Home / Forum / Erziehung & Training / Hündin greift sich in jeder Schaufensterscheibe an

Verfasser-Bild
Adriane
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 23
zuletzt 29. Sept.

Hündin greift sich in jeder Schaufensterscheibe an

Meine sehr reaktive Hündin mag keine anderen Hunde und Menschen, sie geht alle an, wird daher in der Öffentlichkeit nur mit Mauli geführt. Wir haben sie immer aus Innenstädten fern gehalten, doch da sie demnächst regelmäßig mit zur Arbeit gehen wird, üben wir dies nun. Es hat sich gezeigt, dass sie arge Probleme mit Schaufensterscheiben hat. Dort sieht sie sich selber und rastet komplett aus. Ich komme an keinem Schaufenster vernünftig vorbei und Passanten werden auf den arg tobenden Hund missmutig aufmerksam. Zur Info, sie ist aus dem Tierschutz und warum auch immer stark "gestört", bzw. traumatisiert. Trotz intensivem Trainings mit erfahrenem Trainer gibt es nach Jahren kaum Besserung. Sie ist ein kniehoher Schäfermix. Hat jemand einen Tipp, wie ich das Schaufensterproblem angehen könnte?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Adriane
28. Sept. 08:04
Das mag sein, aber ein Training sollte sich immer kleinschrittig steigern und nicht in der vollen Reizlage beginnen. Ich würde auch erst mit einem Spiegel in der Wohnung beginnen, erst wenn das problemlos klappt, nach draußen (reizarm) und dann am Ende -auch erst mit großem Abstand etc- mich dem Schaufenster in der Stadt widmen.
Wir kommen nicht um Schaufenster drum herum, da sich die berufliche Situation ändert und sie jetzt mit kann und an den Schaufenstern vorbei muss. Wir trainieren seit bereits 4 Jahren
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Thomas
28. Sept. 08:08
Wieviel Abstand braucht sie denn, um halbwegs entspannt zu bleiben?
Lassen es die Strassen in der Innenstadt zu ihr diesen Abstand zu gewähren?

Dann wäre zumindest erstmal der Zeitdruck raus, damit das Üben in Ruhe aufgebaut werden kann.

Kennt ihr den Grund für ihre Reaktivität?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Jörg
28. Sept. 08:24
Versuch es doch mal mit Spiegelfolie zu Hause an einem Brett und in der Wohnung aufgestellt. Eventuell liegt es an der Leine und den Erfolg den dein Hund ständig hat. Zumindest könntest du so ein trenings Zinario basteln, ohne das du dir selbst Stress machst.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nadine
28. Sept. 08:30
Wir kommen nicht um Schaufenster drum herum, da sich die berufliche Situation ändert und sie jetzt mit kann und an den Schaufenstern vorbei muss. Wir trainieren seit bereits 4 Jahren
Hast du einen Hundeanhänger, in dem sie sich wohl fühlt? Bzw könntest du dir vorstellen, dass sie sich abgeschirmt in einer "rollenden Box" wohler fühlen könnte? Dann könnte man den Weg damit zunächst überbrücken. Rechts und links zu machen, sodass sie ihre Spiegelung nicht sieht. Das würde euch Zeit zum trainieren in sinnvollem setting geben, statt jedes Mal wieder eine Eskalation zu haben und damit das Verhalten zu festigen. Jedes Mal, das sie eskaliert, macht euch das Training schwerer. Ich würde also Wege suchen, das zu vermeiden - nicht durch Druck auf den Hund, sondern durch Management.

Wie trainiert ihr denn generell? Welche Ansätze verfolgt ihr?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Julia 🐾Nero
28. Sept. 09:16
Wir kommen nicht um Schaufenster drum herum, da sich die berufliche Situation ändert und sie jetzt mit kann und an den Schaufenstern vorbei muss. Wir trainieren seit bereits 4 Jahren
Kann sie mit oder muss sie mit?
Ist einem Hund, der keine Menschen mag wirklich geholfen, wenn er mit zur Arbeit geht?
Es gibt so einige Hunde, die weitaus weniger Stress alleine Zuhause haben, als irgendwohin mitzukommen.

Falls es gar nicht anders geht würde ich es wie Nadine vorgeschlagen hat mit einem blickdichten Buggy lösen und Zuhause das Training anfangen.

Jedoch ist Reaktivität euer primäres Problem und nicht die Scheiben. Reaktivität kann oft nur ganzheitlich gelöst werden.
Wichtige Punkte sind körperliche und geistige Auslastung und die Beziehung zwischen Hund und Mensch. Die Reaktivität, gerade bei Hütehunden, ist oftmals nur ein Symptom und daran zu arbeiten ist sehr selten von Erfolg gekrönt.

Wie sieht euer Alltag aus? Hat dein Hund eine Beschäftigung, die ihm richtig Spaß macht? Für einen Schäferhund ist regelmäßiger Erfolg bzw etwas gut machen / schaffen Balsam für die Seele und das Selbstvertrauen (leider haben sehr viele Schäferhunde eine sehr fragiles Selbstbild und müssen "aufgebaut" werden). Diesen regelmäßigen Erfolg kann man zum Beispiel durch einen Sport schaffen. Ein anderer Punkt der beim Schäfi greift ist Adrenalin und Dopamin beim Ausrasten. Es wird zum Highlight des Tages. Ein Cocktail aus Unsicherheit, Frust und Geil, endlich Action.

Bewegung ist auch ein unterschätzer Faktor. Ich habe ein Reaktivitäts Seminar besucht und da wurde gezeigt, dass eine 3 fache Steigerung der Bewegung (idealerweise als Freilauf) bei den allermeisten Hunden Reaktivität um 80% reduziert. Komplett ohne Training an der Reaktivität selber.
Da wir in Deutschland reaktive Hunde nicht so einfach in den Freilauf bekommen, kann sowas wie Canicross toll sein. Dabei läuft man ja als Team (Hund lernt Kommandos wie ziehen, rechts, links, langsam, Stopp), der Hund lernt auch Ablenkung zu ignorieren und es fördert die Beziehung zwischen Hund und Mensch (in der Zugphase hat der Hund auch eine "Aufgabe" -> Erfüllen der Aufgabe = Erfolg). Es gibt auch Studien die zeigen, dass Bewegung bei Hunden Stress abbaut, Trennungsangst und Aggressionsverhalten mildert und vieles mehr. Hunde gehören zu den "Lauftieren", bei denen Ausdauerbewegung das Endocannabinoide System aktiviert (sprich, sie fühlen sich gut dabei/danach). Das passiert bei "Nicht Lauftieren" zum Beispiel gar nicht.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Birgit
28. Sept. 10:05
Gehe wo keine schau Fenster sind vielleicht meint sie es ist ein anderer Hund da ist vermeide Schaufenster
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Mel und
28. Sept. 10:08
Gehe wo keine schau Fenster sind vielleicht meint sie es ist ein anderer Hund da ist vermeide Schaufenster
Toller Tipp.👍😂
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Jörg
28. Sept. 11:50
Kann sie mit oder muss sie mit? Ist einem Hund, der keine Menschen mag wirklich geholfen, wenn er mit zur Arbeit geht? Es gibt so einige Hunde, die weitaus weniger Stress alleine Zuhause haben, als irgendwohin mitzukommen. Falls es gar nicht anders geht würde ich es wie Nadine vorgeschlagen hat mit einem blickdichten Buggy lösen und Zuhause das Training anfangen. Jedoch ist Reaktivität euer primäres Problem und nicht die Scheiben. Reaktivität kann oft nur ganzheitlich gelöst werden. Wichtige Punkte sind körperliche und geistige Auslastung und die Beziehung zwischen Hund und Mensch. Die Reaktivität, gerade bei Hütehunden, ist oftmals nur ein Symptom und daran zu arbeiten ist sehr selten von Erfolg gekrönt. Wie sieht euer Alltag aus? Hat dein Hund eine Beschäftigung, die ihm richtig Spaß macht? Für einen Schäferhund ist regelmäßiger Erfolg bzw etwas gut machen / schaffen Balsam für die Seele und das Selbstvertrauen (leider haben sehr viele Schäferhunde eine sehr fragiles Selbstbild und müssen "aufgebaut" werden). Diesen regelmäßigen Erfolg kann man zum Beispiel durch einen Sport schaffen. Ein anderer Punkt der beim Schäfi greift ist Adrenalin und Dopamin beim Ausrasten. Es wird zum Highlight des Tages. Ein Cocktail aus Unsicherheit, Frust und Geil, endlich Action. Bewegung ist auch ein unterschätzer Faktor. Ich habe ein Reaktivitäts Seminar besucht und da wurde gezeigt, dass eine 3 fache Steigerung der Bewegung (idealerweise als Freilauf) bei den allermeisten Hunden Reaktivität um 80% reduziert. Komplett ohne Training an der Reaktivität selber. Da wir in Deutschland reaktive Hunde nicht so einfach in den Freilauf bekommen, kann sowas wie Canicross toll sein. Dabei läuft man ja als Team (Hund lernt Kommandos wie ziehen, rechts, links, langsam, Stopp), der Hund lernt auch Ablenkung zu ignorieren und es fördert die Beziehung zwischen Hund und Mensch (in der Zugphase hat der Hund auch eine "Aufgabe" -> Erfüllen der Aufgabe = Erfolg). Es gibt auch Studien die zeigen, dass Bewegung bei Hunden Stress abbaut, Trennungsangst und Aggressionsverhalten mildert und vieles mehr. Hunde gehören zu den "Lauftieren", bei denen Ausdauerbewegung das Endocannabinoide System aktiviert (sprich, sie fühlen sich gut dabei/danach). Das passiert bei "Nicht Lauftieren" zum Beispiel gar nicht.
Im großen und ganzen gebe ich dir recht. Nur man sollte es auch nicht übertreiben. Ich nehme mal meinen als Beispiel am Tag mit mir mindestens vier Stunden am Tag draußen und in Bewegung. Wenn ich dies auf das dreifache steigern würde wäre ich bei zwölf Stunden. Das wäre viel zu viel. Auch den Hund viel beschäftigen heißt nicht das es unbedingt gut ist. Mann muss erstmal die Motivation hinter der Reaktivität rausbekommen. Erst dann kann man wirklich daran arbeiten. Ich habe von meiner TA gesagt bekommen das ich scheinbar viel zu viel mit meinem unterwegs bin. Sie meint ich sollte das ganze mal ein kürzen damit der Kerl mal zur Ruhe kommt und auch die Reize verarbeiten kann. Gerade wenn viele Reize der Stadt vorhanden sind braucht es mehr Ruhephasen. Die Dame hier hat ja geschrieben das sie viele Situationen gemieden hat. Und ich glaube da liegt das Hauptproblem. Meiden erzeugt mehr Interesse an den Dingen. Kurze Stadt Besuche sollte man da schon einbauen. Natürlich nur so lange und intensiv wie der Hund damit sinnvoll umgehen kann.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Julia 🐾Nero
28. Sept. 13:51
Im großen und ganzen gebe ich dir recht. Nur man sollte es auch nicht übertreiben. Ich nehme mal meinen als Beispiel am Tag mit mir mindestens vier Stunden am Tag draußen und in Bewegung. Wenn ich dies auf das dreifache steigern würde wäre ich bei zwölf Stunden. Das wäre viel zu viel. Auch den Hund viel beschäftigen heißt nicht das es unbedingt gut ist. Mann muss erstmal die Motivation hinter der Reaktivität rausbekommen. Erst dann kann man wirklich daran arbeiten. Ich habe von meiner TA gesagt bekommen das ich scheinbar viel zu viel mit meinem unterwegs bin. Sie meint ich sollte das ganze mal ein kürzen damit der Kerl mal zur Ruhe kommt und auch die Reize verarbeiten kann. Gerade wenn viele Reize der Stadt vorhanden sind braucht es mehr Ruhephasen. Die Dame hier hat ja geschrieben das sie viele Situationen gemieden hat. Und ich glaube da liegt das Hauptproblem. Meiden erzeugt mehr Interesse an den Dingen. Kurze Stadt Besuche sollte man da schon einbauen. Natürlich nur so lange und intensiv wie der Hund damit sinnvoll umgehen kann.
Da hast du was falsch verstanden. Es geht nicht um die Zeit, sondern um die Möglichkeit der laufenden Bewegung.
Ein Hund im Freilauf bewegt sich zum Beispiel auf der gleichen Strecke und in der gleichen Zeit bereits um ein vielfaches mehr, als an der Leine. Wenn sie können laufen Hunde auch doppelt bis dreifach so schnell, wie die Schrittgeschwindigkeit des Menschen.
Also in 30 min Freilauf im Wald hat ein Hund bereits mehr Ausdauerbewegung (Anzahl Schritte + Geschwindigkeit) als in 60 min Leine in der Innenstadt.
Da man einen reaktiven Hund natürlich nicht einfach so ableinen kann, bieten sich zum Beispiel Zugsportarten an, um dem Hund trotzdem die Möglichkeit der Ausdauerbewegung (also laufen) zu geben.

Einfach länger an der Leine durch die reizüberflutende Stadt zu bummeln ist damit natürlich nicht gemeint!

Selbstverständlich muss man auch mit Sinn und Verstand bewerten, ob das zu der eigenen Situation passt. Die meisten Familienhunde (und nebenbei auch Menschen) bewegen sich zu wenig. Wenn man nun Halbmarathon mit seinem reaktiven Hund läuft, ist man natürlich nicht gemeint und soll jetzt keine 3 Marathons laufen 😅.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Jörg
28. Sept. 16:52
Da hast du was falsch verstanden. Es geht nicht um die Zeit, sondern um die Möglichkeit der laufenden Bewegung. Ein Hund im Freilauf bewegt sich zum Beispiel auf der gleichen Strecke und in der gleichen Zeit bereits um ein vielfaches mehr, als an der Leine. Wenn sie können laufen Hunde auch doppelt bis dreifach so schnell, wie die Schrittgeschwindigkeit des Menschen. Also in 30 min Freilauf im Wald hat ein Hund bereits mehr Ausdauerbewegung (Anzahl Schritte + Geschwindigkeit) als in 60 min Leine in der Innenstadt. Da man einen reaktiven Hund natürlich nicht einfach so ableinen kann, bieten sich zum Beispiel Zugsportarten an, um dem Hund trotzdem die Möglichkeit der Ausdauerbewegung (also laufen) zu geben. Einfach länger an der Leine durch die reizüberflutende Stadt zu bummeln ist damit natürlich nicht gemeint! Selbstverständlich muss man auch mit Sinn und Verstand bewerten, ob das zu der eigenen Situation passt. Die meisten Familienhunde (und nebenbei auch Menschen) bewegen sich zu wenig. Wenn man nun Halbmarathon mit seinem reaktiven Hund läuft, ist man natürlich nicht gemeint und soll jetzt keine 3 Marathons laufen 😅.
Das würde dem Energie sparen wiedersprechen ein Hund der schnell läuft folgt meistens einer Motivation. Die Motivation kann auch dabei vielseitig sein. Das heißt ja nicht das es keine lauffreudige Hunde gibt. Auch im Zug Hunde Sport treibt der Mensch den Hund an. Ansonsten sind diese Hunde in der Ruhe.