Mein Hund litt seit einem Tag an Durchfall. Kommt vor und ist erstmal kein Grund zur Panik. Als er dann in der Nacht plötzlich Blut ausschied, hielt ich es für angebracht, den Notfalldienst der Tierärztekammer Hamburg anzurufen. Ein unglücklicher Zufall wollte es, daß Herr Specht in der Nacht Notdienst hatte. Obwohl mein Hund in guter Verfassung war, weder apathisch war noch Anzeichen für Dehydrierung zeigte und auch kein Blut mehr ausschied, wurde mir das unmittelbar bevorstehende Ableben des Tieres in Aussicht gestellt, wenn nicht sofort umfangreiche Maßnahmen ergriffen werden.
Als um sein Tier besorgter medizinischer Laie fragt man in einem solchen Fall nicht nach und schon gar nicht nach den Kosten der Behandlung. Nach ca. 20 Minuten, in denen ich die Lebensgeschichte des Herr Specht vorgetragen bekam, machte er sich - nicht gerade einfühlsam - ans Werk. Drei Spritzen - womit auch immer - wurden gesetzt, eine Infusion gelegt und anschließend noch ein Medikament verabreicht. Dabei handelte es sich um Imodium, wovon ich noch zwei weitere Dosen mitbekam, mit der Anweisung, diese dem Hund an den Folgetagen zu verabreichen. Meine Fragen, was gespritzt wird und worum es sich bei Imodium handelt, wurden ignoriert.
Anschließend wurde abgerechnet. Für seine Bemühungen verlangte Herr Specht die Kleinigkeit von 923,38 Euro. Nicht schlecht für eine halbe Stunde Behandlung in der ansonsten leeren Praxis.
Meine zur Sicherheit kurz darauf konsultierte Tierärztin schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Nicht nur wegen der Abrechnung, sondern insbesondere wegen des Imodiums. Zum Glück hat mich das schlechte Gefühl, mit dem ich die Räume des Herrn Specht verließ, davon abgehalten, meinem Hund die weiteren Dosen Imodium zu geben. Es hätte schlecht ausgehen können.
Also, wenn Sie mal nach Strich und Faden abgezockt werden wollen, sind Sie hier an der richtigen Adresse. Falls Sie jedoch in einem Notfall tierärztliche Hilfe benötigen, fahren Sie besser woanders hin, wo hoffentlich kompetente Menschen sich nicht an der Not Ihres Tieres auf unverschämte Art bereichern.
Wie ich übrigens mittlerweile weiß, bin ich leider nicht der Einzige, der solche Erfahrungen mit Herrn Specht machen musste. Warum die Tierärztekammer dem nicht Einhalt gebietet, ist mir unbegreiflich.