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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 15. Aug.

Baustellen beim Junghund

Hallo zusammen, ich habe zurzeit ziemlich viele Baustellen mit meinem acht Monate alten Hund Cooper. Er kommt aus dem Tierschutz und lebt seit Ende April bei mir. In dieser Zeit hat er schon wahnsinnig viel gelernt und sich an vieles schnell gewöhnt. Aber es gibt eben noch einige Punkte, die mich oft an meine Grenzen bringen. Ich dachte, ich schreibe einfach mal alles auf, was mir gerade so auf dem Herzen liegt. Vielleicht hilft es ja nicht nur mir, sondern auch anderen hier, die ähnliche Erfahrungen machen. Manchmal tut es einfach gut, sich Dinge von der Seele zu schreiben. Die größten Schwierigkeiten bei uns sind momentan das Bellen und das Thema Alleinbleiben. Cooper bellt sehr oft und in vielen verschiedenen Situationen. Wenn die Nachbarn durch den Hausflur laufen, wenn uns draußen andere Hunde begegnen oder wenn er abends Menschen auf der Straße sieht. Draußen ist er allgemein noch ziemlich hektisch und wirkt oft unsicher und schnell überfordert. Auch das Alleinbleiben fällt ihm sehr schwer. Selbst wenn andere vertraute Personen bei ihm sind, kommt er nicht wirklich zur Ruhe. Obwohl ich regelmäßig übe und ihn ab und zu mit meiner Mutter allein lasse (die er gut kennt und täglich sieht), klappt es meist nur für eine kurze Zeit. Sobald ich die Wohnung verlasse, rennt er direkt zur Tür, springt hoch und wirkt panisch. Innerhalb der Wohnung versucht er mir ständig zu folgen, ganz egal, was er vorher gemacht hat. Ein weiteres großes Thema ist das Beißen. Trotzdem er keine Milchzähne mehr hat, beißt er immer noch sehr viel. Er knabbert an seinem Bett, am Sofa und manchmal auch an meinen Händen, besonders wenn er aufgeregt ist oder sich schlecht regulieren kann. Gerade wenn ich versuche, ihm durch Raumarbeit zu zeigen, dass er nicht aufs Sofa darf, eskaliert die Situation oft. Dann schnappt er nach meinen Füßen. Nicht so, dass es blutet, aber es tut weh und ist auf Dauer wirklich anstrengend. Auch morgens geht es oft schon los. Direkt nach dem Aufwachen knabbert er an seinem Bett und auch tagsüber passiert das immer wieder. Kauknochen oder andere Alternativen helfen leider nur bedingt. Wenn Besuch da ist oder wir irgendwo zu Gast sind, kommt er durch die Aufregung ebenfalls kaum zur Ruhe. Er springt, bellt, beißt. Ich hoffe sehr, dass wir das mit der Zeit in den Griff bekommen. Aber gerade das Bellen und das Beißen machen mir manchmal wirklich Angst und lassen mich verzweifeln. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich in diesen Situationen immer ruhig bleibe. Es gab Momente, in denen ich überfordert war und meine Stimme erhoben habe. Ich habe ihn angeschrien und mich direkt danach noch schlechter gefühlt als vorher. Ich versuche mir immer wieder bewusst zu machen, dass er noch jung ist, mitten in der Pubertät steckt und einfach Zeit braucht. Aber manchmal reicht dieses Wissen nicht, wenn die eigenen Nerven blank liegen. Trotz allem liebe ich diesen kleinen Kerl sehr und wünsche mir nichts mehr, als dass wir irgendwann als eingespieltes Team durchs Leben gehen. Ich gebe mein Bestes, auch wenn es nicht immer leicht ist. Wenn ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt, freue ich mich über den Austausch. Vielleicht tut es euch ja auch gut, einfach mal zu erzählen, was euch belastet. Wir müssen nicht alles allein schaffen.
 
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Dogorama-Mitglied
18. Juli 08:50
Zum Thema Beisshemmung: Bei mir hat es geholfen sterbender Schwan zu spielen 😂 klingt jetzt blöd, aber autsch sagen und quieken haben ihn eher noch gepuscht. Erst als ich ein Drama veranstaltet habe und so getan habe, als ob er mich abschlachten würde (inkl. Bodenwälzen und Schmerzensschreie, ein richtiges Drama eben), hat er begriffen, dass er mir weh tut. Kein Hund will einen verletzen, nur manche begreifen es nicht so einfach. Nach eins/zwei Dramen hat er es auch gelassen. Vielleicht hilft es ja 😅
Das habe ich auch schon paar Mal probiert, aber ich glaube Cooper denkt dann einfach nur, dass man mit ihm spielt 😅 Vielleicht muss ich da noch etwas dramatischer werden.
 
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Nicole
18. Juli 08:58
Ja du hast auf jeden Fall Recht! Ich muss mir wirklich öfters in Erinnerung rufen, dass er noch nicht lange hier ist und ich mir selber auch nicht so einen großen Druck machen sollte. Wir waren heute auch direkt eine Runde mit der Schleppleine am Feld spazieren und das hat uns beiden echt gut getan. Danke dir auf jeden Fall! Hast du Tipps, wie ich das Selbstbewusstsein stärken könnte?
Das kommt darauf an was dein Hund schon gut kann und er auch gerne macht!

Push fürs Selbstbewusstsein geben zum einen Dinge die man besonders gut kann z.b. einen Trick, Suchspiele, etc pp also alles was einem ein Erfolgserlebnis verschafft (die meisten Hunde stehen auf Lob und wollen ja gefallen) also kann er was gut freu dich besonders drüber!
Auch Dinge wo man sich ggf. überwinden muss sind gut.
Z.b. sich verschiedene Untergründe erarbeiten (z.b. Holzbrücken überqueren, Plastikplanen, Gitter, sogar Pfützen/Kleine Bachläufe können dienlich sein), wo hochklettern (Hochklettern verhilft sogar noch zu einem guten Körpergefühl) oder wo hochspringen lassen (Bänke/Baumstämme, Mauern)
Das Gefühl wenn man etwas geschafft hat, erfüllt einen mit Stolz, das klappt tatsächlich auch bei Hunden erstaunlich gut!
Und in Geschütztem Rahmen Entscheidungen treffen lassen, z.b. den Hund mal den Weg bestimmen lassen (bitte nicht vor uneinsehbaren Kreuzungen (für den Fall, dass euch mal was überrascht)
Letzter Punkt: physische Manipulation: ein erhobener Kopf (mit der Handfläche das Kinn nach oben streicheln, eine Rute die sanft in Waagerechte/erhöhte Position gestrichen wird. Beides kann auch helfen.
 
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Dogorama-Mitglied
18. Juli 09:06
Du gibst dir die Antwort in deinem Eingangstext mehrfach selbst - zu viel Aufregung bzw zu hohe Erregung.

Das ist sicher nicht der einzige, aber wahrscheinlich ein sehr wichtiger Bestandteil der Problematik.
 
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Dogorama-Mitglied
18. Juli 09:07
Du kannst doch den Hund nicht in eine Box tun wenn du weg musst!!!
 
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Jana
18. Juli 09:13
Das habe ich auch schon paar Mal probiert, aber ich glaube Cooper denkt dann einfach nur, dass man mit ihm spielt 😅 Vielleicht muss ich da noch etwas dramatischer werden.
Ich hatte kurz Angst, dass meine Nachbarn den Notdienst rufen 😂 war aber dann nach wirklich nur eins/zweimal vorbei. Man hat wirklich gemerkt, wie es klick bei ihm gemacht hat...
 
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Ramona
18. Juli 09:24
Zum Thema Beisshemmung: Bei mir hat es geholfen sterbender Schwan zu spielen 😂 klingt jetzt blöd, aber autsch sagen und quieken haben ihn eher noch gepuscht. Erst als ich ein Drama veranstaltet habe und so getan habe, als ob er mich abschlachten würde (inkl. Bodenwälzen und Schmerzensschreie, ein richtiges Drama eben), hat er begriffen, dass er mir weh tut. Kein Hund will einen verletzen, nur manche begreifen es nicht so einfach. Nach eins/zwei Dramen hat er es auch gelassen. Vielleicht hilft es ja 😅
Woah das versuche ich auch 😯
 
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Jitka
18. Juli 11:08
Ich habe es ganz am Anfang versucht, aber ich glaube aufgrund seiner Herkunft mag er es nicht gerne eingesperrt zu sein. Ich hab aber auch ein Laufgehege, dass ich ab und an aufbaue und da kommt er gut zur Ruhe. Ich würde mir nur wünschen, dass es zukünftig auch ohne funktioniert. Danke dir trotzdem für den Tipp mit der Box :)
Ja, das verstehe ich. Beim positiven Aufbau macht man die Box in den ersten Tagen bis Wochen, je nach Hund, noch gar nicht zu, sondern verknüpft sie halt durch Futter/Leckerli positiv. Aber es gibt sicherlich auch Hunde, die da ein Trauma haben, wo es nicht so leicht ist, die Box als einen Wohlfühl- und Ruheort zu prägen. Alles Liebe und viel Erfolg weiterhin 🙏
 
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Julia
18. Juli 16:45
Achja. Erinnert mich an meinen. 1.5 Jahre alt. So mit 8 Monaten kam Mateo auch in die Phase, wo wieder alles unheimlich und zum fürchten war. Es war so anstrengend. Geduld haben und Ruhe bewahren. Ihn begleiten in seinen Ängsten, rechne immer bissi mehr Zeit für die Runden, falls ihr an ner Mülltonne vorbei kommt (die zwar immer da steht) aber der Kleine erstmal/mal wieder seine Angst überwinden muss. Sicherheit und Zeit geben. Auch im Hausgang mit den Nachbarn hatte/habe ich das mit dem bellen. Wird aber mit der Zeit.....
Und allein bleiben ist die Kür. Das kann meiner immer noch nicht so richtig. Auch hier. Zeit geben! Step by step. Meiner konnte dann iwann bissi länger allein bleiben. Ich dachte schon. Cool! Und dann. Auf einmal. Ging es wieder nicht. Also, wieder von vorne anfangen. Kleinschrittig. Hilft ja nix. Stressige Zeit aber die schönen Momente haben immer überwogen.
 
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Julia
18. Juli 16:52
Achja. Erinnert mich an meinen. 1.5 Jahre alt. So mit 8 Monaten kam Mateo auch in die Phase, wo wieder alles unheimlich und zum fürchten war. Es war so anstrengend. Geduld haben und Ruhe bewahren. Ihn begleiten in seinen Ängsten, rechne immer bissi mehr Zeit für die Runden, falls ihr an ner Mülltonne vorbei kommt (die zwar immer da steht) aber der Kleine erstmal/mal wieder seine Angst überwinden muss. Sicherheit und Zeit geben. Auch im Hausgang mit den Nachbarn hatte/habe ich das mit dem bellen. Wird aber mit der Zeit..... Und allein bleiben ist die Kür. Das kann meiner immer noch nicht so richtig. Auch hier. Zeit geben! Step by step. Meiner konnte dann iwann bissi länger allein bleiben. Ich dachte schon. Cool! Und dann. Auf einmal. Ging es wieder nicht. Also, wieder von vorne anfangen. Kleinschrittig. Hilft ja nix. Stressige Zeit aber die schönen Momente haben immer überwogen.
Beim allein bleiben hat meinem geholfen nur im Schlafzimmer zu bleiben mit Radio an.
Beim bellen im Hausgang hab ich anfangs geschimpft oder es kam ein schnittiges "Aus!" All das hat es noch schlimmer gemacht. Iwann hab ich ihn dann gelobt, dass er fein aufgepasst hat und so konnten wir alle schnell wieder in Ruhe kommen.
Das beißen. Hmm. Mateo hat sooo lange so viel kaputt gemacht. Ich erinnere mich gut. Obernervig, aber ja. So war das auch bei uns. Mich beißen war allerdings ein No-Go. Das hab ich sofort und konsequent unterbunden.
Wenn er nicht zur Ruhe kommt wenn ihr woanders seid ist es für ihn ggf noch zu früh. Mateo kommt auch oft nicht gut zur Ruhe wenn ich bei Freunden bin. Er muss immer bei mir sein. Ablegen in nem anderen Zimmer geht gar nicht. Ich geh halt seit 1.5 Jahren nicht soOo viel weg. Das kommt aber wieder, keine Sorge. Nur gibt der kleine Wauz erstmal noch das Tempo im/vom Leben an. Zumindest seh ich es so. TOI TOI TOI. Es wird alles mit Geduld und Spucke;)
 
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Sabine
18. Juli 17:29
Üben, Üben, Üben....

https://dogorama.app/de-de/forum/Sport_Spiel/74_Trick-Uebung_Leckerli_schnappen-nebzgmdlsCxqpCOYA700/

https://dogorama.app/de-de/forum/Verhalten_Psychologie/Toolbox_zur_Unterstuetzung_gestresster_Hunde-V7caH6j95MeyRfDY11vW/

https://dogorama.app/de-de/forum/Sport_Spiel/56_Impulskontrollchallenge_Ich_warte_auf_dich-dOsTc13ptrXKozR9Gfrz/

....und nicht aufgeben!