Letztens stand wieder ein Beitrag im Netz, der das Barfen in Frage stellte. Es ging insbesondere um multiresistente Bakterien in 100% der Rohfutterprodukte. Stellt sich für mich die Frage:“Vorher doch lieber abkochen oder nicht?“ Hat jemand von euch damit schon Erfahrung gemacht? Bis jetzt läuft alles unproblematisch, aber das ist vielleicht wie mit den Zeckenstichen: Bis jetzt Glück gehabt.😬
Zum Barfen wurde ja schon genug gesagt ;) ich würde gerne versuchen so neutral wie möglich mal an den Artikel, die Autorin und den Inhalt zu gehen.
Der Artikel erschien bei Tag24 News Deutschland, was der Boulevardpresse zuzuordnen ist. Das ist für mich jetzt erst mal nicht der erste Ort, um nach Fachartikeln zu suchen oder an dem ich wirklich Seriosität erwarte.
Die Autorin, Kamilla Dorn, hat für die gleiche Zeitung Artikel geschrieben wie:
- 6 jähriger will Lehrer erschießen (USA)
- Alien-Mann in Restaurants nicht erwünscht (Mexiko)
- Grausamer Weihnachtsmord (USA)
Joar, ohne die Dame zu kennen, man findet sie auch nicht, macht mir das nicht den Eindruck, als wäre sie Fachjournalistin und kann sich über Barffleisch qualifiziert äußern.
Gehen wir zum Artikel:
Darin gehts recht lustig los. Frau Dorn unterstellt allen barfern, wir wollen die Hunde wie Wölfe ernähren, das sind sie doch aber schon lange nicht mehr.
Na vielen Dank für diese Erkenntnis.
Dann kommt viel bla bla und es wird eine Studie zitiert. Lustig, die Studie kenne ich und habe sie schon gelesen. Die wurde in Portugal gemacht und es wurde 46 Futter getestet. Darunter 9 fürs Barfen.
Es ist richtig, dass in diesen 9 Proben Bakterien gefunden wurden. Allerdings sollte man dazu sagen, dass das eine extrem kleine Stichprobe ist.
(Wo wir wieder bei korrektem wissenschaftlichem Arbeiten wären.)
Einschub weitere Recherche: schaut man sich bei der ECDC um, welches die Resistenzlage in Europa überwacht, sieht man ein klares Nord-Süd-Gefälle, was vor allem daran liegt, dass in südlichen Ländern viel mehr Antibiotika eingesetzt werden.
Bei den Quinolon-resistenten Salmonellen liegt Portugal auf Platz 2 in Europa.
Das Ergebnis der Studie wundert mich also nicht und ich würde davon Abstand nehmen, dies auf DE zu übertragen.
Weiter im Artikel.
Und dann wird’s richtig lustig :) ich zitiere kurz:
Das American College of Veterinary Nutrition empfiehlt die "Barf"-Fütterung daher nicht.
Schaut man dann da in den Artikel findet man Aussagen wie:
A major problem in the discussion about potential risks and benefits of RMBDs is the paucity of good data from high-quality studies. Information on nutritional risk or benefit is often from low-quality studies (testimonials, case series, or poor-quality cohort and case-controlled studies).5 The evidence for infectious disease risks when feeding RMBDs is of better quality and quantity, but few studies have been conducted to compare the risk of feeding RMBDs with that of feeding commercial foods,6 and no reports have been published on evaluation of the long-term risks and benefits of feeding RMBDs.
(RMBD = raw meat–based diets)
https://avmajournals.avma.org/configurable/content/journals$002fjavma$002f243$002f11$002fjavma.243.11.1549.xml?t:ac=journals%24002fjavma%24002f243%24002f11%24002fjavma.243.11.1549.xml
Kurz übersetzt: die Studienlage ist schlecht.
Weiter steht da, dass Hundehalter sich mit einem Ernährungsberater oder TA absprechen sollen, wenn sie Rohfütterung betreiben wollen.
Also ich habe da nicht gelesen, dass davon abgeraten wird.
Man sollte allerdings dazu sagen, dass sich hier auf ein Artikel gestützt wird, der bereits 10 Jahre alt ist.
Joar, nach all dem gebe ich auf den Artikel nicht viel. Mit rohem Fleisch sollte man immer anständig umgehen, ob nun für einen selbst oder für den Hund.