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Katrin
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zuletzt 17. Dez.

Qualzucht - Warum Aufklärung alleine nicht reicht

Noch nie wurde soviel Aufklärung betrieben wie heutzutage und trotzdem steigt die Anzahl an Qualzuchthunden. Durch Zufall bin ich auf einen Artikel gestoßen den ich hier gerne teilen möchte, quasi als Diskussionsgrundlage. https://kynologisch.net/qualzucht-psychologie-2/ Es ist etwas viel eröffnet einem aber eine neue Sicht auf das Problem und warum das durch einfaches Aufklären nicht lösbar ist. Mich würde interessieren ob diese Erklärung für euch nachvollziehbar ist? Welche Schlüsse ihr daraus zieht und ob sich eure Meinung über das halten von Qualzuchten dadurch ändert oder nicht? Wie immer bitte lieb und freundlich bleiben und bedenkt bitte das Qualzucht nicht nur brachyzephale Rassen betrifft. Liebe Grüße eure Katrin J. https://www.ardmediathek.de/video/story/leiden-auf-vier-pfoten-zuechten-wir-unsere-haustiere-kaputt/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIyNjQ4MTg
 
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Katja
26. Sept. 09:46
Hab übrigens grad noch ein Urteil gefunden, bei denen ein Züchter versucht hat gegen die Disqualifikation vorzugehen. Er hat kein Recht bekommen: die Disqualifikation war zulässig!

Sogar ein Zuchtverbot wurde schon gerichtlich bestätigt:

https://herz-fuer-tiere.de/haustiere/hunde/hunderassen/wird-die-franzoesische-bulldogge-in-deutschland-verboten

Klar, geht alles zu langsam, insbesondere für jeden leidenden Hund…
 
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Thomas
26. Sept. 09:54
Immerhin gibt es eine konkrete Merkmalsliste vom VDH: https://tierschutz.vdh.de/fileadmin/VDH/media/tierschutz/VDH_Merkmalsliste.pdf Und auch das Formular für den Tierarzt für die Untersuchung, die man bei Anmeldung einreichen muss, enthält konkrete Vorgaben… Ich will hier beileibe nicht den Anwalt des VDH machen… aber ich bin doch erstaunt, dass sie auf ihrer Internetseite doch recht konkrete Vorgaben machen.
Das Problem bei diesen Vorgaben ist, das die sehr spezifisch sind und damit riesige Schlupflöcher lassen...

Zum Beispiel die fehlende Rute - eigentlich ein eindeutiges Qualzuchtmerkmal (wenn erblich bedingt):

"9. Verkürzte/Missgebildete Rute in Verbindung mit klinischen Symptomen (Dermatitis
an der Rutenunterseite, neurologische Ausfälle, Einschränkungen artgemäßer
Hygiene und Körperfunktionen aufgrund mangelnder Beweglichkeit der Rute u. ä.)"

Es wird also nicht generell ein Hund ohne Rute ausgeschlossen, sondern nur wenn zusätzliche Sympthome auftreten....
Wie soll denn bitte eine "mangelnde Beweglichkeit" der Rute aussehen, wenn der Hund gar keine Rute hat?

Das wir hier nur von Ausstellungen und nicht vom Züchten allgemein reden ist auch klar.
 
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Katja
26. Sept. 09:58
Das Problem bei diesen Vorgaben ist, das die sehr spezifisch sind und damit riesige Schlupflöcher lassen... Zum Beispiel die fehlende Rute - eigentlich ein eindeutiges Qualzuchtmerkmal (wenn erblich bedingt): "9. Verkürzte/Missgebildete Rute in Verbindung mit klinischen Symptomen (Dermatitis an der Rutenunterseite, neurologische Ausfälle, Einschränkungen artgemäßer Hygiene und Körperfunktionen aufgrund mangelnder Beweglichkeit der Rute u. ä.)" Es wird also nicht generell ein Hund ohne Rute ausgeschlossen, sondern nur wenn zusätzliche Sympthome auftreten.... Wie soll denn bitte eine "mangelnde Beweglichkeit" der Rute aussehen, wenn der Hund gar keine Rute hat? Das wir hier nur von Ausstellungen und nicht vom Züchten allgemein reden ist auch klar.
Also in meinem Screenshot aus den BSI steht zur Route beim Frenchy:

„das Fehlen sichtbarer/berührbarer Rutenwirbel ist ein disqualifizierender Fehler“

Find ich jetzt schon sehr konkret…🤔
 
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Thomas
26. Sept. 10:00
Mist, jetzt bin ich doch in der Rolle des VDH-Anwalts… na, egal: ich mag halt einfach über Fakten reden. Und diese Untersuchungen gibt es nur für die direkt vom VDH organisierten Ausstellungen, sprich die in Dortmund. Nicht die der angeschlossenen Organisationen. Hatte irgendwo das Kleingedruckte gefunden, find‘s aber nicht mehr. Aber der VDH hat BSI (Breed Specific Instructions), die doch ziemlich konkret sind… und von den Wertungsrichtern umgesetzt werden sollen! https://www.vdh.de/fileadmin/media/ueber/downloads/satzung/2024/BSI-DE-20240603.pdf Ich hab mir mal die Arbeit gemacht und es für die Frenchys rausgesucht… ich muss sagen: ich bin sehr erstaunt, wie konkret das alles ist! Dass es offensichtlich noch nicht umgesetzt wird, ist nach Katrins Beispielen allerdings leider auch klar…
Da werden die Mindestanforderungen an zuchtzugelassene Tiere in den Niederlanden (Nasenlänge mindestens 1/3 der Kopflänge) ja noch mal um die Hälfte unterboten(!) - wenn auf den deutschen Rassestandard mit 1/6 der Kopflänge hingewiesen wird.

"Konkret" heisst also nicht unbedingt auch gleich "gut"...
 
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Thomas
26. Sept. 10:05
Also in meinem Screenshot aus den BSI steht zur Route beim Frenchy: „das Fehlen sichtbarer/berührbarer Rutenwirbel ist ein disqualifizierender Fehler“ Find ich jetzt schon sehr konkret…🤔
"Sichtbar/berührbar" = ein Wirbel.
Die normale Hunderute hat 6 - 23 Wirbel.
 
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Anja
26. Sept. 10:08
Solange solche Hunde ausgezeichnet werden kann ich den VDH was Qualzuchtverbot angeht nicht ernst nehmen.
Da bin ich absolut deiner Meinung. Somit ist das Gerede "Wir tun was gegen QZ..." für die Tonne.
 
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Katrin
26. Sept. 10:30
"Sichtbar/berührbar" = ein Wirbel. Die normale Hunderute hat 6 - 23 Wirbel.
Wobei wir bei nur 6 Wirbeln von einer Stummelrute sprechen die NICHT gleichzusetzen ist mit einer normalen Rute die um die 20Wirbel hat.

,,Brachy- und Anurie ist mit verschiedenen Fehlbildungen der Wirbelsäule vergesellschaftet. Es können Keilwirbel, Blockwirbel oder Schmetterlingswirbel auftreten; desgleichen Spina bifida. Dadurch kann die Entwicklung des Rückenmarks gestört sein, so dass es zu neurologischen Störungen der hinteren Körperhälfte kommt (Paraparese, Paraplegie, Harn- und/oder Kotinkontinenz)."
 
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Thomas
26. Sept. 11:26
Wobei wir bei nur 6 Wirbeln von einer Stummelrute sprechen die NICHT gleichzusetzen ist mit einer normalen Rute die um die 20Wirbel hat. ,,Brachy- und Anurie ist mit verschiedenen Fehlbildungen der Wirbelsäule vergesellschaftet. Es können Keilwirbel, Blockwirbel oder Schmetterlingswirbel auftreten; desgleichen Spina bifida. Dadurch kann die Entwicklung des Rückenmarks gestört sein, so dass es zu neurologischen Störungen der hinteren Körperhälfte kommt (Paraparese, Paraplegie, Harn- und/oder Kotinkontinenz)."
Zumindest wissen wir jetzt warum der Züchter/Aussteller bei der VDH Ausstellung in der SWR Doku immer wieder auf die Stelle tippte, wo der Hund eine Rute hätte haben sollen:
er hat nach VDH Vorschrift den "sicht- und fühlbaren" Wirbel berührt...
 
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Sandra
26. Sept. 11:31
"Sichtbar/berührbar" = ein Wirbel. Die normale Hunderute hat 6 - 23 Wirbel.
Und da ist nicht erwähnt, was die nicht sicht- und berührbaren Rutenwirbel (nämlich die, die sich in den Po hineingezogen und richtig schön so quasi unter den Kreuzbeinwirbeln „festgesetzt haben“ - so mal ziemlich laienhaft ausgedrückt) mit dem Frenchie oder dem Möpschen machen. Nämlich Schmerzen. Und ein jahrelanges Gefühl, steif mit richtigen Walnüssen im Popo herumlaufen zu müssen …
Nur mal so off-topic zur Info am Rande erwähnt.

Sonst könnte man noch den Eindruck gewinnen „ist doch egal“. Ist es m. E. nicht, wenn man das liest / hört / weiß.
 
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Caro
26. Sept. 13:31
Und da ist nicht erwähnt, was die nicht sicht- und berührbaren Rutenwirbel (nämlich die, die sich in den Po hineingezogen und richtig schön so quasi unter den Kreuzbeinwirbeln „festgesetzt haben“ - so mal ziemlich laienhaft ausgedrückt) mit dem Frenchie oder dem Möpschen machen. Nämlich Schmerzen. Und ein jahrelanges Gefühl, steif mit richtigen Walnüssen im Popo herumlaufen zu müssen … Nur mal so off-topic zur Info am Rande erwähnt. Sonst könnte man noch den Eindruck gewinnen „ist doch egal“. Ist es m. E. nicht, wenn man das liest / hört / weiß.
Ich kenne auch eine Frenchie Hündin, die zwar eine Stummelrute besitzt, diese aber nicht bewegen kann. Die steht steif nach unten ab, die Leine verhakt sich gern mal drunter (aua!) und außerdem bleibt Kot darunter hängen. Laut TÄ liegt keine medizinische Indikation vor, um sie abzunehmen.