Ich wollte noch kurz zu der dominanzthematik sagen. Ich denke, jeder Hund, genau wie jeder Mensch ist anders. Mit individuellen Bedürfnissen nach, individuellem Bestreben nach Raum, Rang, Harmonie. Somit kann es keine pauschale Methode geben. Es kann eine sehr rangbewusstes Individuum sein, sehr raumgreifend, dem geholfen werden muss, Grenzen zu akzeptieren, konsequent beständig, natürlich nicht hart. Es gibt auch Hunde, die haben kaum rangbestreben, Hunde mit Ängsten, denen umweltsicherheit vermittelt werden muss. Da sind ganz andere Erfordernisse im Umgang mit dem Hund nötig. Da geht es dann nicht so sehr um Begrenzung und mehr um Verstärkung der umweltsicherheit. Am Ende geht es immer darum, für den individuellen Hund die guten und richtigen Entscheidungen zu treffen und souveräner, verlässlicher (also auch berechenbar handelnder Partner zu sein). Man kann mit Begrenzung arbeiten, wenn es das Individuum gut aufnimmt und braucht, solange man maßvoll ist und den druck bei gutem verhalten sofort wieder raus nehmen kann. Mir persönlich ist das arbeiten in positiver atmosphäre mit dem Hund Spaß bereitenden Anreizen (Lob, Zuspruch, zuBrot) das Liebste, weil sich diese Freude auf unsere Arbeit überträgt. Mein Freund ist der Hund aber, weil ich gute Entscheidungen für ihn treffe und sein Vertrauen über Jahre erworben und nie missbraucht habe.
Ich finde nicht, dass man pauschal sagen kann, Unterordnung (nicht zu verwechseln mit täglich geübtem gehorsam auf positiver Verstärkung & auch nicht zu verwechseln mit wichtigen Grenzen) wäre der Weg für jeden Hund. Für meine ängstlichen Hunde waren andere Anteile viel wichtiger und es gibt Hunde da beisst du mit der alphaidee komplett auf granit. Am Ende weiß niemand wie es im individuellen hundekopf aussieht bzgl. rangordnungsvorstellunen. Die wolfsfamilienverbände sind auch weit weg von dem wie wir heute mit Singular zusammengestellten Tieren im Haushalt leben. Am besten finde ich, ein gutes Gefühl für das jeweilige Tier zu bekommen, berechenbare Regeln und meinerseits eingeleiteten Konsequenzen zu vermitteln, auf positiver Arbeit beruhenden gehorsam zu Schulen und deren wertvolles Vertrauen in uns als immer mächtigere Lebewesen im Haushalt nicht zu enttäuschen.
Das zur Diskussion oben.
Bezogen auf die Hündin und den Rüden ist es wirklich eine gute Idee, dem Rüden ruhebereiche in deinem Haus zu schaffen, wo er nicht fürchten muss, von der Hündin kontrolliert zu werden. Zur Not mit kindergittern zwischen den Türen, gerne auch mal zugehangen. So können sie sich riechen, aber es gibt nicht ständig den Stress, dass er den möglichen Attacken der Hündin ausgesetzt wird. So kannst du ihm die Sicherheit zuhause auch noch gewähren, wenn du jetzt die Hündin aufnimmst.
Ich würde auch immer wieder gemeinsam Gassi gehen, da gemeinsame Aktivitäten das Vertrauen stärken. Er kann die Hündin jenseits der Anspannung in der Wohnung erleben. Ich würde einzeln den grundgehorsam weiter schulen. Täglich mehrfach kurze Übungen mit beiden. Ich würde darauf achten, dass du viel Schlaf bekommst, damit du positiv bleiben kannst und die Kraft und Nerven behältst, die Hündin zu retten und deinem Rüden weiter gerecht zu werden.
Und Filmen ist tatsächlich perfekt um mehr über Auslöser, stresssoren und Lösungsmöglichkeiten herauszubekommen.
Alles Liebe!