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Nadine
Einleitungs-Beitrag
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zuletzt 4. Apr.

Allheilmittel Deckentraining

Immer wieder lese ich hier im Forum das Deckentraining. Bei allem soll es helfen, ob der Hund unruhig ist, an der Leine zieht oder Besucher anbellt. Aber tut es das wirklich? Und warum? Wie baue ich ein Deckentraining eigentlich richtig auf? Und wann und wie lange muss der Hund bei euch auf seinem Platz liegen? Dazu liest man die verschiedensten Ansätze. Mal wird der Platz mit Leckerli schmackhaft gemacht, andere arbeiten mit körper(sprach)lichem Begrenzen, andere leinen den Hund an seinem Platz an oder schließen die Box. Für mich klingen zumindest die letzten zwei Ansätze wenig sinnvoll und der Mensch macht es sich meiner Meinung nach nur einfach, auf Kosten des Hundes. Klar, der Hund gibt Ruhe, aber verknüpft er den Ort dann wirklich positiv? Oder hat er einfach nur aufgegeben, aber tatsächlich ist es für ihn ein weiterer Stressfaktor, sodass es Probleme befeuert statt sie zu lösen? In meinen Augen wird das Deckentraining aktuell viel zu inflationär genutzt und Schema F auf jeden Hund gepresst, ohne zu schauen, ob es passt. Wayne und auch meine Pflege-und Betreuungshunde mussten nie längere Zeit auf einem zugewiesenen Platz liegen. Wayne kennt zwar das Deckenkommando, aber länger als 5 Minuten musste er da noch nie bleiben. Und das auch nur höchstens 1x im Monat, wenn ich irgendetwas umräume oder mit etwas hantiere, das für ihn gefährlich wird. Zur Ruhe finden hat bei uns auch ohne Deckentraining geklappt. Wir haben uns gemeinsam hingelegt, gekuschelt, ich habe selbst Ruhe vorgelebt. Die erste Zeit mit dauer-gestresstem Hibbelhund war anstrengend, aber dafür habe ich jetzt in der Wohnung einen komplett entspannten Hund, der sich seine Plätze selbst aussuchen darf. Natürlich sind wir aber nicht repräsentativ und in anderen Familien gibt es sicher gute Gründe, warum der Hund auf der Decke entspannen lernen soll. Darum würde ich gerne eure Ansichten, Erfahrungen und Bedenken zu dem Thema hören. Und auch, wie ihr es aufgebaut habt.
 
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Kirsten
24. Aug. 06:37
Ich habe gestern nochmal ein wenig über das Thema nachgedacht und mir ist noch etwas eingefallen.

Auch beim Alleinsein wird oft gesagt, dass Deckentraining hilfreich ist.
Ich bin völlig konform damit zu sagen, wenn man nicht mal den Hund in einem anderen Raum lassen kann, braucht man gar nicht versuchen, dass Haus zu verlassen.

Der Terrier gilt ja oft als Kontrolletti und Mira hat davon anfangs auch einige Züge mir gegenüber gezeigt.
Wir hatten sehr lange einen Hund der (über Deckentraining) gelernt hat in jedem Raum allein sein zu können (auch ohne feste Platzzuweisung).
Mira hat sehr gut verinnerlicht, dass sie sich keine Sorgen machen muss, so lange ich in der Wohnung bin. Wenn ich das Haus ohne sie verlassen habe, war es dennoch stressig für sie, obwohl wir sie nie länger alleine gelassen haben, als sie leisten konnte.

Da musste ich noch an andere Dinge verändern, bevor ein kleinschrittiges Training zum Alleinsein Wirkung gezeigt hat.
Ich hatte übrigens auch das Gefühl, dass es ihr geholfen hat, kurz zur Tür laufen zu können, um zu prüfen, dass ich wirklich weg bin. Sie schien so mehr Klarheit über die Situation zu haben und kam nach dem Prüfen zur Ruhe.

Deckentraining fürs Ruhen anlernen finde ich, wie schon gesagt, ganz gut.
Fürs Abstellen von Stalking im Bezug aufs Alleinsein glaub ich, dass man das Problem dadurch möglicherweise eher kaschiert, wenn nicht ganzheitlich gearbeitet wird und auch andere Dinge berücksichtigt werden.
Dem Hund nach Schema F einen Platz zuzuweisen, den er halten soll, während man das Haus verlässt, sehe ich daher auch kritisch.

Habe ich auch schon öfters gelesen, deswegen wollte ich nochmal meiner Erfahrung zu dem Thema berichten.
 
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Dogorama-Mitglied
24. Aug. 08:22
Was würdest du Hundehaltern empfehlen, deren Hund trotz ausgiebigem Spaziergang, vollem Bauch und reizarmer Umgebung wiederholt an Wänden kratzt und am Holzboden buddelt? Auf körperliches Wegschicken wird z.B. mit Knurren und Schnappen reagiert.
Da würde ich auch sagen gibt es keine Pauschallösung. Es kommt auf viele Faktoren an. Wie lange hat man den Hund schon, wie lange tritt das Verhalten auf, wann genau tritt das Verhalten auf, kommt es eher vor oder nach dem Spaziergang, vor oder nach dem Essen, nachmittags oder spät abends und und und?

Als erstes würde ich mir aber die Frage stellen ob wegschicken, also Aufmerksamkeit entziehen in dem konkreten Fall hilfreich ist, oder ob Nähe und Aufmerksamkeit die Lösung sein könnten.

Außerdem glaube ich muss man den Lösungsweg flexibel an das Verhalten anpassen und nicht sturr den einen Plan durchziehen. Im Idealfall sammelt man ja kontinuierlich Informationen und gewinnt neues Wissen dazu. Daran kann und sollte man auch sein eigenes Verhalten ausrichten. Wie reagiert der Hund zum Beispiel darauf, wenn man die Art und Dauer der Auslastung steigert oder reduziert. Wie reagiert der Hund, wenn man ihn Zuhause mehr beschäftigt (zum Beispiel mit Schnüffelteppich oder Intelligenzspielzeug) oder mehr ignoriert.
Das kann einem schon viel Aufschluss darüber geben, ob der Hund unter- oder überlastet ist.

Was ich auch super wichtig finde (aus eigener Erfahrung) ist abzuklären, ob das Verhalten nicht vielleicht auch eine körperliche Ursache hat oder diese zumindest das Verhalten verstärkt. Nero hatte zum Beispiel abends Verdauungsprobleme und dieses Unwohlsein hat massiv dazu beigetragen, dass er unruhig wurde und diese Unruhe kombiniert mit Übermüdung hat ihn dann Aufdrehen lassen.

Das wäre so ein möglicher Ansatz. Was mir halt beim Deckentraining, Anleinen oder in den Käfig sperren fehlt ist die Ursachenforschung. Und das Anpassen der Lösungsstrategie.
 
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Dogorama-Mitglied
24. Aug. 08:33
Für den Hund ist die Box sein Haus und wenn er doof ist oder war, mittlerweile brauch ich die Box nicht mehr aber am Anfang war er ein Beißmonster 🤣und nicht zu bändigen. Da musste er halt in sein Haus. Nach kurzer Zeit hatte er es verstanden. Wenn ich doof bin darf ich nicht bei meinen Menschen sein. Für den Hund ist das einfach nur doof und sonst nix. Und weil er bei uns sein wollte hat er sein Verhalten geändert. Heute ist er ein absoluter Traum. Bei manchen Hunden funktioniert halt nix anderes. Für mich war es der Schlüssel.
Du hast dich beschwert, dass Hunde zu sehr vermenschlicht werden und jetzt nennst du den Käfig ein Haus....

Der Käfig deines Hundes ist primär eines... Ein Käfig.
Und dein Hund wohnt nicht in seinem Käfig, er wohnt mit dir zusammen in deinem Haus oder deiner Wohnung 🤷🏻‍♀️.

Und dass der Hund im Käfig sein doof findet und dadurch sein Verhalten ändert widerspricht doch zu 100% der Aussage, der Hund liebe seinen Käfig, brauche ihn um runterkommen und der Käfig sei keine Strafe.
 
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Dogorama-Mitglied
24. Aug. 08:35
Ich haben ein Boxentraining gemacht. Laut Anleitung sollte das nach ein paar Tagen gegessen sein und Hund fühlt sich Pudelwohl in seinem kleinem Reich. Aus ein paar Tagen, wurden Wochen, dann Monate. An sich war die Box Ok. Nur zumachen durfte man sie nicht. Damit ein Hund garnicht erst lernt, das er raus kommt wenn er heult und jabbelt, durfte man die Tür erst aufmachen wenn der Hund ruhig und entspannt war. Diesen Zustand haben wir nie erreicht. Hätte ich nicht irgendwann ein einsehen gehabt wäre mein Hund entweder immer noch in der Box, oder tot. Wahrscheinlich funktioniert das bei 90% der Hunde. Für meinen ist es eine Qual gewesen. Ich habe gelesen, das eine Hundebox in der Schweiz, nur für den Transport genutzt werden darf. Wenn eine Box in der Wohnung als Rückzugsort dienen soll, muss die Tür ausgebaut werden. Wenn nötig geht mein Hund in den Raum, wo wir beide schlafen. Dort hat er mehrere Liegeplätze/ Höhlen, die er auch von sich aus aufsucht. Wenn ihn ein Besucher mal zu doll aufreget, benutze ich auch mal eine Hausleine, bis sich die Situation etwas entspannt. Die Tür lasse ich bewusst auf. Wenn er ruhiger wird, darf er dann den Besuch kennenlernen. Ein längere Zeit auf einer Decke zu bleiben üben wir gelegentlich . Allerdings entsteht dabei auch eine gewisse Erwartungshaltung. Somit sind wir von „Entspannen auf Ansage“ weit entfernt. Jetzt habe ich von einer anderen Ruheübung gelesen. „ InselTraining“ Dabei soll der Hund nicht in die Erwartungshaltung gehen. Deswegen wird ohne positive Verstärker gearbeitet. Auch ohne Blickkontakt und Ansprache. Der Hund soll von alleine darauf kommen, es sich gemütlich zu machen. Erst dann wird nach und nach ein Wort Etabliert. Decke, Pause, Ruhe o.Ä
Kannst du das Inseltraining näher erklären? Ich verstehe nicht so ganz wie das funktioniert.
 
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Dogorama-Mitglied
24. Aug. 08:46
Deckentraining.. gut gemacht.. ist eine erste Űbung in Impulskontrolle. Damit vermeidet man, dass einem der Hund bei jeder Bewegung in der Wohnung folgt. Je mehr Hunde, desto nerviger wird es, wenn du bei jedem Schritt und Tritt verfolgt wirst!! Soll aber wohl auch Leute geben, die das nicht stört.. 😜 Fűr mich wär das nix.. Außerdem grenzt man den Raum ein: besonders wichtig bei Hunden mit Wachtrieb. Und du erhebst Anspruch auf den Rest des Raumes. Die ganze Polemik im Eingangspost lässt vermuten, dass es wenig Kenntnis űber Raumverwaltung in der Tierwelt gibt. Deckentraining heißt ja auch nicht, dass es despotisch erfolgen muss. Ich hab bei meinen Hunden auch immer erstmal geschaut, WO. sie gerne liegen. Dann kam da halt der Hundeplatz hin😉 Deckentraining ist kein "Allheilmittel" aber ein wirklich wichtiges Puzzleteil im guten Zusammenleben mit dem Hund. Manche Leinenpöbelei draußen hat nämlich z. B. ihre Ursache in den häuslichen Missverhältnissen. In der Tierwelt gibt es zwei grundlegende Prinzipien: 1. wer bewegt wen? 2. wer beansprucht welchen Raum? Das gehört mit zur Kommunikartion untereinander. Und es schafft Vertrauen, weil die Hunde dann wissen, was du tust.. und kommen nicht auf die Idee, z. B. dich (dich=allgemein gemeint) beschűtzen zu műssen. Und es schafft RUHE. Je mehr Hunde, desto genauer muss man auf Einhaltung von Regeln achten... sonst machen es die Hunde untereinander..
Ich glaube das Stichwort Kommunikation ist extrem wichtig.

Hunde kommunizieren miteinander, es gibt eine Eskalationsleiter. Wenn der Hund bei Fehlverhalten direkt in den Käfig kommt findet in meinen Augen keine Kommunikation statt.
Weder bevor er in den Käfig kommt und erst recht nicht während er im Käfig ist.

Bei der Raumverwaltung überschreitet ein Hund seine Grenze nicht, nicht weil er es körperlich nicht kann, sondern weil ihm der ältere Hund deutlich gemacht hat, Junge wenn du noch mal her kommst gibt's ne Klatsche (und davor gab es erst einmal sozusagen ein Lass das mal, hab gerade keine Lust und jetzt reicht es aber). Und diese Position hält der ältere Hund ein, er kommuniziert wie lange er eine Annäherung nicht dulded.
Wenn der Hund im Käfig ist kommuniziert er nicht mit dem Halter, sondern mehr oder weniger mit dem Käfig, weil nicht der Halter ihn zurückhalt, sondern ein physisches Objekt.
 
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Miriam
24. Aug. 08:58
Da würde ich auch sagen gibt es keine Pauschallösung. Es kommt auf viele Faktoren an. Wie lange hat man den Hund schon, wie lange tritt das Verhalten auf, wann genau tritt das Verhalten auf, kommt es eher vor oder nach dem Spaziergang, vor oder nach dem Essen, nachmittags oder spät abends und und und? Als erstes würde ich mir aber die Frage stellen ob wegschicken, also Aufmerksamkeit entziehen in dem konkreten Fall hilfreich ist, oder ob Nähe und Aufmerksamkeit die Lösung sein könnten. Außerdem glaube ich muss man den Lösungsweg flexibel an das Verhalten anpassen und nicht sturr den einen Plan durchziehen. Im Idealfall sammelt man ja kontinuierlich Informationen und gewinnt neues Wissen dazu. Daran kann und sollte man auch sein eigenes Verhalten ausrichten. Wie reagiert der Hund zum Beispiel darauf, wenn man die Art und Dauer der Auslastung steigert oder reduziert. Wie reagiert der Hund, wenn man ihn Zuhause mehr beschäftigt (zum Beispiel mit Schnüffelteppich oder Intelligenzspielzeug) oder mehr ignoriert. Das kann einem schon viel Aufschluss darüber geben, ob der Hund unter- oder überlastet ist. Was ich auch super wichtig finde (aus eigener Erfahrung) ist abzuklären, ob das Verhalten nicht vielleicht auch eine körperliche Ursache hat oder diese zumindest das Verhalten verstärkt. Nero hatte zum Beispiel abends Verdauungsprobleme und dieses Unwohlsein hat massiv dazu beigetragen, dass er unruhig wurde und diese Unruhe kombiniert mit Übermüdung hat ihn dann Aufdrehen lassen. Das wäre so ein möglicher Ansatz. Was mir halt beim Deckentraining, Anleinen oder in den Käfig sperren fehlt ist die Ursachenforschung. Und das Anpassen der Lösungsstrategie.
Nein ganz klar. Eine „Lösung“ des Problems ist es natürlich nicht. Aber es kann zumindest helfen, bestehende Probleme nicht zu verschlimmern, während man sich auf Ursachenforschung begibt.

Mir fällt als Beispiel die Beißhemmung ein. Das fiel uns anfangs echt schwer und das spitze „Au“ hat unseren Hund nur angestachelt, noch stärker zu beißen. Weggehen hat das Problem auch nicht gelöst, denn er ist uns einfach gefolgt und hat währenddessen froh und munter weiter in uns reingebissen. Ein Welpengitter kann zumindest für den Übergang gut helfen, damit der Welpe runterkommt und man selbst einmal überlegen kann, was nun dazu geführt hat, dass der Welpe so rüpelhaft spielen wollte und wie man das das nächstes Mal verhindern kann.

Ein zweites Beispiel wäre in gewisser Weise auch das „Alleinbleiben“ beim Welpen. Ich konnte meinen einfach nicht ohne schlechtem Gewissen kurz 20 Minuten allein im Wohnzimmer lassen, um duschen zu gehen, weil er sonst jegliches Möbelstück oder die Fußleiste angekaut und Stücke davon geschluckt hätte. In seinem Welpengitter konnte er sich selbst nicht in Gefahr bringen und ich konnte entspannt duschen. Natürlich sollte der Welpe das Gitter gewöhnt sein und eine entspannte Grundhaltung haben, wenn man ihn darin allein lässt. Aber ich halte nichts davon, diese Mittel grundlegend zu verteufeln oder grundlegend jedem zu empfehlen.
 
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Renate
24. Aug. 09:04
Ich glaube das Stichwort Kommunikation ist extrem wichtig. Hunde kommunizieren miteinander, es gibt eine Eskalationsleiter. Wenn der Hund bei Fehlverhalten direkt in den Käfig kommt findet in meinen Augen keine Kommunikation statt. Weder bevor er in den Käfig kommt und erst recht nicht während er im Käfig ist. Bei der Raumverwaltung überschreitet ein Hund seine Grenze nicht, nicht weil er es körperlich nicht kann, sondern weil ihm der ältere Hund deutlich gemacht hat, Junge wenn du noch mal her kommst gibt's ne Klatsche (und davor gab es erst einmal sozusagen ein Lass das mal, hab gerade keine Lust und jetzt reicht es aber). Und diese Position hält der ältere Hund ein, er kommuniziert wie lange er eine Annäherung nicht dulded. Wenn der Hund im Käfig ist kommuniziert er nicht mit dem Halter, sondern mehr oder weniger mit dem Käfig, weil nicht der Halter ihn zurückhalt, sondern ein physisches Objekt.
Gute Überlegung. Ich gewöhne meinen Hund gerade an den Fahrrad Anhänger. Zur Zeit steht er im Wohnzimmer. Ich schicke ihn ab und zu rein und er bleibt da auch auf Ansage. Er bleibt nicht von selbst dort. Er geht auch nie von selbst in den Wagen.
Mir fällt meist spontan ein dass er noch mal ein bisschen üben muss.
Diese Trockenübungen sind für uns beide irgendwie sinnbefreit. Vielleicht ist es deshalb für uns so mühselig? Und wie könnte eine gute Kommunikation in diesem Zusammenhang aussehen?
 
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Nadine
24. Aug. 09:06
Nein ganz klar. Eine „Lösung“ des Problems ist es natürlich nicht. Aber es kann zumindest helfen, bestehende Probleme nicht zu verschlimmern, während man sich auf Ursachenforschung begibt. Mir fällt als Beispiel die Beißhemmung ein. Das fiel uns anfangs echt schwer und das spitze „Au“ hat unseren Hund nur angestachelt, noch stärker zu beißen. Weggehen hat das Problem auch nicht gelöst, denn er ist uns einfach gefolgt und hat währenddessen froh und munter weiter in uns reingebissen. Ein Welpengitter kann zumindest für den Übergang gut helfen, damit der Welpe runterkommt und man selbst einmal überlegen kann, was nun dazu geführt hat, dass der Welpe so rüpelhaft spielen wollte und wie man das das nächstes Mal verhindern kann. Ein zweites Beispiel wäre in gewisser Weise auch das „Alleinbleiben“ beim Welpen. Ich konnte meinen einfach nicht ohne schlechtem Gewissen kurz 20 Minuten allein im Wohnzimmer lassen, um duschen zu gehen, weil er sonst jegliches Möbelstück oder die Fußleiste angekaut und Stücke davon geschluckt hätte. In seinem Welpengitter konnte er sich selbst nicht in Gefahr bringen und ich konnte entspannt duschen. Natürlich sollte der Welpe das Gitter gewöhnt sein und eine entspannte Grundhaltung haben, wenn man ihn darin allein lässt. Aber ich halte nichts davon, diese Mittel grundlegend zu verteufeln oder grundlegend jedem zu empfehlen.
Deinen letzten Satz finde ich sehr wichtig und richtig.

Im Hundetraining gibt es wohl keine Methode, die immer und auf jeden passt. Jede Methode, egal wie positiv, hat auch ihre Nachteile und es wird immer Mensch-Hund-Teams geben, wo es nach hinten los geht oder einfach falsch ausgeführt wird. Und da ist es wichtig, die Methode so anzupassen, dass es matcht.

Es gibt aber durchaus Methoden, die ich grundlegend verteufele. Da gehört das Deckentraining definitiv nicht dazu, nicht mal die Wasserflasche. Jedenfalls nicht, wenn sie (die Wasserflasche) nur mit seeeehr viel Bedacht und einem Plan eingesetzt wird.

Das Welpengitter als Management in den von dir beschriebenen Situationen ist sicher hilfreich. Deutlich wichtiger ist aber der Schritt, den du danach beschreibst: reflektieren, die Ursachen finden und auch an sich selbst arbeiten. Und wenn das passiert ist kann man erst wirklich bewerten, wie die eigentliche Lösung des Problems aussieht und daran arbeiten.
 
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Dogorama-Mitglied
24. Aug. 09:22
Nein ganz klar. Eine „Lösung“ des Problems ist es natürlich nicht. Aber es kann zumindest helfen, bestehende Probleme nicht zu verschlimmern, während man sich auf Ursachenforschung begibt. Mir fällt als Beispiel die Beißhemmung ein. Das fiel uns anfangs echt schwer und das spitze „Au“ hat unseren Hund nur angestachelt, noch stärker zu beißen. Weggehen hat das Problem auch nicht gelöst, denn er ist uns einfach gefolgt und hat währenddessen froh und munter weiter in uns reingebissen. Ein Welpengitter kann zumindest für den Übergang gut helfen, damit der Welpe runterkommt und man selbst einmal überlegen kann, was nun dazu geführt hat, dass der Welpe so rüpelhaft spielen wollte und wie man das das nächstes Mal verhindern kann. Ein zweites Beispiel wäre in gewisser Weise auch das „Alleinbleiben“ beim Welpen. Ich konnte meinen einfach nicht ohne schlechtem Gewissen kurz 20 Minuten allein im Wohnzimmer lassen, um duschen zu gehen, weil er sonst jegliches Möbelstück oder die Fußleiste angekaut und Stücke davon geschluckt hätte. In seinem Welpengitter konnte er sich selbst nicht in Gefahr bringen und ich konnte entspannt duschen. Natürlich sollte der Welpe das Gitter gewöhnt sein und eine entspannte Grundhaltung haben, wenn man ihn darin allein lässt. Aber ich halte nichts davon, diese Mittel grundlegend zu verteufeln oder grundlegend jedem zu empfehlen.
So wie du es beschrieben hast, kann ich es sehr gut verstehen und der Anwendung auch zustimmen 👍🏼.

Ich bin auch in der privilegierten Position, dass mein Hund nie gebissen hat. Das ist halt noch mal eine andere Hausnummer.

Wir hatten ein Problem, da habe ich mir zeitweise auch einem Käfig herbeigewünscht.
Nero hat aus keinem mir ersichtlichen Grund angefangen abends Schatten zu jagen. Klingt erst mal harmlos, war es aber nicht. Dadurch, dass er den Schatten ja nicht fangen konnte, hatte er sich extrem reingesteigert, angefangen laut zu bellen, die Stelle auf dem Boden zu kratzen und mit voller Wucht seine Schnauze reinzurammen. Selbst wenn man das Bellen und das Kratzen in Kauf nehmen würde (was aufgrund von Nachbarn auch keine realistische Option ist) hört es halt auf, wenn er sich richtig verletzen kann. Also er hat es mit so einer Wucht getan, dass ich Sorge hatte er würde sich einen Zahn ausschlagen.

Hätte ich Kinder oder andere Tiere in der Wohnung und wäre nicht zu 100% in home office zu der Zeit, wäre ein Käfig zur temporären Deeskalation wirklich im Frage gekommen.
 
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Dogorama-Mitglied
25. Aug. 03:46
Ich glaube das Stichwort Kommunikation ist extrem wichtig. Hunde kommunizieren miteinander, es gibt eine Eskalationsleiter. Wenn der Hund bei Fehlverhalten direkt in den Käfig kommt findet in meinen Augen keine Kommunikation statt. Weder bevor er in den Käfig kommt und erst recht nicht während er im Käfig ist. Bei der Raumverwaltung überschreitet ein Hund seine Grenze nicht, nicht weil er es körperlich nicht kann, sondern weil ihm der ältere Hund deutlich gemacht hat, Junge wenn du noch mal her kommst gibt's ne Klatsche (und davor gab es erst einmal sozusagen ein Lass das mal, hab gerade keine Lust und jetzt reicht es aber). Und diese Position hält der ältere Hund ein, er kommuniziert wie lange er eine Annäherung nicht dulded. Wenn der Hund im Käfig ist kommuniziert er nicht mit dem Halter, sondern mehr oder weniger mit dem Käfig, weil nicht der Halter ihn zurückhalt, sondern ein physisches Objekt.
Wie kommst du jetzt von *Decke" zu "Käfig"..?, 🤔
In meinem Beitrag steht davon nix..

Raumverwaltung musst du auch als Halter betreiben.. nicht nur die Hunde untereinander.

Das,. was. du gepostet hast, hat außer dem Stichwort Raumverwaltung nix miteinander gemeinsam.
Dabei verstehst du auch Raumverwaltung falsch:
Was du beschrieben hast, ist die Individualdistanz zwischen zwei Tieren (mein Tanzbereich, dein Tanzbereich).