Vielen Dank für die vielen Ideen und Hinweise.
Prinzipiell ist der Hund egal in welcher Wohnung schnell gestresst. Er wurde vermutlich in seinem ersten Lebensjahr nicht gut behandelt in einer Familie mit vielen Kindern. Als die Familie meiner Freundin ihn dann bekommen hat, saß er wochenlang unter dem Sofa und kam nur zum fressen raus. Nach und nach hat sich das dann gelegt. Der Hund ist auch bis nicht sonderlich gut trainiert/erzogen worden. Eher ein wenig verhätschelt. So richtet sich quasi jeder und alles nach seinem Willen.
Aber wie gesagt...den Unterschied zwischen den beiden Wohnungen finde ich unerklärlich für mich. Ich würde jetzt nicht behaupten dass das an meinem Verhalten liegt, aber wie du bereits gesagt hast, kann man das nur schwer beurteilen.
Ich habe mir auch schon überlegt, ob er eventuell denk, dass ich hier in der Wohnung der "Chef" bin und er damit nicht klar kommt, da er auf meinen Schwiegervater in deren Wohnung wohl auch nicht gut zu sprechen ist.
Meinst du das wäre eine Option?
LG Adrian
Das klingt alles nach einer beispielhaften Kombination aus schlechter Sozialisation, fehlender Führung durch den Menschen und viele Privilegien bzw. großen Entscheidungsspielraum für den Hund. Der beste Zustand für das Schüren von problematischen Verhaltensweisen...
Dass er in eurer Wohnung mit dir streitet und in seiner nicht, finde ich selbst ungewöhnlich. Wenn es anders herum wäre, wäre es sehr wahrscheinlich territorial, aber so ist es ja nicht.
Die Tatsache, dass er die ersten 2 Wochen in der neuen Umgebung praktisch unterm Sofa gelebt hat, passt zu meiner Theorie, dass er Anpassungsschwierigkeiten hat. Der Welpe muss diese Fähigkeit erlernen, anderenfalls hat er ein Leben lang Probleme mit (großen) Veränderungen. Wenn es das ist, braucht er viel Zeit, um sich zu akklimatisieren.
Was bedeutet für dich denn "Chef sein"? Wenn er mit seinem Herrchen zu Hause Probleme hat, kann es sein, dass er in eurer Wohnung dich mit ihm vergleicht, auch wenn es schon ziemlich weit hergeholt ist, ausgeschlossen ist es auch nicht. Hunde lernen beziehungsorientiert und stellen sich in der Regel auf jeden Menschen neu ein, die einen mehr, die anderen weniger. Trotzdem kennt und akzeptiert er dich in seinem Heim ja. Es wäre unlogisch, woanders Angst vor dir zu haben. Andererseits darf man auch nicht vergessen, dass man gerade bei "2nd-Hand-Hunden" auch nie komplett die Vorgeschichte kennt und dadurch nicht abschließend rückschließen kann, an welchen Grundannahmen er eine Situation abschätzt.
Als ich einmal auf den Hund einer Freundin aufpasste, der mich wirklich gut kannte und mit dem ich auch viel trainierte, lief er auf einmal buckelnd vor mir davon, als ich einen Besen in die Hand nahm. Ich war so überrascht. Er kroch unter eine Decke und zitterte, minutenlang. Es dauerte eine Woche und brauchte extrem viel Futter, bis ich mich im Raum mit einem langen Gegenstand in der Hand frei bewegen konnte, ohne dass er Panik bekam. Da er von seiner Familie oder mir natürlich nicht misshandelt wurde, muss er in Spanien schlechte Erfahrungen gemacht haben. Aber das sind immer nur Spekulationen.
Ich würde das Tier weitgehend ignorieren und ihn erstmal an eine Box gewöhnen. Wenn er lernt "Hier drin lassen mich alle in Ruhe", dann kommt oft erstmal eine gewisse Grundentspannung rein. Dann kannst du nach und nach einzelne Dinge ausprobieren, wie herauszufinden, was er eigentlich abwehren möchte. Erst wenn du diese Auslöser herausgefiltert hast, kannst du gezielt trainieren.
Leider muss ich auch sagen, dass du, wenn die Halter nicht mit trainieren, viel weniger Aussicht auf Erfolg hast. Am besten arbeitet ihr zusammen eine Strategie aus.