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Marika
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 23
zuletzt 25. Feb.

Ängstlicher Hund in öffentlichen Parks

Hallo, Meine Hündin kam mit 4 Monaten aus dem Ausland (Bulgarien) zu uns. Sie hat lange gebraucht bis sie angekommen ist. Sie wird im Sommer 3 Jahre alt und hatte von Anfang an regelrecht Panik vor vielen Menschen, vor allem Kindern die sich meist noch auf Roller, Rollschuhe etc. bewegen. Ich habe solche Begegnungen daher vermieden. Einzelne Begegnungen währen eines Spaziergangs im Wald z. B. sind mittlerweile ok. Heute habe ich es nochmal mit dem Park versucht. Es waren viele Kinder da etc. Sheyla war sehr ängstlich und hat selbst die leckere Fleischwurst verweigert. Ein hinsetzen auf der Parkbank mit beruhigenden streicheln hat nicht viel gebracht. Meine Frage: Wie schaffe ich es, dass sie etwas gelassener wird? Öfter dorthin fahren und sie einfach damit konfrontieren? Gewöhnt sie sich daran? Oder ist das nur Dauerstress für sie?
 
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Karin
Beliebteste Antwort
24. Feb. 20:39
Hallo Marika, wir haben nun seit 3 Jahren ebenfalls eine Hündin aus Bulgarien. Wir haben so ein Mischmasch gemacht, also sie dem Reiz schon ausgesetzt, aber so das sie ihn gut verarbeiten konnte. Das lässt sich sehr gut daran erkennen das der Hund noch leckerlis annehmen kann. Es hat bei Roxy sehr lange gedauert bis ich näher zu dem Reiz gehen konnte. Kinder die hin und her springen, schlimmstenfalls noch mit Ball oder Roller, bringt sie oft noch aus dem Konzept. Da kommt es sehr auf meine Reaktion und Schnelligkeit an um ihre Aufmerksamkeit auf mich und weg vom Reiz zu bringen. Ich finde einen unsicheren Hund in Watte zu packen genauso falsch wie einen Hund mit in den Trubel zu ziehen. Der Hund lernt dir zu vertrauen und es stärkt eure Bindung. Ich gehe mit meiner Hündin nur soweit wie es geht und nehme dankbar das an was sie mir bieten kann. Somit überfordere ich sie nicht und zeige ihr das wir das gemeinsam schaffen. So saßen wir oft irgendwo und schauten z.b. aus der Ferne auf einen Spielplatz, Schule...oder lauschten alleine nur den Geräusche, Stimmen aus der Ferne. Das ganze mit leckerlis versüßt hat das ganze etwas zum positiven gemacht. Mittlerweile können wir ganz ruhig an Menschen, Straßen... vorbei gehen. Das wird schon werden.
 
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Karin
24. Feb. 20:39
Hallo Marika, wir haben nun seit 3 Jahren ebenfalls eine Hündin aus Bulgarien. Wir haben so ein Mischmasch gemacht, also sie dem Reiz schon ausgesetzt, aber so das sie ihn gut verarbeiten konnte. Das lässt sich sehr gut daran erkennen das der Hund noch leckerlis annehmen kann. Es hat bei Roxy sehr lange gedauert bis ich näher zu dem Reiz gehen konnte. Kinder die hin und her springen, schlimmstenfalls noch mit Ball oder Roller, bringt sie oft noch aus dem Konzept. Da kommt es sehr auf meine Reaktion und Schnelligkeit an um ihre Aufmerksamkeit auf mich und weg vom Reiz zu bringen. Ich finde einen unsicheren Hund in Watte zu packen genauso falsch wie einen Hund mit in den Trubel zu ziehen. Der Hund lernt dir zu vertrauen und es stärkt eure Bindung. Ich gehe mit meiner Hündin nur soweit wie es geht und nehme dankbar das an was sie mir bieten kann. Somit überfordere ich sie nicht und zeige ihr das wir das gemeinsam schaffen. So saßen wir oft irgendwo und schauten z.b. aus der Ferne auf einen Spielplatz, Schule...oder lauschten alleine nur den Geräusche, Stimmen aus der Ferne. Das ganze mit leckerlis versüßt hat das ganze etwas zum positiven gemacht. Mittlerweile können wir ganz ruhig an Menschen, Straßen... vorbei gehen. Das wird schon werden.
 
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Laura
24. Feb. 20:43
Hallo Marika, ich weiß, die Antwort ist nicht befriedigend, aber bitte hol dir einen kompetenten Trainer an die Seite. Das Angst Thema sollte man nicht durch Herumprobieren lösen, zudem ist auch der häusliche Bereich nicht zu unterschätzen. Und das können wir aus der Ferne nur schwer einschätzen. Insgesamt finde ich die Antwort von Karin aber sehr schön und ich drück euch die Daumen! 🍀
 
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Tatiana
24. Feb. 20:59
Wenn sie die Wurst nicht mehr nimmt ist der Stress so hoch,dass sie in der Situation nichts mehr lernen kann. Meist kommt dann eines der vier F's. Sie wird dann eher Bestätigung erfahren,dass es wirklich schlimm ist und das Vertrauen ein Stück weit verlieren, weil du keine guten Entscheidungen triffst. Ich finde auch den Ansatz von Karin gut. Zuerst ein Signal aufbauen,dass sie auf dich Bezug nimmt. Klick für Blick oder Handtouch. Dann wirklich im kleinen Anfangen bis sie das gut aushält. Das erste Ziel wäre,dass sie sich bei Stress an Dir orientieren kann. Zum Beispiel zu Dir schauen. Dann Lob und Leckerli. Distanz halten und auf ihre Körpersprache achten. Immer ruhig und freundlich bleiben und selbst eine gute Körperspannung halten. Zeige ihr, dass du dich nicht fürchtet aber ohne sie zu zwingen. Direkt ins Getümmel würde ich nicht mit ihr. Wenn es wirklich Angst ist,kann es das auch noch verstärken.
 
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Dogorama-Mitglied
24. Feb. 21:18
Hingehen und üben ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Ich würde im Alltag weiter da spazieren gehen, wo deine Hündin keine Angst hat. Ich würde es mal bei schlechtem Wetter unter der Woche im Park probieren. Dann ist da nicht so viel los und deine Hündin kann sich mal in Ruhe umschauen. Am Anfang würde ich nur eine kurze Runde dahin machen und nicht lange bleiben. Wenn sie sich etwas sicherer fühlt, könnt ihr es auch mal länger versuchen oder bei weniger schlechtem Wetter. Mit viel Geduld und Zeit wird das bestimmt was 😊
 
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Babs
24. Feb. 21:30
Hallöchen, meine Erfahrung ist, dass man einen Hund über Bindung und sicherer Führung durch ganz viele Situationen führen kann. Auch ängstliche Hunde. Wichtig ist dabei die eigene und ehrliche Sicherheit/Stabilität, die sich auf den Hund übertragen kann. Beispiel: Du möchtest gerne mal Bergsteigen, aber Du bist Anfänger und stehst nun vor diesem Ungetüm von Berg. Nun hast Du 3 Möglichkeiten. 1. Du drehst um und fährst nach Hause. 2. Du versuchst es einfach mal. Fühl da einfach mal in Dich rein, was das für ein Gefühl ist, wenn man alleine da steht. 3. Du nimmst Dir einen erfahrenen Bergsteiger zu dem Du Vertrauen hast, weil Du Dich aufgrund seines sicheren Auftretens geborgen fühlst (er weiß was er tut). Er gibt Dir die für Dich wichtigen Anweisungen und leitet Dich den Berg hoch. Als Anfänger ist ein Hügel schon eine Herausforderung. Je öfter man das gemacht hat, desto sicherer wird man und man nimmt sich den nächsten Berg vor. Ein Wort zu den Leckerchen. Ich bin mir sicher, dass Du während des Kletterns keine Süßigkeit haben möchtest. Etwas Wasser zum Trinken hingegen könnte gut tun. Nimmt man das Leckerchen als Bestätigung für ein Verhalten, erinnere ich mich immer an einem Satz meiner Lehrerin:" Du weißt nie, was der Hund in so einer Situation gerade denkt."
 
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Leo
24. Feb. 21:54
Hey, ich habe mich gerade sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, da ich seit einem Monat eine Hündin aus dem Tierschutz bei mir habe, die ebenfalls sehr schreckhaft und ängstlich ist. Wir haben wirklich innerhalb kürzester Zeit einige Fortschritte gemacht. Habe mich von einer Trainerin + Videos beraten lassen. Diese Dinge haben uns geholfen: Souveränität ausstrahlen, den Hund nicht in seiner Angst bestätigen. Wenn dein Hund vor Angst stehen bleibt, bleib auch stehen, lass den Hund die Situation kurz checken, du bleibst dabei sicher in deiner Haltung und gehst dann selbstbewusst weiter. Wenn er weiter geht, dann fängst du an zu kommunizieren, loben, streicheln, Leckerli. Somit bestätigst du ihn in Momenten wo er mutig ist und sich sicher fühlt. Ich mach mittlerweile immer wenn sie sitzen bleibt die Leine locker, zähle im Kopf bis drei und geh dann selbstbewusst weiter. In der Wohnung wo sie sich sicher fühlt, „schone“ ich sie nicht mit Geräuschen oder meinen Bewegungen. Draußen hingegen, wo sie sich unsicher fühlt reduziere ich die Reize etwas. Kurze Runden im Wald wären in deinem Fall für deinen Hund das angenehmste, schätze ich. Warte ruhig mit den Runden im Park ab bis du das Gefühl hast sie ist bereit für neue Reize. Nicht in Watte packen aber step by step. Zuhause sollte dein Hund sich genügend ausruhen und von den Reizen erholen können, Schlaf macht bei unserem Hund zumindest sehr viel aus. Zudem bekommt der Hund auch Selbstvertrauen über kleine Tricks die ihr in der Wohnung üben könnt, stärkt die Bindung und gibt deinem Hund Selbstvertrauen (Mein Hund hatte Angst vor einen Sessel und wir haben das ganz langsam in Form von einem Trick geübt). Es macht nichts wenn dein Hund draußen noch nicht so viele unterschiedliche Sachen erlebt, ganz langsam immer ein bisschen mehr. Kurz gefasst : Souveränität, Erholung, Bindung, Routinen, Selbstvertrauen. :) Bin kein Profi aber die Sachen haben mir geholfen, ganz viel Erfolg für dich :)
 
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Sylvi
24. Feb. 22:02
Ich würde auch erst mal anfangen aus der Ferne bei kleineren Spielplätzen oder erst mal bei ner etwas ruhigeren Bushaltestelle oder kleinen Einkaufszentren mich mit ihr hinsetzen und von einer Leberwursttube schlecken lassen. Schlecken beruhigt zusätzlich. Wenn sie keine Leckerli annimmt dann den Abstand etwas vergrößern bis sie es annimmt. Denn erst dann kann sie noch aushalten und verarbeiten. So sind unsere Erfahrungen und es hat uns geholfen. Manche Geräusche wie Roller oder Kinderwägen, Bälle usw würde ich einzeln desensibilisieren. Habt ihr Kinder in der Familie oder Nachbarschaft die euch da im richtigen aushaltbaren Abstand helfen können?
 
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Tatiana
25. Feb. 00:05
Hallöchen, meine Erfahrung ist, dass man einen Hund über Bindung und sicherer Führung durch ganz viele Situationen führen kann. Auch ängstliche Hunde. Wichtig ist dabei die eigene und ehrliche Sicherheit/Stabilität, die sich auf den Hund übertragen kann. Beispiel: Du möchtest gerne mal Bergsteigen, aber Du bist Anfänger und stehst nun vor diesem Ungetüm von Berg. Nun hast Du 3 Möglichkeiten. 1. Du drehst um und fährst nach Hause. 2. Du versuchst es einfach mal. Fühl da einfach mal in Dich rein, was das für ein Gefühl ist, wenn man alleine da steht. 3. Du nimmst Dir einen erfahrenen Bergsteiger zu dem Du Vertrauen hast, weil Du Dich aufgrund seines sicheren Auftretens geborgen fühlst (er weiß was er tut). Er gibt Dir die für Dich wichtigen Anweisungen und leitet Dich den Berg hoch. Als Anfänger ist ein Hügel schon eine Herausforderung. Je öfter man das gemacht hat, desto sicherer wird man und man nimmt sich den nächsten Berg vor. Ein Wort zu den Leckerchen. Ich bin mir sicher, dass Du während des Kletterns keine Süßigkeit haben möchtest. Etwas Wasser zum Trinken hingegen könnte gut tun. Nimmt man das Leckerchen als Bestätigung für ein Verhalten, erinnere ich mich immer an einem Satz meiner Lehrerin:" Du weißt nie, was der Hund in so einer Situation gerade denkt."
Ich finde auch deinen Ansatz total schlüssig und glaube,dass der funktionieren kann! Ich will mich aber gerne kurz erklären. Mir geht es bei den Leckerlies nicht primär um die Bestätigung und die Konditionierung. Ich will gerne das Dopamin aktivieren und zum Serotonin kommen. Das Dopamin dämpft die Wahrnehmung und kann beruhigend wirken. Das kann man auch über Körperkontakt oder Spiel aktivieren. In der geschilderten Situation stelle ich mir das zu Beginn schwierig vor. Daher finde ich Belohnung in Form von Futter oft gut zum einsteigen. Interessant dazu finde ich den verlinkten Artikel. https://atn-akademie.com/magazin/zufriedener-hund-dank-serotonin/
 
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Babs
25. Feb. 01:10
Ich finde auch deinen Ansatz total schlüssig und glaube,dass der funktionieren kann! Ich will mich aber gerne kurz erklären. Mir geht es bei den Leckerlies nicht primär um die Bestätigung und die Konditionierung. Ich will gerne das Dopamin aktivieren und zum Serotonin kommen. Das Dopamin dämpft die Wahrnehmung und kann beruhigend wirken. Das kann man auch über Körperkontakt oder Spiel aktivieren. In der geschilderten Situation stelle ich mir das zu Beginn schwierig vor. Daher finde ich Belohnung in Form von Futter oft gut zum einsteigen. Interessant dazu finde ich den verlinkten Artikel. https://atn-akademie.com/magazin/zufriedener-hund-dank-serotonin/
Deinen Gedankengang finde ich gut und ich habe mir gerade auch noch mal Deinen Text durchgelesen. Alles was funktioniert ist grundsätzlich gut. Ich habe nur das Problem mit dem Leckerchen. Mir persönlich wird das zu oft eingesetzt, um den Hund abzulenken, aber damit löst man das Problem nicht. Dopamin kann ja über verschiedene Wege ausgeschüttet werden z.B. wenn der Hund etwas unerwartet positives erfährt. Daraufhin werden in einem Teil des Belohnungssystems im Gehirn die Endorphine freigesetzt. Leckerchen sind nur externe Verstärker. Gemeinsam mit einer z B. großen Freude des Hundeführers (etwas unerwartetes positives) könnte sich das dann noch mal mit Leckerchen verstärken. Beispiel mit meinem Hund. Ich möchte ihm einen Trick (Kopf im Platz auf den Boden legen) beibringen und fange immer ganz leicht an, damit er ganz schnell zum Erfolg kommt, über den ich mich immer riesig freue. Dann sehe ich den erstaunten Blick 🤣 und gebe ihm ein Leckerchen in der Position, die zum Ziel führt, um zu verstärken, dass ich genau so den Kopf in dieser Position haben möchte. Aber die Motivation den Trick noch mal zu üben kommt aufgrund meines unerwarteten positiven Verhaltens. Gebe ich aber zuerst die Leckerchen, findet er das toll und arbeitet auch mit, aber mit einer Erwartungshaltung das Leckerchen zu bekommen, wenn er das macht. Natürlich wird auch da Dopamin ausgeschüttet, aber aus einer anderen Motivationslage heraus. Die Idee, zu Hause erst mal ein bestimmtes Verhalten anzutrainieren finde ich auch gut. Das kann in schwierigen Situtionen Sicherheit geben (vorrangig für den Hundeführer 😅) und für dieses antrainierte Verhalten gibt es dann bei guter Ausführung ein Leckerchen. Ich finde das gut, da der Hund für sich eine Alternative/Lösung hat, um aus der unangenehmen Situation rauszukommen. Soweit ich weiß gibt es auch Nahrungsmittel, die Dopamin ausschütten, aber dann müssen die auch in den Leckerchen enthalten sein. Das ist aber jetzt nur mein Gedanke und nicht wissenschaftlich belegt (zumindest kenne ich keine Quelle). Ich hoffe, ich konnte meinen Gedankengang einigermaßen gut erklären 🙈
 
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Daniela
25. Feb. 07:38
Moin! Mit 4 Monaten hast du deine Hündin bekommen, nun ist sie drei Jahre alt. Du sagst sie war ängstlich und hast alle Situationen vermieden. Das Kind ist jetzt in den Brunnen gefallen und ich kann dir nur raten, nun nachzuholen, was ihr versäumt habt: einen hundetrainer, einzelstunden und nun mit viel Einfühlungsvermögen dem Hund seine Unsicherheit nehmen. Das geht nur, indem die stressigen Situationen gesucht werden und im gerade noch für den Hund erträglichen Abstand geübt werden.