zu und zwingen unsere Hunde damit, es auch zu tun. Sie sollen ja schließlich brav bei Fuß mit uns vorbei gehen, ist doch schließlich kein Hexenwerk. Für die Hunde ist das aber unangenehm, für den einen mehr, für den anderen weniger. Wenn es die Situation also irgendwie erlaubt, gehe ich hier leichte Bögen (geht andeutungsweise auch auf dem engsten Weg). Wenn ich sehe, mein Hund oder auch das Gegenüber fühlt sich unwohl, gehe ich nach Möglichkeit nicht in die Situation, sondern weiche aus oder drehe um. Wie ein Hund es tun würde. Nächstes Beispiel, Thema Leinenführigkeitstraining. Oft werden hier unangekündigte Richtungswechel oder stehen bleiben, wenn der Hund zieht, empfohlen. Schauen wir uns mal an, warum ein Hund stehen bleibt. Aus meiner Beobachtung meist, weil er entweder etwas gutes gerochen hat und sich festschnüffelt oder weil er etwas beobachtet. Letzteres ist oft mit Gefahren einschätzen und der Sicherheit verbunden. Bleibe ich stehen, macht mein Hund das auch. Und sucht nach dem Auslöser. Mache ich es jedes Mal, wenn er in der Leine hängt, wird mein Hund recht schnell feststellen: es gibt aus hündischer Sicht keinen sinnvollen Grund! Und als Folge zwar vielleicht auf mich achten, weil ihm das dauernde in die Leine rennen unangenehm ist, aber nicht weil er mein Handeln als sinnvoll versteht. Mein Hund im speziellen (und das will ich jetzt explizit nicht verallgemeinern) würde sich zusätzlich aber denken, dass ich überhaupt keinen Plan vom Leben habe, und sich zukünftig nicht mehr an mir orientieren, wenn ich (im Freilauf) stehen bleibe. Richtung wechseln funktioniert ähnlich. Das macht ein Hund nicht, wenn er nicht irgendwas strategisch abschnüffelt. Meinem Hund würde ich in unserem Fall also wieder zeigen, dass ich sinnlos handele, und würde damit Minuspunkte in Sachen Orientierung und Vertrauen sammeln. Wenn ich dagegen aufgrund eines bestimmten Auslösers die Richtung wechsele und Abstand rein bringe, und ihm das auch fair ankündige wenn er gerade anderweitig beschäftigt ist, gibt es bei meinem Hund viele Pluspunkte dafür. Mein Hund hört etwas Gruseliges (und sei es nur der Nachbar vor der Tür). Ich bedanke mich bei ihm freundlich fürs melden und gehe nachschauen. Und sage ihm dann, dass es ok ist. Oder wenn nicht, kümmere ich mich natürlich drum 😉 Mit zunehmendem Vertrauen in meine Urteilsfähigkeit muss ich auch gar nicht mehr aufstehen, meine Bestätigung wird ihm reichen. Der nicht hündisch sinnvolle Gegenpart wäre das Strafen (wie zum Beispiel weg schicken), was leider oft praktiziert wird. Abgesehen davon, dass es das Bedürfnis vom Hund so überhaupt nicht befriedigt, würde ein souveräner Hund so etwas nicht machen. Eine Meldung/Warnung hat schließlich den Zweck, die Gruppe zu schützen. Ein weiteres großes Thema war bei uns Besuch. Mein Hund hat ein Problem mit fremden Menschen, und wenn sie dann noch im seinen sicheren Ort - unsere Wohnung - "eindringen" natürlich erst recht. Ganz oft habe ich den Ratschlag bekommen, ihn auf seinen Platz zu schicken und da muss er bleiben. Da will ich jetzt erst mal gar nichts gegen sagen, solange der Hund sich da wohl und sicher fühlt (bei uns tut er das am meisten in meiner Nähe, darum behalte ich ihn auch bei Besuch bei mir). Würde ein Hund so halt nicht tun, aber wenn es dem Hund hilft, ok. Der deutlich größere Punkt bei dem Thema, den mir aber damals keiner gesagt hat, ist, dass mein Hund meinte einen Job zu haben. Weil keiner sonst ihn gemacht hat. Irgendjemand muss den Besuch kontrollieren, ihn durch die Wohnung lenken, ihm Plätze zuweisen. Mein Hund ist sowohl gestresst wenn er das machen muss (es überfordert ihn nämlich) als auch, wenn er irgendwo liegen soll und keiner macht den Job. Also muss ich ihn übernehmen: den Besuch in die Wohnung einladen, ihn durch die Wohnung dirigieren und ihm einen Platz zuweisen. Alles mit deutlicher Körpersprache. Anfang bin ich auch immer aufgestanden, wenn der Besuch aufstehen wollte, und habe ihn dann weiter begleitet oder dirigiert. Mit zunehmendem Vertrauen des Hundes darein, dass ich den Job gut mache, ist das nicht mehr nötig. Aber je nach Hund - lässt man ihn mit dem "Fremden" alleine, kann es gut sein, dass er glaubt den Job wieder übernehmen zu müssen. Ich versuche mir also immer die Frage zu stellen, was würde ein souveräner Hund tun (oder auch definitiv nicht tun) und dann entsprechend zu handeln. Und habe dabei auch speziell meinen Hund im Kopf und handele orientiert an seinen Bedürfnissen. Seine Körpersprache sagt mir zum Beispiel, wie groß der aktuelle Bogen sein muss, ob wir die Begegnung gemeinsam meistern, oder ob wir lieber umdrehen. Natürlich klappt das nicht 100% in jeder Situation, aber dann muss ich mich nicht wundern, wenn er übernimmt und auf seine Art regelt. Was bellen, in die Leine springen etc heißen kann. Dieser Ansatz hat bei uns zu einer sehr guten Orientierung an mir geführt und einer guten Bindung und Vertrauen. Ich versuche, ein jederzeit verlässlicher Sozialpartner zu sein. Viele unserer Probleme haben sich dadurch von selbst gelöst. Mein Hund rennt zum Beispiel nicht mehr zu anderen Hunden, die weit entfernt sind, sondern fragt erst bei mir ab. Begegnungen, die für ihn eigentlich viel zu viel sind, steht er auch mal mit mir durch. Weil er mir vertrauen kann. Natürlich darf ich das Vertrauen nicht überstrapazieren 😉 Ich würde mich sehr über eure Gedanken und Erfahrungen zu dem Thema freuen. Wie weit man mit dem Ansatz kommt und wie sehr der Hund "sinnloses" Verhalten verzeiht, ist sicher auch eine Sache des Charakters. Bei meinem Herdi-Charakter habe ich darüber zum Beispiel viele Pluspunkte gesammelt, in seinen Augen sinnloses Verhalten führt aber auch schnell dazu, dass schon behobene Probleme wieder aufleben. Natürlich nicht direkt, aber ich muss die Minuspunkte definitiv bald wieder ausgleichen. Habt ihr bei euren Hunden auch solche Erfahrungen gemacht? Oder habt ihr das Gefühl, es ist ihnen relativ egal? Auch über weitere Beispiele freue ich mich sehr. Vielleicht kann ich ja auch noch etwas in unserem Umgang optimieren oder habe an manche Situationen schlicht noch gar nicht gedacht 😊
 
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Celine
13. Okt. 10:57
Ich verstehe solche Gedankengänge total. Bei meinem ersten Hund habe ich mir regelrecht alles zerdenkt🥲

Bei meinen jetzigen beiden muss ich sagen, dass wir wenig trainieren und ich sie in ihrem Radius machen lasse. Abruf klappt natürlich.
Aber natürlich klappt nicht immer alles super, sind ja nun mal Tiere und keine Maschinen. Meistens liegt der Fehler dann auch bei mir, weil sie ihren Radius hab überschritten lassen und dann lassen sie ihre Entscheidungen walten.

Besuch empfangen wir auch zusammen, die beiden sind aufgeschlossen, schnüffeln und gehen dann von selbst wieder auf ihre Plätze.

Die Gedanken die ich so teile, ist, ob die untereinander manchmal nicht zu grob sind. Da will einer schlafen und der andere zerrt am Schwanz und will spielen. 😅 bekomme ich einen hilflosen Blick, löse ich auf. Aber ob das sinnvoll ist?

Ich muss sagen, dass ich durch die Tierschutzhündin eine menge an feiner hündischer Kommunikation lernen konnte.

Die Leinenführigkeit kam bei beiden von selbst.

Ich denke auch, je mehr man aus einer Sache macht, desto weniger folgt der Hund.

Meine Hunde laufen im Freilauf auch prinzipiell vor mir. So schauen sie oft zu mir und rückversichern sich. Hündisch sinnvoll? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir damit gut „fahren“.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Okt. 11:05
Er macht es mit 😉 Aber er entscheidet dann in ganz anderen Situationen, ob er sich jetzt wirklich an mir orientieren will oder eben nicht. (hab ich in nem anderen Kommentar schon mal genauer ausgeführt) Gehört für uns also auch zu den Grundlagen der Beziehung: bin ich jemand, an dem sich mein Hund gerne orientiert? (ich rede hier wieder explizit von meinem Hund, bei anderen mag das komplett anders aussehen!)
Na ja, Richtungswechsel und/oder sind ja nur der BEGINN des Trainings..
Die sind auch nicht das Allheilmittel, wenn der Hund sich sonst nicht an einem orientiert. Es sind alles kleine Mosiksteinchen, die sich später zu einem Gesamtbild formen.

Sicherheit fűr den Hund, Zuverlässigkeit des Hundehalters sind wichtig.
Und in dieser Hinsicht, da wirst du 100mal am Tag und mehr von deinem Hund entsprechend beurteilt🙂

Das sind die feinen Nuancen.. Wer hat wieviel Bewegungsfreiheit? Wer bewegt wen? Wer bietet wem Schutz?
Ganz einfache Grundfragen..

Nur leider von vielen Menschen total falsch beantwortet.. 🤷
 
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Dogorama-Mitglied
13. Okt. 11:06
Aber dafür muss ich es mir doch nicht so kompliziert machen. Hunderziehung ist kein Hexenwerk, Training auch nicht. Das meiste müsste einem doch schon der logische Menschenverstand sagen. Tatsächlich bin ich aber auch kein Fan davon einem Hund das Leben und Situationen aushalten so einfach wie möglich zu machen und an Baustellen Ewigkeiten rumzudoktoren sondern bin für klare Kommunikation, Regeln, und Struktur. Mein Hund soll auch mit Stress und Druck umgehen und diesen auch aushalten können. Letztendlich hat er sich doch an mir zu orientieren, sich meinem Alltag anzupassen und meine Regeln und Grenzen zu befolgen. Das geht doch nur wenn ich ihm all das auch deutlich vermittel. Dazu gehört auch zB das er es aushalten muss wenn mal jemand in seine Individualdistanz eindringt, an seine Sachen geht, in sein Territorium kommt usw. Wir holen uns ganz bewusst ein Raubtier ins Haus das je nach Rasse uns auch noch überlegen ist. Das wir hündisch lernen ist wichtig aber noch wichtiger ist das unser Hund menschlich lernt, mit allen Regeln die dazugehören. Dinge wie Leinenführigkeit, weder andere Tiere noch Menschen anzugehen etc sind quasi das kleine 1x1 des Hundelebens und sollte durchaus innerhalb des ersten Jahres sitzen.
👍
 
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Dogorama-Mitglied
13. Okt. 11:18
Wenn Menschen in der Lage sind, Fremdsprachen zu lernen, dann bin ich auch als Hundehalter in der Pflicht, mich űber Hunderverhalten und Hundekommunikation schlau zu machen. Ich werde als Mensch nie perfekt "hűndisch" können, aber auch "radebrechen" hilft schon mal ein ganzes Stűck. Alles, was dem gegenseitigen Verständnis und der besseren Kommunikation untereinander dient, sollte man sich zu eigen machen! 🙂 Meine Meinung.. műssen andere nicht zwangsläufig teilen.. Kommunikation besteht doch immer aus Empfangen (Hunde lesen) und Senden (Körpersprache, Tonfall, Gefűhle, Energie, Sprache) ... Und da finde ich schon, dass ich es einfacher habe, wenn ich weiß, selber hűndisch zu kommunizieren.. Immitiere ich eine Art Knurrlaut, reagieren meine Hunde sofort. Auch Drohfixieren wirkt in manchen Situationen viel viel besser als jeder menschliche Laut. 😉 Das Anstupsen mit der Schnauze kann ich mit meinen Fingern imitieren, um einen Hund aus einer Anspannung rauszuholen Auch mit dem Alpha-Wurf bin ich anderer Meinung: Wer Hunde beobachtet, sieht, dass sie das Drehen als Dominanzgeste ohne große Gefűhlsaufwallung machen.. und NIE in einem Konflikt!! Es dient der Konfliktvermeidung und dazu, um die Rangordnung deutlich zu machen... oder auch mal einen aufműpfigen Youngster generell wieder einzunorden. Wenn ich als HH sowas weiß, kann ich es gezielt und sinnvoll einsetzen.. Warum denn nicht? 🤷 Wer es nicht machen möchte, lässt es halt. Aber es gibt halt so viele Dinge, wie zB. das von Nadine erwähnte Bogen laufen, die den Umgang mit dem Hund einfach erleichtern... Aber es scheitern die Menschen ja oft schon an den einfachsten Dingen... selbst das Lesen und Verstehen von Geschriebenem fällt ja nicht immer leicht.. 😉
Ich glaube da spielt auch eine sehr große Rolle wie authentisch man in der Kommunikation ist.
Wenn ich meinen Hund anknurren würde... 😅
Ich glaub er wäre einfach maximal verwirrt. Weil das von mir "gespielt" wäre und überhaupt nicht meinem Wesen entspricht.
Ich glaube man sollte im Training und in der Erziehung immer auch man selbst bleiben.

Weiß nicht wie passend folgendes Beispiel sein wird. Aber ich benutze gerne Babysprache mit Nero. Nicht weil ich denke, dass er dumm ist, sondern weil ich mich damit wohl fühle und es "authentisch" aus mir rauskommt. Er reagiert auch sehr positiv darauf und ich kann ihn auch oft damit aus einer angespannten Situation rausholen oder einfach beim Kuscheln, Schmusen oder Spielen einsetzen. Jetzt gibt es ja Leute die finden das ganz, ganz schlimm. Für uns beide ist es "normal" und er erwartet diesen Baby Talk auch nicht von anderen. Mit denen hat er wieder eine eigene Sprache.
Wenn ich also als Baby Dolmetscher mit Knurren anfange, wobei ich mir selber total doof vorkomme, wird es sich für ihn nicht hündisch sinnvoll anfühlen glaube ich.
Wie gesagt, ich weiß nicht ob das ein gutes Beispiel war 🤔. Ich will auch nur sagen, man sollte sich treu bleiben und authentisch handeln. Außer man ist ein A*schloch, dann sollte man nicht wie man selber handeln 😂 (Achtung, das war ein Scherz! 😎).
 
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Sigi
13. Okt. 11:26
Das Thema ist interessant. Aber es wirft bei mir zwei Fragen auf - wenn ich Hündisch sinnvoll handle, müsste dann Hund nicht auch vergleiche anstellen können? (Damit er merkt das ich versuche seine Sprache zu verstehen). Oder nimmt er Hündisch sinnvolles handeln nur als für ihn angenehm war?
 
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Tobias
13. Okt. 11:53
Das Thema ist interessant. Aber es wirft bei mir zwei Fragen auf - wenn ich Hündisch sinnvoll handle, müsste dann Hund nicht auch vergleiche anstellen können? (Damit er merkt das ich versuche seine Sprache zu verstehen). Oder nimmt er Hündisch sinnvolles handeln nur als für ihn angenehm war?
Hmmm ich glaube du verwechselt da was…
Ob sich der Hund abends hinsetzt und seinen Tag reflektiert werden wir wohl nie erfahren.😀
Wäre aber in erster Linie eine klare Vermenschlichung das so anzunehmen ob das bewusst ist…
Was aber klar scheint, oder mir zumindest sehr eingängig ist, ist das wir Dinge schneller verstehen wenn sie in unser Weltbild passen und in unsere bisherigen Erfahrungen. (Kann auch in die falsche Richtung gehen, wie bei Echo-Kammern im Internet)
Aber bildlich…. Schon bei der Sprache…. Du wirst wahrscheinlich einen Europäer besser verstehen auch wenn er eine andere Sprache nutzt als einen Asiaten/Inder oder gar einen Afrikaner der eine Klick-Sprache benutzt. Schon allein Gestik und Mimik oder der Klang wird dir mehr Infos geben, bewusst oder unbewusst je näher es deiner eigenen Welt ist. Warum sollte es beim Hund anders sein?
Und ja Ähnlichkeiten führen zu einem angenehmeren Empfinden weil die Situation verständlicher/vorhersagbarer ist.
So als Analogie gedacht…
Wenn ich es schaffe dem Hund beim lernen weniger Steine in den Weg zu legen habe ich halt Vorteile…

Kleine Ergänzung… in bestimmten Bereichen können Hunde „Vergleiche“ anstellen. Er findet ja auch zuverlässig Ohren und Mund zum abschlabbern, zumindest haben die meisten Hunde das intuitiv im Repertoire. Und es gibt sogar die „do as i do“ Methode. (Wobei ich das selber noch nicht probiert habe.) Das setzt schon ein gewisses Verständnis für das Gegenüber voraus. Ebenso gibt es Studien die zeigen das Hunde sich der Situation ihres „Gesprächpartners“ gegenüber in einem gewissen Grad bewusst sind… Kommunikation läuft anders ob der Hund erwartet das der andere ihn sieht, oder wie die Aufmerksamkeit des anderen ist…. Wie weit dieses Verstehen allerdings geht…. keine Ahnung🤷‍♂️in der Vergangenheit haben wir unsere Hunde aber schon oft unterschätzt.
 
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Tobias
13. Okt. 12:15
Aber dafür muss ich es mir doch nicht so kompliziert machen. Hunderziehung ist kein Hexenwerk, Training auch nicht. Das meiste müsste einem doch schon der logische Menschenverstand sagen. Tatsächlich bin ich aber auch kein Fan davon einem Hund das Leben und Situationen aushalten so einfach wie möglich zu machen und an Baustellen Ewigkeiten rumzudoktoren sondern bin für klare Kommunikation, Regeln, und Struktur. Mein Hund soll auch mit Stress und Druck umgehen und diesen auch aushalten können. Letztendlich hat er sich doch an mir zu orientieren, sich meinem Alltag anzupassen und meine Regeln und Grenzen zu befolgen. Das geht doch nur wenn ich ihm all das auch deutlich vermittel. Dazu gehört auch zB das er es aushalten muss wenn mal jemand in seine Individualdistanz eindringt, an seine Sachen geht, in sein Territorium kommt usw. Wir holen uns ganz bewusst ein Raubtier ins Haus das je nach Rasse uns auch noch überlegen ist. Das wir hündisch lernen ist wichtig aber noch wichtiger ist das unser Hund menschlich lernt, mit allen Regeln die dazugehören. Dinge wie Leinenführigkeit, weder andere Tiere noch Menschen anzugehen etc sind quasi das kleine 1x1 des Hundelebens und sollte durchaus innerhalb des ersten Jahres sitzen.
Prinzipiell bin ich bei dir und vielleicht meinen wir auch dasselbe, aber an einem Punkt bin ich mittlerweile anders abgebogen. Ich würde aus dem muss ein soll machen. Wenn du einen Problemfreien Hund hast der einfach nur ein wenig Territorial ist, mag das mit dem Muss er durch klappen… Unter bestimmten Bedingungen. Wenn da aber nur über Druck der Hund in die Situation gezwungen wird dann hast du aus meiner Sicht ein potentielles Problem, muss nicht aber kann.
Angenommen der Hund mag sich nicht anfassen lassen und du arbeitest nur daran dass er nicht knurrt. Dann wird die Situation für den Hund nicht besser, er fühlt sich immer noch unwohl, kann es aber nicht ausdrücken… entweder kommt er dann in eine erlernte Hilflosigkeit, oder einer überspannt den Bogen, oder der Hund hat einen „schlechten Tag“ weil er heute auch noch Bauchschmerzen hat und Zack… Eskalationsstufen werden übersprungen und Fiffi hängt in der Hand.
Man kann dann aber auch positiv daran arbeiten, Desensibilisierung/Gegenkonditionierung so das der Hund die Situation als angenehmer empfindet/lernt. Bei zweiter Methode ist es kniffeliger und langwieriger, aber wenn es funktioniert senkst du das Risiko das es wirklich einmal eskaliert. Ist natürlich trotzdem nicht 100% ausgeschlossen…
Wegen diesem Beispiel bin ich da mittlerweile etwas weniger im Muss unterwegs, denn was sein muss ist tatsächlich erst einmal das der Hund leisten kann was wir von ihm wollen.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Okt. 12:54
Ich glaube da spielt auch eine sehr große Rolle wie authentisch man in der Kommunikation ist. Wenn ich meinen Hund anknurren würde... 😅 Ich glaub er wäre einfach maximal verwirrt. Weil das von mir "gespielt" wäre und überhaupt nicht meinem Wesen entspricht. Ich glaube man sollte im Training und in der Erziehung immer auch man selbst bleiben. Weiß nicht wie passend folgendes Beispiel sein wird. Aber ich benutze gerne Babysprache mit Nero. Nicht weil ich denke, dass er dumm ist, sondern weil ich mich damit wohl fühle und es "authentisch" aus mir rauskommt. Er reagiert auch sehr positiv darauf und ich kann ihn auch oft damit aus einer angespannten Situation rausholen oder einfach beim Kuscheln, Schmusen oder Spielen einsetzen. Jetzt gibt es ja Leute die finden das ganz, ganz schlimm. Für uns beide ist es "normal" und er erwartet diesen Baby Talk auch nicht von anderen. Mit denen hat er wieder eine eigene Sprache. Wenn ich also als Baby Dolmetscher mit Knurren anfange, wobei ich mir selber total doof vorkomme, wird es sich für ihn nicht hündisch sinnvoll anfühlen glaube ich. Wie gesagt, ich weiß nicht ob das ein gutes Beispiel war 🤔. Ich will auch nur sagen, man sollte sich treu bleiben und authentisch handeln. Außer man ist ein A*schloch, dann sollte man nicht wie man selber handeln 😂 (Achtung, das war ein Scherz! 😎).
Julia,...herrlich... hab gerade Bilder im Kopf..😂🤣
und ja..selbstverständlich muss das, was man macht, auch zu einem passen..
Deshhalb sind ja auch im Hundetraining in den seltensten Fällen die Hunde das. Problem, 😉🤣😂

In Abwandlung eines Satzes von Stefan Heym..

"Der Möglichkeiten sind viele... auf dass sich jeder die ihm genehme pflűcke.. 🙂
 
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Dogorama-Mitglied
13. Okt. 12:58
Das Thema ist interessant. Aber es wirft bei mir zwei Fragen auf - wenn ich Hündisch sinnvoll handle, müsste dann Hund nicht auch vergleiche anstellen können? (Damit er merkt das ich versuche seine Sprache zu verstehen). Oder nimmt er Hündisch sinnvolles handeln nur als für ihn angenehm war?
Ich wűrde sagen, es fűhrt schlicht zu mehr Verständnis des tierischen Gegenűber beim Menschen.. u d der Hund versteht leichter, was du willst.. .. 🙂
 
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Katrin
13. Okt. 12:59
Prinzipiell bin ich bei dir und vielleicht meinen wir auch dasselbe, aber an einem Punkt bin ich mittlerweile anders abgebogen. Ich würde aus dem muss ein soll machen. Wenn du einen Problemfreien Hund hast der einfach nur ein wenig Territorial ist, mag das mit dem Muss er durch klappen… Unter bestimmten Bedingungen. Wenn da aber nur über Druck der Hund in die Situation gezwungen wird dann hast du aus meiner Sicht ein potentielles Problem, muss nicht aber kann. Angenommen der Hund mag sich nicht anfassen lassen und du arbeitest nur daran dass er nicht knurrt. Dann wird die Situation für den Hund nicht besser, er fühlt sich immer noch unwohl, kann es aber nicht ausdrücken… entweder kommt er dann in eine erlernte Hilflosigkeit, oder einer überspannt den Bogen, oder der Hund hat einen „schlechten Tag“ weil er heute auch noch Bauchschmerzen hat und Zack… Eskalationsstufen werden übersprungen und Fiffi hängt in der Hand. Man kann dann aber auch positiv daran arbeiten, Desensibilisierung/Gegenkonditionierung so das der Hund die Situation als angenehmer empfindet/lernt. Bei zweiter Methode ist es kniffeliger und langwieriger, aber wenn es funktioniert senkst du das Risiko das es wirklich einmal eskaliert. Ist natürlich trotzdem nicht 100% ausgeschlossen… Wegen diesem Beispiel bin ich da mittlerweile etwas weniger im Muss unterwegs, denn was sein muss ist tatsächlich erst einmal das der Hund leisten kann was wir von ihm wollen.
Mit Muss meine ich das es keine Alternative geben darf mit der man sich zufrieden geben sollte. Das Ziel muss also immer sein ein Fehlverhalten das eventuell sogar Gefahren mit sich bring auch erziehungs und trainingsmäßig abzustellen bzw umzuändern. Um bei deinem Beispiel zu bleiben. Das knurren zeigt mir ja das der Hund etwas nicht will (angefasst werden). Nun kommt es auf den Hund an wie man weiter vorgehen könnte. Bei manchen ist es tatsächlich so das die die Erfahrung machen müssen das angefasst werden nichts schlimmes ist. Also Mauli drauf falls nötig und dann wird ausgetestet was geht und wie man das Thema angehen sollte. Was ich dafür allerdings nicht brauche ist hündisches Verhalten nachahmen.