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Julia
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Anzahl der Antworten 26
zuletzt 11. Feb.

Herdenschutzhund am Hof

Hallo🤗 Ich würde gerne einen Erfahrungsaustausch in Gang bringen. Und zwar zum Thema Herdenschutzhund (und Mixe) und das Bewachen des Gartens/Hofs. Unsere Hündin ist vermutlich eine Mastin Mix Dame, mittlerweile sieben Jahre alt. Sie war ein Jahr alt als sie zu uns kam, in ihrem ersten Jahr hatte sie scheinbar schon einige negative Erfahrungen mit Menschen gemacht. Sie ist sehr unsicher. Andere Hunde mag sie nicht immer. Mit ängstlichen und unsicheren Hunden kommt sie gar nicht klar, da wird die zum Biest. Mit ausgewählten Artgenossen spielt sie aber liebend gern. Nun haben wir einen Hof gekauft. Alles ist gut eingezäunt, aber wenn wir nicht gerade daneben stehen, rennt sie pöbelnd aggressiv zum Zaun sobald sich ein Hund nähert. Dann ist sie auch nicht mehr abrufbar. Hat Jemand ähnliche Probleme gehabt? Sie ist ansonsten ein toller Hund, aber das geht so nicht, es haben sich sogar schon Nachbarn beschwert. Sieht halt auch fies aus, wenn da so 74cm hohes und 43 kg schweres Tier mit Bürste angeschossen kommt 🙈 Liebe Grüße Julia
 
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Julia
10. Feb. 22:21
Okay. Vorab ich bin keine Trainerin. Das sind nur Erfahrungswerte, Weiterbildung, Training mit Erfahrenen Leuten. Ich würde hier schon bei Spaziergängen neue Regeln einführen. Hier ist ja im Grunde Hundekontakt ein Problem. Passt ihm blöd gesagt die andere Schnauze nicht, wird das auch gezeigt. Also muss sich hier allgemein ein neues alternativ Verhalten zeigen. Mit dem „Erzfeind“ würde ich das erst mal gar nicht angehen. Den würde ich so gut es geht meiden. Ggf sogar wenn man den Hund schon vorab sehen kann, den eigenen Hund vorerst dann wegsperren kurz. Und dann draußen anfangen anderes Verhalten zu gestatten. Natürlich bleibt er ein HSH und damit sind Fremde einfach doof und sollen nicht näher kommen. Eine Variante wäre Toleranzverhalten. -Ich finde dich shice, aber ich kann damit leben meinen groll nicht extrem kunt zu tun. Du kennst deinen Hund, du weißt wann er fokussiert, wann er hart im Rücken wird. Im Endeffekt willst du ihm die Entscheidung abnehmen hier sein Ding zu machen. Ich würde freundlich Besitzer aus der Ferne ansprechen, man wundert sich oft wie hilfsbereit andere sind, und fragen ob es okay wäre das zu üben. Vielleicht 5-6 Minuten. Nur näher kommen und der andere bleibt stehen, wenn du merkst das dein Hund sein Verhalten verändert. Verhalten korrigieren. Entweder sitz oder umdrehen ein paar Schritte zurück und langsam wieder auf die andere Person zu. Und wenn es nur 4-5 Schritte erst mal sind die man näher kommt ohne das es in die Eisen geht, erfolg. Loben und wenn möglich umdrehen oder Seite wechseln. Das dauert natürlich länger. Aber wenn sich beim Spaziergang Verhalten verändert und die Abgabe an dich erfolgt, dann wird sich auch auf dem Hof hier eine Entwicklung zeigen. Auf dem Hof würde ich eine weile eine Langlaufleine verwenden um einen Rückruf durchzusetzen. Gegebenenfalls dann auch mit dem Hund bis zu der Grenze, in der er in rage geht, gemeinsam gehen und gucken. Die andere Variante auf dem Hof wäre, dem Hund etwas mehr die Autonomie abzusprechen. Sicherlich hat er einen Platz draußen. Und dort soll er bleiben wenn du ihn dort hin schickst. Vorab erst mal in ruhigen Situationen, wenn du auch Zeit hast, dies zu korrigieren. Dann mal Freunde einladen mit Hund. Uhrzeit abmachen. Kommen die rum darf der Hund auch Bemerkbar machen. Aber er soll an seinem Platz bleiben. So lange, bis die Freunde den Hof betreten. Dann darf der Hund in deiner Begleitung hin und gucken was abgeht. Ziel ist hier im Endeffekt, dass ein laut okay ist. Und am wichtigsten, auch der Gang zum Tor okay ist, wenn jemand den Hof betritt. (Soll ja auch einschüchtern bei Fremden) Aber das du ihn zurückrufen kannst, wenn seine Prüfung nicht notwendig ist. Ich weiß das sind schon super viele Sachen. Und wirklich anstrengend. Aber Regeln dieser Art können auch helfen und schränken seinen Trieb nicht ein. Er wird nur umgelenkt
Hört sich sehr gut und logisch an! Vielen Dank!
 
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Dogorama-Mitglied
11. Feb. 07:56
Da habt ihr euch was vorgenommen 😅 Meinen Respekt! Ich habe ebenfalls eine unsichere HSH-Dame, der ich derzeit versuche, Besuch schmackhaft ... na ja, sagen wir erträglich zu machen versuche ... Trainer bin ich allerdings auch nicht, nur ein Laie, der auch einen HSH hat, dessen Schutztrieb sie schon hier und da in geregelte Bahnen lenken musste. Das Problem mit Unsicherheit + Schutztrieb (egal ob sozial oder territorial) ist ja, dass die Hunde eben nicht souverän, skeptisch beobachten und dann eingreifen, wenn eine echte Gefahr besteht, eingreifen, sondern es wird alles angegangen, das gefährlich sein könnte. Also alles, was nicht erwiesenermaßen nett und freundlich ist. Nach dem Motto: ›Wer nicht mein Freund ist, ist mein Feind.‹ Nun hast du zwar einen HSH, aber das heißt nicht, dass er nicht lernen kann. Auch was das Wachen betrifft. Auch HSHs an der Herde greifen nicht unkontrolliert jeden Wanderer an, der vorbeispaziert. Wenn die zu nahe kommen, dann wird da erstmal imponierend hingallopiert, verbellt – aber zumeist liegen die Tiere ziemlich entspannt rum und beobachten die Weltgeschichte. Aber damit die so gechillt werden, brauchen sie einen Plan. Sie kommen ja nur mit der Idee ›Pass auf deine Herde auf!‹ auf die Welt. Nicht mit dem Wissen ›Am Weidezaun ist Schluss, Radjahrer und Jogger sind keine Wölfe, jeder, der vom Schäfer angeschleppt wird ist auch okay etc. pp.‹ Das muss man ihnen kleinteilig beibringen – und wenn deine Maus NUR mit fremden Hunden auf Kriegsfuß steht, bist du schon SEHR weit gekommen! 😉 Neben den allgemeinen Dingen, zum Thema Hundebegegnungen, die Anabell vorgeschlagen hat, würd ich vor allem gezielt am Hof üben, denn HSHs unterscheiden teilweise EXTREM zwischen Unterwegs und eigenes Territorium. In der Wohnung kann ich meine aktuell keinem Fremden zumuten, angeleint und mit MK machbar, aber ohne ... Draußen völlig flauschig mit allem. Zwei Dinge würde ich mit ihr machen. Zuerst würde ich sie nicht allein im Hof wachen lassen, sondern erst, wenn sie da sicher ist. Nicht wegen der Nachbarn, sondern weil das ja auch für deinen Hund stressig ist und weil sich so das von dir unerwünschte Verhalten unkontrolliert festigt. Wenn es zeitlich möglich ist, geh mit ihr gezielt in den Hof und lass sie da wie vorgeschlagen auf ihrem Platz warten. Aber: Überleg dir vorher, wann der Hund was tun soll. Soll er bei jedem, der vorbeigeht bellen? Wie oft? Wann soll er zum Tor laufen? Soll er das überhaupt? Welchen Abstand soll er halten? Und das kannst du dann gezielt mit ihm üben. Und erst wenn das klappt und sie weiß, was genau sie zu tun hat, würde ich sie allein im Garten/Hof lassen. Das zweite wäre, ihr gezielt das Anschlagen beizubringen. Wie man gezieltes Anschlagen trainiert, dazu gibt es viele Tipps und Methoden. ZB Leckerchen rein, wenn die gewünschte Anzahl von Bellern erfolgt ist. Hier eignen sich Futterbelohnungen deshalb, weil sie das Bellen auch gleichzeitig wirkungsvoll unterbrechen 😂 Mit vollem Mund ... Gibt aber bestimmt noch andere Möglichkeiten, wenn du futterlos üben willst. Wûnsch dir auf jeden Fall viel Erfolg und wenn ihr es geschafft habt, dann habt ihr eurem HSH echt eine tolle, artgerechte Umgebung geschaffen ☺️
 
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Julia
11. Feb. 09:04
Da habt ihr euch was vorgenommen 😅 Meinen Respekt! Ich habe ebenfalls eine unsichere HSH-Dame, der ich derzeit versuche, Besuch schmackhaft ... na ja, sagen wir erträglich zu machen versuche ... Trainer bin ich allerdings auch nicht, nur ein Laie, der auch einen HSH hat, dessen Schutztrieb sie schon hier und da in geregelte Bahnen lenken musste. Das Problem mit Unsicherheit + Schutztrieb (egal ob sozial oder territorial) ist ja, dass die Hunde eben nicht souverän, skeptisch beobachten und dann eingreifen, wenn eine echte Gefahr besteht, eingreifen, sondern es wird alles angegangen, das gefährlich sein könnte. Also alles, was nicht erwiesenermaßen nett und freundlich ist. Nach dem Motto: ›Wer nicht mein Freund ist, ist mein Feind.‹ Nun hast du zwar einen HSH, aber das heißt nicht, dass er nicht lernen kann. Auch was das Wachen betrifft. Auch HSHs an der Herde greifen nicht unkontrolliert jeden Wanderer an, der vorbeispaziert. Wenn die zu nahe kommen, dann wird da erstmal imponierend hingallopiert, verbellt – aber zumeist liegen die Tiere ziemlich entspannt rum und beobachten die Weltgeschichte. Aber damit die so gechillt werden, brauchen sie einen Plan. Sie kommen ja nur mit der Idee ›Pass auf deine Herde auf!‹ auf die Welt. Nicht mit dem Wissen ›Am Weidezaun ist Schluss, Radjahrer und Jogger sind keine Wölfe, jeder, der vom Schäfer angeschleppt wird ist auch okay etc. pp.‹ Das muss man ihnen kleinteilig beibringen – und wenn deine Maus NUR mit fremden Hunden auf Kriegsfuß steht, bist du schon SEHR weit gekommen! 😉 Neben den allgemeinen Dingen, zum Thema Hundebegegnungen, die Anabell vorgeschlagen hat, würd ich vor allem gezielt am Hof üben, denn HSHs unterscheiden teilweise EXTREM zwischen Unterwegs und eigenes Territorium. In der Wohnung kann ich meine aktuell keinem Fremden zumuten, angeleint und mit MK machbar, aber ohne ... Draußen völlig flauschig mit allem. Zwei Dinge würde ich mit ihr machen. Zuerst würde ich sie nicht allein im Hof wachen lassen, sondern erst, wenn sie da sicher ist. Nicht wegen der Nachbarn, sondern weil das ja auch für deinen Hund stressig ist und weil sich so das von dir unerwünschte Verhalten unkontrolliert festigt. Wenn es zeitlich möglich ist, geh mit ihr gezielt in den Hof und lass sie da wie vorgeschlagen auf ihrem Platz warten. Aber: Überleg dir vorher, wann der Hund was tun soll. Soll er bei jedem, der vorbeigeht bellen? Wie oft? Wann soll er zum Tor laufen? Soll er das überhaupt? Welchen Abstand soll er halten? Und das kannst du dann gezielt mit ihm üben. Und erst wenn das klappt und sie weiß, was genau sie zu tun hat, würde ich sie allein im Garten/Hof lassen. Das zweite wäre, ihr gezielt das Anschlagen beizubringen. Wie man gezieltes Anschlagen trainiert, dazu gibt es viele Tipps und Methoden. ZB Leckerchen rein, wenn die gewünschte Anzahl von Bellern erfolgt ist. Hier eignen sich Futterbelohnungen deshalb, weil sie das Bellen auch gleichzeitig wirkungsvoll unterbrechen 😂 Mit vollem Mund ... Gibt aber bestimmt noch andere Möglichkeiten, wenn du futterlos üben willst. Wûnsch dir auf jeden Fall viel Erfolg und wenn ihr es geschafft habt, dann habt ihr eurem HSH echt eine tolle, artgerechte Umgebung geschaffen ☺️
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ja, dass wir sie alleine nicht mehr auf den Hof lassen können haben wir sehr schnell gemerkt 🙈 Da spürt man richtig, dass sie da unsicher unterwegs ist und im Kopf hat „herrje, wie Regel ich das hier alles“. Wenn wir draußen sind, aber nicht voll und ganz bei ihr sein können (ist halt gerade noch soo viel am Hof zu tun) dann kommt sie an eine lange Leine. Da ist sie auch immer vorbildlich ruhig(er), da weiß sie, dass sie nun nix klären muss/kann. Leider kommt erst jetzt die Zeit, in der wir auch wirklich die Zeit haben, mit ihr hier zu trainieren. Daher bin ich dankbar für alle Ratschläge. Mit Fremden hat sie auch Probleme, aber das ist gut zu händeln. Freunde und Familienmitglieder die sie regelmäßig sieht werden überschwänglich begrüßt. Im Grunde ist sie sehr freundlich, die Unsicherheit haben wir aber in der ganzen Zeit in der sie nun bei uns ist nie wirklich aus ihr raus bekommen können. Die sitzt tief…
 
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Dogorama-Mitglied
11. Feb. 09:17
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ja, dass wir sie alleine nicht mehr auf den Hof lassen können haben wir sehr schnell gemerkt 🙈 Da spürt man richtig, dass sie da unsicher unterwegs ist und im Kopf hat „herrje, wie Regel ich das hier alles“. Wenn wir draußen sind, aber nicht voll und ganz bei ihr sein können (ist halt gerade noch soo viel am Hof zu tun) dann kommt sie an eine lange Leine. Da ist sie auch immer vorbildlich ruhig(er), da weiß sie, dass sie nun nix klären muss/kann. Leider kommt erst jetzt die Zeit, in der wir auch wirklich die Zeit haben, mit ihr hier zu trainieren. Daher bin ich dankbar für alle Ratschläge. Mit Fremden hat sie auch Probleme, aber das ist gut zu händeln. Freunde und Familienmitglieder die sie regelmäßig sieht werden überschwänglich begrüßt. Im Grunde ist sie sehr freundlich, die Unsicherheit haben wir aber in der ganzen Zeit in der sie nun bei uns ist nie wirklich aus ihr raus bekommen können. Die sitzt tief…
Was im Zweifel auch helfen kann: Habt ihr in der Nachbarschaft noch jemanden mit Hofhund, mit dem sich eure auch versteht? Erstens kann der Halter euch evtl auch noch Tipps geben, andererseits könntet ihr euch mal gegenseitig besuchen und die Hunde zusammen wachen lassen. Quasi als Praktikum 😅 Das schöne bei unsicheren Hunden ist ja, dass sie sich, so sie verträglich sind, gern an sichereren Hunden orientieren. Wir Menschen können ihnen zeigen, ob ihr Verhalten erwünscht oder unerwünscht ist, aber wir können es nicht vormachen. Auch ausgebildete Herdenschutzhunde lernen einen großen Teil von den bereits vorhandenen Hunden. Vom Schäfer eig mehr ihre Grenzen, nicht das Wachen selbst. Hütearbeit ist ähnlich komplex wie Herdenschutz, aber Hütehunde arbeiten immer unter Anleitung (auch seeehr beeindruckend, diese Teamarbeit, aber eben anders). Das Schützen muss der Hund ja so sehr verinnerlichen, dass er es eigenständig übernehmen kann.
 
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Carola
11. Feb. 14:36
Das ist Spencer (fast 3 Jahre). Er kommt aus der Türkei und ist seid dem 22.06.20 bei mir. Er ist nicht allein, hat noch eine Franz. Bulldogge (1 Jahr älter und war schon da, als er kam) an seiner Seite. Es steckt u. a. Kangal drin. Aber auch irgendwas mit Jagdtrieb. Wenn Menschen mit Hund am Garten vorbei laufen verbellt er diese auch. Erziehungstechnisch… nun ja - nicht so ganz einfach beim „Herdi“. Er trifft viel eigene Entscheidungen. Auch in der Hundeschule bestimmt er, wie lange er Lust hat. Wenn er nicht mehr mag, ist nix zu machen.☺️ Ihn aufzunehmen war für mich die beste Entscheidung (auch, wenn es am Anfang nicht ganz einfach war). Die beiden sind einfach toll zusammen.
 
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Carola
11. Feb. 14:37
Spencer und Hulk.