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JayKay
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zuletzt 6. Jan.

Futterneid zu Anfang unterbinden?

Hallo….meine kleine Begleiterin ist super lieb und total ruhig, hat ein wirklich gutes Herz und erfreut mich jeden Tag! Jetzt ist es so, dass sie Futterneid (?) bei Kauartikel aufbringt…beim Fressnapf kann ich es kontrollieren, bei leckere Dingen wie Knochen oder Kaninchenohren fängt sie an zu warnen und auch heftig zu drohen, wenn man in ihrer Nähe kommt…(habe mich zum aufstehen abgestützt und war in der Nähe ihres Kopfes wo sie dieses gefressen hat) Ich habe bereits versucht ihr „Tausch“ anzubieten, darauf lässt sie sich ein…sie bekommt ihr „besseres Fressteil“ auch immer wieder zurück…nachdem ich es für mich beansprucht habe vor ihren Augen… aber heute war es tatsächlich heftiges drohen. Wie kann ich ihr es gerade jetzt in der Anfangsphase wieder abgewöhnen, bevor es sich festigt?
 
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Soeren
29. Dez. 10:46
So ganz rund ist dein Kommentar aber auch nicht. Hunde, die nie gelernt haben, dass man Menschen vertrauen kann (und das kann ich mir bei dem Hund der TE gut vorstellen), verteidigen nicht selten wirklich ALLES. Alles wird als wichtige Ressource angesehen. Da kommt man mit einem Tauschgeschäft nicht weiter. Dann gibt's auch noch Hunde, für die Spielzeug oder geklaute Gegenstände wesentlich hochwertiger als Futter sind. Da kannst du noch so mit der Fleischwurst wedeln. Das interessiert die gar nicht. Es ist also längst nicht immer so einfach wie du es hier darstellst.
Ich kann immer nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten. 🤷🏼‍♂️
 
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Nadine
29. Dez. 11:09
Danke 🙏 schön das du es verstehst…sie hat erst geknurrt wie ich in die Nähe von ihr kam…dann mit der Hand mich abstütze neben ihr als sie kaute also des Mauls kam…so 10-20cm…da war vom Weg nehmen noch gar kein Denken…bevor es sich verfestigt mochte ich reagieren…sie ist erst ein paar Wochen hier und fängt nun damit an …
Was ist denn "in die Nähe des Mauls"? 10cm, 20cm, 50cm, 1m, 2m?

Wenn sie das anfangs nicht gemacht hat und jetzt erst nach ein paar Wochen damit anfängt solltest du schon überdenken, warum sie jetzt damit anfängt. Wenn es aus "altlasten" entstanden ist und der Hund nicht komplett super unsicher und nur auf Rückzug bedacht ist am Anfang, zeigt sich Futteraggressives Verhalten aus meiner Erfahrung ab Tag 1.

Mein Gedankengang bei futteraggressiven Hunden ist immer, es auf keinen Fall zu unterbinden. Sondern dem Hund erklären, dass er sich nicht so verhalten muss. Dass es keinen Grund dazu gibt.
Kauartikel, die ich explizit freigebe, gibt es immer am Rückzugsort. Die werden so groß gewählt, dass ich sie nicht abnehmen muss und der Hund sie fertig fressen kann, wenn ich den Hund nicht anderweitig ablenken kann. Bei Wayne zum Beispiel konnte ich mich fertig machen zum Gassi, dann kam er von alleine und hat jeden noch so hochwertigen Kauartikel liegen gelassen, sodass ich ihn dann in Ruhe weg räumen konnte wenn wir zurück waren. Bei meiner ersten Pflegehündin habe ich das mal falsch eingeschätzt, dann hatte sie den Knochen halt stundenlang, aber ich hab draus gelernt und sie hat auch die Erfahrung gemacht, dass nichts schlimmes passiert. Solange ich mich normal verhalten habe, konnte ich dann (nach mehreren Wochen Training am Napf mit Futter nachlegen, nie weg nehmen) problemlos vorbei gehen. Auch draußen konnte ich ihr alles weg nehmen, denn das habe ich nicht explizit frei gegeben, das ist für den Hund eine ganz andere Situation.

Wir haben nie wirklich tauschen per se geübt. Bzw das ganz schnell aufgegeben, weil wayne tatsächlich sehr schnell genervt davon war. Stattdessen haben wir Spielzeug ausgeben geübt, apportieren (mittlerweile apportiert er mir auch Futter, wenn es nicht zu klein und nicht zu hochwertig ist - machen wir aber nur, wenn wir wirklich mal falsch kalkuliert haben - größere Knochen teilt er sich aber mittlerweile auch selbstständig ein), und das "Drop" nach Chirag Patel. Das wird aufgebaut, ganz ohne dass der Hund etwas im Maul hat, und eignet sich somit meiner Meinung nach besonders gut, wenn bereits ein Problem besteht.

Und abgesehen davon wird der Hund nicht beim fressen gestört, liegt er tatsächlich mal mit fressen im weg kündige ich mich an damit er nicht erschrickt, und will er damit (unerlaubt) auf bett oder Sofa, schicke ich ihn freundlich da runter - oder lasse mir das fressen apportieren, lege es auf seinen Platz und lege manchmal noch etwas kleines dazu.
 
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SandrA
29. Dez. 11:35
Ist es denn wirklich einfach Futterneid?

Mein Rüde hat zu Anfang unsere gesamte Familie in allen Tonlagen angeknurrt und auch weitere Drohsignale abgespult, wenn er was zu fressen bekam; Kind, Mann, Hund sogar die Katze, die im Leben nie sein Ekelfutter anrühren würde😂
Wir waren da recht unaufgeregt, da wir von seiner Vorgeschichte wussten; dass er reizarm in trostloser Umgebung aufwuchs und nicht im Bällebad und mit Knisterfolie sozialisiert wurde.
Uns ging es nun nie darum, das Knurren abzustellen sondern uns mit der Ursache dahinter zu befassen. Er hat nicht geknurrt , um eine Tyrannenherrschaft einzuleiten unter der wir irgendwann ins Gesindehaus hätten ziehen müssen. Er war schlichtweg total verunsichert, ängstlich, konnte uns alle nicht einschätzen und war es gewohnt, dass Futter nur solange seins bleibt, wie er es verteidigen kann - Angriff war eben die beste, weil bewährte, Verteidigungsstrategie.
Wir haben also erstmal lange gar nichts getauscht und dadurch ja den Konflikt, den er aufgemacht hat, nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil; wir haben zugefüttert und waren so gar nicht auf Stress aus. Ganz zufällig, ohne Tamtam, ohne Blickkontakt und im Vorbeigehen. Nein, wir hatten keine Sorge dass wir das knurren belohnen, denn wir hielten soweit Abstand, dass er nicht Knurren brauchte.
Wir haben ihm zu verstehen gegeben; wir wollen Nix von dir und interessieren uns null für dein Zeug, sondern sind voll nett und haben noch mehr tolle Sachen. Das und viele andere vertrauensbildende Maßnahmen liefen solange, bis wir wahrnehmen konnten, dass er entspannt futtert und drohen nicht mehr nötig für ihn ist.

Das ist nun unser individuelles Vorgehen bei eben diesem Hund. Bei der TE kann die Sache ganz anders liegen.
Wichtig finde ich halt, das Knurren als Ausdruck mehrerer möglicher Ursachen zu verstehen. Um das richtig einzuordnen und entsprechend die Erziehung zu gestalten, hilft nur ein differenzierter Blick auf das Gesamte; bestenfalls vor Ort.
Also; Erfahrungsaustausch ja, aber für konkrete Erziehungstipps lieber Hundetrainer anstatt Forum.
 
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Dogorama-Mitglied
29. Dez. 12:55
Oh je - dein Hund muss also erst etwas tun bzw. lassen, damit du ihm vertraust??? Falsche Reihenfolge. Einen Hund, der ein Wanderpokal ist, sollte man mMn aber mit ganz anderer Herangehensweise an das neue Zuhause gewöhnen. Und eben einen gehörigen Vertrauensvorschuss leisten. Sören hat in jeder Hinsicht recht: Es ist vollkommener Quatsch, um den Hund herum zu hampeln, wenn er sein Futter bekommen hat oder sich gemütlich mit seinem kauzeug zurückgezogen hat. Da diese Dinge per se nicht gefährlich sind, muss man sie dem Hund auch nicht wegnehmen. Also: selbst schuld, wenn der Hund genervt knurrt 🤷🏻‍♀️. Einfach den Hund beim fressen und knabbern in Ruhe lassen. So vertraut der Hund einem nämlich ganz einfach - von selbst. Faszinierend, oder? Das Kommando „aus“ für Dinge, die der Hund nicht haben soll oder die gefährlich sind, das trainiert man mit anderen Dingen wie beschrieben als Tauschgeschäft.
Auch Kauzeug kann gefährlich werden, zB Reste von Hautsnacks oÄ, oder sind manchmal vielleicht einfach zu gross, um auf einen Haps aufgekaut zu werden.
Oder man kann mal im Futter was vergessen haben oder, oder

Ich verstehe JayKay da absolut, dass sie auf alles greifen können will, ohne angedroht zu werden.
Wie verständlich das momentan aus Hundesicht auch sein mag, würde ich das so wie sie nicht als Dauerzustand haben wollen.

Heisst ja nicht, dass man den Hund deshalb dauernd mit Wegnehmen nerven soll, aber daran zu arbeiten, dass das Verteidigen selbst unnötig wird, find ich sehr sinnvoll.
 
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Dogorama-Mitglied
29. Dez. 13:04
Alle von dir genannten Dinge sind kein Problem, wenn der Hund vertraut - weil er gelernt hat, dass der Mensch ihm nichts unnötig weg nimmt. Denn dann akzeptiert er die Entscheidung, wenn der Mensch es als gefährlich ansieht, eben weil es aus Hundesicht nicht reine Schikane ist.
Wenn du damit meinst, dass man Hund nicht regelmäßig beim Fressen stören soll, nur um zu zeigen, wer der Chef ist, stimme ich dir absolut zu.

Ich finde aber dennoch, dass Hund Ressourcen möglichst ohne Drohen oder Aggression hergeben sollte, auch wenn er es gerade für unnötig hält.

Ich glaube nämlich nicht, dass sich die Einschätzung von Hund und Halter bez Notwendigkeit immer decken, ich will aber trotzdem nicht gebissen werden, nur weil Hund da grad nicht meiner Meinung ist.
 
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Nadine
29. Dez. 13:11
Wenn du damit meinst, dass man Hund nicht regelmäßig beim Fressen stören soll, nur um zu zeigen, wer der Chef ist, stimme ich dir absolut zu. Ich finde aber dennoch, dass Hund Ressourcen möglichst ohne Drohen oder Aggression hergeben sollte, auch wenn er es gerade für unnötig hält. Ich glaube nämlich nicht, dass sich die Einschätzung von Hund und Halter bez Notwendigkeit immer decken, ich will aber trotzdem nicht gebissen werden, nur weil Hund da grad nicht meiner Meinung ist.
Natürlich ist das Ziel immer, dass der Hund Ressourcen auch wieder abgibt, wenn ich das für nötig erachte.

Aber dieses Ziel ist am besten mit entsprechendem Vertrauen erreicht und nicht mit der Brechstange. Und Vertrauen braucht Zeit, das muss man sich verdienen.
 
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Dogorama-Mitglied
29. Dez. 13:18
Natürlich ist das Ziel immer, dass der Hund Ressourcen auch wieder abgibt, wenn ich das für nötig erachte. Aber dieses Ziel ist am besten mit entsprechendem Vertrauen erreicht und nicht mit der Brechstange. Und Vertrauen braucht Zeit, das muss man sich verdienen.
Hat jemand Brechstangenmethoden vorgeschlagen?

Mir schien es eher in die für mich zu akzeptante Richtung zu tendieren, so als wär das ok und kann man lassen, Mensch darf halt nicht an Hund ran wenn er isst.

Aber vielleicht hab nur ich das so interpretiert.
 
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Dogorama-Mitglied
29. Dez. 13:19
Ist es denn wirklich einfach Futterneid? Mein Rüde hat zu Anfang unsere gesamte Familie in allen Tonlagen angeknurrt und auch weitere Drohsignale abgespult, wenn er was zu fressen bekam; Kind, Mann, Hund sogar die Katze, die im Leben nie sein Ekelfutter anrühren würde😂 Wir waren da recht unaufgeregt, da wir von seiner Vorgeschichte wussten; dass er reizarm in trostloser Umgebung aufwuchs und nicht im Bällebad und mit Knisterfolie sozialisiert wurde. Uns ging es nun nie darum, das Knurren abzustellen sondern uns mit der Ursache dahinter zu befassen. Er hat nicht geknurrt , um eine Tyrannenherrschaft einzuleiten unter der wir irgendwann ins Gesindehaus hätten ziehen müssen. Er war schlichtweg total verunsichert, ängstlich, konnte uns alle nicht einschätzen und war es gewohnt, dass Futter nur solange seins bleibt, wie er es verteidigen kann - Angriff war eben die beste, weil bewährte, Verteidigungsstrategie. Wir haben also erstmal lange gar nichts getauscht und dadurch ja den Konflikt, den er aufgemacht hat, nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil; wir haben zugefüttert und waren so gar nicht auf Stress aus. Ganz zufällig, ohne Tamtam, ohne Blickkontakt und im Vorbeigehen. Nein, wir hatten keine Sorge dass wir das knurren belohnen, denn wir hielten soweit Abstand, dass er nicht Knurren brauchte. Wir haben ihm zu verstehen gegeben; wir wollen Nix von dir und interessieren uns null für dein Zeug, sondern sind voll nett und haben noch mehr tolle Sachen. Das und viele andere vertrauensbildende Maßnahmen liefen solange, bis wir wahrnehmen konnten, dass er entspannt futtert und drohen nicht mehr nötig für ihn ist. Das ist nun unser individuelles Vorgehen bei eben diesem Hund. Bei der TE kann die Sache ganz anders liegen. Wichtig finde ich halt, das Knurren als Ausdruck mehrerer möglicher Ursachen zu verstehen. Um das richtig einzuordnen und entsprechend die Erziehung zu gestalten, hilft nur ein differenzierter Blick auf das Gesamte; bestenfalls vor Ort. Also; Erfahrungsaustausch ja, aber für konkrete Erziehungstipps lieber Hundetrainer anstatt Forum.
Das macht sehr viel Sinn 👍
 
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Nadine
29. Dez. 13:27
Hat jemand Brechstangenmethoden vorgeschlagen? Mir schien es eher in die für mich zu akzeptante Richtung zu tendieren, so als wär das ok und kann man lassen, Mensch darf halt nicht an Hund ran wenn er isst. Aber vielleicht hab nur ich das so interpretiert.
Ist halt die Frage, was man unter Brechstange versteht.

Wenn ich "unterbinden" lese, dass der Hund knurrt wenn man "in die Nähe des Mauls" kommt, hat das für mich schon den Anschein, dass weniger auf langsamen Vertrauensaufbau und mehr auf "schnell schnell", also Brechstange, gesetzt wird. Aber vorerst ist das nur mein Eindruck, denn meine Frage bzgl Distanz wurde zum Beispiel noch nicht beantwortet und auch sonst fehlen einige Infos, um das sicher einschätzen zu können.

Selbst wenn es keiner explizit vorgeschlagen hat, kommen leider genug Menschen bei Sätzen wie zb "ich muss dem Hund immer alles wegnehmen können" auf blöde Ideen. Auch wenn ich dem Satz prinzipiell zustimme. Darum erwähne ich es in dem Zusammenhang gerne, dass Hau-Ruck-Methoden hier einfach nicht angebracht sind.
 
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Dogorama-Mitglied
29. Dez. 13:33
Ist halt die Frage, was man unter Brechstange versteht. Wenn ich "unterbinden" lese, dass der Hund knurrt wenn man "in die Nähe des Mauls" kommt, hat das für mich schon den Anschein, dass weniger auf langsamen Vertrauensaufbau und mehr auf "schnell schnell", also Brechstange, gesetzt wird. Aber vorerst ist das nur mein Eindruck, denn meine Frage bzgl Distanz wurde zum Beispiel noch nicht beantwortet und auch sonst fehlen einige Infos, um das sicher einschätzen zu können. Selbst wenn es keiner explizit vorgeschlagen hat, kommen leider genug Menschen bei Sätzen wie zb "ich muss dem Hund immer alles wegnehmen können" auf blöde Ideen. Auch wenn ich dem Satz prinzipiell zustimme. Darum erwähne ich es in dem Zusammenhang gerne, dass Hau-Ruck-Methoden hier einfach nicht angebracht sind.
Jo da stimme ich zu.

Hab meinen Post erweitert, hatte bez der Antworten eher den umgekehrten Eindruck .

Da sieht man mal wieder, wie subjektiv diese Interpretationen sind.