Ich finde, die Doro schreibts so klasse 🤩. Auch wenn sie selbst sagt, sie kommt mit der Methode nicht so klar, habe ich anhand von unseren Gesprächen immer das Gefühl das sie eben genau mit den Gedanken daraus immer wieder den Umgang mit Mila reflektiert. Und das ist doch genau der Punkt oder nicht? Nicht irgendeinem Schmarn, der sich falsch anfühlt, blind zu folgen, sondern eben zu schauen, was es mit einem tut und wie der Hund damit zurecht kommt.
Und wenn etwas nicht so gut lief, sich halt mal drüber zu ärgern, aber die Doro hat das tolle Talent trotzdem oft mit einem humorvollen Witz damit abschließen zu können (und das gleiche für andere zu tun).
Hundebeschäftigung ja, aber immer stets anschließend mit dem Gedanken „Hat uns das gut getan und tut es uns auch weiterhin gut?“ und eben nicht aus blindem Ehrgeiz oder Pflichtgefühl (weil man eben angemeldet ist). Ich finde, die beiden sind ein wundervolles Team. Das spürt man, wenn man sie zusammen sieht.
Das Thema mit der Leine. Wie gesagt, ich bin Babs total dankbar für die wertvollen Hinweise und werde mir die zu Herzen nehmen.
Aber es geht ja nicht darum einen Glaubenskrieg aufzumachen was besser wäre. Beides hat Vor- und Nachteile die man berücksichtigen sollte. Was ich nur absolut nicht mag ist dieser selbstauferlegte Druck um den Freilauf, den die Menschen sich selbst antun. Wenn der Hund nicht hört und abrufbar ist, muss an der Leine bleiben, aber Freilauf ist unbedingt ganz stark gewünscht. Das führt in meinen Augen häufig dazu, dass der Fokus nicht mehr auf der Qualität des Spaziergangs an sich liegt, sodass der Moment in dem man sich befindet gar nicht mehr gescheit wahrgenommen und genossen werden kann, weil so arg und unbedingt drauf hingearbeitet wird, den ungeliebten Strick loszuwerden.
Bezüglich der Ullihunde, das kam eben, weil die Leute irgendwie das Bedürfnis hatten, dem Kind einen Namen zu geben. Um die Art des Umgangs mit seinem Hund zu beschreiben. Daraus wurde das Hunde, denen auf Ullis Art zugehört wird, eben Ullihunde sind. Es gibt Leute, die Ulli nicht kennen, keine Ahnung von irgendwelchen Methoden haben, aber genau so unterwegs sind. Ein Hundefreund von Mira, ein wundervoller Border Collie, der hat genau solche Menschen erwischt.
Naja, die werden ihren Hund dann wohl nicht Ullihund nennen, aber das ist doch eigentlich auch völlig wumpe. Die gehen eben einfach auf die gleiche Art mit ihren Begleitern um.
Wem es an Authentizität fehlt kann ich nur die Geschichten von Ullis Vivi empfehlen. Die lieb ich sehr. An ihren eigenen Hunden erklärt die Ulli, wie sie vorgeht, und für die Vivi gibt es zu vielem eine extra Variante, weil mit der Vivi einfach vieles nicht genau auf die gleiche Art klappt 😄 Das fiel mir gerade beim Thema Ressourcenverteidigung ein.
Und auch hier sagt die Ulli, wenn’s eben auf die vorgeschlagene Art nicht funktioniert, dann musst du es eben anders machen und Wege finden, wie man zurecht kommt.
Zu anderen Situationen genau so. Wer nur eine Hand zur Verfügung hat, weil er im Rollstuhl sitzt, oder den Kinderwagen schiebt, der kann vielleicht überlegen, ob eine Flexi eine sinnvolle Option ist.
Zu den Nachteilen:
Ich mag Austausch und ich mag auch mal mit anderen Hundehaltern zusammen gehen. Das hat dadurch nun ehrlicherweise ziemlich abgenommen, gerade was Leute angeht, deren Art mit den Hunden umzugehen, sich erheblich unterscheidet. Es geht hier nicht um Meinungsverschiedenheiten. Es geht einfach zu viel Aufmerksamkeit flöten und ich erwische mich immer öfter, dass ich den Gang dann oft mit meiner Hündin nicht so genießen kann, gerade wenn man komplett (also von Anfang bis Ende) mit anderen geht. Die Prioritäten liegen manchmal zu weit auseinander.
Leute zufällig unterwegs treffen und mal ein Stückchen gemeinsam gehen, das tue ich immer noch gern.
Außerdem bin ich viel dünnhäutiger geworden, wenn ich sehe, dass Hunde Probleme habe und sich immer wieder an die Besitzer wenden. Diese nehmen es nicht mal wahr oder machen sich über die Probleme der Hunde lustig. Das ist mittlerweile fast unerträglich für mich.
Was ich an der Ulli so mag, ist das sie mich immer wieder auf Gedanken stößt, die mir so nicht gekommen wären. Viele Dinge verstehe ich nicht von Anfang an, manches mutet sich manchmal komisch an, wenn man noch nicht ganz kapiert hat, worum es geht. Aber bisher war ich immer über diese neuen Gedankengänge froh, die mich dann auch auf den Spaziergängen mit Mira begleitet haben. Über einiges muss ich länger grübeln und das mag ich gern.
Filmen tue ich mittlerweile öfter, wenn ich sehe, da läuft es noch nicht so glatt. Anhand der Videos kann ich fragen woran es liegt und irgendwer hat meist immer tolle Gedanken dazu. Manchmal methodischer Natur, aber meist sitzt das Problem bei mir im Kopf 🙃
Manchmal hilft es mir, auch ohne äußere Bewertung, die Situation nochmal zuhause anzuschauen.
Ich für meinen Teil spreche gar nicht gegen Ulli. Im Gegenteil. Ich finde es super, dass sie meinem Grundgedanken "den Hund so anzunehmen wie er ist" entspricht. Das ist genau das Thema, was m. E. der Gesellschaft verloren gegangen ist. Den anderen so zu respektieren, akzeptieren und anzunehmen, wie er ist. Oft wird irgendwas vorgeheuchelt. Die Menschen sind nicht ehrlich. Hunde sind anders und sind für mich zum Vorbild geworden.
Aber es gibt ein Beispiel, was mir zu denken gab. Es ging darum, dass der Hund, der einmal jagt, noch angefeuert werden soll. Wenn ich das richtig verstanden habe, macht man das, damit der Hund das gemeinsame Gefühl des Jagens behält und irgendwann gut gelaunt zurück kommt. Ich habe lange darüber nachgedacht, weil mich irgendwas störte, obwohl ich ihren Gedankengang nachvollziehen konnte. Ich habe gelernt, dass ich meinen Hunden nichts vormachen kann. Ich hätte es nicht als toll empfunden, dass mein Hund hinter Rehen herjagt. Das bedeutet für mich, dass ich in diesem Moment des Anfeuerns mein Gefühl aufgebe, damit mein Hund das Gefühl hat, dass wir gemeinsam jagen und ich sein Verhalten toll finde. Aber genau das finde ich gelogen. Ich finde es nicht toll!!!
Wenn ich nun an meine Situation denke mit dem Hüten der Kühe. Da hätte ich niemals jubeln können, denn ich stand vor lauter Angst am Zaun. Ich habe gebetet, dass die wildgewordenen Kühe mit ihren Kälbern weder die Schleppleine noch Newton erwischen. Das ganze dauerte 1 Minute und da stand Newton auch schon wieder neben mir. Meine Gefühle waren extrem durcheinander. Wut, Angst, glücklich einen gesunden Hund neben mir zu haben und das die Kühe keinen Herzinfarkt bekommen haben (Erleichterung und Freude). Aber zu dem Zeitpunkt, als er ankam, stand definitiv das Gefühl der Angst im Vordergrund. Newton hat danach, bis heute, keine Kühe mehr angeschaut. Er findet Kälber weiterhin interessant, weil sie sowas spielerisches ausstrahlen und sogar zum Spielen auffordern, aber er lässt sie stehen. Ich denke, dass er meine ehrliche Angst gespürt und mit dieser Situation verknüpft hat. Ähnlich ging es mir mit Yoko. Wir haben gespielt und sie erwischte meinen Finger. Ich schrie auf und wendete mich von ihr ab. Es war nicht vorgespielt, sondern mir lief das Blut nur so runter und ich war geschockt von dem Schmerz. Seit dem lässt sie alles sofort los, sobald sie nur im Ansatz einen Finger spürt. Ich habe den Schmerz und Aufschrei nicht vorgespielt, sondern es war eine instinktive Handlung von mir. Und genau diese Erfahrungen stehen für mich im Widerspruch zu der Idee von Ulli, den Hund noch in seinem Verhalten zu unterstützen, obwohl ich es nicht in Ordnung finde. Wie gesagt, ich verstehe ihre Intention, aber ich finde, dass Hunde Ehrlichkeit ebenfalls sehr gut verstehen dieses ehrliche Gefühl über dem "Betteln" nach guter Laune steht. Ich bin davon weg, um die Gunst meiner Hunde zu werben und meine Gefühle dafür aufzugeben. Ich liebe meine Hunde über alles und das spüren sie jeden Tag, aber ich werde nichts machen, womit ich gegen mein Empfinden handel. Wenn Newton mir gegenüber seine Schranken überschreitet, dann weise ich ihn in seine Schranken zurück. Das würde ich auch bei meinem Mann machen. Genauso weist Newton mich in meine Schranken, wenn ich eine übertrete und dafür bin ich ihm dankbar. Das passiert schon mal, wenn ich ihn streichel und er es in diesem Moment nicht mag. Er wendet sich ab und entfernt sich von mir. Es ist kein ignorieren, sondern mir das Gefühl geben, dass er meine Nähe in diesem Moment als unangenehm empfindet. Das nehme ich gar nicht persönlich, sondern bin dankbar, dass er so ehrlich ist und mir das zeigt. Das ist aber unser Weg und unsere Kommunikation. Nicht nur ich darf ihn in seine Schranken weisen, sondern er mich auch. Das gehört für mich in einer gesunden Beziehung dazu.
Zu dem Thema Freilauf. Ein Hund, der im Freilauf noch nicht die Grenzen kennt, hat auch im Freilauf nichts zu suchen, es sei denn, man gewöhnt ihn an den Freilauf. Für uns ist der Freilauf wichtig. Newton hat mehr als 10 Meter Distanz und schnuppert durch die Gegend. Ich erkenne genau, ob er einer Wildspur, einer Hündin oder der Spur eines Rüden folgt. Bei der Hündin oder dem Rüden lasse ich ihn. Bei der Wildspur klinke ich mich ein. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass er mir eine angeschossene Gans anzeigte oder kurz einem auffliegenden Fasan hinterhergesprungen ist, mich anschaute und dann weiter ging. In beiden Fällen nahm er Kontakt zu mir auf. Es war ein tolles Gefühl der Gemeinsamkeit. Der Freilauf ist aber auch für unsere Distanzarbeit wichtig. Eine Leine wäre da extrem hinderlich. Diese Kommunikation ohne Leine, sei es beim Jagen, beim Anzeigen von Tieren und in unserer Distanzarbeit ist ein sehr schönes Gefühl und auch da bin ich dankbar, dass ich das erleben darf und ich bin froh, dass ich auf den Freilauf hingearbeitet habe. Nach dem Vorfall mit den Kühen hätte ich nie gedacht, dass ein Freilauf noch mal möglich ist. Dennoch habe ich diese Option nie aus den Augen verloren und darauf hingearbeitet. Für mich stand da kein Druck oder Zwang hinter, sondern entweder klappt es oder nicht. Es liegt an uns. Wir haben es geschafft und es hat uns mehr Lebensqualität gegeben. Wenn wir es nicht geschafft hätten, wäre das kein Weltuntergang gewesen, aber meine Hunde finden den Freilauf schön und das wollte ich ihnen ermöglichen. Und darum geht es doch. Dem Hund in seinem kurzen Leben seine Bedürfnisse und Vorlieben zu ermöglichen, so gut wie es eben geht. Was ich als Qualität eines Spazierganges empfinde, muss nicht die Qualität des Hundes sein. Ich finde es an der Leine auch ok, aber meine Hunde finden den Freilauf besser. Sie laufen gerne und das geht so an der Leine nicht. Insbesondere Newton macht auch gerne mal was für sich. Leidet jetzt unter seinen Vorlieben die Qualität unseres Spazierganges? Ich denke, dass Du bestimmte Menschen im Kopf hast, aber die sind nicht das Vorbild. Freilauf bedeutet für mich nicht Bequemlichkeit. Im Gegenteil. Man ist aufmerksamer, man muss Situationen schneller einschätzen und reagieren. An der Leine ist bequemer 😉.
Zu den Rollstuhlfahrern. Eine Nachbarin ist auf ihrem Rollstuhl angewiesen. Sie hat eine normale Leine und ihre kleine Pudeldame hat gelernt, nicht unter die Räder zu kommen, auch dann, wenn sie im Freilauf ist. Die Hunde werden etwas anders "aufgebaut". Eine Flexileine wäre eine Option, aber diese Leinen Bergen Gefahren. Würde die Leine aus der Hand rutschen, würde die kleine Pudeldame sich mit diesem Riesenteil und Knall erschrecken und möglicherweise panisch weglaufen (habe ich schon gesehen und das war keine Frau im Rollstuhl). Meine Nachbarin hat keine Flexileine, sondern hat den Freilauf geübt. Die beiden sind auch in der Sportart "Curving " unterwegs 😄.
Zu Deinen Nachteilen: Schade, dass Du Dich und Deine Hündin so eingrenzt. Hunde finden es auch schön, mal mit Artgenossen was zu unternehmen. Einfach mal was anderes erleben und neue Gespräche führen. Und da kommt mir der Gedanke, ob Ulli wirklich möchte, dass man sich abkapselt oder ob sie möglicherweise möchte, dass man auch lernt, andere Menschen so zu nehmen wie sie sind und darüber eine Tür öffnet, die dem anderen Mensch zeigt, wie schön es ist, so anerkannt zu werden, wie man nunmal ist. Der Weg zu einem anderen Hund führt immer über den Hundeführer.
Ich finde es wunderbar, dass Du für Dich über die Ullimethode einen roten Faden gefunden hast 😉. Das tut Deiner Hündin bestimmt gut. Und das ist das Wichtigste.