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Katrin
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Anzahl der Antworten 97
zuletzt 3. März

Bauchgefühl in der Hundeerziehung

Für mich ist das gute alte Bauchgefühl ein ganz wichtiger Bestandteil im Umgang mit Tieren. Fast noch wichtiger als das Wissen über Trainings- und Erziehungsmethoden. Trotzdem habe ich das Gefühl das immer mehr Hundehalter nicht mehr auf ihre Intuition hören sondern mehr auf Bücher und Trainer vertrauen. Dabei gehört beides doch eigentlich fest zusammen. Das Wissen und das Bauchgefühl. Ich lerne unglaublich gerne dazu, lese viel aber handel immer nach dem Bauchgefühl. Auch wenn es mit dem gelernten nicht immer übereinstimmt. Wie ist es bei euch? Wie leicht fällt es euch auf euer Bauchgefühl zu hören? Hört ihr überhaupt drauf oder findet ihr es eher störend im Umgang mit eurem Hund? Liebe Grüße, eure Katrin
 
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Dogorama-Mitglied
27. Feb. 13:41
Deine Aussage kann ich in der allgemein gehaltenen Weise irgendwie nicht nachvollziehen. Sie kommt bei mir etwas aggressiv rüber. Oder verstehe ich jetzt etwas gänzlich falsch.. ? Ich jedenfalls finde es hilfreich, mich mit dem Thema auseinander zu setzen. Und auch zu lesen, was sich andere für Gedanken dazu machen, und mit welcher Perspektive sie darauf blicken.
Ich kann Janas Aussage zum Teil verstehen..Bei manchen Fragen hat man den Eindruck, dass jemand zu faul war, selber zu recherchieren bzw. nicht mal die Energie aufbringt, die nötigen Infos zum Hund und der Situation zu schreiben. Bei anderen Fragen "höre" ich förmlich das Bauchgefühl heraus (oder manchmal Ängste). Die Person hat z.B. einen Trainer, Tierarzt...zum Problem gefragt und tauscht sich trotzdem noch im Forum aus bzw. hinterfragt.
 
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Katrin
27. Feb. 13:53
Mit Erfahrung und Bestandswissen kann man Situationen sehr gut binnen weniger Sekunden einschätzen. Und dann Situativ, was dem Bauchgefühl nahe kommt reagieren.
Das kommt dem ziemlich nahe. Aber auch das reine Bauchgefühl ist für mich sehr wichtig. Ich stecke ständig in Situationen wo ich weder auf Wissen noch Erfahrungen zurückgreifen kann (hauptsächlich im Umgang mit meinem behinderten Sohn).
 
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Dogorama-Mitglied
27. Feb. 15:17
Das kommt dem ziemlich nahe. Aber auch das reine Bauchgefühl ist für mich sehr wichtig. Ich stecke ständig in Situationen wo ich weder auf Wissen noch Erfahrungen zurückgreifen kann (hauptsächlich im Umgang mit meinem behinderten Sohn).
Das ist dann auch entscheidend :)

Ich persönlich denke trotzdem nicht das man diese Strategie zu 100% auf den Hund übertragen kann.

Ich habe umgekehrt aber auch keinen Sohn und kann mich dementsprechend gar nicht in euer Leben hineinversetzen.
Du bist wahrscheinlich deutlich sensibilisierter darauf, kleine Änderungen zu bemerken und dann aus dem Bauch heraus eine Entscheidung treffen zu müssen.
Was durch deine Erfahrung dann richtig gut klappt.

Aber Hundebesitzer die nicht in deiner Situation sind, werden da wahrscheinlich nicht so gut drin sein.
 
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Katrin
27. Feb. 15:26
Das ist dann auch entscheidend :) Ich persönlich denke trotzdem nicht das man diese Strategie zu 100% auf den Hund übertragen kann. Ich habe umgekehrt aber auch keinen Sohn und kann mich dementsprechend gar nicht in euer Leben hineinversetzen. Du bist wahrscheinlich deutlich sensibilisierter darauf, kleine Änderungen zu bemerken und dann aus dem Bauch heraus eine Entscheidung treffen zu müssen. Was durch deine Erfahrung dann richtig gut klappt. Aber Hundebesitzer die nicht in deiner Situation sind, werden da wahrscheinlich nicht so gut drin sein.
Kann sein. Ich kenne es aber auch nicht anders. Ich war schon früher ein Bauchmensch. Auch im Umgang mit (meinen) Tieren. Vielleicht liegt es an der Art wie ich erzogen wurde🤷‍♀️. Meine Mutter war der typische Kopfmensch, mein Paps hielt sich mehr ans Bauchgefühl und ich war ein Papakind😊
 
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Marc
27. Feb. 17:20
Vielen lieben Dank. Die Erziehung hat sich sehr verändert und das aus meiner Sicht nicht immer unbedingt zum positiven für die Entwicklung von Kindern und von Hunden. Ich habe drei Kinder im Alter von 8, 14 und16 Jahren. Schon in diesem kurzen Zeitraum hat sich sehr viel getan (auch in den Schulen) und es vergeht kaum ein Tag an denen ich keine Geschichten höre wo ich mir echt an den Kopf packe und den Sinn dahinter suche. Der Druck der auf viele Eltern und Kindern bzw Hundehalter und Hunde lastet ist enorm. Mich wundert es ehrlich gesagt das es im TV noch keine reinen Erziehungssender gibt. Wenn man sich mal die Titel von Kinder- und von Hunderatgebern anschaut stellt man sehr schnell fest wie sehr die sich ähneln (auch inhaltlich). Ich finde das sehr erschreckend.
Liebe Katrin,
eine Mutter von drei Kindern ist eine absolute Expertin. Der werde ich selbstverständlich nix sagen.
Ich kann immer nur aus der schulischen Praxis sprechen. Und dort erlebe ich seit 30 Jahren, dass Pädagogik und Erziehung sehr ideologisch und dogmatisch betrieben wird. Die jungen Kollegen sind sehr unter Druck, weil das Korsett der korrekten Pädagogik und Erziehung sehr eng geschnürt ist. Und wehe, die jungen Kollegen stellen die heutige Lehrmeinung in Frage. Dann haben sie nichts zu lachen und fallen schlimmstenfalls sogar durch die 2. Staatsprüfung durch.
So'n oller Sack wie ich darf natürlich alle heretischen und gotteslästerlichen Fragen stellen: Wie kommt's, dass wir nach den damaligen Erziehungsmaßstäben groß und lebenstüchtig geworden und nicht Barbaren und / oder Psychos geworden sind?
Dann erlebe ich, dass die jungen Kollegen, aber auch Eltern eher die Rolle der Kumpels ihrer Kinder einnehmen wollen als Wegweiser. Ich oller Sack, Lichtjahre von den Jungen entfernt, kann diese Rolle leichter übernehmen. An mir können sie sich reiben und abarbeiten. Und ich stelle auch nicht den Anspruch, dass ich von allen geliebt werden.Mir reicht es, wenn sie mir mit Respekt begegnen.
Und wenn ich den jungen Kollegen sage, dass die Pädagogik von heute in 15, 20 Jahren genauso veraltet und no-go sein wird wie die Pädagogik aus der Zeit, als ich Junglehrer war, dann nehmen sie diesen Hinweis achselzuckend hin, aber natürlich bleiben sie Kinder ihrer Zeit und Generation.
Ich ermutige sie trotzdem, jenseits der ideologischen Festschreibungen ihrem gesunden Menschenverstand und ihrer Intuition zu folgen.
Und bei Hundis finde ich so manche starre Regel auch sinnlos und schlichtweg blöd. Als Anfänger habe ich natürlich nichts zu sagen. Aber Anfänger sein bedeutet ja nicht, dass ich blöd sein muss.
Schönen Abend noch!
 
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Marc
27. Feb. 17:22
Kann sein. Ich kenne es aber auch nicht anders. Ich war schon früher ein Bauchmensch. Auch im Umgang mit (meinen) Tieren. Vielleicht liegt es an der Art wie ich erzogen wurde🤷‍♀️. Meine Mutter war der typische Kopfmensch, mein Paps hielt sich mehr ans Bauchgefühl und ich war ein Papakind😊
Ich war auch ein Papakind!
 
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Tobias
27. Feb. 17:56
Ich fand die Erklärung von Ute sehr einleuchtend. Bei mir ist es auch oft so das zuerst der „Bauch“ sich meldet und sagt das fühlt sich gut/richtig an oder halt schlecht/falsch. Hab mir das immer als eine schnelle emotionale Rückmeldung erklärt. Wie so ein ersten „Hintergrund Scan“ deiner Erfahrungen und deines Wissens. (Würde mich mal interessieren ob das wirklich so psychisch korrekt ist) Ich bin damit aber immer gut gefahren, besonders wenn sich etwas „falsch“ angefühlt hat. Spätestens dann beginnt mein Kopf zu kreisen und ich suche Gründe dafür, oder die kommen von selbst hervor gesprudelt.
Ich glaube schon und vermute (bin halt kein Psychologe) dass so ein System einen evulotionären Vorteil hätte.
Wenn eine Situation planbar ist und ich etwas umsetzen will dann ist der Verstand und die Phantasie dran. Und wenn ich es habe mein Wissen. Aber am Ende befinde ich mich immer im Hier und jetzt, da kann ich wenn der vorher festgelegte Plan nicht funktioniert nicht unbedingt einen neuen machen. Dann schaltet sich mein Bauchgefühl dazwischen und ich „switche“ um. Ich glaube das ist eher der Unterschied, also für mich zumindest… Die kurzfristigen Entscheidungen sind aus dem Bauch, danach wird bewertet und analysiert.
Die Frage ist ob man mit dem Kenntnisstand in der akuten Situation eine bessere Entscheidung zu Stande bringt. Kann ja eigentlich nicht… wenn man das aber versucht ist es eigentlich oft auch schon zu spät.
Also trenne ich das Spiel oder lasse ich es noch laufen… will ich das jetzt wirklich tun…
Also bitte nicht falsch verstehen… Wissen aufbauen und Reflektieren ist enorm wichtig, ohne das kommt man nicht zu einem guten Bauchgefühl.
Oft erlebe ich es das zu lange nachgedacht wird und man sich dann zu sehr ausbremst….
Und je mehr Erfahrungen man sammelt desto überlegter und schneller kommt die Reaktion und auch die Reflexion dazu…
 
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Nadine
27. Feb. 18:14
Ich fand die Erklärung von Ute sehr einleuchtend. Bei mir ist es auch oft so das zuerst der „Bauch“ sich meldet und sagt das fühlt sich gut/richtig an oder halt schlecht/falsch. Hab mir das immer als eine schnelle emotionale Rückmeldung erklärt. Wie so ein ersten „Hintergrund Scan“ deiner Erfahrungen und deines Wissens. (Würde mich mal interessieren ob das wirklich so psychisch korrekt ist) Ich bin damit aber immer gut gefahren, besonders wenn sich etwas „falsch“ angefühlt hat. Spätestens dann beginnt mein Kopf zu kreisen und ich suche Gründe dafür, oder die kommen von selbst hervor gesprudelt. Ich glaube schon und vermute (bin halt kein Psychologe) dass so ein System einen evulotionären Vorteil hätte. Wenn eine Situation planbar ist und ich etwas umsetzen will dann ist der Verstand und die Phantasie dran. Und wenn ich es habe mein Wissen. Aber am Ende befinde ich mich immer im Hier und jetzt, da kann ich wenn der vorher festgelegte Plan nicht funktioniert nicht unbedingt einen neuen machen. Dann schaltet sich mein Bauchgefühl dazwischen und ich „switche“ um. Ich glaube das ist eher der Unterschied, also für mich zumindest… Die kurzfristigen Entscheidungen sind aus dem Bauch, danach wird bewertet und analysiert. Die Frage ist ob man mit dem Kenntnisstand in der akuten Situation eine bessere Entscheidung zu Stande bringt. Kann ja eigentlich nicht… wenn man das aber versucht ist es eigentlich oft auch schon zu spät. Also trenne ich das Spiel oder lasse ich es noch laufen… will ich das jetzt wirklich tun… Also bitte nicht falsch verstehen… Wissen aufbauen und Reflektieren ist enorm wichtig, ohne das kommt man nicht zu einem guten Bauchgefühl. Oft erlebe ich es das zu lange nachgedacht wird und man sich dann zu sehr ausbremst…. Und je mehr Erfahrungen man sammelt desto überlegter und schneller kommt die Reaktion und auch die Reflexion dazu…
Meines Wissens ist das so korrekt. (ich bin aber auch nur Laie) Die Intuition sitzt im Hirn im limbischen System, dem ältesten Teil unseres Gehirns, den wir uns auch mit dem Affen teilen. Das limbische System hat einen großen Anteil daran, Wissen (und Erfahrungen und damit verbundenene Emotionen) abzuspeichern, und ist hauptsächlich für Emotionen und unbewusstes Denken verantwortlich. Es gibt Studien, dass Menschen unbewusst schon "Probleme" wahrnehmen und zb schwitzen - gesteuert vom limbischen System - , bevor sie es rational merken und erklären können. Bauchgefühl eben. Wann und wie das passiert, hängt aber stark von unseren Erfahrungen, unserem Wissen und natürlich unserer kulturellen Prägung ab.

Am Beispiel Hund erklärt, der das limbische system natürlich auch hat: mein Hund wurde früher vermutlich mit Stöcken geschlagen. Ein Mensch mit Stock bedeutet für ihn Gefahr und basierend darauf Angriff oder Flucht, je nachdem (wir arbeiten dran). Dein Hund hat hoffentlich andere Erfahrungen gemacht und evtl mit Stöcken gespielt. Also Mensch + Stock = Freude.
Genauso beeinflussen unsere Erfahrungen unser Bauchgefühl - das man aber auch entsprechend schulen kann.

Das bewusste Denken sitzt im Neokortex und ist deutlich langsamer, dafür aber "rational". Den hat der Affe zwar auch, aber viel viel kleiner.
 
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Katrin
27. Feb. 18:15
Liebe Katrin, eine Mutter von drei Kindern ist eine absolute Expertin. Der werde ich selbstverständlich nix sagen. Ich kann immer nur aus der schulischen Praxis sprechen. Und dort erlebe ich seit 30 Jahren, dass Pädagogik und Erziehung sehr ideologisch und dogmatisch betrieben wird. Die jungen Kollegen sind sehr unter Druck, weil das Korsett der korrekten Pädagogik und Erziehung sehr eng geschnürt ist. Und wehe, die jungen Kollegen stellen die heutige Lehrmeinung in Frage. Dann haben sie nichts zu lachen und fallen schlimmstenfalls sogar durch die 2. Staatsprüfung durch. So'n oller Sack wie ich darf natürlich alle heretischen und gotteslästerlichen Fragen stellen: Wie kommt's, dass wir nach den damaligen Erziehungsmaßstäben groß und lebenstüchtig geworden und nicht Barbaren und / oder Psychos geworden sind? Dann erlebe ich, dass die jungen Kollegen, aber auch Eltern eher die Rolle der Kumpels ihrer Kinder einnehmen wollen als Wegweiser. Ich oller Sack, Lichtjahre von den Jungen entfernt, kann diese Rolle leichter übernehmen. An mir können sie sich reiben und abarbeiten. Und ich stelle auch nicht den Anspruch, dass ich von allen geliebt werden.Mir reicht es, wenn sie mir mit Respekt begegnen. Und wenn ich den jungen Kollegen sage, dass die Pädagogik von heute in 15, 20 Jahren genauso veraltet und no-go sein wird wie die Pädagogik aus der Zeit, als ich Junglehrer war, dann nehmen sie diesen Hinweis achselzuckend hin, aber natürlich bleiben sie Kinder ihrer Zeit und Generation. Ich ermutige sie trotzdem, jenseits der ideologischen Festschreibungen ihrem gesunden Menschenverstand und ihrer Intuition zu folgen. Und bei Hundis finde ich so manche starre Regel auch sinnlos und schlichtweg blöd. Als Anfänger habe ich natürlich nichts zu sagen. Aber Anfänger sein bedeutet ja nicht, dass ich blöd sein muss. Schönen Abend noch!
Ich erinnere mich noch gut an den berühmten Satz das früher alles besser war. Fand den immer doof denn alles war bestimmt nicht besser. Trotzdem erwische ich mich heute immer wieder dabei wie ich das selber sage oder denke. Ich lerne gerne dazu, auch was Lehrmethoden angeht. Einiges finde ich gut anderes entzieht sich mir jeglicher Logik. Laut Klassenlehrerin gehöre ich wohl zu einer austerbenden Art von Müttern. Ich will nicht die Freundin meiner Kinder sein sondern Ansprechpartner und sicherer Hafen. Ich hocke auch nicht bei den Hausaufgaben dabei oder mische mich ein sondern gebe nur auf Nachfrage eine Hilfestellung. So handhabe ich das auch mit meiner Hündin. Fehler machen dürfen finde ich zB sehr wichtig. Und ich finde es genauso wichtig zu wissen das Fehler machen nichts schlimmes ist. So wie mal eine 5 oder 6 in Klausuren oder gar auf dem Zeugnis nicht das Ende der Welt ist so ist das nicht befolgen eines Kommandos oder eine Langzeitbaustelle für mich ebenfalls nichts schlimmes. Kann halt mal passieren. Ich gehe also recht entspannt mit sowas um (noch etwas das ich von meinem Paps habe😅). Ich glaube in der Erziehung (von Kindern und Hunden) passiert gerade sehr viel, ein wenig auch dank Corona. Die Frage ist nur wird es die jetzigen Erziehungs- und Trainingsmethoden positiv oder negativ verändern. Ich bin echt gespannt darauf. Wünsche dir auch noch einen schönen Abend😊
 
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Niki
27. Feb. 18:43
Genau so sollte es gehen, Bauchgefühl ist so wichtig bei der Erziehung. Zb mache ich mir keinen Kopf mehr darüber, das der große von mir nicht frei laufen kann, weil er in seinem vorherigen leben schon einmal gerissen hat, was auch immer. Er ist der liebste Hund auf Erden. 😘 Erziehung ist gut, aber trotzdem alles in Maßen. Ich bin froh, das beide so lieb und freundliche Wesen sind!!