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Simone
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Anzahl der Antworten 543
zuletzt 31. Mai

Gewaltfrei erziehen

Ich möchte einmal ein fiktives Szenario entwerfen : Ich erziehe mein Kind mit der Methode "Wasserspritzflasche" damit es tut was ich sage. Das wird funktionieren bis das Kind einen Kopf größer ist als ich. Auch einem nervigen Kollegen oder gar meinem Chef gegenüber wäre meine Methode nicht angebracht. Spätestens jetzt bräuchte ich eine sinnvolle Methode um meine Forderungen durchzusetzen, nämlich Kommunikation, Argumentation und adäquate Konsequenzen basierend auf Verständnis. Warum glauben manche, dass das bei der Hundeerziehung anders ist? Ich bin der Meinung, jeder Mensch, jedes Nutz- und Haustier haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Denn Gewalt funktioniert (leider) nur bei kleinen, schwächeren Menschen oder Tieren, aber wehe wenn die groß werden! Gerne lese ich dazu eure Meinungen....
 
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Nadine
28. Mai 11:12
Welche Auswirkung gibt es denn wenn sich mein Hund ein mal erschreckt ?
Also bei meinem war es ganz schlimm, er hat sich so erschrocken, dass ihm doch glatt ein Windchen entwischt ist. Für ihn kein Problem aber ich musste den Geruch dann ertragen 😂 also Vorsicht was das Erschrecken angeht.
 
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Esther
28. Mai 11:17
Ja, aber wenn du für deinen Hund gut verständlich kommunizierst was du gerne hättest, dann brauchst du eigentlich keine Strafen mehr, weil der Hund wahrscheinlich eh lieber das Verhalten zeigt, dass sich für ihn lohnt 😊 deine Belohnung muss halt immer besser sein als ein Erfolg, den der Hund ggf. durch unerwünschtes Verhalten hätte.
Erzähl das mal meinem Hund. Ich hab ihm kommuniziert, dass es ganz toll ist, wenn er Fuß läuft, wenn wir einen anderen Hund treffen. Trotzdem fängt er an zu kläffen und zu ziehen. Wenn ich ihm aber kurz vor seinem 'Ausbruch' warnend sage: Hey. Dann schaut er mich an und ich kann ihn belohnen bzw. ein weiteres Signal geben für das ich ihn dann belohne. Ich will ja keine Verhaltenskette.
 
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Mari
28. Mai 11:24
Hund untereinander ja, aber wir werden glaube ich nie so schnell, differenziert, so fein in der Kommunikation sein wie Hunde untereinander...ich finde die Sachen wie Schnauzgriff, Knuff in die Seite...schrecklich. Natürlich funktioniert es , sollte meiner Meinung nach keine Lösung sein 🙈
Ich seh das genau wie du Petra… ich würde meine Hunde auch niemals in irgendeiner Form angehen… niemals!!! Ich habe einen amerikanischen Akita und der ist bei Gott nicht einfach zu erziehen gewesen… aber mit liebe Zeit und Geduld ist aus ihm eine Seele geworden!!! Mila meine kleine vom Tierschutz hat einige schreckliche Dinge in Spanien erlebt aber auch sie ist eine absolute Seele. Meine Hunde können keine großen Tricks machen nicht inner dann Sitz wenn ich es möchte aber das müssen sie nicht… sie haben ihren eigenen Charakter und wenn sie grad nicht sitzen möchten zwinge ich sie nicht…und sie deswegen in irgendeiner Form zu bestrafen oder sowas würd mir nie in den Sinn kommen!
 
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Lena
28. Mai 11:36
Bei Krebs hilft oft auch kein Arzt mehr. Nicht jedes Problem ist immens riesig und hat riesige Auswirkungen. Ich habe das Gefühl, dass du die "Symptombehandlung" ganz schön schlecht darstellst. Manche Sachen muss man durchstehen, da gibts eben kein anderes Mittel gegen (ja, auch bei Krebs und Migräne), außer mal ne Tablette und Chemo. Ich bin der Meinung, dass der Übergang von 'positiv' zur 'Strafe' fließend ist. Keiner trainiert NUR positiv oder NUR mit Strafen. Nur, weil man den Hund auf sich aufmerksam macht heißt es nicht, dass man gewalttätig ist. Ein Beispiel: Mein Hund ist an der Leine frustriert und will zu einem anderen Hund. Er fängt an zu ziehen und zu kläffen. Ich berühre ihn vorsichtig an der Seite und er dreht sich zu mir um. Ich gebe ein Signal (zum Beispiel 'watch me') und wenn er es befolgt, dann bekommt er Click und Belohnung. Was ist daran denn bitte falsch? Dass ich ihn 'erschreckt' habe?
Zu deinem Hundeproblem, wieso wartest du mit dem ansprechen deines Hundes denn so lange bis er nicht mehr ansprechbar ist? Gib ihm das Signal doch bevor er komplett abschaltet. In den meisten Fällen sieht man doch bereits den fremden Hund schon bevor der eigene in der Leine hängt oder sieht an der Körpersprache des Hundes, dass sich ein fremder nähert, falls der fremde Hund aktuell nur zu riechen statt zu sehen ist... Und da würde ich dann schon ansprechen, bevor das blöde Verhalten passiert...
 
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Esther
28. Mai 11:39
Zu deinem Hundeproblem, wieso wartest du mit dem ansprechen deines Hundes denn so lange bis er nicht mehr ansprechbar ist? Gib ihm das Signal doch bevor er komplett abschaltet. In den meisten Fällen sieht man doch bereits den fremden Hund schon bevor der eigene in der Leine hängt oder sieht an der Körpersprache des Hundes, dass sich ein fremder nähert, falls der fremde Hund aktuell nur zu riechen statt zu sehen ist... Und da würde ich dann schon ansprechen, bevor das blöde Verhalten passiert...
Genau das tu ich, aber es reicht halt nicht immer. Manchmal klappt es, wenn ich schon vorher 'Party' mache, aber ansonsten schaut er mich an, bis wir ca. 10/20m vom Hund entfernt sind und dann gehts los.
 
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Petra
28. Mai 11:45
Genau das tu ich, aber es reicht halt nicht immer. Manchmal klappt es, wenn ich schon vorher 'Party' mache, aber ansonsten schaut er mich an, bis wir ca. 10/20m vom Hund entfernt sind und dann gehts los.
Dann braucht er vielleicht noch eine größere Distanz ...geht natürlich nicht immer, das ist klar...aber halt wo es geht 😘
 
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Miriam
28. Mai 11:51
Mit dem Recht auf gewaltfreien Umgang geb ich dir Recht aber bei allem Respekt der unter Menschen herrschen sollte, eine Kindererziehung mit der Konditionierung eines Hundes gleich zu setzen oder zu vergleichen 🙈 .... Ich liebe meine Hündin echt über alles, aber ich hab schon mitbekommen das sie kein Mensch ist
 
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Petra
28. Mai 11:59
Mit dem Recht auf gewaltfreien Umgang geb ich dir Recht aber bei allem Respekt der unter Menschen herrschen sollte, eine Kindererziehung mit der Konditionierung eines Hundes gleich zu setzen oder zu vergleichen 🙈 .... Ich liebe meine Hündin echt über alles, aber ich hab schon mitbekommen das sie kein Mensch ist
Beispiele Miriam...ich finde nämlich schon das bei jedem Lebewesen Parallelen zu finden sind . Lasse mich aber gerne belehren...vielleicht sitze ich auch gerade auf Schlauch 😘

...klar ist das die Bedürfnisse anders sind
 
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Monika
28. Mai 12:12
Bei manchen Menschen würde ich schon gern mal einen Wassersprüher nehmen...
Diese Diskussionen darüber einen Korb zu nehmen um im Laden einzukaufen... Eine Maske zu tragen...
🙄😩 Wie lange haben wir jetzt schon diese Regeln im Handel? Und was nutzt es, das Verkaufspersonal anzupflaumen?

Aber das ist ja nochmal ein anderes Thema als das hier auf den Hund bezogen.
Ich hatte schon Probleme mit einigen Trainern einer Hundeschule, die nach alten Methoden lehrten und nicht begreifen konnten, dass mein anderer Erziehungsstil sehr gut funktioniert. Deren Erziehungsmodell bezog sich hauptsächlich auf Dominanz und absolute Unterordnung, Alpha wurde da sehr groß geschrieben.
Meine Hündin war sehr gehorsam und abrufbar. Wir waren eigentlich nur mit einer 10er-Karte dort, weil Leo damals Probleme mit großen Hunden hatte (er kannte kaum Große und die, die er kannte waren nicht nett). Da er dort auch ein paar nette Große kennenlernte besserte sich das auch. Gleichzeitig bekamen beide Hunde andere Probleme, die ich auch dort ansprach.
Nach dem 30min Training mussten die Hunde anschließend am Auto angeleint sitzen bleiben, während die Halter sich in Sichtweite auf der Vereinsterrasse aufhielten und Kaffee tranken etc.
Meine Hunde sind es gewohnt neben mir zu sitzen (Lily war zu der Zeit schon jahrelang auf Mittelaltermärkten problemlos dabei). Ich sprach es an und bekam nur ein "Da müssen die durch!"
Meinetwegen, Vereinsregel ok, aber als meine sonst ruhigen Hunde immer unruhiger wurden und auch zuhause nicht mehr von meiner Seite weichen wollten, fuhren wir gleich nach dem Training wieder weg. Die 10er-Karte brauchte ich nicht mal auf. Durch krudes "Wer geht zuerst durch die Haustür?" und fast schon Kadavergehorsam bekomme ich nicht den Hund, den ich will. Ich brauchte ein Handzeichen und beide Hunde bremsten aus vollem Lauf ab und blieben hinter mir (hier Vergangenheitsform, da meine Hündin leider nicht mehr lebt), da ist es mir egal, wer zuerst durch die Haustür geht. Ein Ruf und meine Hunde bleiben stehen - da kann ich soviel in der Erziehung nicht verkehrt gemacht haben, auch wenn man dort nur den Kopf über meine "mangelnde Dominanz" schüttelte.
Ich erziehe mit liebevoller Konsequenz, bin authentisch in meinen Befehlen und der Körpersprache und meine Hunde wussten und wissen, dass sie mir vertrauen können und ich Schutz und Sicherheit bin. Das ist das stärkste Band, das einen Hund beim Halter hält: Vertrauen.
 
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Dogorama-Mitglied
28. Mai 12:14
Mein Rüde ist jetzt 2Jahre alt. Wir haben uns verdammt oft gestritten. Besonders in der Pubertät. Der hat so einen Dickschädel 😡😂

Ich finde gewaltfreie Erziehung wichtig und bei meinem Hund richtig.

Trotzdem habe ich eine Wasserflasche eingesetzt. Nur einmal und es hat sofort funktioniert (ca. 2Monate Aggression gegen die Leine und dann auch gegen mich). Er war danach auch nicht sauer auf mich. Es war wie ein „Reset“ zwischen uns.

Mit „pauschalem“ Hundetraining hab ich im Vorfeld eine Menge falsch gemacht. Ich glaube bei den Trainern (auch wenn sie das Gegenteil behauptet haben) spielte seine Rasse immer eine Rolle. Also hohe Anforderung an sein Verhalten. Das schafft er aber nicht immer. Es gibt Tage, da wackelt er neben mir her. Und am nächsten Tag möchte er jeden Hallo sagen und mit jedem spielen. An einigen Tagen erstarrt er 1km bevor der kleine Yorkie bei ihm ist und lässt sich null bewegen. Plötzlich kann er nicht mehr in die Küche, weil irgendwas Schatten wirft. Dann dreht er durch weil mitten im Wald ein Auto steht… u.s.w.
Pauschal geht da nix. Zu viele Faktoren.

Da hilft nur noch Akzeptanz und Geduld.