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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 10. Dez.

"Wege zur Freundschaft" (Ulli Reichmann)

Hallo ihr Lieben :) Ich habe kürzlich o.g. Buch verschlungen und gleich begeistert mit dem dort aufgeführten Training begonnen. Für alle, die es nicht kennen: Es geht darum gemeinsam mit seinem Hund die Welt zu entdecken und Spuren zu suchen etc.. Quasi ein Leitfaden, wie man dem Hund zeigt nicht mehr alleine jagen zu gehen, sondern voller Freude zu kooperieren. Ich bin nun unendlich begeistert, weil erste (auch unerwartete) Erfolge schon in wenigen Tagen sichtbar wurden und wollte nun mal fragen, ob noch jemand inspiriert von diesen Methoden mit seinem Hund die Welt erkundet? Würde mich über einen Erfahrungsaustausch unheimlich freuen! Liebe Grüße
 
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SandrA
29. Aug. 14:02
Eine Frage an die, die ihren sehr triebigen Hund trotz Wild frei laufen lassen können: Es geht darum, ob man einen Border Collie, der bereits Jagderfolg hatte, per bedürfnisorientiertem Hundetraining vom Wildern abhalten kann. Ich bin überzeugt, dass das möglich ist, kenne aber nur die Theorie. Mir geht es hier aber um tatsächliche Erfahrungsberichte. Hintergrund: Eine Hundetrainerin behauptet, dass man einen Border Collie, der bereits einen Hasen gerissen hat und öfter abhaut (nicht mein Hund), nur noch mit aversiven Methoden vom Wildern abhalten kann. Sie bedauert, dass Stromhalsbänder verboten sind. Wäre es noch erlaubt, würde sie es einsetzen, da die (relativ unerfahrene) Halterin ihrem Border unbedingt Freilauf ermöglichen will (nach entsprechendem Training), sie (die Trainerin) in diesem absoluten Ausnahmefall aber keine andere Möglichkeit sieht. (Wir trainieren wegen dieser Grundhaltung nicht mehr dort.)
Ich kann deine Frage sehr gut nachvollziehen. Ich hatte mit meiner Hündin einen ähnlichen Knackpunkt: Sie hat einmal hinterlistig eins unserer Hühner getötet. Da hätte man leicht sagen können: „Das wars, ab jetzt nur noch aversiv oder mit Dauerabsicherung.“
Aber ich habe mich bewusst dagegen entschieden.

Wir haben intensiv trainiert und die Rahmenbedingungen klug gemanagt – und siehe da: Joona lebte danach noch gute 11 oder 12 Jahre völlig frei mit unseren Hühnern zusammen. Sogar Küken mit ihrem hektischen Gehopse und Dauergepiepse hat sie nicht angerührt.

Für mich war das die Bestätigung, dass ein Jagderfolg nicht automatisch bedeutet „Endstation aversiv“. Im Gegenteil – Beziehung, Training und Management können sehr viel bewegen. Dass manche Trainer sofort zum Stromhalsband greifen würden, lässt auf ein wenig Antiquiertheit in deren Haltung schließen.
 
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Das
29. Aug. 14:46
Ich kann deine Frage sehr gut nachvollziehen. Ich hatte mit meiner Hündin einen ähnlichen Knackpunkt: Sie hat einmal hinterlistig eins unserer Hühner getötet. Da hätte man leicht sagen können: „Das wars, ab jetzt nur noch aversiv oder mit Dauerabsicherung.“ Aber ich habe mich bewusst dagegen entschieden. Wir haben intensiv trainiert und die Rahmenbedingungen klug gemanagt – und siehe da: Joona lebte danach noch gute 11 oder 12 Jahre völlig frei mit unseren Hühnern zusammen. Sogar Küken mit ihrem hektischen Gehopse und Dauergepiepse hat sie nicht angerührt. Für mich war das die Bestätigung, dass ein Jagderfolg nicht automatisch bedeutet „Endstation aversiv“. Im Gegenteil – Beziehung, Training und Management können sehr viel bewegen. Dass manche Trainer sofort zum Stromhalsband greifen würden, lässt auf ein wenig Antiquiertheit in deren Haltung schließen.
"Wo wissen endet, fängt Gewalt an."
Sage ich da nur bezüglich der Trainerin...
 
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Sonja
29. Aug. 15:12
Die Halterin möchte lieber keinen Strom einsetzen, aber noch lieber möchte sie Freilauf für ihren Hund. Sie kennt sich zu wenig aus und vertraut der Trainerin.
Die Trainerin hat über 30 Jahre Berufserfahrung, und "Strom setzen doch alle ein, Jäger, Trainer, da redet nur keiner drüber, weil es verboten ist". Sie selbst sieht Strom als letztes Mittel in besonderen Ausnahmefällen. Die Wasserflasche wird schon regelmäßiger gezückt.
 
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Dogorama-Mitglied
29. Aug. 15:55
Eine Frage an die, die ihren sehr triebigen Hund trotz Wild frei laufen lassen können: Es geht darum, ob man einen Border Collie, der bereits Jagderfolg hatte, per bedürfnisorientiertem Hundetraining vom Wildern abhalten kann. Ich bin überzeugt, dass das möglich ist, kenne aber nur die Theorie. Mir geht es hier aber um tatsächliche Erfahrungsberichte. Hintergrund: Eine Hundetrainerin behauptet, dass man einen Border Collie, der bereits einen Hasen gerissen hat und öfter abhaut (nicht mein Hund), nur noch mit aversiven Methoden vom Wildern abhalten kann. Sie bedauert, dass Stromhalsbänder verboten sind. Wäre es noch erlaubt, würde sie es einsetzen, da die (relativ unerfahrene) Halterin ihrem Border unbedingt Freilauf ermöglichen will (nach entsprechendem Training), sie (die Trainerin) in diesem absoluten Ausnahmefall aber keine andere Möglichkeit sieht. (Wir trainieren wegen dieser Grundhaltung nicht mehr dort.)
Unsere Große hatte in meiner Obhut zweimal beinahe Jagderfolg - ein Hase wurde gehetzt, einem Fasan wurde aufgelauert. Beide Male war es meine Unaufmerksamkeit, beide Male blieben die Tiere am Leben. Seither ist es nicht mehr vorgekommen, dass sie hinter etwas her gegangen ist. Rechtzeitiger Abbruch meinerseits wegen uneingeschränkter Aufmerksamkeit meinerseits und rechtzeitiger Interpretation des Verhaltens des Hundes sind das A&O. In meinem Profil ist ein Video von der Großen, wie sie Kanada-Gänse fixiert, sich anschleicht und sich mit Klicker „Click für Blick“ abrufen lässt. Das war die erste übungsstunde unter erschwerten Bedingungen wegen Sturm, daher auch drei clicks. Das geht also, der Freilauf, auch in Anwesenheit der bevorzugten Beute (Vizslas sind „Ornithologen“ 😉).
Bei der Kleinen ist es so, wie ich es bereits mehrfach hier beschrieben habe: offensives Training am Reiz, das Aushalten-Üben plus die Umlenkung auf Jagdersatz, das apportieren. Dann geht auch Freilauf und Spiel in Anwesenheit von Rehen und Fasanen.
ABER (noch) kein lässiges Schlendern und den Hund machen lassen „watt er will“, das geht in die Hose, grad erst wieder erlebt 🤬.
Ohne es genau zu wissen glaube ich, dass Stromhalsbänder nur dann was bringen, wenn der Hund z.B. in Jägerhand dann auch wirklich das bekommt, was er will - die Beteiligung an der Jagd. Und dass dieses Hilfsmittel dann einfach etwas Zeit spart.
Einem jagdtriebigen Hund das Jagen mittels Stromhalsband abzugewöhnen dürfte zum Scheitern verurteilt sein, da es reiner Druck und Zwang ist, ohne dass der Hund einen Ersatz zum Ausgleich bekommt.
Die Halterin des Border Collies sollte sich einen neuen und fähigen Trainer suchen, eine SL kaufen und sich auf ein langes Training einstellen.
 
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Arinka
29. Aug. 18:14
Eine Frage an die, die ihren sehr triebigen Hund trotz Wild frei laufen lassen können: Es geht darum, ob man einen Border Collie, der bereits Jagderfolg hatte, per bedürfnisorientiertem Hundetraining vom Wildern abhalten kann. Ich bin überzeugt, dass das möglich ist, kenne aber nur die Theorie. Mir geht es hier aber um tatsächliche Erfahrungsberichte. Hintergrund: Eine Hundetrainerin behauptet, dass man einen Border Collie, der bereits einen Hasen gerissen hat und öfter abhaut (nicht mein Hund), nur noch mit aversiven Methoden vom Wildern abhalten kann. Sie bedauert, dass Stromhalsbänder verboten sind. Wäre es noch erlaubt, würde sie es einsetzen, da die (relativ unerfahrene) Halterin ihrem Border unbedingt Freilauf ermöglichen will (nach entsprechendem Training), sie (die Trainerin) in diesem absoluten Ausnahmefall aber keine andere Möglichkeit sieht. (Wir trainieren wegen dieser Grundhaltung nicht mehr dort.)
Wir haben bis vor 30 Jahren noch mit Strom gearbeitet. Aber die wirklich "harten Fälle" bekam man auch damit nicht in den Griff.

Mein aktueller Hund hatte auch schon Jagderfolg.
Ich kann sie inzwischen zu bestimmten Tageszeiten frei laufen lassen, ansonsten steht eben Management am Programm.
 
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Das
29. Aug. 18:20
Wir haben bis vor 30 Jahren noch mit Strom gearbeitet. Aber die wirklich "harten Fälle" bekam man auch damit nicht in den Griff. Mein aktueller Hund hatte auch schon Jagderfolg. Ich kann sie inzwischen zu bestimmten Tageszeiten frei laufen lassen, ansonsten steht eben Management am Programm.
Das ist auch super so.
Ich finde Freilauf um jeden Preis ist Quatsch.
Ein Hund kann auch an der (Schlepp-)Leine ein tolles Leben führen.
Mein Jagdhund ist auch sehr gut erzogen, dennoch ist absoluter Freilauf nie ein Thema. Es ist immer mit Management verbunden wie zb: Schleppleine in heiklen Situation in der Hand halten, in bestimmten Habitaten ist sowieso immer Schlepp dran und bestimmte Tageszeiten meiden.
 
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CAROL
29. Aug. 19:38
Das ist auch super so. Ich finde Freilauf um jeden Preis ist Quatsch. Ein Hund kann auch an der (Schlepp-)Leine ein tolles Leben führen. Mein Jagdhund ist auch sehr gut erzogen, dennoch ist absoluter Freilauf nie ein Thema. Es ist immer mit Management verbunden wie zb: Schleppleine in heiklen Situation in der Hand halten, in bestimmten Habitaten ist sowieso immer Schlepp dran und bestimmte Tageszeiten meiden.
Genauso sehe ich das auch. Wenn es partout nicht geht, weil vielleicht der Hund einfach auch schon mit der falschen Pfote aufgestanden ist, dann eben kein Freilauf. Ebenso bestimmte Tageszeiten oder manche Feldecken, dann geht es halt nur an der Schlepp. Neulich wollte ich sie gerade losmachen, hatte irgendwie aber gezögert… und dann kam der Hase prompt seines Weges gehopst. Dann halt nicht in dem Moment. Sie ist dennoch ein zufriedener Hund (gut in DEM Moment nicht so sehr 🫣).
 
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Kirsten
29. Aug. 19:47
Genauso sehe ich das auch. Wenn es partout nicht geht, weil vielleicht der Hund einfach auch schon mit der falschen Pfote aufgestanden ist, dann eben kein Freilauf. Ebenso bestimmte Tageszeiten oder manche Feldecken, dann geht es halt nur an der Schlepp. Neulich wollte ich sie gerade losmachen, hatte irgendwie aber gezögert… und dann kam der Hase prompt seines Weges gehopst. Dann halt nicht in dem Moment. Sie ist dennoch ein zufriedener Hund (gut in DEM Moment nicht so sehr 🫣).
Sag mal Carol, du warst doch auch im Gefährtenschmiedethread unterwegs.

Ich finde ja die Berichte von Daniela immer sehr interessant, die immer mal ein Update gibt, wie es aktuell so läuft.

Machst du quasi eine Kombi aus beidem? Wie passt es für dich zusammen und für deine Delia? Also nur falls du etwas erzählen magst ☺️
 
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Sonja
29. Aug. 20:18
Ich kann deine Frage sehr gut nachvollziehen. Ich hatte mit meiner Hündin einen ähnlichen Knackpunkt: Sie hat einmal hinterlistig eins unserer Hühner getötet. Da hätte man leicht sagen können: „Das wars, ab jetzt nur noch aversiv oder mit Dauerabsicherung.“ Aber ich habe mich bewusst dagegen entschieden. Wir haben intensiv trainiert und die Rahmenbedingungen klug gemanagt – und siehe da: Joona lebte danach noch gute 11 oder 12 Jahre völlig frei mit unseren Hühnern zusammen. Sogar Küken mit ihrem hektischen Gehopse und Dauergepiepse hat sie nicht angerührt. Für mich war das die Bestätigung, dass ein Jagderfolg nicht automatisch bedeutet „Endstation aversiv“. Im Gegenteil – Beziehung, Training und Management können sehr viel bewegen. Dass manche Trainer sofort zum Stromhalsband greifen würden, lässt auf ein wenig Antiquiertheit in deren Haltung schließen.
Danke für Deine Antwort. Ja, ich erinnere mich wieder, Du hattest davon schon mal berichtet, daher hatte ich noch im Hinterkopf, dass es möglich ist. Ich finde es bewundernswert, was Du erreicht hast.
 
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SandrA
29. Aug. 21:05
Danke für Deine Antwort. Ja, ich erinnere mich wieder, Du hattest davon schon mal berichtet, daher hatte ich noch im Hinterkopf, dass es möglich ist. Ich finde es bewundernswert, was Du erreicht hast.
Dankeschön ☺️