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Warum große Hunde eine geringere Lebenserwartung haben als kleine Hunde

Ein Blauwal kann Schätzungen zu Folge ein Alter von 90 Jahren erreichen, eine Maus hingegen nur ein Alter von ungefähr 2 Jahren. Das macht doch den Anschein, als würden größere Säugetiere generell länger leben als kleinere Säugetiere. Bei Hunden trifft das nicht zu. Hier verzeichnen kleine Hunderasse eine weitaus höhere Lebenserwartung als große Hunderassen. So können Terrier, wie bspw. der Jack Russell Terrier, ein Alter von bis zu 16 Jahren erreichen, während Berner Sennenhunde hingegen im Schnitt nur bis zu 8 Jahre an der Seite ihrer Menschen sind. Woran liegt das? 

Große Hunde altern biologisch schneller

Ein Forschungsteam um die  Evolutionsbiologin Cornelia Kraus der Universität Göttingen fand in einer Studie heraus, dass große Hunde biologisch schneller altern und deshalb auch früher sterben als ihrer kleineren Artgenossen. In der Untersuchung wurde die Abhängigkeit der Mortalitätsrate von der Größe mit Daten von mehr als 50.000 Hunden (74 Rassen) analysiert. Dabei wurde eine signifikante Abhängigkeit festgestellt, d.h. die Forschenden konnten bestätigen, dass das Sterberrisiko bei größeren Hunde mit zunehmenden Alter höher ist als bei kleinen Hunde im gleichen Alter. Das Erwachsenendasein großer Hunde verläuft im Vergleich zu dem kleinerer Hunde sozusagen in vermehrter Geschwindigkeit.

Großer und kleiner Hund
© crissy2tay

Liegt es an der Zucht?

Ein weiterer Faktor kann in der Zuchtpraxis des Menschen liegen. Im Laufe der Zeit wurden Hunderassen gezüchtet, deren Gewicht von nur 2 Kilogramm bis zu stattlichen 80 Kilogramm reicht.

In der Folge wurde immer mehr Wert auf die Größe gelegt und große Rassen miteinander verpaart, wobei die Lebensdauer der Tiere oft in den Hintergrund rückte. Dies hat dazu geführt, dass einige Zuchtlinien heute unbeabsichtigt dazu führen, dass Vertreter großer Rassen im Vergleich zu kleineren Hunden früher sterben.

Durch das Kreuzen großer Rassen können ebenfalls genetische Defekte und gesundheitliche Probleme vererbt und sogar verstärkt werden, die bei großen Hunden häufiger auftreten, wie bspw. Gelenk- und Knochenkrankheiten oder Herz-Kreislauf-Problematiken.

Oxidativer Stress als Grund für das frühere Ableben großer Hunde?

Einen wissenschaftlichen Einblick liefert eine Zellstudie von Forschenden der Colgate Universität in Hamilton, New York. In dieser Untersuchung wurden insgesamt 80 Gewebeteilen Hunden großer und kleiner Rassen gesammelt. Aus diesen Geweben wurden Zellen isoliert und in Petrischalen mehrere Wochen lang gezüchtet und anschließend analysiert.

Wenn ein Lebewesen wächst, nutzen seine Zellen Nahrung, um Energie herzustellen. Dabei entstehen manchmal unerwünschte Teilchen, die freie Sauerstoffradikale genannt werden. Diese Teilchen haben zu wenige Elektronen und versuchen, sie von anderen Zellen im Körper zu bekommen. Das kann die Zellen schädigen und sogar zu Krankheiten wie Krebs führen. Es gibt aber auch gute Teilchen, die Antioxidantien genannt werden. Sie helfen, die freien Sauerstoffradikale unschädlich zu machen. Je mehr Energie ein Körper produziert, desto mehr von diesen unerwünschten Teilchen entstehen und desto mehr Antioxidantien werden gebraucht. Einige Experten denken, dass freie Sauerstoffradikale auch beim Älterwerden eine Rolle spielen.

Die Studie zeigte, dass die Energieerzeugung und die Menge an freien Radikalen in den Zellen bei ausgewachsenen Hunden kleiner und großer Rassen war in etwa gleich ist. Bei Welpen jedoch war dieses Gleichgewicht nicht vorhanden. Große und kleine ausgewachsene Hunde hatten zwar etwa die gleiche Menge an guten Teilchen, den Antioxidantien. Aber die Zellen von Welpen großer Hunderassen hatten einen Überschuss der schlechten Teilchen, also freie Radikale, die von den Antioxidantien nicht unschädlich gemacht werden konnten.

Da die Zellen großer Hunderassen in kurzer Zeit ein erhebliches Wachstum bewältigen müssen, läuft der Stoffwechsel im Welpenalter auf hohem Niveau. Dadurch entsteht jedoch oxidativer Stress. Die übermäßige Menge an freien Radikalen beschädigt die Zellen von Welpen großer Hunderassen schon früh im Leben. Zellschäden während der Wachstumsphase können langfristige Auswirkungen haben. Die Forschenden vermuten, dass junge Hunde großer Rassen sich im Wesentlichen nicht von der Anstrengung des schnellen Wachstums erholen und dass die Zellschäden nach dem abgeschlossenen Wachstum der Hunde das beschleunigte Altern verursachen. Das führt dazu, dass große Hunderassen früher sterben als kleine.

Die Ergebnisse sind noch nicht endgültig, und es gibt auch andere Forschungsansätze, die zeigen, warum Hunde so altern wie sie eben altern. Aber wenn sich die Ergebnisse bestätigen, so die Forschenden der Colgate Universität, könnte man vielleicht das Leben großer Hunde verlängern, indem man ihnen als Welpen Antioxidantien gibt. Diese könnte helfen, die vielen freien Radikale bei jungen Hunden abzubauen, bevor sie Schaden anrichten. Aber vorsichtig! Adam Brasher, der an der Auburn University in Alabama die Wirkung freier Sauerstoffradikale erforscht, zeigt sich hier zurückhaltend. Er räumt ein, dass ein moderates Maß an Antioxidantien zwar gut sei, zu viele dieser Moleküle jedoch schädlich sein können. Man müsse noch herausfinden, wie viele Antioxidantien förderlich sind und ggf. Langzeitstudien unternehmen. Die Forschung geht also weiter.

Was kann ich tun, um meinem Hund ein gesundes und langes Leben zu bescheren?

Selbstverständlich gibt es keine allgemeingültige Lösung oder ein Rezept hierfür, aber deinem Hund ein glückliches und gesundes Leben zu ermöglichen, ist eine der schönsten Aufgaben als Hundebesitzer/-in. Dazu gehört es, auf die Bedürfnisse deines Lieblings einzugehen, für eine ausgewogene Ernährung zu sorgen, regelmäßige Bewegung zu ermöglichen und auf die Gesundheit zu achten.

Füttere deinen Hund ausgewogen. Hochwertiges Futter, das auf die Bedürfnisse deines Hundes abgestimmt ist, sorgt für eine optimale Versorgung mit allen notwendigen Nährstoffen. Achte darauf, dass das Futter einen hohen Fleischanteil und wenig Getreide enthält. Frisches Wasser sollte immer zur Verfügung stehen, damit dein Hund ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen kann.

Regelmäßige Bewegung und geistige Auslastung sind ebenfalls wichtig für das Wohlbefinden deines Hundes. Spaziergänge und gemeinsame Aktivitäten wie Apportieren fördern nicht nur die körperliche Fitness, sondern stärken auch die Bindung zwischen euch. Dabei ist es wichtig, die Intensität der Bewegung dem Alter, der Rasse und dem Gesundheitszustand deines Hundes anzupassen.

Ebenso wichtig ist die Sozialisierung mit anderen Hunden, denn sie trägt dazu bei, dass dein Hund sozial kompetent und ausgeglichen wird. Gib ihm die Möglichkeit, regelmäßig mit Artgenossen zu interagieren und neue Erfahrungen zu sammeln. Das fördert nicht nur sein Selbstvertrauen, sondern beugt auch Verhaltensstörungen vor.

Achte auf eine umfassende Gesundheitsvorsorge, damit mögliche Krankheiten frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Regelmäßige Tierarztbesuche, Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig, um die Gesundheit deines Hundes zu erhalten. Außerdem ist es ratsam, den Körper deines Hundes regelmäßig selbst zu untersuchen, um Veränderungen wie Knoten oder Hautveränderungen frühzeitig zu erkennen.

Ein liebevoller und respektvoller Umgang ist die Basis für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen dir und deinem Hund. Positive Verstärkung und eine konsequente, aber liebevolle Erziehung tragen zu einem harmonischen Zusammenleben bei. Achte auf die Körpersprache und Signale deines Hundes, um seine Bedürfnisse besser zu verstehen und darauf eingehen zu können.

Schließlich ist es wichtig, deinen Hund regelmäßig zu pflegen. Dazu gehört das Bürsten des Fells, das Kontrollieren der Krallen, Ohren und Zähne sowie der Augen. Eine gute Pflege trägt wesentlich zur Gesundheit deines Hundes bei und sorgt dafür, dass er sich in seinem Fell rundum wohl fühlt.

Wenn du diese Aspekte berücksichtigst, kannst du dazu beitragen, deinem Hund ein glückliches und gesundes Leben zu ermöglichen, das von Liebe, Vertrauen und Fürsorge geprägt ist.

 

Quellen:

Kraus, Pavard, Promislow (2013): The size-life span trade-off decomposed: why large dogs die young, in: The American Naturalist, Vol. 181 (4), S. 492-505.

Pennisi (2017): Why large dogs live fast—and die young, Betrachtung einer Studie von Winrad und Ionescu (Colgate University Hamilton, New York), https://www.science.org/content/article/why-large-dogs-live-fast-and-die-young

 

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