Ich kann das Gefühl, dass ›Ist halt ein HSH‹ nach Ausrede klingt, gut verstehen. Und ich würde auch immer widersprechen, dass HSHs nicht erziehbar wären und natürlich sind auch HSHs, wenn sie (noch) nicht abrufbar sind, wieder jeder andere Hund, zu sichern, klar.
Aber im Gegensatz zu Hunderassen, die als Gesellschaftshunde oder für die angeleitete Arbeit gezüchtet wurden (Labradore etc), sind HSHs einfach sehr eigenständig und denken mit. Das ist vom Hund ja auch nicht böse gemeint, wenn er dann die Führung übernimmt, er sieht in dem Moment halt die Notwendigkeit. In der Herde lösen sich die Hunde ja auch gegenseitig ab und übernehmen, wenn sich einer mal zur Ruhe betten will – und springen dann in die Bresche, wenn einer Alarm schlägt. Einer für alle und alle für einen.
Und natürlich will kein Schäfer, dass seine Hunde Wanderer zerfleischen. So ein mobiler Schafzaun ist für die Hunde auch keine ernste Hürde. Die lernen das Verhalten aber von Welpe an. Sowohl von Schäfer als auch von den anderen Hunden. Wo sibd meine Grenzen? Wann beginne ich zu verbellen? Wann ist hier richtig Alarm?
Theoretisch denk ich auch, dass man einen HSH Welpen sehr gut wie jeden anderen Hund erziehen kann. Man muss in Sachen Konsequenz halt wirklich konsequent sein.
Auf der anderen Seite frag ich mich, warum ich mir einen Welpen hole, dem ich gefühlt alles abtrainieren muss, für das er gezüchtet wurde, wenn man weder Hof noch Herde hat. Aber das ist ein anderes Thema ...
Wirklich schwierig in der Handhabung finde ich HSHs, die man nicht als Welpe übernimmt. Die gelernt haben, ihre Eigenständigkeit, ihr Territorialverhalten und ihren Schutztrieb rein intuitiv auszuleben, evtl damit auch sogar schon erfolgreich waren (Menschen verbellt, Menschen verbissen). Die folgen mangelhafter Konsequenz sind halt derber als bei vielen anderen Rassen, weil die Hunde ihren Job ernst nehmen. Für die ist das kein Spiel, anders als beim Goldie das Apportieren von geschossener Beute.
Übrigens gilt das in meinen Augen auch für viele andere eigenständige und/oder wachsame Rassen wie zum Beispiel des Deutschen liebstes Tier: Den Dackel, als Solitärjäger. Wäre der 40kg schwer ...
Hallo Friederike,
Ich finde deinen Beitrag sehr gut, würde aber gerne etwas zu dem Teil sagen, wenn erwachsene und ausgebildete herdis übernommen werden.
Meine laila ist einer dieser Hunde und ja, ich bin mir dessen bewusst, dass ich ein besonderes Auge auf sie haben muss. Dennoch ist hier viel möglich. Auch der herdi in seiner ursprünglichen lebens- und arbeitsform lernt: ist der Schäfer anwesend, entscheidet er. Der Hund entscheidet nur, wenn dieser nicht anwesend ist. Diese Rolle muss der Mensch hier übernehmen und sich beweisen. Laila darf anzeigen, wenn sie eine Situation als gefährlich einschätzt, die Entscheidung wie es weiter geht Tage jedoch ich.
Klar hatte sie anfangs Verhaltensweisen, die hier nicht passend waren. Aber mit genug Zeit und Umsicht des Besitzers kann ein Hund umlernen ohne sich verbiegen zu müssen.
Ein herdi ist auch ein sehr sozialer Hund. Das Leben im familienrudel ist hier nur selten möglich, aber eine Familie kann für einen herdi das höchste sein. Allein und isoliert zu sein, ohne Rudel, ohne Mensch, allein in einem Hof oder allein unter Schafen, das ist für ein so hoch soziales Wesen, das für das Arbeiten im Team gezüchtet wurde das schlimmste