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Nadine
Einleitungs-Beitrag
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zuletzt 29. Okt.

Hündisch sinnvoll handeln

Ganz oft empfehle ich unter verschiedensten Fragen, hündisch sinnvoll zu handeln. Aber was verbirgt sich eigentlich dahinter? Im Grunde geht es darum, im Sinne des Hundes zu handeln und so, dass es für ihn nachvollziehbar ist. Und dadurch ein verlässlicher Partner zu werden. Ich versuche das mal mit Beispielen zu erklären, es zieht sich allerdings durch das komplette Zusammenleben. Im Grunde fragt man sich, was wäre für einen Hund eine nachvollziehbare, verlässliche, souveräne Reaktion? Und das tut man dann. (Natürlich muss keiner am Hintern von jemandem schnüffeln 😉 und nur, wenn es in unserer Menschenwelt eine Option ist) Im Umkehrschluss tut man aber auch möglichst nichts, was konträr zu hündischem Verhalten ist, und vor allem zwingt man seinem Hund so etwas nicht auf. Natürlich müssen wir alle arbeiten, einkaufen, Menschendinge tun. Aber wenn wir mit unseren Hunden unterwegs sind, macht es Sinn, möglichst "hündisch sinnvoll" und für ihn nachvollziehbar und verlässlich zu sein. Das einfachste Beispiel sind wohl Begegnungen. Nur ein sehr unhöflicher, distanzloser Hund würde frontal auf andere zu laufen. Das ist einfach unhöflich und für das Gegenüber auch unangenehm. Stattdessen werden in der Hundewelt Bögen gegangen oder, wenn sich einer unwohl fühlt, auch weiträumig ausgewichen. Wir Menschen laufen aber meistens auf unseren Straßen und Wegen stur aufeinander zu und zwingen unsere Hunde damit, es auch zu tun. Sie sollen ja schließlich brav bei Fuß mit uns vorbei gehen, ist doch schließlich kein Hexenwerk. Für die Hunde ist das aber unangenehm, für den einen mehr, für den anderen weniger. Wenn es die Situation also irgendwie erlaubt, gehe ich hier leichte Bögen (geht andeutungsweise auch auf dem engsten Weg). Wenn ich sehe, mein Hund oder auch das Gegenüber fühlt sich unwohl, gehe ich nach Möglichkeit nicht in die Situation, sondern weiche aus oder drehe um. Wie ein Hund es tun würde. Nächstes Beispiel, Thema Leinenführigkeitstraining. Oft werden hier unangekündigte Richtungswechel oder stehen bleiben, wenn der Hund zieht, empfohlen. Schauen wir uns mal an, warum ein Hund stehen bleibt. Aus meiner Beobachtung meist, weil er entweder etwas gutes gerochen hat und sich festschnüffelt oder weil er etwas beobachtet. Letzteres ist oft mit Gefahren einschätzen und der Sicherheit verbunden. Bleibe ich stehen, macht mein Hund das auch. Und sucht nach dem Auslöser. Mache ich es jedes Mal, wenn er in der Leine hängt, wird mein Hund recht schnell feststellen: es gibt aus hündischer Sicht keinen sinnvollen Grund! Und als Folge zwar vielleicht auf mich achten, weil ihm das dauernde in die Leine rennen unangenehm ist, aber nicht weil er mein Handeln als sinnvoll versteht. Mein Hund im speziellen (und das will ich jetzt explizit nicht verallgemeinern) würde sich zusätzlich aber denken, dass ich überhaupt keinen Plan vom Leben habe, und sich zukünftig nicht mehr an mir orientieren, wenn ich (im Freilauf) stehen bleibe. Richtung wechseln funktioniert ähnlich. Das macht ein Hund nicht, wenn er nicht irgendwas strategisch abschnüffelt. Meinem Hund würde ich in unserem Fall also wieder zeigen, dass ich sinnlos handele, und würde damit Minuspunkte in Sachen Orientierung und Vertrauen sammeln. Wenn ich dagegen aufgrund eines bestimmten Auslösers die Richtung wechsele und Abstand rein bringe, und ihm das auch fair ankündige wenn er gerade anderweitig beschäftigt ist, gibt es bei meinem Hund viele Pluspunkte dafür. Mein Hund hört etwas Gruseliges (und sei es nur der Nachbar vor der Tür). Ich bedanke mich bei ihm freundlich fürs melden und gehe nachschauen. Und sage ihm dann, dass es ok ist. Oder wenn nicht, kümmere ich mich natürlich drum 😉 Mit zunehmendem Vertrauen in meine Urteilsfähigkeit muss ich auch gar nicht mehr aufstehen, meine Bestätigung wird ihm reichen. Der nicht hündisch sinnvolle Gegenpart wäre das Strafen (wie zum Beispiel weg schicken), was leider oft praktiziert wird. Abgesehen davon, dass es das Bedürfnis vom Hund so überhaupt nicht befriedigt, würde ein souveräner Hund so etwas nicht machen. Eine Meldung/Warnung hat schließlich den Zweck, die Gruppe zu schützen. Ein weiteres großes Thema war bei uns Besuch. Mein Hund hat ein Problem mit fremden Menschen, und wenn sie dann noch im seinen sicheren Ort - unsere Wohnung - "eindringen" natürlich erst recht. Ganz oft habe ich den Ratschlag bekommen, ihn auf seinen Platz zu schicken und da muss er bleiben. Da will ich jetzt erst mal gar nichts gegen sagen, solange der Hund sich da wohl und sicher fühlt (bei uns tut er das am meisten in meiner Nähe, darum behalte ich ihn auch bei Besuch bei mir). Würde ein Hund so halt nicht tun, aber wenn es dem Hund hilft, ok. Der deutlich größere Punkt bei dem Thema, den mir aber damals keiner gesagt hat, ist, dass mein Hund meinte einen Job zu haben. Weil keiner sonst ihn gemacht hat. Irgendjemand muss den Besuch kontrollieren, ihn durch die Wohnung lenken, ihm Plätze zuweisen. Mein Hund ist sowohl gestresst wenn er das machen muss (es überfordert ihn nämlich) als auch, wenn er irgendwo liegen soll und keiner macht den Job. Also muss ich ihn übernehmen: den Besuch in die Wohnung einladen, ihn durch die Wohnung dirigieren und ihm einen Platz zuweisen. Alles mit deutlicher Körpersprache. Anfang bin ich auch immer aufgestanden, wenn der Besuch aufstehen wollte, und habe ihn dann weiter begleitet oder dirigiert. Mit zunehmendem Vertrauen des Hundes darein, dass ich den Job gut mache, ist das nicht mehr nötig. Aber je nach Hund - lässt man ihn mit dem "Fremden" alleine, kann es gut sein, dass er glaubt den Job wieder übernehmen zu müssen. Ich versuche mir also immer die Frage zu stellen, was würde ein souveräner Hund tun (oder auch definitiv nicht tun) und dann entsprechend zu handeln. Und habe dabei auch speziell meinen Hund im Kopf und handele orientiert an seinen Bedürfnissen. Seine Körpersprache sagt mir zum Beispiel, wie groß der aktuelle Bogen sein muss, ob wir die Begegnung gemeinsam meistern, oder ob wir lieber umdrehen. Natürlich klappt das nicht 100% in jeder Situation, aber dann muss ich mich nicht wundern, wenn er übernimmt und auf seine Art regelt. Was bellen, in die Leine springen etc heißen kann. Dieser Ansatz hat bei uns zu einer sehr guten Orientierung an mir geführt und einer guten Bindung und Vertrauen. Ich versuche, ein jederzeit verlässlicher Sozialpartner zu sein. Viele unserer Probleme haben sich dadurch von selbst gelöst. Mein Hund rennt zum Beispiel nicht mehr zu anderen Hunden, die weit entfernt sind, sondern fragt erst bei mir ab. Begegnungen, die für ihn eigentlich viel zu viel sind, steht er auch mal mit mir durch. Weil er mir vertrauen kann. Natürlich darf ich das Vertrauen nicht überstrapazieren 😉 Ich würde mich sehr über eure Gedanken und Erfahrungen zu dem Thema freuen. Wie weit man mit dem Ansatz kommt und wie sehr der Hund "sinnloses" Verhalten verzeiht, ist sicher auch eine Sache des Charakters. Bei meinem Herdi-Charakter habe ich darüber zum Beispiel viele Pluspunkte gesammelt, in seinen Augen sinnloses Verhalten führt aber auch schnell dazu, dass schon behobene Probleme wieder aufleben. Natürlich nicht direkt, aber ich muss die Minuspunkte definitiv bald wieder ausgleichen. Habt ihr bei euren Hunden auch solche Erfahrungen gemacht? Oder habt ihr das Gefühl, es ist ihnen relativ egal? Auch über weitere Beispiele freue ich mich sehr. Vielleicht kann ich ja auch noch etwas in unserem Umgang optimieren oder habe an manche Situationen schlicht noch gar nicht gedacht 😊
 
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Nadine
13. Okt. 11:20
Gehe da echt nur zum Teil mit. Hündisch sollte man definitv lesen können. Schon alleine um den Hund auch ein Stück weit zu schützen (Kontakt mit anderen Hunden) und zu verstehen. Das selber anwenden kann aber bestenfalls nur angedeutet werde (dein Beispiel das anstupsen). Da wir uns einfach nie genauso mitteilen können wie es ein Hund kann sollten wir unsere eigene ,,gemeinsame" Sprache nutzen. Anknurren finde ich schon sehr problematisch da es für uns einfach nicht möglich ist so genau und fein den richtigen Ton zu treffen. Ebenso beim Drohfixieren und beim ,,Alphawurf". Das sind Dinge von deren Nachahmung ich persönlich nichts halte da die einfach zu artspezifisch sind um von uns nachgemacht werden zu können. Einen Bogen laufen kann man zB wieder einfacher nachahmen. Am einfachsten ist es aber mit dem Hund eine gemeinsame Sprache zu entwickeln. Man könnte es auch hündisch mit Dialekt nennen😅
Ich versuche auch nicht, hündisch zu kommunizieren (mit Ausnahmen, wenn zb ein Fremdhund unhöflich angerannt kommt, wird der schon auch erfolgreich fixiert) . Aber soweit es mir als Mensch möglich ist, nutze ich meine Körpersprache auf eine Weise, die der Hund verstehen kann. Hier geht's mir aber weniger um die direkte Kommunikation, sondern um mein Handeln, wenn ich nicht in der direkten Kommunikation mit meinem Hund bin. Und dass es meinem Hund speziell hilft, wenn ich mich auf eine Art verhalte, die für ihn verständlich und nachvollziehbar ist. Und ihm nicht die menschlichen Handlungsweisen aufzwinge, die für ihn total unlogisch oder sogar unangenehm sind. Bei uns hat das sehr viel in der Beziehung gebracht und ich merke, wie er sich dadurch immer besser an mir orientiert und auch solche Strategien, wie ich sie ihm vorlebe, in sein Repertoire aufnimmt. Natürlich können wir nie 100% aus hündischer Sicht sinnvoll handeln, darüber müssen wir nicht diskutieren. Wir leben schließlich in einer Menschenwelt mit gesellschaftlichen Normen, Konventionen und Pflichten. Aber wir können unseren Hunden das Leben in dieser Welt einfacher machen, indem wir verstehen, was ihnen unangenehm ist, und wie eine souveräne Verhaltensweise für sie in der Situation aussehen würde. Und dann abschätzen, ob diese Art zu handeln für uns aktuell eine Option ist. Mein Gefühl ist, damit wird sich oft viel zu selten beschäftigt. (Damit meine ich nicht dich, sondern Hundehalter generell.) Der Hund muss in unserer Welt funktionieren. Netter und angenehmer ist es doch, wenn wir ihm dabei ein Stückchen entgegen kommen 😊 Wenn aufgrund dieses Threads ein paar mehr Leute darüber nachdenken, freue ich mich sehr. Vielleicht fallen Ihnen dann auch solche Dinge auf wir mir. Vielleicht sind meine Beispiele für sie und ihre Hunde aber auch total irrelevant, aber an anderen Stellen gibt es Beobachtungen, die das Team näher zusammen bringen können...
 
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Lisa-Eileen
13. Okt. 11:32
Find ich sehr gut den Beitrag, ich versuchs auch möglichst, aber manche Kleinigkeiten hab ich dann nicht so im Kopf, wir arbeiten schon dran. Ein paar Sachen die ich gemerkt hab und nun anders regele, das bringt echt enorm viel. Zb hat Rocket seit der Pubertät wieder alles und jeden angesprungen und beschwichtigen wollen, selbst normale Fußgänger an denen wir nur vorbeigegangen sind. Mega nervig und unangenehm natürlich. Seit ich ihn nun bei ausnahmslos jedem Reiz auf die abgewandte Seite nahm hab ich ihm gezeigt das ich das regele, außerdem ignoriere ich alles und jeden wodurch er gelernt hat das man andere nicht beachten muss. Seitdem ist er teils schon entspannter und gelassener, besser ansprechbar und kann mittlerweile an manchen Leuten zwischen mir und dem Reiz vorbeigehen ohne auch nur zu ihnen hinzugucken. Bei manchen Dingen wechselt er sogar von selbst auf die abgewandte Seite und nach dem Reiz wieder zurück. Er nimmts bisher echt gut an. Selbst Leute die ihn ungefragt angrabschen oder locken und anlabern ignoriert er mittlerweile, allerhöchstens fragt er bei mir nach und ich lenke ihn dann ab und geb ihm Leckerlies fürs ruhig bleiben. Das klappt schon echt super. Nur bei Hundebegegnungen und Leute die er kennt, das ist noch der Supergau. An manchen stellen muss ich da noch lernen wie ich da für ihn besser aus seiner Sicht gut die Verantwortung übernehmen kann damit er sich nicht mehr verantwortlich fühlt.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Okt. 12:13
Toller Thread! Ganz ehrlich… ich bin da immer noch ein wenig hin und hergerissen. Auf der einen Seite ja… es hat mir unglaublich geholfen, auf der anderen Seite… wir leben halt in einer Welt in der für den Hund nicht alles Sinnvoll ist… Bestes Beispiel sind Menschen die Angst vor Hunden haben und dann den Hund nicht aus den Augen lassen bzw. regelrecht fixieren. Bei einem unsicheren Kandidaten führt das direkt zu „Gegenmaßnahmen“. Also immer nur sich komplett hündisch verhalten zu wollen wird eng, weil man ist ja kein Hund. Gleichzeitig hilft das Wissen aber dabei wie ich Training aufbauen kann… Bspw… das ich bewusst (wenn ich ein tolles Verhältnis zu meinem Hund habe und er mich nicht als Bedrohlich empfindet ihn tatsächlich mal im Spiel fixiere wenn er sich dann darauf einlässt.) klappt bei mir gut… aber die Generalisierung noch nicht🙈 Was ich damit sagen will im Training und als Unterstützung für den Alltag supi und je mehr ich es beachte um so leichter fallen viele Dinge. Auf der anderen Seite kann/sollte man es aber auch nicht übertreiben… man möchte ja auch in einer nicht Hundewelt einen sicheren Hund haben… Finde das aber tatsächlich eine gewisse Situations-/Hund- abhängige Sache… Wie bekommt ihr den Spagat hin? Gezielt daran arbeiten, oder einfach laufen lassen (bekommt er ja eh indirekt mit) oder tatsächlich abschirmen. Meine Strategie ist da gemischt nach Situation…
Finde deine Strategie genau richtig: flexibel bleiben, auf Bauchgefűhl hören, nicht zu "kopfig" werden🙂
 
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Dogorama-Mitglied
13. Okt. 12:15
Ich finde den Ansatz als eine Art Basiseinstellung sehr brauchbar und freue mich, darauf aufmerksam gemacht worden zu sein. Wobei ich feststelle, dass ich das teilweise eh unbewusst anwende. Ich persönlich werd mir das aber eher als lockeren Leitfaden bzw für Problemthemen nehmen, anstatt es hardcore umzusetzen. Erstens tut das bei Guinness nicht Not, der ist flexibel und willens genug um bei ein bisschen sinnlosem Gehampel mitzumachen und es zu akzeptieren. Und abgesehen davon find ich schon, dass ich als Halter auch das Recht hab, ein bisschen menschlich zu handeln, ohne dem Hund jedesmal Rechenschaft abzugeben. Wenn mir mal abrupt einfällt, dass ich statt nach Links nach Rechts gehen will, dann mach ich das auch ohne vorheriges Einladungsgesuch an den Hund. Und Hund hoppelt ohne Gemurre mit, ja ist oft sogar neugierig und fragend, ok Frauli, und wohin jetzt? Anknurren funktioniert bei ihm übrigens auch hervorragend, ich möchte allerdings auch behaupten, dass ich das relativ akzentarm kann 😉 Und Ich wende es auch sehr sparsam an, eigentlich nur, wenn er körperlich aufdringlich wird und auf andere Signale meinerseits nicht achtet. Da lässt er dann aber wirklich auf mein Knurren ganz schnell nach und ab.
Von deinem "akzentarmen Knurren" hätte ich bitte jetzt gerne einen Videobeweis😂🤣 Bin ganz deiner Meinung.. bestimmte Sachen im Hinterkopf haben, aber nix "sklavisch" umsetzen und dogmatisch behandeln
 
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Dogorama-Mitglied
13. Okt. 12:17
Das oben beschriebene hin-und herlaufen (oder Kreise laufen oder stehen bleiben) zum Leinenführigkeitstraining
ah.. danke🙂 Ja, aber genau daran erkennst du auch die Kontrollfreaks.. Ein Hund, der das nicht mitmacht, gehört in der Regel zu den Kontrolleuren🙂 Und da arbeitet man nicht an der Leinenfűhrigkeit, sondern erstmal an Grundlagen der Beziehung..
 
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Nadine
13. Okt. 12:22
ah.. danke🙂 Ja, aber genau daran erkennst du auch die Kontrollfreaks.. Ein Hund, der das nicht mitmacht, gehört in der Regel zu den Kontrolleuren🙂 Und da arbeitet man nicht an der Leinenfűhrigkeit, sondern erstmal an Grundlagen der Beziehung..
Er macht es mit 😉 Aber er entscheidet dann in ganz anderen Situationen, ob er sich jetzt wirklich an mir orientieren will oder eben nicht. (hab ich in nem anderen Kommentar schon mal genauer ausgeführt) Gehört für uns also auch zu den Grundlagen der Beziehung: bin ich jemand, an dem sich mein Hund gerne orientiert? (ich rede hier wieder explizit von meinem Hund, bei anderen mag das komplett anders aussehen!)
 
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Katrin
13. Okt. 12:24
Ich versuche auch nicht, hündisch zu kommunizieren (mit Ausnahmen, wenn zb ein Fremdhund unhöflich angerannt kommt, wird der schon auch erfolgreich fixiert) . Aber soweit es mir als Mensch möglich ist, nutze ich meine Körpersprache auf eine Weise, die der Hund verstehen kann. Hier geht's mir aber weniger um die direkte Kommunikation, sondern um mein Handeln, wenn ich nicht in der direkten Kommunikation mit meinem Hund bin. Und dass es meinem Hund speziell hilft, wenn ich mich auf eine Art verhalte, die für ihn verständlich und nachvollziehbar ist. Und ihm nicht die menschlichen Handlungsweisen aufzwinge, die für ihn total unlogisch oder sogar unangenehm sind. Bei uns hat das sehr viel in der Beziehung gebracht und ich merke, wie er sich dadurch immer besser an mir orientiert und auch solche Strategien, wie ich sie ihm vorlebe, in sein Repertoire aufnimmt. Natürlich können wir nie 100% aus hündischer Sicht sinnvoll handeln, darüber müssen wir nicht diskutieren. Wir leben schließlich in einer Menschenwelt mit gesellschaftlichen Normen, Konventionen und Pflichten. Aber wir können unseren Hunden das Leben in dieser Welt einfacher machen, indem wir verstehen, was ihnen unangenehm ist, und wie eine souveräne Verhaltensweise für sie in der Situation aussehen würde. Und dann abschätzen, ob diese Art zu handeln für uns aktuell eine Option ist. Mein Gefühl ist, damit wird sich oft viel zu selten beschäftigt. (Damit meine ich nicht dich, sondern Hundehalter generell.) Der Hund muss in unserer Welt funktionieren. Netter und angenehmer ist es doch, wenn wir ihm dabei ein Stückchen entgegen kommen 😊 Wenn aufgrund dieses Threads ein paar mehr Leute darüber nachdenken, freue ich mich sehr. Vielleicht fallen Ihnen dann auch solche Dinge auf wir mir. Vielleicht sind meine Beispiele für sie und ihre Hunde aber auch total irrelevant, aber an anderen Stellen gibt es Beobachtungen, die das Team näher zusammen bringen können...
Aber dafür muss ich es mir doch nicht so kompliziert machen. Hunderziehung ist kein Hexenwerk, Training auch nicht. Das meiste müsste einem doch schon der logische Menschenverstand sagen. Tatsächlich bin ich aber auch kein Fan davon einem Hund das Leben und Situationen aushalten so einfach wie möglich zu machen und an Baustellen Ewigkeiten rumzudoktoren sondern bin für klare Kommunikation, Regeln, und Struktur. Mein Hund soll auch mit Stress und Druck umgehen und diesen auch aushalten können. Letztendlich hat er sich doch an mir zu orientieren, sich meinem Alltag anzupassen und meine Regeln und Grenzen zu befolgen. Das geht doch nur wenn ich ihm all das auch deutlich vermittel. Dazu gehört auch zB das er es aushalten muss wenn mal jemand in seine Individualdistanz eindringt, an seine Sachen geht, in sein Territorium kommt usw. Wir holen uns ganz bewusst ein Raubtier ins Haus das je nach Rasse uns auch noch überlegen ist. Das wir hündisch lernen ist wichtig aber noch wichtiger ist das unser Hund menschlich lernt, mit allen Regeln die dazugehören. Dinge wie Leinenführigkeit, weder andere Tiere noch Menschen anzugehen etc sind quasi das kleine 1x1 des Hundelebens und sollte durchaus innerhalb des ersten Jahres sitzen.
 
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Nadine
13. Okt. 12:37
Aber dafür muss ich es mir doch nicht so kompliziert machen. Hunderziehung ist kein Hexenwerk, Training auch nicht. Das meiste müsste einem doch schon der logische Menschenverstand sagen. Tatsächlich bin ich aber auch kein Fan davon einem Hund das Leben und Situationen aushalten so einfach wie möglich zu machen und an Baustellen Ewigkeiten rumzudoktoren sondern bin für klare Kommunikation, Regeln, und Struktur. Mein Hund soll auch mit Stress und Druck umgehen und diesen auch aushalten können. Letztendlich hat er sich doch an mir zu orientieren, sich meinem Alltag anzupassen und meine Regeln und Grenzen zu befolgen. Das geht doch nur wenn ich ihm all das auch deutlich vermittel. Dazu gehört auch zB das er es aushalten muss wenn mal jemand in seine Individualdistanz eindringt, an seine Sachen geht, in sein Territorium kommt usw. Wir holen uns ganz bewusst ein Raubtier ins Haus das je nach Rasse uns auch noch überlegen ist. Das wir hündisch lernen ist wichtig aber noch wichtiger ist das unser Hund menschlich lernt, mit allen Regeln die dazugehören. Dinge wie Leinenführigkeit, weder andere Tiere noch Menschen anzugehen etc sind quasi das kleine 1x1 des Hundelebens und sollte durchaus innerhalb des ersten Jahres sitzen.
Natürlich MUSS man es nicht. Aber es schadet auch nicht. Und ich mache meinem Hund das Leben gerne leichter, wo es mir keine Umstände bereitet. Was nicht heißt, dass ich ihn in Watte packe und natürlich muss er Dinge auch einfach mal aushalten. Ich bin voll davon überzeugt, dass man dadurch für seinen Hund verlässlicher werden kann. Die Frage ist eher, ob man das will... Mein Hund würde sich im Leben nicht an mir orientieren, weil er das zu tun hat und ich das so entschieden habe. Er hat dafür einen viel zu eigenständigen Charakter und will to please ist ihm ein Fremdwort.
 
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Katrin
13. Okt. 12:46
Natürlich MUSS man es nicht. Aber es schadet auch nicht. Und ich mache meinem Hund das Leben gerne leichter, wo es mir keine Umstände bereitet. Was nicht heißt, dass ich ihn in Watte packe und natürlich muss er Dinge auch einfach mal aushalten. Ich bin voll davon überzeugt, dass man dadurch für seinen Hund verlässlicher werden kann. Die Frage ist eher, ob man das will... Mein Hund würde sich im Leben nicht an mir orientieren, weil er das zu tun hat und ich das so entschieden habe. Er hat dafür einen viel zu eigenständigen Charakter und will to please ist ihm ein Fremdwort.
Das hat mit dem will to please nichts zu tun. Gibt auch genügend Labradore und Co die ähnliches Verhalten zeigen und denen dann der Halter egal ist weil die ihr eigenes Ding durchziehen wollen. Viele nennen die gerne Tut nix. Letztendlich ist es eine Frage der Führung.
 
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Michi
13. Okt. 12:54
Ich weiß nicht, ob man das hündisch Handeln auf mich und Müsli übertragen kann, ich wollte nur in den Raum werfen, dass es sehr individuell zu betrachten ist, was das bedeuten kann. Wenn man einen übersensiblen Hund hat, dann laufen viele Dinge ganz anders, als wenn man einen aufgeschlossenen Hund hat. Oder einen der nach vorne geht.