Hallo Susann,
wir haben unseren Ted (damals 8 Monate alt) sehr spontan aufgenommen, weil unsere Tochter unbedingt wieder einen Hund wollte und Ted zu uns total lieb und verkuschelt war. Es war ein großer Schreck hier festzustellen, dass er im Prinzip wirklich nur zu uns und ein paar ausgewählten Menschen so lieb ist. Zum Rest ist er reserviert, bis skeptisch, manchmal sogar angreifend. Wir wissen nicht, was ihm passiert ist. Aber: wir wachsen mit ihm. Er ist ein an sich herzensguter Hund und seine Ängste werden von Tag zu Tag weniger. Konnten wir am Anfang kaum an einer Mülltonne oder noch schlimmer einem Müllsack mit ihm vorbei laufen, klappt das inzwischen (nach einem Jahr) tiefenentspannt am Spielplatz mit lärmenden, Ball spielenden Kindern. Wir hatten ihn auch schon einmal mit in einem ruhigen Restaurant (mit Maulkorb), das funktionierte auch super.
Es ist viel Arbeit und viel Training nötig, aber ich würde ihn nie wieder her geben. Wahrscheinlich wird er nie ein Hund, der ohne Leine frei laufen kann, das ist natürlich schon schade. Aber ich arbeite viel mit ihm im Agility, fahre Fahrrad (das klappt super gut, obwohl er ansonsten Radfahrer lieber fressen würde....), gehe lange Runden an der Schleppi durch den Wald. Er hört wahnsinnig gut, will alles richtig machen - das Radfahrerproblem packen wir auch noch.
Ich kenne inzwischen viele Hunde aus Rumänien. Viele ohne irgendein Problem, manche hatten ein Päckchen dabei. Eine Hündin kam tagelang nicht aus ihrer Transportbox, andere lassen sich erstmal gar nicht anfassen und dann gibt es die vielen im Shelter geborenen Hunde, die noch nie etwas anderes gesehen haben, als ihren Käfig. Für sie ist, genau so war es bei unserem Ted, alles neu: Leine, eine Wiese, die Luft, der Wind und die Liebe eines Menschen. Darauf muss man gefasst und vorbereitet sein und sollte bereit sein, daran zu arbeiten.
Teddy ist unser zweiter Hund. Auch meine Hündin kam aus schlechter Haltung und brachte einiges an Problemen mit. Sie war bei mir in Urlaubsbetreuung und wollte nach den zwei Wochen partout nicht mehr zu ihrer vorherigen Besitzerin zurück. Ich habe erst danach mitbekommen, wie ihr vorheriges Leben abgelaufen ist. Auch sie war eine Seele von Hund und hat mir so unglaublich viel bedeutet, dass ich jahrelang nicht bereit war, wieder einen Hund im Haus zu haben.
Man braucht für diese Hunde vor allem viel Geduld und den Wille, an ihren Problemen zu arbeiten. Dann bekommt man aber so viel zurück und hat einen absolut einmaligen, zumeist sehr wesensstarken Hund.