Lieber Havok, ich denke es ist wie in vielen anderen Bereichen im Leben: Wann “führe” und wann “folge” ich? Wenn beides in Balance ist, dann sind meiner Erfahrung nach sowohl die Menschen als auch die Hunde entspannter. Und, manchmal gibt es Zeiten oder Situationen wo vermehrt Führung gefragt ist: Ich hab das z.B. gerade bei unserer Abendrunde. Diese findet an kurzer Leine statt und er geht leicht hinter mir. Er ist dann gechillter und kann sich auf das Pisseln konzentrieren und nicht auf den Fuchs, Katze oder Nachbars Flexileinen-Hund der auf ihn zuschießt. Ja ich grenze ihn ein, zu seinem Wohl. Aber, ich kann ihm auch folgen, heißt z.B. wenn wir morgens im Freilauf unterwegs sind, darf auch er mal die Richtung bestimmen und ich schlendere hinter her.
Weiterhin finde ich, dass die Stimme ein wichtiges Instrument in der Hundeerziehung ist und es macht vieles einfacher, wenn wir dieses Instrument gut beherrschen. Eine strenge tiefe Ansage kann eingrenzen und eine hohe Stimme einladen und öffnen. Hunde verstehen das sehr gut und ich sehe und sag bei all meinen Hund, wenn ich eine Ansage in einer tiefen Tonlage mache keine Angst, sondern ein Zurücknehmen oder Bleibenlassen. Dadurch hat er aber auch viele Freiheiten, die viele Hunde nicht haben oder ständig sich in Gefahrenzonen bewegen, sowohl für sich selbst als auch für andere.
Prinzipiell ist es immer einfacher zuerst die Grenzen eng zu stecken und dann zu erweitern und ja, es gibt Hunde, die brauchen eine Weile einen engen Radius. Dieser sollte, finde ich, liebevoll sein aber eben auch konsequent.
Ich sehe anhand deiner Art zu schreiben viel Reflexion und es ist mutig sich hier zu öffnen. Leider ist es in diesem Forum immer mal wieder wie in einem Haifischbecken, man weiß nie wer wan zuschnappt. Wie auch immer: Ich wünsche euch eine gute gemeinsame Reise und wenn du das Bild “führen” und “folgen” in Balance im Hinterkopf hast, dann werdet ihr sicherlich ein immer besseres Team.
Und eins noch: Ohne die Situation gesehen zu haben ist es schwierig zu sagen, ob der Hund sich immer freut, wenn er springt und hüpft und hat oft so gar nichts mit Bindung zu tun. Manches “freuen”, gerade bei Hunden die aus einer Arbeitslinie kommen, ist eher der Versuch etwas zu regeln, einzugrenzen oder zu kontrollieren.