Hey Julia,
Ich habe auch eine Hündin die in Hundebegegnungen häufig rückgerichtetes Verhalten gezeigt hat und mag ein wenig Mut geben, dran zu bleiben ☺️.
Es wird einfacher, je mehr andere Strategien dein eigener Hund sammelt, mit Begegnungen umzugehen. Das löscht die Verhaltensweisen nicht, die zur Eskalation führen, aber es wird weniger werden, sodass es irgendwann für euch beide nicht mehr so präsent und fordernd sein wird, wie es jetzt ist, was wieder tolle neue Möglichkeiten bietet 😊
Toll finde ich, dass ihr das Training mit der vorherigen Trainerin für euren Loki abgebrochen habt.
Mehr Bedrohungen und Einschränkungen, die vom Hund nicht verstanden werden, können das Problem verschärfen (siehe Nadines Hinweise zur kurzer vs. langer Leine).
Bei meiner Hündin war es zwischenzeitlich so extrem, dass sie mit 100%er Sicherheit massiv ausgelöst hat, falls ich ihr beim Anblick von Hunden ins Geschirr/ Halsband gefasst habe, um sie zu sichern.
Da du eine mögliche mangelhafte Sozialisation ansprichst, hat dein Hund vermutlich auch neben Hundebegegnungen mehrere Themen sie auf den Stresspegel deines Hundes einwirken und es liegt nahe, das Thema Hundebegegnungen nicht isoliert zu betrachten.
Stress entsteht zum Beispiel überall dort, wo der Hund noch nicht besonders gut darin ist, Situationen zu bewältigen, also die Anforderungen zu hoch sind.
Hundebegegnungen als weiterer Aufregungsfaktor bringen womöglich einfach das Fass zu überlaufen.
Stress wirkt sich auf den Hormonhaushalt aus. Bestimmte Hormone sorgen für vermehrte Aggressions-, Verteidigungs- und Abwehrbereitschaft. Je nach Pegel kann es Tage dauern, bis wieder ein normales Niveau erreicht ist. Das hängt davon ab, wie heftig das Erlebnis war und hängt von Bewältigungs- und Ausgleichsmöglichkeiten des Hundes ab.
Stress aktiviert zudem das limbische System des Hundes, also das emotionale Zentrum. Dort werden auch Angst und Aggression gesteuert.
Starke emotionale Erregung hemmt den denkenden Bereich im Hirn und die Emotionen kontrollieren stattdessen das Handeln.
Umgekehrt kann das Erledigen bestimmter Aufgaben auch das limbische System hemmen, wie der Kommentar von Guido zeigt, auch wenn Dauerbeschäftigung natürlich auch nicht die Lösung sein kann.
Worauf ich eigentlich hinaus will, ist nicht nur auf die Hundebegegnungen zu schauen. Sich Zeit zu nehmen, damit der Hund sich mit Reizen auseinandersetzen kann und Mechanismen erlernen kann mit ihnen umzugehen. Ungestört Schauen und Beobachten lassen wird von vielen Menschen unterschätzt, kann aber unheimlich viel dazu beitragen, dass der Hund einen besseren Umgang mit bestimmten Dingen erlernt.
Nach schlechten Begegnungen kippt bei einem selbst oft die Stimmung, das war jedenfalls bei mir früher so.
Dabei tut man damit weder sich noch dem Hund einen Gefallen damit, auch wenn es sich sicher nicht immer verhindern lässt. Da tut es ganz gut, sich präventiv ein paar Strategien anzueignen, um sich aus der schlechten Stimmung auch wieder rauszuziehen, Stichwort Achtsamkeit.
Am allerwichtigsten finde ich persönlich den Spaziergang so zu gestalten, dass möglichst viel unbeschwerte und glückliche Zeit zusammenkommt. Verständnis füreinander zu haben und schöne Momente leben zu können.
Ich war früher sehr ehrgeizig und hatte nicht vor Augen wieviel wichtiger eine gute, gemeinsam erlebte Zeit ist und welch mächtigen Einfluss diese haben kann (: