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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 19. Juli

(Droh)fixieren, Stehenbleiben und Leinenagression

Hallo an alle, das wird wohl mein erster Beitrag in dem Forum. Hatte länger überlegt, ob ich ihn poste, weil Stigmata und so, aber vielleicht geht es ja noch mehr Hundehaltern/ Hundehalterinnen so… Mein Hund, Teddy, knapp 2 Jahre, kastriert, hat eigentlich, seit dem wir ihn im September aus dem TS zu uns geholt haben, ein Pöbel-Problem an der Leine. Im Freilauf oder beim Spielen verträgt er sich mit allem und jedem. Allerdings ist es so, dass wenn wir, bei jedem normalen Spaziergang, Hunde sichten, seine Reaktion darauf ist: fixieren, stehenbleiben bzw. hinsetzen und, wenn der Abstand zu klein wird, vorpreschen. Hier entsteht halt auch das Problem, dass der Abstand nicht mehr vergrößert werden kann, weil sobald er sich mit seinen 35 kg hinsetzt, niemand mehr weitergeht. Und anderen Hunden einfach vorbeigehen geht dadurch dann wohl auch nicht. Termin mit einer Hundetrainerin ist bereits ausgemacht. Aber vielleicht hatte bereits jemand ähnliche Probleme und Lösungsansätze dafür gefunden? Freue mich auf eure Antworten, ganz liebe Grüße, Lucia
 
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Nadine
6. Feb. 20:09
Noch eine "Kleinigkeit", die aber viel ausmacht, die mir auf unserer heutigen Runde mal wieder extrem bewusst geworden ist:
Auch wenn es sich für uns oft nicht so anfühlt, zwingen wir Menschen unsere Hunde sehr sehr oft in eine Begegnung rein. Es lohnt sich, generell mehr auf die Signale der Hunde zu achten.

Konkretes Beispiel von mir heute Mittag: Wir waren auf einem Feldweg, der in einen anderen Weg mündet, wo von rechts jemand mit 2 Hunden kam. Die Distanz war noch so 50-100m, eine Distanz, auf die wir mittlerweile generell keine Probleme mehr haben. Ich war also entspannt, Wayne noch im Freilauf. Ich bin langsam auf den Weg zu gegangen. Wayne hinter mir hat getrödelt. Mal hier geschnüffelt, mal da. Mal markiert. Nach vorne geschaut, sofort wieder weg und demonstrativ geschnüffelt. Er wollte einfach den Konflikt vermeiden. Wäre ich einfach weiter gegangen, wäre er aber mitgekommen - wie wir das von unseren Hunden erwarten, Orientierung und so. Ich kenne meinen Hund aber ja mittlerweile, hab dementsprechend bemerkt dass er nicht weiter in die Begegnung möchte und die Distanz wahren will. Wir sind also gemeinsam stehen geblieben und ich hab trotz großer Distanz gemarkert, wenn er hingeschaut und sich daraufhin abgewendet hat. Vor allem, als dann einer der anderen Hunde bis zu unserem Feldweg vor gelaufen ist, sich schön an den Eingang vom Feldweg gestellt hat und fixiert hat.

Unsere Hunde sind für gewöhnlich ziemlich gut darin, Situationen einzuschätzen. Wir müssen ihnen nur zuhören. Ganz zu Anfang meiner Zeit mit Hund hätte ich das trödeln vermutlich abgetan als "der hat den anderen noch gar nicht wahrgenommen" und wäre einfach weiter in die Situation gegangen - und hätte meinen Hund dadurch automatisch auch rein gezwungen. Und hätte mich dann gewundert, wenn er seinen Unmut kund tut.
 
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Kirsten
6. Feb. 20:10
Meiner Hündin hat es enorm geholfen Hunde und Hundebegegnungen aus einer Position heraus zu beobachten, in der sie nicht involviert ist.

Um das tun zu können, mussten wir zeitgleich auch lernen, wie man an die Seite geht, während irgendwo ein Hund sichtbar ist, was einem auch in Frontalbegegnungen gut helfen kann.

Authentisch aber freundlich bleiben und nicht versuchen, dem Hund Dinge vorzuschwindeln. Das fällt einem früher oder später wieder auf die Füße und verschenktes Vertrauen muss man sich möglicherweise wieder hart zurückerarbeiten.

Und sich einfach nicht zu viel Druck machen, wenn mal eine Situation in die Hose geht. Blöd, aber passiert, Krone richten, weiter geht’s (:
 
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Dogorama-Mitglied
6. Feb. 20:13
Das mit dem hinsetzen passiert auch manchmal auf Distanz und so ganz kann ich leider auch nicht immer auf Abstand gehen, weil es die Gehweg-Breiten nicht zulassen… 😅
Ja klar, nix geht immer.
Aber dort wo es geht könnte es hilfreich sein, das aktiv zu managen, bevor er un den gewohnten Ablauf verfällt.

Und je mehr solcher Alternativen du durchspielen kannst, umso mehr kannst du die Abstände kleinschrittig vermindern.
 
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Janet
6. Feb. 20:47
Exzellente Themenwahl! Wir sind voll dabei. Seit Søren als Welpe zu uns kommt, macht er bei anderen Hunden folgendes: stehen bleiben, Fixieren, flach auf den Boden legen und wenn der "Feind" nah genug ist, lospreschen.

Hier unsere Geschichte

Unsere Hundetrainerin hat erstmal nach 15 Minuten Gassi-Runde festgestellt, dass der Hund Rücken hat und das nicht mal wenig. Wir gehen seit Herbst 2024 zur Physio und zumindest das Problem ist jetzt behoben. Sie hat vermutet, dass die Reaktion von Søren eine Art Schutz ist und er einfach kein Bock auf andere Hunde hat. Keine Ahnung, ob er mal schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Schritt zwei war nun, dem Hund zu vermitteln, dass ICH hier die guten Entscheidungen treffen. Das heißt, Marker-Wort etablieren und jeden Blickkontakt mit diesen Wort belohnen. Immer und immer wieder. Angefangen haben wir damit zu Hause. Marker-Wort und Leckerli rein, ohne Gegenleistung.

Ist "der Feind" auf gutem Abstand: Richtungswechsel und belohnen, belohnen, belohnen. Der Hund soll ohne Probleme mitkommen. Große Kreise um "den Feind" machen. Ist das nicht möglich, den Hund überschwänglich ablenken. Sitz, Pfötchen geben, schau her. Die ganze Palette.

Fazit: Es klappt relativ gut. Bei Hunden, mit den Søren schon rumgetobt hat, ist das natürlich noch etwas schwieriger. Aber es wird...
 
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Dogorama-Mitglied
6. Feb. 21:04
Exzellente Themenwahl! Wir sind voll dabei. Seit Søren als Welpe zu uns kommt, macht er bei anderen Hunden folgendes: stehen bleiben, Fixieren, flach auf den Boden legen und wenn der "Feind" nah genug ist, lospreschen. Hier unsere Geschichte Unsere Hundetrainerin hat erstmal nach 15 Minuten Gassi-Runde festgestellt, dass der Hund Rücken hat und das nicht mal wenig. Wir gehen seit Herbst 2024 zur Physio und zumindest das Problem ist jetzt behoben. Sie hat vermutet, dass die Reaktion von Søren eine Art Schutz ist und er einfach kein Bock auf andere Hunde hat. Keine Ahnung, ob er mal schlechte Erfahrungen gemacht hat. Schritt zwei war nun, dem Hund zu vermitteln, dass ICH hier die guten Entscheidungen treffen. Das heißt, Marker-Wort etablieren und jeden Blickkontakt mit diesen Wort belohnen. Immer und immer wieder. Angefangen haben wir damit zu Hause. Marker-Wort und Leckerli rein, ohne Gegenleistung. Ist "der Feind" auf gutem Abstand: Richtungswechsel und belohnen, belohnen, belohnen. Der Hund soll ohne Probleme mitkommen. Große Kreise um "den Feind" machen. Ist das nicht möglich, den Hund überschwänglich ablenken. Sitz, Pfötchen geben, schau her. Die ganze Palette. Fazit: Es klappt relativ gut. Bei Hunden, mit den Søren schon rumgetobt hat, ist das natürlich noch etwas schwieriger. Aber es wird...
Darf ich da nachfragen, ich bin nicht sicher, ob ich eure Situation richtig verstehe...?

Wenn er als Welpe zu euch kam, wieso weißt du dann nicht ob er ev schlechte Erfahrungen gemacht hat?

Sind die anderen Hunde jetzt Feinde oder will er die kontaktieren?

Wie seid ihr denn bis Herbst 2024 mit dem Verhalten umgegangen?
Ich find das jetzt für einen Welpen irgendwie garnicht so ungewöhnlich...
 
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Maria
6. Feb. 21:07
Meine Hündin aus dem Tierschutz hatte das anfangs fast gleich. Im Freilauf sind Hunde nie ein Problem, aber an der Leine schon. Bei uns war der Grund, dass sie zum anderen Hund hin wollte und die Leine sie daran gehindert hat. Dann hat sie sich in ihren Frust hineingesteigert und war richtig aggressiv an der Leine. Das hat sich da schon recht eingeprägt gehabt, dass sie anfangs dann schon fixiert hat. Am besten hat es bei uns mit Jackpot Leckerli geklappt und mit gaaanz viel Abstand. Dann den Abstand verringern und auch mal kurz die Leckerlihand etwas wegnehmen und sofort wieder geben. Oder ich hab die Belohnung auf den Boden geworfen, dann fand sie es noch toller. Ist aber zugegeben für die anderen Hunde oft schwer, dass so was tolles geworfen wird und der andere hin kann. Als Kompromiss füttere ich zuerst aus der Hand und wenn wir am Hund vorbei sind werde ich dann das letzte Stück. Wenn sie dann doch einmal ausgetickt ist, bin ich schnellstmöglich weiter gegangen. Hab sie dann aber auch nicht geschimpft. Es war dann einfach der Abstand nicht groß genug und dafür, dass ich die Situation nicht richtig abgeschätzt habe kann sie ja nichts. Dann einfach das nächste mal wieder mit mehr Abstand
 
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Dogorama-Mitglied
6. Feb. 21:18
Seit September bei euch...

Lass deinem Hund einfach Zeit bei dir anzukommen.

Übe mit ihm die Grundkommandos bis es euch langweilt und geht die immer gleichen Runden bis es euch langweilt. Und wenn der "ansich verträgliche" Hund noch immer Leinenaggressionen zeigt, langweilt ihn noch mehr.

Ein Hund mit Vorgeschichte ist nicht in 3-4 Monaten im neuen Leben angekommen.

Es liegt an dir zu erkennen wieviel Distanz er an der Leine bei Begegnungen braucht. Also Bogen gehen, bevor er sich hinsetzt
 
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Janet
6. Feb. 21:37
Ich werde es die Tage mal ausprobieren und berichten. 😊 Hab da nur ein bisschen bedenken, weil, sollte er doch losstürmen, ich nicht weiß ob ich das Tier aus der Hocke heraus gehalten bekomme… 😅 Aber probieren geht wohl über studieren oder so und ich war auch lange nicht mehr im Matsch baden… 😂
Tipp von mir und ja, unser Hund wiegt bissel weniger. Setze ein Knie auf den Boden und halte den Hund vorne sanft mit der Hand. Wir wissen ja, in welche Richtung es geht. Ich hab mich auch schon komplett hingekniet.
 
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Nina &
6. Feb. 21:44
Ich glaube, das hängt auch davon ab, warum der Hund das macht. Ich beruhige meinen in so einer Situation nicht, weil er durch schlechte Erfahrungen glaubt, die Situation regeln zu müssen und fremde Hunde auf Abstand halten zu müssen. Ich reagiere, wenn ich weiß, dass er jeden Moment anfängt zu fixieren oder steif zu werden. Wendet er sich zum Schnüffeln ab, belohne ich. Manchmal laufen wir auch absichtlich hinter "dem Feind" her. Dann kann man das gut üben und den Hund vor uns, in ausreichend Abstand natürlich, stört es nicht.
 
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Nadine
7. Feb. 07:31
Bei Onya war und ist der Schlüssel- dass sie merkt/ sieht das ich das mit dem anderen Hund/ Hundehalter*in regel. Dafür braucht sie:

1. Ich schaue nicht sie an- sondern den entgegenkommenden Hund
2. Ich signalisiere das ich das entgegen kommende Mensch- Hundegespann gesehen und bewertet habe in dem ich diese freundlich grüße. (Da reicht ja ein „Moin“) Im Bedarfsfall bitte ich den Menschen freundlich aber bestimmt keine Kontakt an der Leine zuzulassen.
3. Ich habe mit ihr geübt sich auf Komando hinter mir zu halten oder auf der abgewandten Seite zu gehen (sind natürlich unterschiedliche Komandos, schaue je nach Situation- wichtig ist, das ich als Puffer zwischen ihr und dem Hund bin)
4. In der Hundeschule haben mir die Trainerinnen gezeigt wie ich zu nahe kommende Hunde ziemlich effektiv körpersprachlich abblocken und wegschicken kann (gerade bei den freilaufenden von ihren Halter*innen nicht rückrufbaren oder den an der Flexileine „der will nur hallo sagen- Hunden“ wichtig) mit jedem Mal wo mir das gelingt und ich für Onya regel dass ihre Individualdistanz (in der sie sich an der Leine mit dem anderen noch wohl fühlt) nicht unterschritten wird sammel ich bei Onya „Heldinnen- Punkte“ und sie schafft es immer besser mir die Regelung der Situation zu überlassen-

dadurch kommt es inzwischen nur noch sehr selten dazu, dass sie Leinenagression zeigt und ihre Individualdistanz in der wir an anderen Hunden vorbeigehen können ist nach und nach deutlich kleiner geworden- so dass ich auf normalbreiten Wegen nicht mehr ins Unterholz ausweichen muss.