Also ich versuche es kurz zu fassen. Die NRC Bedarfswerte beruhen ja auf vielen Studien, die teils sehr alt sind. Aller Studien der letzten Jahre sind da nicht mit eingeflossen, für Katzen wurden die NRC Bedarfswerte übrigens nur geschätzt, weil es zu wenig Studien dazu gab.
Da die Studien so alt sind, beruhen sie größtenteils auf Futtermitteln, die einen sehr hohen Gehalt an pflanzlichen Inhaltsstoffen (viel Getreide und Soja) haben. Beim Hundefutter teils bis zu 80% pflanzliches. Also da reden wir von Futter, was seeehr weit weg ist vom Barf und auch weit weg von den besseren Fertigfuttersorten heutzutage.
So und dieser hohe pflanzliches Anteil sorgt für einen zum Teil großen Einfluss auf die Bioverfügbarkeit. Jeder Nährstoff hat bestimmte Antagonisten. Einen sehr großen Einfluss hat beispielsweise die Phytinsäure, die in Getreide zu finden ist. Diese hemmt die Bioverfügbarkeit von sehr vielen Nährstoffen. Das ist wichtig zu wissen, weil in ein Futter mit Getreide dann beispielsweise mehr Calcium zugefügt werden muss, damit der Hund seinen Bedarf davon decken kann, als wenn kein Getreide darin wäre. Ich hoffe es ist verständlich was ich meine.
Da in dem Futter, welches den NRC Bedarfswerten zugrunde liegt so viel Getreide drin ist, ist der Bedarfswert höher angegeben als er wäre wenn dort kein Getreide oder weniger davon drin gewesen wäre. (Daher füttert man auch mehr an Knochen beim Barf, wenn man einen Getreideanteil im Futter haben will - z.B. bei Erkrankungen oder Arbeitshunden mit sehr hohem Energiebedarf). Das ist das große Problem an den Bedarfswerten und darum arbeite ich auch nicht mit denen, außer ich bin mir unsicher, ob ein stark angepasster Plan noch bedarfsdeckend ist - dann schau ich mir die Bedarfsdeckung nach NRC an, beachte aber, dass bei bestimmten Nährstoffen der Wert bei meinem angepassten Barfplan zu x% unter dem NRC Bedarfswert liegen kann, aber nicht darunter liegen darf. Auch gibt's noch Unterschiede beim Energiebedarf, aber das führe ich jetzt nicht auch noch aus 😆
Da das mit den NRC Bedarfswerten auf so alten Studien beruht und teilweise geschätzte Werte beinhaltet, muss man die NRC Bedarfswerte sehr mit Vorsicht genießen. Futtermittelhersteller haben aber nur die zur Verfügung und sind daher auf sie angewiesen. Also für sie auf jeden Fall besser als nix 😉
Hast du die NRC mal gelesen? Ich glaube kaum, sonst wüsstest du, dass etliches davon nicht stimmt. Allem voran die Aussage, dass die bedarfswerte der NRC aus Studien kommt mit 80% pflanzlichem drin.
Tatsächlich ist es sogar so, dass zB der Proteinbedarf extrem niedrig angesetzt wurde (der der FEDIAF ist deutlich höher), weil die Zahlen aus Studien mit sogenannten purified diets, also Verdaulichkeiten um die 98% angesetzt wurden. Da dies nichts mit Alltagshundeernährung zu tun hat, kann man klar sagen, dass diese Zahl zu niedrig ist.
Anderes Beispiel ist der Calciumbedarf, insbesondere der Minimalbedarf, der ist nämlich fatal niedrig, also Gesundheitsgefährdend. Gibt Studien, die das gezeigt haben. Auch diese Zahl kam durch die Verwendung von Studien mit purified diets zustande.
Ich empfehle daher dringend, die NRC mal selbst zu lesen und nicht das, was mit in BARF Foren oder BARF Büchern lesen kann, einfach wiederzugeben.
Zuletzt sei noch hinzugefügt: wer sich sklavisch an die NRC klammert, hat seinen Job auch nicht verstanden. Die NRC sind von 2006 und damit in der Medizin gesehen URALT. Man sollte schon auch die Studien der letzten 20 Jahre in petto haben, um ordentliche Ernährungsberatungen durchzuführen zu können