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Sharon
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Anzahl der Antworten 6
zuletzt 15. Juli

Ausraster im Café

Hallo liebe alle, wie schon oben genannt, geht es bei uns um richtige Ausraster, wenn wir in einem Café/Restaurant sitzen. Mein 11jähriger Herr (seit Ende März bei uns) ist generell bei Hundebegegnungen immer freundlich interessiert - sagt kurz Hallo und dann ist auch wieder gut. Er zeigt keine Leinenagression und vertraut auf mich (in unangenehmen Situationen kommt er zu mir - ich regle das). Anders sieht das aus, wenn wir es uns in einem Café gemütlich gemacht haben (auch im Außenbereich). Er ist ruhig, döst so vor sich hin, aber sobald ein anderer Hund in die Nähe kommt, dreht er völlig durch. Er knurrt, bellt richtig aggressiv und geht nach vorne - er ist total im Tunnel und reagiert auch nicht auf mich. Das kenne ich von ihm ausschließlich in dieser Situation. Ich halte ihm dann das Maul zu, drehe ihn zu mir, schaue ihn an und rede beruhigend auf ihn ein. Solange, bis auch er sich wieder beruhigt hat. Das braucht dann immer ein paar Anläufe und Zeit. Wenn ein anderer Hund bereits da ist, wenn wir kommen, kann er aber auch 2 Stunden völlig relaxed am Nebentisch schlafen. So. Entschuldigt bitte den langen Text 😅 hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und/oder kann uns einen Tipp geben, wie wir das am besten trainieren / in den Griff bekommen? Vielen Dank schonmal! 💕
 
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Peter
Beliebteste Antwort
15. Juli 12:57
Hey nochmal ☺️ Also den Hund blocken ist schon richtig. Wenn Neo mal was spannendes gesehen hat und fixiert (er ist dann 100% fokussiert und in nem Tunnel - Jagdhund halt), Stelle ich mich zwischen ihn und den Reiz. Er bekommt ein "Zssscht!!" und eventuell einen leichten Stupser mit zwei Fingern an die Schulter zum "aufwecken, aus dem Tunnel holen". Bei Blickkontakt sofort loben und eine kleine, tolle Spielaktion starten. Hunde sind sehr schnell im Kopf und du hast eine neue Situation geschaffen, die du toll belohnen kannst (Fleischwurst immer dabei). Es geht also um Situation und Timing. Alternativ verlässt du kurz den Bereich, wie schon gesagt wurde, damit Ruhe einkehrt. Das ist besser, als wenn der andere Hund geht, während deiner Terror macht, denn dann denkt er, er hat den anderen vertrieben. Wichtig, denn dann hatte er Erfolg und wird es wieder so machen. Deswegen bin ich ein Freund davon, so eine Situation auszusitzen. Egal was das Publikum denken mag. Wenn der andere Hund nett und souverän ist, bitte den anderen Besitzer, kurz zu bleiben. Unterhalte dich, ignoriere oder korrigiere deinen Hund und übernimm die Situation. Höchstwahrscheinlich wird dein Hund merken: Frauchen kümmert sich, alles unter Kontrolle, der andere will nix von mir und alles cool. Jede Sekunde, die er etwas entspannt und ruhig ist, unbedingt belohnen, verbal und mit Wurst 😉 Ansonsten kannst du im Alltag dafür sorgen, dass er merkt, dass du den Hut auf hast, alle Entscheidungen triffst und er sich auf dich verlassen kann. Dann hat er keine Veranlassung, territorial zu sein und kann altersgerecht entspannen. Dazu gehört zu Hause auch die komplette Ressourcenverwaltung deinerseits: Futter, Spielzeug, Aufmerksamkeit, Zuwendung, Raum, Bewegungsfreiheit... Du beginnst und verwaltest, du gibst und nimmst, du forderst deinen Raum ein. Im Prinzip ist alles deins, ausser du gibst es ihm. So wird auch der Tisch im Café zu DEINEM Tisch und du bestimmst die Tischmanieren. Klar, er ist 11, keine Ahnung was vorher war, aber jetzt ist jetzt und die Vergangenheit passé. Das ist ja das tolle an Hunden, sie leben im Heute, Gestern ist egal. Und auch ein Senior lernt noch. Dauert vielleicht nen Moment länger. Aber er hat ja noch viele Jahre, das lohnt sich. 😉
 
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Peter
15. Juli 09:47
Hi Sharon! ☺️ So eine Situation hatten wir tatsächlich gestern erst. Ich kam mit meinem Labrador an einer Gruppe Leute vorbei, die draußen an diversen Tischen einer Veranstaltung beiwohnten. Am Tisch ein kleiner Mischling (wirklich keine Ahnung was für ein Mix, etwa Malteser-Grösse). Eigentlich wollten wir weitergehen, aber die Frau wollte Kontakt. Der kleine Hund ist direkt vorgeschossen, hat gebellt und geknurrt und ist Neo angegangen. Gut, es war offensichtlich ne harmlose Scheinattacke, denn Neo blieb komplett cool. Er machte nur mal nen Schritt drauf zu und die Kleine verkrümelte sich. Wir unterhielten uns kurz und nett und es beruhigte sich. Die Frau sagte "wir sitzen hier schon 2h, da denkt sie, das hier ist ihrs ". So hab ich das auch bewertet. Einfach weil die da schon ne Weile sassen, wurde es zu ihrem Territorium, welches sie verteidigt hat. Das könnte bei euch genau so sein. Wenn ihr zuerst da seid, ist es SEIN Gebiet. Wenn bereits ein anderer Hund da ist, fügt er sich. Unterwegs in Bewegung hat er kein Territorium und bleibt nett. Vielleicht kommt im Alter von 11 Jahren auch noch hinzu, dass er nicht mehr optimal sehen und hören kann und deswegen Situationen nicht mehr richtig einschätzen kann und "überrascht" ist, dass da plötzlich ein Artgenosse kommt. Lösung: Ihm klarmachen, dass er nicht die Verteidigung übernehmen muss, da ihr das macht. Er ist ja erst seit kurzem bei euch. Andere auf Distanz halten. Beruhigen ist gut, aber es besteht die Gefahr das Ganze zu bestätigen. Schnauze zu halten finde ich nicht so gut (hat die Frau gestern auch gemacht, gebracht hat es nichts). Eher ablenken würde ich versuchen und eben Individualdistanz sichern...
 
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Sharon
15. Juli 10:26
Hi Sharon! ☺️ So eine Situation hatten wir tatsächlich gestern erst. Ich kam mit meinem Labrador an einer Gruppe Leute vorbei, die draußen an diversen Tischen einer Veranstaltung beiwohnten. Am Tisch ein kleiner Mischling (wirklich keine Ahnung was für ein Mix, etwa Malteser-Grösse). Eigentlich wollten wir weitergehen, aber die Frau wollte Kontakt. Der kleine Hund ist direkt vorgeschossen, hat gebellt und geknurrt und ist Neo angegangen. Gut, es war offensichtlich ne harmlose Scheinattacke, denn Neo blieb komplett cool. Er machte nur mal nen Schritt drauf zu und die Kleine verkrümelte sich. Wir unterhielten uns kurz und nett und es beruhigte sich. Die Frau sagte "wir sitzen hier schon 2h, da denkt sie, das hier ist ihrs ". So hab ich das auch bewertet. Einfach weil die da schon ne Weile sassen, wurde es zu ihrem Territorium, welches sie verteidigt hat. Das könnte bei euch genau so sein. Wenn ihr zuerst da seid, ist es SEIN Gebiet. Wenn bereits ein anderer Hund da ist, fügt er sich. Unterwegs in Bewegung hat er kein Territorium und bleibt nett. Vielleicht kommt im Alter von 11 Jahren auch noch hinzu, dass er nicht mehr optimal sehen und hören kann und deswegen Situationen nicht mehr richtig einschätzen kann und "überrascht" ist, dass da plötzlich ein Artgenosse kommt. Lösung: Ihm klarmachen, dass er nicht die Verteidigung übernehmen muss, da ihr das macht. Er ist ja erst seit kurzem bei euch. Andere auf Distanz halten. Beruhigen ist gut, aber es besteht die Gefahr das Ganze zu bestätigen. Schnauze zu halten finde ich nicht so gut (hat die Frau gestern auch gemacht, gebracht hat es nichts). Eher ablenken würde ich versuchen und eben Individualdistanz sichern...
Hi Peter, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! 😊 ist auch irgendwie „schön“ zu hören, dass es nicht nur uns so geht. Ich vermute auch stark, dass er Besitzansprüche stellt und sein Revier verteidigt. Da er in dem Moment allerdings so drüber ist, bekomme ich ihn nicht anders abgelenkt, als ihn zu packen und so seine Aufmerksamkeit wegzulenken. Das finde ich selbst nicht schön und wie du schon geschrieben hast, bringt es auch nur mäßigen Erfolg. Da spielt wohl auch mit rein, dass es mir schlicht unangenehm ist, wenn er vor allen Gästen so austickt. Distanz ist immer gegeben. Das letzte Mal hat er den anderen Hund nur durch die Hecke gerochen, das hat schon gereicht. Hast du eine Idee, wie so eine effiziente Ablenkung aussehen kann bzw. wie ich ihm nachhaltig klar mache, dass er sich in solchen Situationen mit anderen arrangieren muss? Leckerlis etc wären ja der absolut falsche Weg. Ignorieren will ich ihn auch nicht. Nah zu mir holen und körpersprachlich den Weg blockieren funktioniert nur teilweise. 😕 vlt hast du ja einen Geheimtipp 😊 Wünsche dir einen schönen Tag!
 
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Dogorama-Mitglied
15. Juli 10:42
Hallo! Ich stimme Peter voll und ganz zu. Das war auch mein erster Gedanke. Mein zweiter Gedanke war, wenn er glaubt, das Café ist seins, würde ich ihn nehmen und kurz mit ihm das Café verlassen. 5 Minuten draußen zum Runterkommen und dann gemütlich wieder rein spazieren. Vielleicht kann man das nicht immer so praktizieren, aber so kannst du ihm vielleicht zeigen, dass sein Territorialanspruch Quatsch ist. Ich würde das einfach mal ausprobieren - das nimmt auch den Druck von dir, es den anderen Gästen recht zu machen... Alles Gute mit dem Senior! 🍀🍀🍀
 
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Peter
15. Juli 12:57
Hey nochmal ☺️ Also den Hund blocken ist schon richtig. Wenn Neo mal was spannendes gesehen hat und fixiert (er ist dann 100% fokussiert und in nem Tunnel - Jagdhund halt), Stelle ich mich zwischen ihn und den Reiz. Er bekommt ein "Zssscht!!" und eventuell einen leichten Stupser mit zwei Fingern an die Schulter zum "aufwecken, aus dem Tunnel holen". Bei Blickkontakt sofort loben und eine kleine, tolle Spielaktion starten. Hunde sind sehr schnell im Kopf und du hast eine neue Situation geschaffen, die du toll belohnen kannst (Fleischwurst immer dabei). Es geht also um Situation und Timing. Alternativ verlässt du kurz den Bereich, wie schon gesagt wurde, damit Ruhe einkehrt. Das ist besser, als wenn der andere Hund geht, während deiner Terror macht, denn dann denkt er, er hat den anderen vertrieben. Wichtig, denn dann hatte er Erfolg und wird es wieder so machen. Deswegen bin ich ein Freund davon, so eine Situation auszusitzen. Egal was das Publikum denken mag. Wenn der andere Hund nett und souverän ist, bitte den anderen Besitzer, kurz zu bleiben. Unterhalte dich, ignoriere oder korrigiere deinen Hund und übernimm die Situation. Höchstwahrscheinlich wird dein Hund merken: Frauchen kümmert sich, alles unter Kontrolle, der andere will nix von mir und alles cool. Jede Sekunde, die er etwas entspannt und ruhig ist, unbedingt belohnen, verbal und mit Wurst 😉 Ansonsten kannst du im Alltag dafür sorgen, dass er merkt, dass du den Hut auf hast, alle Entscheidungen triffst und er sich auf dich verlassen kann. Dann hat er keine Veranlassung, territorial zu sein und kann altersgerecht entspannen. Dazu gehört zu Hause auch die komplette Ressourcenverwaltung deinerseits: Futter, Spielzeug, Aufmerksamkeit, Zuwendung, Raum, Bewegungsfreiheit... Du beginnst und verwaltest, du gibst und nimmst, du forderst deinen Raum ein. Im Prinzip ist alles deins, ausser du gibst es ihm. So wird auch der Tisch im Café zu DEINEM Tisch und du bestimmst die Tischmanieren. Klar, er ist 11, keine Ahnung was vorher war, aber jetzt ist jetzt und die Vergangenheit passé. Das ist ja das tolle an Hunden, sie leben im Heute, Gestern ist egal. Und auch ein Senior lernt noch. Dauert vielleicht nen Moment länger. Aber er hat ja noch viele Jahre, das lohnt sich. 😉
 
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Astrid
15. Juli 18:44
Hey nochmal ☺️ Also den Hund blocken ist schon richtig. Wenn Neo mal was spannendes gesehen hat und fixiert (er ist dann 100% fokussiert und in nem Tunnel - Jagdhund halt), Stelle ich mich zwischen ihn und den Reiz. Er bekommt ein "Zssscht!!" und eventuell einen leichten Stupser mit zwei Fingern an die Schulter zum "aufwecken, aus dem Tunnel holen". Bei Blickkontakt sofort loben und eine kleine, tolle Spielaktion starten. Hunde sind sehr schnell im Kopf und du hast eine neue Situation geschaffen, die du toll belohnen kannst (Fleischwurst immer dabei). Es geht also um Situation und Timing. Alternativ verlässt du kurz den Bereich, wie schon gesagt wurde, damit Ruhe einkehrt. Das ist besser, als wenn der andere Hund geht, während deiner Terror macht, denn dann denkt er, er hat den anderen vertrieben. Wichtig, denn dann hatte er Erfolg und wird es wieder so machen. Deswegen bin ich ein Freund davon, so eine Situation auszusitzen. Egal was das Publikum denken mag. Wenn der andere Hund nett und souverän ist, bitte den anderen Besitzer, kurz zu bleiben. Unterhalte dich, ignoriere oder korrigiere deinen Hund und übernimm die Situation. Höchstwahrscheinlich wird dein Hund merken: Frauchen kümmert sich, alles unter Kontrolle, der andere will nix von mir und alles cool. Jede Sekunde, die er etwas entspannt und ruhig ist, unbedingt belohnen, verbal und mit Wurst 😉 Ansonsten kannst du im Alltag dafür sorgen, dass er merkt, dass du den Hut auf hast, alle Entscheidungen triffst und er sich auf dich verlassen kann. Dann hat er keine Veranlassung, territorial zu sein und kann altersgerecht entspannen. Dazu gehört zu Hause auch die komplette Ressourcenverwaltung deinerseits: Futter, Spielzeug, Aufmerksamkeit, Zuwendung, Raum, Bewegungsfreiheit... Du beginnst und verwaltest, du gibst und nimmst, du forderst deinen Raum ein. Im Prinzip ist alles deins, ausser du gibst es ihm. So wird auch der Tisch im Café zu DEINEM Tisch und du bestimmst die Tischmanieren. Klar, er ist 11, keine Ahnung was vorher war, aber jetzt ist jetzt und die Vergangenheit passé. Das ist ja das tolle an Hunden, sie leben im Heute, Gestern ist egal. Und auch ein Senior lernt noch. Dauert vielleicht nen Moment länger. Aber er hat ja noch viele Jahre, das lohnt sich. 😉
Super erklärt 👍👍👍
 
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Jessica
15. Juli 21:05
Hi Peter, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! 😊 ist auch irgendwie „schön“ zu hören, dass es nicht nur uns so geht. Ich vermute auch stark, dass er Besitzansprüche stellt und sein Revier verteidigt. Da er in dem Moment allerdings so drüber ist, bekomme ich ihn nicht anders abgelenkt, als ihn zu packen und so seine Aufmerksamkeit wegzulenken. Das finde ich selbst nicht schön und wie du schon geschrieben hast, bringt es auch nur mäßigen Erfolg. Da spielt wohl auch mit rein, dass es mir schlicht unangenehm ist, wenn er vor allen Gästen so austickt. Distanz ist immer gegeben. Das letzte Mal hat er den anderen Hund nur durch die Hecke gerochen, das hat schon gereicht. Hast du eine Idee, wie so eine effiziente Ablenkung aussehen kann bzw. wie ich ihm nachhaltig klar mache, dass er sich in solchen Situationen mit anderen arrangieren muss? Leckerlis etc wären ja der absolut falsche Weg. Ignorieren will ich ihn auch nicht. Nah zu mir holen und körpersprachlich den Weg blockieren funktioniert nur teilweise. 😕 vlt hast du ja einen Geheimtipp 😊 Wünsche dir einen schönen Tag!
Was wäre denn wenn ihr solche Situationen erstmal meidet und stattdessen irgendwo "simuliert "? Parkbank, Picknickdecke o.ä. vielleicht mit einem Trainingspartner (so das du weißt gleich kommt ein Hund), wenn deiner den anderen sieht und ruhig bleibt (dazu musst Du erst die richtige Entfernung herraus finden), markern und belohnen, funktioniert das auf der Entfernung gut kann sie Stück für Stück verringert werden (natürlich in seinem Tempo), gibt es Rückschritte warst du zu schnell und musst die Schritte verkleinern oder langsamer angehen! 😉