Klingt so, als wären fremde Hunde für deinen Hund ein „Endgegner-Reiz“.
Typische Hauptursachen (vermutlich hast du die ohnehin schon erkannt) für dieses Fiepen sind oft eine Mischung aus:
- Frustrationsfiepen (oft auch in der Variante „Bellen“): Er möchte hin, darf nicht.
- Konditionierte Erwartung: Fremder Hund → gleich passiert was (Kontakt, Spiel oder zumindest Aufmerksamkeit vom Menschen).
- Fehlendes Erregungsmanagement: Der Hund kann sich nicht oder nur schwer selbst „runterregeln“.
- Selbstbelohnung: Das Fiepen kann spannungslindernd wirken und wird daher vom Hund aufrechterhalten.
- Überreizung im Sozialkontext: Hütehunde sind oft „sozialgierig“, drehen aber auch schnell hoch.
Der Knackpunkt, warum Training häufig nicht anschlägt, könnte die Distanz sein. Viele setzen erst an, wenn der Hund schon fiept – das ist kontraproduktiv, besonders wenn das Verhalten selbstbelohnend ist.
Bei den Hunden, mit denen ich das Problem trainiert habe, war es meist eine Kombination folgender Ansätze, die geholfen hat. Aber bei Hütehunden war der entscheidende Hebel fast immer: in der richtigen Distanz starten.
- Training unter Reizschwelle starten: In einer Distanz üben, in der er noch nicht fiept, und die Reizschwelle während des Trainings immer wieder neu ausloten.
- Neutralisieren statt Belohnen: Kein „Klick-für-Blick“ in hoher Erregung. Nur ruhiges Schauen (ohne Fiepen) oder selbstständiges Abwenden wird belohnt. Falls dein Hund gern spielt, kann auch kurzes Sozialspiel statt Futter motivierend sein – gerade, wenn er auf Sozialkontakt aus ist.
- Lange Vorlaufzeit einplanen: Desensibilisierung kann Wochen dauern. In dieser Zeit möglichst verhindern, dass das der Hund ins fiepen kommt – sonst trainiert er sich das Verhalten weiter.
- Erregungslevel vor dem Training senken: Nicht mit voller Energie starten, sondern z. B. nach Nasenarbeit oder Suchspiel. Auch der Erregungszustand beim Verlassen des Hauses kann schon Einfluss haben (dazu hast nichts geschrieben, daher nur als Randnotiz).
- Alternativverhalten aufbauen: Eine feste Aufgabe bei Hundesichtung, die möglichst unvereinbar mit Fiepen ist (z. B. Handtarget, Blickkontakt, etwas tragen). Hütehunde benötigen oft eine Idee, was man als Alternative tun könnte, da sie einen extremen Fokus entwickeln können.
– Frustrationstoleranz separat trainieren (macht ihr, wie ich lese, schon): In anderen Kontexten (Warten, Impulskontrollübungen), damit er die dort erlernten Strategien zur Selbstregulation später auch bei Hundebegegnungen anwenden kann.
Vielen Dank für die vielen Tipps. Ich glaube, mit dem Auslöser und warum das Fiepen weiter gezeigt wird hast du auf jeden Fall recht. Auch Sozialspiel als Belohnung kann ich mir gut vorstellen.
Allerdings wird das Training auf Distanz / Fiepen vermeiden super schwierig. Wir wohnen in der Stadt neben einem Hundepark. Sobald wir das Haus verlassen sind Hunde zu sehen. Ich habe natürlich auch schon versucht, Abstände zu vergrößern und dort zu beobachten, aber es passiert immer wieder dass dann doch ein Hund in der Nähe auftaucht oder plötzlich näher kommt. Oder hast du andere Ideen, wie man Hundesichtungen erstmal auf Abstand trainieren könnte?