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Simone
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Anzahl der Antworten 543
zuletzt 31. Mai

Gewaltfrei erziehen

Ich möchte einmal ein fiktives Szenario entwerfen : Ich erziehe mein Kind mit der Methode "Wasserspritzflasche" damit es tut was ich sage. Das wird funktionieren bis das Kind einen Kopf größer ist als ich. Auch einem nervigen Kollegen oder gar meinem Chef gegenüber wäre meine Methode nicht angebracht. Spätestens jetzt bräuchte ich eine sinnvolle Methode um meine Forderungen durchzusetzen, nämlich Kommunikation, Argumentation und adäquate Konsequenzen basierend auf Verständnis. Warum glauben manche, dass das bei der Hundeerziehung anders ist? Ich bin der Meinung, jeder Mensch, jedes Nutz- und Haustier haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Denn Gewalt funktioniert (leider) nur bei kleinen, schwächeren Menschen oder Tieren, aber wehe wenn die groß werden! Gerne lese ich dazu eure Meinungen....
 
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Danijela
26. Mai 20:55
Ist es nicht oft so , das Man das erschrecken haben möchte, also Meideverhalten, wenn man mit der Wasserflasche arbeitet ?
Genau das ist der springende Punkt. Fändest du es cool und würdest einer Person die dich immer wieder aus für dich unplausiblen Gründen erschrickt weiterhin vertrauen. Oder würdest du dir denken, danke, das war’s, auf dich kann ich verzichten!
Das ist die Grätchenfrage ;)
 
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Melanie
26. Mai 20:55
Wie so oft gesagt: kommt auf den Hund an. Wenn meine pubertäre Dame mich richtig herausfordert in einem schlimmen Schub komme ich mit ausschließlich positiver Bestärkung nicht nur nicht voran, ihr Verhalten wird sogar immer schlimmer. Lasse ich sie ein paar mal in unaufmerksamen Momenten gegen mein Bein laufen, fordere sehr streng die Einhaltung jeglicher aufgestellter Regeln ein und ignoriere sie nach einer kurzen Rüge bis sie sich größte Mühe gibt, ist sie nach wenigen Tagen wieder total bemüht, aufmerksam und sehr viel entspannter! Ich bin sowieso recht konsequent, aber diese Strenge mag ich nicht. Sie zeigt mir leider deutlich, dass sie die gelegentlich braucht. Schlimme Gewalt würde ich das nicht nennen, aber heile Welt ist da auch nicht.

Einer ihrer Brüder ist unkomplizierter und wurde das erste Jahr ausschließlich mit bestärken und ignorieren erzogen. Die leben aber auch nicht in der reizüberfluteten Großstadt sondern komplett in der Pampa.
 
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Petra
26. Mai 21:01
Genau das ist der springende Punkt. Fändest du es cool und würdest einer Person die dich immer wieder aus für dich unplausiblen Gründen erschrickt weiterhin vertrauen. Oder würdest du dir denken, danke, das war’s, auf dich kann ich verzichten! Das ist die Grätchenfrage ;)
Bestimmt nicht, ich würde das aus diesem Grund auch nicht anwenden. Und natürlich das bei fehlendem Timing der Hund es falsch verknüpft 👍
 
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Danijela
26. Mai 21:02
Man muss sich einfach mal die Definition von Gewalt durchlesen 🤷🏻‍♂️ Und das sollte hier auch klar definiert werden ! Eine übermäßige Gewalt im Sinne von Schlagen treten ( was ja eher schon ins misshandeln geht ) geht gar nicht und ist super kontra produktiv! Aber wenn es verhältnismäßig ist wie schnauzgriff Ruck an der Leine Stoß in die Seite Oder auch ne Wasserflasche ist es vollkommen ok ! Aber auch hier bei ist darauf zu achten was für einen Charakter Hund hab ich und dem entsprechend muss auch meine Korrektur angepasst werden! Ich nutze bei meinem Hund die Wasserflasche als letztes Mittel und es klappt ohne Probleme, er hat weder Angst vor Wasser noch vor der Flasche! Was man außerdem nicht vergessen darf, Hunde untereinander erziehen sich auch mit Gewalt, warum soll der Mensch sich jetzt mit dem Hund hinsetzen und die Situation ausdiskutieren wenn’s mit na einfachen körperlichen Korrektur getan wäre 🤷🏻‍♂️
Vor meinem jetztigen Hund hätte ich dir noch recht gegeben. ABER zum Thema Hunde untereinander: Wie viel Kommunikation geht am Menschen vorbei, weil sie so subtil ist, dass wir es nicht mitbekommen? Schon mal Hunde einfach beobachtet?
Da reicht ein Blick! Und so sollte auch die Kommunikation Hund-Mensch laufen.
Was viele von uns als „das machen Hunde untereinander auch so!“ rechtfertigen, ist ja schon eine ziemlich krasse Maßnahme der Tiere untereinander.

Oder umgekehrt gefragt, würdest du dir einen Biss von einem großen Hund mal eben so gefallen lassen, weil hey, die Kommunizieren so!

Ich denke nicht! Viel Spaß beim drüber nachdenken😉
 
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Mia
26. Mai 21:20
Ich denke, wenn man Hunde so individuell betrachtet, wie sie nun mal sind, ergeben sich auch unterschiedliche Erziehungsmethoden...
Finde spannend, dass die Wasserflasche immer so kontrovers diskutiert wird-
Mein kleiner will immer gefallen und ist super empfänglich für Belohnungen, Alternativen bei unerwünschten Verhalten usw. und begreift das auch echt schnell...
Mein Bullimädchen auch bis zu einem gewissen Grad, aber wenn die was will, dann will die das und versucht das auch durchzusetzen und an dieser Stelle gibt es dann eine klare Grenze...
Und ich hatte da, natürlich mit Trainerin zusammen, die Wasserflasche vielleicht 3-4 mal im Einsatz und dann war das Thema vom Tisch..
,,Abbruchsignal“- Reiz- Erfolgserlebnis- Lob...

Wenn der Hund extrem auf irgendwas fokussiert ist, hilft manchmal nur ein starker Reiz, um ihn da raus zu holen, ob nun Körpereinsatz, ein Wasserstrahl oder diverse Geräusche- als Gewalt empfinde ich das nicht...
 
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Heike
26. Mai 21:29
Die Definition von Gewalt:
Gewalt ist alles, was vom "Empfänger" als Gewalt empfunden wird.
 
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Danijela
26. Mai 21:43
Also meiner Meinung nach, liegt das Problem der richtigen oder falschen Erziehung darin begraben, dass wir Menschen einfach verlernt haben instinktiv zu handeln. Wir überlegen zu viel, malen uns Szenarien aus, etc....und by the way, wer bitte hat die Spritzflasche immer in der Hand und steht dauerhaft neben seinem Hund um just in dem Moment zu spritzen wenn die Situation es erfordert? -> Hund hat gebellt, ich strecke mich und greife erst noch zur Flasche und renne am besten noch zu Wautzi rüber um ihn dann anzuspritzen - super! Alles falsch gemacht!

Schon mal Kinder mit Tieren beobachtet? Bei denen läufts. Kinder handeln instinktiv und meinen was sie sagen. Und die Tiere verstehen das.

Meinen ersten Hund habe ich mit 14 bekommen. Davor bin ich zwischen den Mischlingen und Schäferhunden meiner Großeltern aufgewachsen. Da hab ich mir noch keinen Kopf darüber gemacht, dass der Hund seine Waffen immer dabei hat. Das wurde mir erst später eingetrichtert.
Aus diesem und noch ein paar anderen Gründen - u.a. mir von Trainern angeratenen Erziehungsmaßnahmen à la das ist ein Herdenschutzhund, dem muss du zeigen wer das Sagen hat, Stups in die Seite, Spritzflasche, Ruck an der Leine, „Alphawurf“ blablabla habe ich mir einen Problemhund rangezogen.

Ich habe all diese Trainingsmethoden überdacht und mich gefragt was mit meinem ersten Hund und denen davor und jenen fremden die uns im Feld entgegengerannt kommen anders gelaufen ist bzw. läuft. Und glaubt mir, die Wauzis funktionieren alle gleich, wenn wir uns nur etwas mehr auf unseren Instinkt verlassen und auf unser Bauchgefühl hören. Warum sonst, kommen Tiere verschiedener Arten miteinander klar? Instinkt, Respekt und klare Kommunikation über Körpersprache.

Ich weise meinen Duke auch körperlich in die Schranken, aber dafür muss ich ihn nicht zwangsläufig berühren, auch nicht mit Wasser oder Gegenständen. Meine Körpersprache ist ausschlaggebend. Wenn er aber draußen meint um mich rumspringen zu müssen um den Radfahrer anzupöbeln, dann werde ich auch etwas ruppiger und laufe in ihn rein bzw. blocke ihn wenn’s sein muss die nächsten 2-3m. Das Maß ist ausschlaggebend. Das hat er mir auch schon klar gemacht.

Ich meine wir bitten ein auf die Straße und vor ein vorbeifahrendes Auto laufendes Kind auch nicht darum bitte wieder umzudrehen, weil.... Wir holen es instinktiv aus der Gefahrensituation heraus! Zumindest sollte es so sein. Wenn keine Gefahr droht, nehmen wir uns die Zeit dem Kind zu erklären warum man nicht einfach auf die Straße läuft.
Nach dem Prinzip sollten wir auch mit unseren Tieren umgehen.
 
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Dogorama-Mitglied
26. Mai 21:46
Also meiner Meinung nach, liegt das Problem der richtigen oder falschen Erziehung darin begraben, dass wir Menschen einfach verlernt haben instinktiv zu handeln. Wir überlegen zu viel, malen uns Szenarien aus, etc....und by the way, wer bitte hat die Spritzflasche immer in der Hand und steht dauerhaft neben seinem Hund um just in dem Moment zu spritzen wenn die Situation es erfordert? -> Hund hat gebellt, ich strecke mich und greife erst noch zur Flasche und renne am besten noch zu Wautzi rüber um ihn dann anzuspritzen - super! Alles falsch gemacht! Schon mal Kinder mit Tieren beobachtet? Bei denen läufts. Kinder handeln instinktiv und meinen was sie sagen. Und die Tiere verstehen das. Meinen ersten Hund habe ich mit 14 bekommen. Davor bin ich zwischen den Mischlingen und Schäferhunden meiner Großeltern aufgewachsen. Da hab ich mir noch keinen Kopf darüber gemacht, dass der Hund seine Waffen immer dabei hat. Das wurde mir erst später eingetrichtert. Aus diesem und noch ein paar anderen Gründen - u.a. mir von Trainern angeratenen Erziehungsmaßnahmen à la das ist ein Herdenschutzhund, dem muss du zeigen wer das Sagen hat, Stups in die Seite, Spritzflasche, Ruck an der Leine, „Alphawurf“ blablabla habe ich mir einen Problemhund rangezogen. Ich habe all diese Trainingsmethoden überdacht und mich gefragt was mit meinem ersten Hund und denen davor und jenen fremden die uns im Feld entgegengerannt kommen anders gelaufen ist bzw. läuft. Und glaubt mir, die Wauzis funktionieren alle gleich, wenn wir uns nur etwas mehr auf unseren Instinkt verlassen und auf unser Bauchgefühl hören. Warum sonst, kommen Tiere verschiedener Arten miteinander klar? Instinkt, Respekt und klare Kommunikation über Körpersprache. Ich weise meinen Duke auch körperlich in die Schranken, aber dafür muss ich ihn nicht zwangsläufig berühren, auch nicht mit Wasser oder Gegenständen. Meine Körpersprache ist ausschlaggebend. Wenn er aber draußen meint um mich rumspringen zu müssen um den Radfahrer anzupöbeln, dann werde ich auch etwas ruppiger und laufe in ihn rein bzw. blocke ihn wenn’s sein muss die nächsten 2-3m. Das Maß ist ausschlaggebend. Das hat er mir auch schon klar gemacht. Ich meine wir bitten ein auf die Straße und vor ein vorbeifahrendes Auto laufendes Kind auch nicht darum bitte wieder umzudrehen, weil.... Wir holen es instinktiv aus der Gefahrensituation heraus! Zumindest sollte es so sein. Wenn keine Gefahr droht, nehmen wir uns die Zeit dem Kind zu erklären warum man nicht einfach auf die Straße läuft. Nach dem Prinzip sollten wir auch mit unseren Tieren umgehen.
Kinder gehen ganz anders mit Hunden um .
Seh es an meiner Tochter, sie findet direkt einen Draht zu jedem neuen pflegehund.
Wir können uns eigentlich an den Kinder ein Beispiel nehmen.
 
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Danijela
26. Mai 21:51
Ich denke, wenn man Hunde so individuell betrachtet, wie sie nun mal sind, ergeben sich auch unterschiedliche Erziehungsmethoden... Finde spannend, dass die Wasserflasche immer so kontrovers diskutiert wird- Mein kleiner will immer gefallen und ist super empfänglich für Belohnungen, Alternativen bei unerwünschten Verhalten usw. und begreift das auch echt schnell... Mein Bullimädchen auch bis zu einem gewissen Grad, aber wenn die was will, dann will die das und versucht das auch durchzusetzen und an dieser Stelle gibt es dann eine klare Grenze... Und ich hatte da, natürlich mit Trainerin zusammen, die Wasserflasche vielleicht 3-4 mal im Einsatz und dann war das Thema vom Tisch.. ,,Abbruchsignal“- Reiz- Erfolgserlebnis- Lob... Wenn der Hund extrem auf irgendwas fokussiert ist, hilft manchmal nur ein starker Reiz, um ihn da raus zu holen, ob nun Körpereinsatz, ein Wasserstrahl oder diverse Geräusche- als Gewalt empfinde ich das nicht...
Die Erziehung beginnt ja aber schon eher... Warum ist der Hund so sehr auf etwas fokussiert?
Ich sage nicht, dass die Wasserflasche (Synonym für auch andere Maßnahmen) in machen Ausnahmesituationen durchaus als letzter Ausweg gerechtfertigt ist. Aber wir Menschen sollten das unangebrachte Verhalten immer hinterfragen. Warum verhält der Hund sich so? Was habe ich als Halter ggf. falsch gemacht? Wo war ich in der Kommunikation nicht deutlich genug?

Wir sehen zu schnell den Fehler beim Tier, dabei macht das Tier grundsätzlich nichts falsch. Es reagiert nur auf äußere Eindrücke in einer Welt die nicht für Tiere gemacht ist.

Ganz klasse finde ich immer wenn Leute sagen, das haben wir ihm/ihr abtrainiert und jetzt macht sie nach so langer Zeit wieder diese Faxen. Naja, im Zweifel hat der Mensch dem Tier die Verknüpfung von Trigger und Fehlverhalten nicht richtig umprogrammiert sondern ihm nur klar gemacht, wenn du xyz machst gibts Ärger!
 
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Mia
26. Mai 22:30
Kluge Gedanken, aber nicht alles liegt in unseren Händen und nicht alles aus früherer Zeit lässt sich restlos korrigieren..
Und genau das ist es ja, was die Individualität ausmacht..
Hedi ist mein vierter Hund und einfach gaaaannnz anders- Dexter hingegen völlig easy...
Total unterschiedliche Charaktere und somit auch unterschiedliche Bedürfnisse...
Es ist auch kein Geheimnis, dass viele Trainer*innen an solchen und ähnlichen Rassen verzweifeln, weil Schema F eben nicht greift...

Und du verstehst das falsch- sie bekommt keinen Ärger-
Ein Verbot(,,pscht“) wurde mit einem Reiz(Wasserstrahl)verstärkt und ihr Gehorsam sofort kräftig gelobt.. den Reiz braucht es nicht mehr- nur Kommando und weiterhin positive Verstärkung...
Ganz einfache Lernpsychologie...
Vermeidung erreicht man nicht immer mit Alternativen..
Manchmal weiß man erst, dass die Herdplatte heiß ist, wenn man mal drauf gefasst hat 🤷🏻‍♀️

Es ging ja aber auch nicht darum, sondern was Gewalt bedeutet...
Und da beginnt es bei mir mit Stachel-/Stromhalsbändern, schütteln, schlagen usw.