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Qualzucht bei Hunden - was bedeutet das eigentlich?

Qualzucht ist ein weit verbreiteter, wenn auch umstrittener, Begriff in der Heimtierbranche, insbesondere in der Hundezucht. Er bezieht sich auf Zuchtpraktiken, bei denen das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere zugunsten bestimmter ästhetischer oder verhaltensbezogener Merkmale vernachlässigt werden.

Inhalt: Qualzucht - ein Überblick

Qualzucht - was heißt das?

Qualzucht ist eine Form der Zucht, die sich auf die Verstärkung bestimmter Merkmale konzentriert, unabhängig davon, ob diese für das Wohlbefinden des Tieres schädlich sind. Beispiele für solche Merkmale sind übermäßige Hautfalten, extrem kurze oder lange Knochen, übertriebene Gesichtszüge und bestimmte Verhaltensweisen.

Die Folgen dieser Praktiken sind oft schwerwiegend und umfassen eine Reihe von Gesundheitsproblemen, einschließlich Atembeschwerden, Herzproblemen, Augenproblemen, Hautinfektionen, Gelenkproblemen und Verhaltensstörungen. In einigen Fällen können die Tiere aufgrund dieser Gesundheitsprobleme kein normales Leben führen und leiden unter chronischen Schmerzen.

Zu beachten ist, dass eine Hunderasse nicht als Qualzucht generalisiert werden kann, sondern dass diese sich immer auf einzelne Tiere oder Zuchten bezieht. Jedoch gibt es Hunderassen, bei denen die gesundheitsschädigenden Merkmale vermehrt auftreten. Wenn du dir einen Hund einer bestimmten Rasse wünschst, ist es deshalb von größter Bedeutung, eine verantwortungsbewusste Zuchtorganisation zu finden, die dich über die Zucht aufklärt und dir versichern kann, dass sie die Zucht gesunder Tiere verfolgen, damit diese ein schönes und gesunden Leben vor sich haben können.

Mops - oft Leidtragender der Qualzucht
Der Mops als häufiger Leidtragender einer Qualzucht © Bigandt_Photography

Was sagt das Tierschutzgesetz?

Das deutsche Tierschutzgesetz ist ausdrücklich darauf ausgerichtet, das Leiden von Tieren durch Praktiken wie die Qualzucht zu verhindern. Im Tierschutzgesetz § 11b Abs. 1 steht:

"(1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern, soweit im Falle der Zucht aufgrund züchterischer Erkenntnisse oder im Falle der Veränderung aufgrund von Erkenntnissen über Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen zu erwarten ist, dass als Folge der Zucht oder der Veränderung

1. bei den Nachkommen, den biotechnisch veränderten Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingte Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen, untauglich oder umgestaltet sind und dadurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder

2. bei den Nachkommen

a) erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten, die mit Leiden verbunden sind
b) jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
c) die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden möglich ist."

Dieser Absatz stellt klar, dass die Zucht von Tieren mit Merkmalen, die Schmerzen, Leiden oder Schäden verursachen, streng verboten ist. Ziel dieses Gesetzes ist es, die Zuchtpraxis zu regelulieren und sicherzustellen, dass das Wohlbefinden der Tiere an erster Stelle steht.

Welche Merkmale werden oft mit dem Begriff Qualzucht in Verbindung gebracht?

Die Qualzucht bei Hunden konzentriert sich auf eine Reihe von Merkmalen, die oft auf Kosten des allgemeinen Wohlbefindens und der Gesundheit des Tieres verstärkt werden. Im Folgenden sind einige der spezifischen Merkmale aufgeführt, die häufig mit Qualzucht in Verbindung gebracht werden:

Extreme Körperproportionen: Hunde werden manchmal mit ungewöhnlichen Körperproportionen gezüchtet, die sich negativ auf ihre Gesundheit auswirken können. Ein Beispiel ist der Dackel mit seinem langen Rücken und den kurzen Beinen. Diese Merkmale können zu schweren Erkrankungen der Wirbelsäule, einschließlich Bandscheibenvorfällen, führen.

Übermäßige Hautfalten: Einige Hunderassen wie der Shar Pei werden wegen ihrer auffälligen Hautfalten gezüchtet. Diese Falten können jedoch Hautinfektionen, die als Dermatitis bekannt sind, begünstigen und Schmerzen und Unbehagen verursachen.

Extreme Gesichtszüge: Brachyzephale Rassen wie Bulldoggen und der Mops werden mit flachen Gesichtern gezüchtet. Diese Brachyzephalie äußert sich durch einen verkürzten Oberkiefer und häufig daraus resultierend in einem deutlichen Vorbiss. Außerdem sind die Atemwege bei diesen Rassen verkürzt. Dies kann zu Gesundheitsproblemen wie Atembeschwerden und Augenproblemen führen, da die Tiere Schwierigkeiten haben, ihre Körpertemperatur zu regulieren und ihre Augen vollständig zu schließen.

Übermäßige Größe: Hunde können auch auf übermäßige Größe gezüchtet werden, was zu Gelenk- und Herzproblemen führen kann. Rassen wie die Deutsche Dogge und der Bernhardiner können aufgrund ihrer Größe unter solchen Problemen leiden.

Teacup-Hunde: Aber auch Hunde, die besonders klein gezüchtet werden, sind aus tiergesundheitlicher Sicht fragwürdig. Meistens werden hierfür die kleinsten und auch schwächsten Tiere von Würfen verpaart. Nicht nur kann es zu neurologischen Störungen und Fehlbildungen kommen, sondern erfahren diese Hunde meistens auch keine angemessene Sozialisierung, da sie aufgrund ihrer Größe oft getragen oder vor größeren Hunden "beschützt" werden.

Bestimme Fellfarben wie die Merle-Färbung: Das Merle-Gen ist für eine einzigartige Fellzeichnung verantwortlich, die bei verschiedenen Rassen wie dem Australian Shepherd und dem Dackel vorkommt. Werden jedoch zwei Merle-Hunde miteinander verpaart, besteht ein Risiko, dass die Nachkommen doppelt merle oder "lethal white" sind. Diese Hunde haben oft schwere Gesundheitsprobleme, einschließlich Taubheit, Blindheit und andere Entwicklungsprobleme.

Bestimmte Verhaltensmerkmale: In einigen Fällen konzentriert sich die Qualzucht auf bestimmte Verhaltensmerkmale, die zum Leiden der Tiere führen können. So können beispielsweise Hunde, die auf übermäßige Aggressivität gezüchtet wurden, unter erhöhtem Stress und Angstzuständen leiden.

Es ist wichtig zu beachten, dass das Vorhandensein dieser Merkmale nicht notwendigerweise bedeutet, dass ein Hund das Ergebnis einer Qualzucht ist. In vielen Fällen können diese Merkmale jedoch, wenn sie übermäßig ausgeprägt sind, zu Gesundheitsproblemen und Leiden für das Tier führen. Es ist daher wichtig, dass Zuchtorganisationen und Tierhalter:innen informiert sind und verantwortungsbewusst handeln, um das Wohlergehen und die Gesundheit der Tiere zu gewährleisten.

Fazit

Qualzucht ist ein ernstes Tierschutzproblem, das dringend angegangen werden muss. Durch Aufklärung und Durchsetzung der bestehenden Gesetze können wir dazu beitragen, das Leiden der betroffenen Tiere zu verringern und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Hundezucht zu fördern.

Es ist wichtig, dass potenzielle Hundehalter:innen über die gesundheitlichen Risiken bestimmter Rassen und Zuchtmethoden informiert sind. Dies erfordert eine gründliche Recherche und die Bereitschaft, Fragen zu stellen, bevor man sich für den Kauf oder die Adoption eines Hundes entscheidet. Verantwortungsbewusste Zuchtorganisationen müssen sich über die Gesundheit ihrer Zuchttiere und die Risiken, die mit der Zucht auf bestimmte Merkmale verbunden sind, im Klaren sein.

Neben informierten Hundebesitzer:innen spielen auch Tierärztinnen eine wichtige Rolle. Sie haben die Aufgabe, die Gesundheit der Haustiere zu überwachen und gegebenenfalls medizinische Empfehlungen auszusprechen. Außerdem können sie dabei helfen, Qualzuchtpraktiken aufzudecken und zu melden, um sicherzustellen, dass Zuchtorganisationen, die solche Praktiken anwenden, zur Verantwortung gezogen werden.

Tierschutzorganisationen sowie die Regierung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Qualzuchten. Durch die Schaffung und Durchsetzung strengerer Gesetze und Vorschriften kann Qualzucht wirksam verhindert werden. Darüber hinaus können Aufklärungskampagnen dazu beitragen, das Bewusstsein für diese Probleme zu schärfen und einen positiven Wandel in der Hundezucht herbeizuführen.

Schließlich ist es wichtig zu beachten, dass die Vermeidung der Qualzucht nicht bedeutet, dass wir aufhören, die Vielfalt und Einzigartigkeit der verschiedenen Hunderassen zu schätzen. Es bedeutet vielmehr, dass wir einen verantwortungsbewussten und ethischen Ansatz bei der Zucht und Pflege dieser Tiere verfolgen müssen, bei dem ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen an erster Stelle stehen. Gemeinsam können wir dazu beitragen, das Leiden von Hunden aufgrund von Qualzuchten zu verringern und eine bessere Zukunft für alle Haustiere zu schaffen.

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