Es ist tatsächlich nicht leicht, "Staff" und "Pit" zu unterscheiden, denn oft werden sie anhand ihres Phenotyps, also ihres äußerlichen Erscheinungsbildes, in einen Topf geworfen und dieser "Topf" heißt "Pit"!
In Wahrheit sind American Staffordshire Terrier und American Pitbull Terrier bis 1936 ein und die selbe Rasse gewesen und waren auf Basis des "Bull und Terrier" (eine wilde, ungeformte "Rasse" aus Bulldoggen und Terriern) entstanden und – zunächst in England, später in den USA – zum Kampf in "Pits" verwendet worden. Ab 1900 trennte man aber in Show Line (= American Staffordshire Terrier --> AmStaff) und Game Line (American Pitbull Terrier) . Quasi Schaulinie für Ausstellungen und Arbeitslinie – wie es auch bei Schäferhunden und Retrievern üblich ist. "Schäferhund" ist übrigens auch so ein recht undifferenzierter Sammelbegriff wie der pauschale Pitbull, denn da gibt es die Deutschen (DSH), Holländischen, Schweizer/Kanadischen, Belgischen etc. die alle aus den alten deutschen Hütehunden (siehe Harzer Fuchs ff) entstanden sind. Und ähnlich verhält es sich mit dem Begriff "Jagdhund" worunter viele Rassen fallen.
Zurück zum Phenotyp "Pitbull". Ab 1900 wurde die Rasse also gesplittet und sie haben sich von da an etwas unterschiedlich entwickelt. Der AmStaff ist breiter, größer, muskulöser, schwerer und hat den berühmten herzförmigen "Bollerkopp" mit den breiten Kiefern. Eigentlich das Bild, dass man aus den Medien mit dem Pitbull assoziiert!
Der Pitbull selbst ist eigentlich ein eher zierlicher, aber sehr agiler, wendiger, schneller, muskulöser Hund – durch und durch ein Athlet! Eigentlich hat er viel Ähnlichkeit mit meinem Labrador aus der Arbeitslinie! Einen echten, reinrassigen American Pitbull Terrier werden in Deutschland aber die allerwenigsten gesehen haben, die Verbreitung liegt bei etwa 5% unter den "Listenhunden"!
Die meisten hier anzutreffenden Hunde dieses Phenotyps dürften Staffordshire und ihre Mixe sein.
Neben dem American Staffordshire Terrier gibt es auch noch den (englischen) Staffordshire Bullterrier, der etwas zierlicher ist und nur etwa 40cm erreicht. In England beliebt als Nanny Dog.
Zu dieser Gruppe zählen auch der Bullterrier. Das sind die mit der "Bananennase" und die gibt es als Standard und als Miniature Variante (unter 35cm), wobei die Kleinen auf keiner Liste stehen.
Zuguter letzt gibt es noch die American Bullies in diversen Größen (Standard, XL...), die dem Pitbull entstammen, aber durch Einkreuzung von kräftigen Molossern deutlich vom Bild des Pitbulls abweichen und durch ihre Hulk-Statur eher träge, aber sehr kräftig sind – und wie man sagt sehr nett sind.
Genotypisch sind American Staffordshire Terrier (anerkannt vom FCI) und American Pitbull Terrier (nicht anerkannt vom FCI, aber vom amerikanischen UKC und ADBA) übrigens NICHT zu unterscheiden! Reicht man also eine Blutprobe im Labor ein, sind die Ergebnisse der Rasseuntersuchung absolut identisch! Nach knapp 90 Jahren getrennter Zucht liegen die beiden "Linien" genetisch also noch immer maximal dicht beisammen.
Ich hoffe, ich konnte mit der Verwirrung und Verwechslung etwas aufräumen. 😉