Da bei uns stehen bleiben und abrupte Richtungswechsel nicht geholfen haben, kam mir die Erklärung schon schlüssig vor. Wenn man einen Hund mit Stachelhalsband und langer Leine mit vollem Karacho in die Leine laufen lässt, weil man abrupt stehen bleibt, ist das richtig schmerzhaft. Da orientiert sich der Hund natürlich recht schnell am Halter, um den Schmerz zu meiden.
Wenn mein Hund an kurzer Leine und gepolstertem Geschirr in die Leine läuft, dann kommt er halt einfach nicht weiter. Das kann bestimmt frustrieren und scheinbar reicht es ja bei vielen Leuten, um das ziehen abzugewöhnen. Ich habe aber den Eindruck, dass es auch bei seeehr vielen Leuten gar nichts bringt. Ob diese nun nicht konsequent genug waren und es nicht lange genug durchgezogen haben, oder ob es ihrem Hund letztendlich egal war, in welche Richtung weitergezogen wird, kann man natürlich nicht wissen.
Bei uns war es so, wenn ich abrupt die Richtung gewechselt habe, hat sich Nero umgedreht und in die nächste Richtung gezogen wie ein Irrer. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass er irgendwo gezielt hin wollte, sondern egal wo hin, aber Hauptsache sofort und schnell, schneller, am schnellsten. Damit war das Entfernen eines angenehmen Reizes (z.B. Schnüffeln) gar nicht gegeben. Er ist höchstens frustrierter und erregter geworden, aber das war halt meine Erfahrung, bei anderen hilft es wiederum.
Bei uns ist Leinenführigkeit kein großes Thema mehr, nicht perfekt, aber gut genug, um angenehme Spaziergänge zu haben. Ruhe reinbringen und vorallem meine eigene Körperhaltung und "Führung" haben sehr geholfen. Stehen bleiben und Richtung wechseln gar nicht, aber vielleicht war Nero auch einfach sturrer und beharrlicher als ich.
Na klar, seine Erklärung macht auch erst einmal Sinn, einfach weil ja auch Bestrafung erster Art dabei helfen kann, einem Hund unerwünschtes Verhalten abzugewöhnen. Das ist heutzutage zurecht fraglich und auch verboten, weshalb man, wenn es möglich ist, eher auf positive Verstärkung zurückgreifen sollte.
Bei vielen reicht das aber nicht aus, weshalb dann eine Art der Bestrafung zusätzlich zum Erfolg führt.
Bei uns hatte die Methode anfangs auch nicht funktioniert. Das lag aber hauptsächlich daran, dass ich sie einfach schlicht und ergreifend falsch gemacht habe. Ich blieb stehen, wenn mein Hund bereits schnüffelte, aber die Leine straff war. Da bleibt der positive Reiz natürlich nicht aus, sondern das Ziehen wurde mit Schnüffeln noch belohnt. Ich denke, das könnte ein häufiger Fehler sein.
In deinem Fall würde ich sagen, dass dein Hund gar nicht die Leinenführigkeit lernen musste, sondern eine Frustrationstoleranz aufbauen und Ruhe lernen musste (wie du ja auch schon gesagt hast). Da bringt natürlich die Methode nichts, weil sie nur dazu da ist, dem Hund zu vermitteln, dass er nicht ziehen darf. Wenn das Ziehen einen anderen Grund hat, sollte man natürlich auch am Grund arbeiten und nicht lange am Symptom (schlechte Leinenführigkeit) herumdoktern.